Beiträge von sushirolle

    Es war ein großer Schritt bis zu der Erkenntnis, dass ich Hilfe brauche. Besonders nach der Trennung von meinem Freund.
    Leider war das Ende der Beziehung nicht so, wie ich es erhofft habe, sondern nur noch mehr verstörender.


    Ich glaube das Schluss-Machen an sich war nicht so schlimm, eher wie er es gemacht hat.


    Jetzt war ich das erste mal in einem Beratungsgespräch für "sexualisierte Gewalt". Zuerst dachte ich, dass ich damit übertreibe, weil ich selbst dazu neige die Ereignisse in meiner Kindheit kleinzureden.
    Seitdem ich nun das erste Mal mit der Frau von der Beratungsstelle gesprochen habe, weiß ich aber, dass ich genau richtig bin und mir jetzt helfen lassen möchte.


    Sie spricht übrigens auch von Trauma, obwohl sie das natürlich nicht diagnostizieren kann, da sie ja keine Psychologin ist. Zumindest wird sie mich auf den Weg bis zu einem Termin beim Profi begleiten und darüber bin ich sehr froh, weil ich mich sehr wohl bei ihr fühle. Das schafft Klarheit über die eigene Person und über meine Umwelt.


    Und ja, das ganze zählt zu Kindesmisshandlung bzw. sexuelle Nötigung, eine Perspektive, die ich noch nie wahrhaben wollte und es ist seltsam sich das einzugestehen. Es ist ein schräges Gefühl zu wissen, dass man den eigenen Vater deswegen anzeigen könnte.


    Jetzt bin ich erst Mal auf das nächste Gespräch mit ihr gespannt.


    Und Dankeschön für den Drücker, den kriegst du natürlich zurück!


    War das einfach für dich einen Termin beim Psychologen zu bekommen? Oder ist das so schlimm mit dem Warten? Hilft es dir denn?


    Liebe Grüße

    hey Mary,


    nein, war auch alles nicht so gut.


    Dieses mal war aber nicht ich diejenige, die es beendet hat. Das gibt mir aber das Gefühl, dass man Bindungsangst wirklich überwinden kann, zumindest eine lange Zeit ohne dieses permanente Weglaufen und Fliehen eine Beziehung führen kann. Das war das Schöne an dieser Zeit.


    Habe mich jetzt aber in eine Beratungsstelle begeben, wohl eher wegen der Geschehnisse mit meinem Vater und werde jetzt gucken, ob man mir dort helfen kann.

    Heyhey Mary,


    ich denke am Wichtigsten ist es nicht mit Biegen und Brechen "geheilt" zu werden und zu hoffen, dass man irgendwann normal lieben und leben kann. Ich denke im Grunde reicht es schon aus zu wissen, dass man Beziehungsängste hat und sich selbst nichts vormacht.


    Für mich ist das Online-Dating viel zu viel Druck. Ich finde es sehr stressig mich mit Leuten auszutauschen, von denen ich weiß, dass sie Partner/Partnerinnen suchen. Das macht mir schon von vornherein Angst. Außerdem würde ich mir auch selbst immer sehr gestresst vorkommen, weil ich ja ebenso offensichtlich auf der Suche bin. Und man hat so riesige Erwartungen ... und wenn man sich dann in der Realität trifft, dann ist das so ein großes Gefühlschaos, dass bei mir bisher IMMER in "Weglaufen" oder sowas geendet hat. Sogar viel früher, als bei normal kennengelernten FreundInnen.


    Aber da ist auch vielleicht jeder anders. Mir hat das Wissen geholfen, dass mir reale Kommunikation besser tut, als virtuelle und bei dir ist es eben anders rum.


    Also ich weiß nicht, ob ich das richtig erkläre. Aber "langsam-Angehen" hat bei mir nichts damit zu tun, dass ich den/die Bekannte nur alle paar Wochen sehen kann und wir sozusagen dazu gezwungen sind unsere Bedürfnisse zurückzuschrauben. Ich kann mir sogar vorstellen, dass man bei einem Chat-Date diesen Leidensdruck noch viel, viel stärker hat. Jeder der beiden Anwesenden weiß ja, dass man sich in einem Online-Dating-Chat getroffen hat, deswegen steht schon gar nicht Mal die Frage im Raum, OB man überhaupt einen Partner möchte. Sondern es ist relativ sicher, dass man auf der Suche ist. Und man setzt sich damit selbst so unter Druck. Unbewusst möchte man es sich doch beweisen, dass das Date perfekt passt. Schlimmer ist es dann noch, wenn der Dating-Partner "normal" liebend ist und sozusagen versucht Nähe relativ schnell anfängt aufzubauen. Wahhh, das würde bei mir schlimm enden ...


    Mir tat es immer gut jemanden kennen zu lernen ohne jetzt darauf bedacht zu sein, dass wir beide zusammen passen müssen. Das entlastet ganz schön, man kann sich geben wie man möchte und kann den anderen ungezwungen näher kommen. Dabei redet man auch ganz viel! Und das machst du wahrscheinlich richtiger als ich! Ich bin nämlich auch eher der Mensch, der mit allen Menschen reden kann und das auch gerne tut. Sollte ich aber plötzlich mit jemanden zusammen sein, finde ich keine Worte mehr für meine "Gefühle". Das ist ganz seltsam. Wahrscheinlich lag es immer an der Tatsache, dass ich mich dann plötzlich nicht mehr öffnen wollte/konnte.


    Und jetzt fragst du dich bestimmt, ob ich nun mit meinem Freund auch nicht mehr rede? Doch, ganz viel sogar! Bisher hab ich mich noch nicht dabei erwischt, dass ich wieder einmal anfange Dinge für mich alleine zu regeln. Klar, größtenteils mache ich das schon, da ich ja hier alleine in meiner Studentenstadt bin und am Wochenende nur nach Hause fahre, aber wir können schon sehr gut über unsere Beziehung sprechen!


    Kennen tun wir uns schon seit der ersten Klasse. Wir waren beide zusammen in der Grundschule. Hatten da aber nicht sehr engen Kontakt. Erst seit dem Schulwechsel 2009 (also vor 6 Jahren), haben wir uns richtig kennen gelernt. Und ja, ich kann dich verstehen. Schräg ist es schon irgendwie! Eben weil wir viel miteinander zu tun hatten. Wahrscheinlich hört sich das für dich auch total unwirklich an, wenn man nach 6 Jahren plötzlich mit dem Besten Kumpel eine Beziehung eingeht. Aber ich hab in der letzten Zeit darüber nachgedacht und so plötzlich war das irgendwie auch wieder nicht.


    ;)


    Ich war eben immer mit Frauen beschäftigt. Hab mich auch selten um seine Gefühle gekümmert und ihn sicherlich ein paar Mal ganz übel verletzt. Mit 16-17 war ich eben nicht bereit mich Männern zu öffnen bzw. wollte ich das nicht. ABER ich habe es dann doch einmal versucht. Obwohl ich schon geoutet war, wollte ich es unbedingt wissen und bin eine Beziehung mit einem Kerl eingegangen. Das ganze war nicht lange, die Standart-4-Wochen sollten es sein. Ich habe auch kaum jemanden davon erzählt. Natürlich erfuhr mein (Noch-Nicht)Freund davon und jetzt weiß ich auch, warum ihm damals die Gesichtszüge so entglitten ... Das hat ihn wirklich, wirklich sehr verletzt. Das tut mir auch bis heute noch leid, auch wenn ich es wohl nicht mit Absicht gemacht habe.


    Ich weiß nicht, ob ich "brüderliche" Gefühle zu meinen ganzen Kumpels hatte. Ich wusste nur immer, dass ich mich in Männer nicht verlieben wollte! Attraktiv hab ich sie schon gefunden (fand das auch immer sehr seltsam) und öfter lachen, als wie mit den Frauen konnte ich auch mit ihnen (also das merke ich zur Zeit, wenn ich das ganze ein bisschen so reflektiere), aber für mich waren sie einfach immer tabu! Frauen riefen kein unangenehmes Gefühl in mir hervor und auf eine gewisse Weise macht das nämlich auch zufrieden!


    Als er damals mit seiner Freundin zusammengekommen war, war ich irgendwie erleichtert, aber auch sehr, sehr eifersüchtig. Ich schob es auf die Gefühlsebene, dass wir verdammt gute Freunde waren und ich ihn jetzt teilen musste. Aber froh war ich ja auch irgendwie, weil ich mir wieder einmal beweisen konnte, dass ich meinen (Noch-nicht)Freund zwar mochte, ABER nicht liebte.
    Ich glaube, das passiert, wenn man Mütter die ganze Zeit sagen hört "Oh, ihr seid so ein süßes Paar!". Das hat sie damals schon ein paar Mal aus Spaß gesagt. Und ich konnte eben nicht meinen Stolz überwinden. Ich war da immer sehr Anti! Man will ja selten dem Traum der eigenen Eltern entsprechen und so macht man genau das Gegenteil ...


    Letztendlich hatten wir ja während seiner Beziehungszeit kaum Kontakt. Und da ich sozusagen 2 Jahre Zeit hatte vieles aufzuarbeiten, mich optisch verändert hatte und mich auch als neuer Mensch fühlte, ging ich auch anders auf ihn zu. Irgendwie hatte ich nach der Aussprache mit meiner Mutter das Bedürfnis JETZT endlich das zu tun, was ich vielleicht schon vor ein paar Jahren hätte tun können.


    Ich war nicht mehr die burschikose Kumpeline, sondern durchaus eine Frau ;) Weißt du, der Punkt 0 in meinem Leben ... das war tatsächlich wie ein Neuanfang.


    Zusammengefasst: Ich hatte eine Strategie, wie ich Männer aus dem Weg gehen konnte und fühlte mich auch sehr wohl dabei.


    Aber letzt endlich findet man doch irgendwie zueinander! Nur Mut, nur Mut.


    Wie sieht es denn bei dir zur Zeit aus, Mary?


    GLG


    Hey Bianca,


    Nein, ich weiß es nicht so wirklich, was damals bei meinem Vater für eine Sicherung durchgebrannt ist. Vielleicht war er sehr eifersüchtig?!


    Aber ja, ich würde jetzt auch nicht von vornherein sagen, dass ich jetzt umgepolt wurde. Ich bereue keine meiner vorherigen Beziehungen. Manchmal gibt es auch Heteros, die sich plötzlich ins gleiche Geschlecht verlieben und evtl. war's bei mir genau anders herum. Ganz egal, was auch immer da jetzt auf mich zukommt, es ist schön. Klar, hoffe ich, dass mein Freund nicht irgendwann Zweifel bekommt, wie das jetzt bei mir so ist und ob er jetzt Angst haben muss, aber das kriegen wir dann auch noch hin.
    Natürlich sind da jetzt noch einige Leute etwas geschockt, immerhin kennen sie mich ja nur als 'Homo', aber komischerweise hört man meistens im gleichen Atemzug "Na endlich habt ihr's auch Mal begriffen, dass ihr zusammen gehört ..." und das macht irgendwie Mut.



    Und dann danke nochmal für das Kompliment für das Schreiben. Hätte nicht gedacht, dass ich damit jemanden so fesseln kann ;)
    Aber ja, ich mach das recht gerne, auch als Hobby. Selbst wenn dieser Eintrag nicht perfekt war, ich wollte einfach irgendwie Mal alles loswerden und es tut wirklich, wirklich gut. Auch bei der ganzen Resonanz, die man dann dadurch bekommt. Das stärkt einen!


    Eine schöne Woche noch!

    Zitat von mary12345

    hallo sushirolle,
    ich war echt erschüttert, als ich deinen bericht gelesen hab. und trotz dieser widrigen umstände hast du es geschafft, die angst vor nähe in den griff zubekommen? wie hast du denn das gemacht? meine kindheit war bei weitem nicht so schlimm, aber schön auch nicht grad. bei mir ist schon einiger mist passiert. ich habe meine ba noch nicht in den griff bekommen. würde mich freuen, wieder mal von dir zu lesen, ob deine beziehung auch in zukunft so gut klappt.
    wünsche dir und deinem freund alles gute.
    lg
    mary


    Hallo Mary,


    vielen lieben Dank für die netten Worte. So etwas tut immer gut!


    Ob ich meine Angst wirklich in den Griff bekommen habe? Nein, ich denke nicht. Aber sie rückt wohl immer mehr in den Hintergrund, zumindest dreht sich nicht mehr alles um meine BA. Ich kann beruhigt schlafen und zerbreche mir zur Zeit nicht mehr den Kopf darüber, wie ich meinen Freund wieder losbekomme. Was mir wohl am Meisten geholfen hat, ist die Tatsache, dass mein Freund und ich schon über Jahre hinweg davor befreundet waren. Wir hatten sozusagen alle Zeit der Welt uns gegenseitig kennen zu lernen. Jetzt, da es nun ernster ist, kann ich mir nicht mehr (wie sonst immer) einreden, dass er nicht zu mir passt, dass er mich einengt oder dass er mich verletzen/ausnutzen wird. Da hab ich jetzt Jahre zusammen mit ihm verbracht und jetzt plötzlich, da es 'mehr' als nur Freundschaft ist, werde ich sicherlich nicht irgendeine Dummheit machen. Es klingt vielleicht blöd, aber er weiß ECHT alles über mich und ich über ihn.
    Die Angst habe ich wohl nicht besiegt. Ich bin mir sogar ziemlich sicher, dass ich bei anderen Leuten genauso wie früher reagieren würde (also angenommen die Beziehung mit meinem Freund geht in die Brüche und ich würde wieder irgendwelche Dates haben).
    Aber es ist anders, ob dir ein Kerl die Hand auf die Schulter legt, den du erst seit 4 Wochen kennst oder jemand, den du sonst so gut wie jeden Tag gesehen hast. Und wenn du das Mal begriffen hast, dann erkennt man auch den Unterschied, wenn man am nächsten Morgen neben einem Typen wach wird, bei dem man plötzlich begreift, dass man ihn im Grunde überhaupt nicht kennt, oder neben einer Person, die gestern Abend noch mit dir irgendein idiotisches Kinderlied im Kanon gesungen hat.
    Ich muss sagen, es ist einfach eine gute Mischung aus Freundschaft und Liebe. Wenn wir zusammen unterwegs sind, dann müssen wir nicht irgendwelche Pärchenklischees erfüllen. Das ist eigentlich das Schönste dran. Klar man merkt schon, dass wir jetzt "anders" zueinander sind, aber ich glaube das macht uns als Paar nicht aus.


    Aber ich glaube das größte Lob gebührt meinem Freund, der vor wenigen Tagen (als er mich wieder einmal besuchen war) ein Foto von mir aus seinem Geldbeutel gefischt hat. Das Bild haben wir damals auf irgendeinem Festival mit Ü-Ei-Aufkleber verunstaltet und er hat das Bild doch tatsächlich seit 3 !! Jahren da drin und nicht rausgenommen. Ich glaube man kann die Bindungsangst nicht so einfach überwinden, aber man kann eine Person finden, die sich Zeit lässt und nicht immer gleich ein Nest bauen will. Er hat über 3 Jahre gewartet und mich nie zu was gedrängt. Das ist das Beste, was dir passieren kann ;)


    Ich weiß nicht, ob ich dir damit helfen kann.


    Noch eine schöne Woche,


    glg


    sushirolle