Beiträge von delah

    Eine Freundschaft, wo einer in den anderen verliebt ist und nie das kriegt, was er möchte? Und der andere findet diese Art von Distanz gerade angenehm und ist glücklich und zufrieden ... wie soll das etwas werden?

    hi gigola,


    ich finde auch, dass der BA Verantwortung trägt - habe ich ja auch geschrieben. Ich selbst habe aktuell ein verletzende Sache mit einem BA hinter mir und lecke mir gerade die Wunden. Ich bin auch wütend, dass er das alles mit mir gemacht hat, und das OBWOHL ich ihm gesagt habe, dass es mich verletzt.


    Aber wenn der andere seine Verantwortung nicht übernehmen will oder kann, dann kann man nur noch für sich selbst sorgen. Das sollte man eh immer tun, man kann nicht darauf setzen, dass der andere sich angemessen verhält.


    In meiner Jugend habe ich auch einige sehr verletzt mit meinem Verhalten. Ich habe bis heute ein schlechtes Gewissen deswegen und mir ist auch recht schnell klar geworden, was bei mir abläuft und dass ich das nicht mehr tun kann. Aber man muss das erst einmal begreifen und dagegen ankönnen. Das ist nicht so leicht. Man ist auch so sehr mit sich selbst beschäftigt, dass man den anderen nicht so sieht. Außerdem habe ich die anderen immer für übermächtig gehalten, hätte nicht gedacht, dass die auch leiden können. Ich dachte, ich bin es immer, die leidet.

    Ich komme noch mal auf meine Ausgangsfrage "BA nicht gleich BA" zurück. Mir ist gerade ein Bild eingefallen und dadurch ist mir klarer geworden, was ich meine.


    BA ist für mich ein Symptom einer ganzheitlichen Störung (oder wie auch immer man das nennen möchte, bitte nicht daran aufhängen). Aber eben nur EIN SYMPTOM, das man nicht isoliert betrachten darf. So wie Fieber nur ein Symptom bei vielen Erkrankungen ist, oder Kopfschmerzen oder Müdigkeit. Das hat einige Konsequenzen:


    1. Fiebersenkung hilft nur in wenigen Fällen, ist oft sogar schädlich (Fieber hat eine Funktion, hilft der Abwehr, stellt den Körper ruhig)
    2. Hat man dennoch das Fieber erfolgreich gesenkt bringt das manchmal etwas (man ist wieder einsatzfähig), oft aber nichts, weil man noch andere Symptome wie Übelkeit, Schwäche, Entzündungen etc hat
    3. Es gibt leichte Fiebererkrankungen, da muss man nur etwas Geduld und eine gesundheitsförderliches Umfeld haben, dann heilen sie von "allein". Aber es gibt auch Erkrankungen, die unheilbar sind (aktuell Ebola), an denen man verzweifelt, wenn man glaubt, sie besiegen zu können.


    Jetzt weiß ich auch, was mich an dem Buch "Jein" so stört (habe es aber nicht einmal gelesen!). Niemand würde ernsthaft ein Medizinbuch zum Thema "Fieber" oder "Kopfschmerzen" oder "Müdigkeit" schreiben. Es sei denn, um darin ausdrücklich darauf hinzuweisen, dass das nur häufig vorkommende Symptome sind, die die unterschiedlichsten Ursachen haben können und dass es teilweise Jahre dauert, bis man der ursächlichen Erkrankung auf die Spur gekommen ist.


    ich hoffe, jetzt ist es klarer, was ich meine, ich bin da auch mitten drin im Denken,


    delah

    Zitat von Roca

    Aber einfach zu sagen derjenige sei eben verletzbarer als andere und das müsse man so akzeptieren und nicht "beanstanden" öffnet einer destruktiven Beziehung Tür und Tor. Dann hat dieser Mensch nämlich die Oberhand, weil er sich das Recht herausnehmen kann zum Selbstschutz anderen gegenüber verletzend zu sein und sich darauf zu berufen er könne halt nicht anders. Das ist kein guter Ausgangspunkt für eine Beziehung.


    Ich meinte nicht, dass der andere verletzbarer ist und man daher eine Schieflage in der Beziehung hinnehmen muss. Sondern dass der andere verletzbarer ist und damit seine Angst begründet ist. Für die Beziehung bedeutet es m.E. letztendlich, dass sie nicht zustanden kommen kann/sollte. Dafür sind beide verantwortlich. Man hat nicht das Recht, jemanden zu verletzen und/oder auszunutzen, nur weil man selbst nicht klar kommt, man hat aber das Recht, sich nicht öffnen zu wollen. Und der Partner sollte für sich selbst sorgen und sich einen beziehungsfähigen Partner suchen, vielleicht sogar verstehen, dass es für den BA in diesem Augenblick das beste ist und darauf Rücksicht nehmen.


    Das ist vermutlich, was nicht gesehen wird. Ein BA ist auch oft (nicht immer vermute ich) beziehungsunfähig. Selbst wenn man die Angst weg bekommt, bleibt die Beziehungsunfähigkeit. Alles wird auf die Angst geschoben, aber die ist nur ein Teil vom Ganzen. Das ist m.E. eine gefährliche Fixierung. Daher auch meine Frage zu den Unterschieden zwischen BAs. Bei einigen mag die Angst eher unbegründet sein und das Hauptsymptom sein, bei andere steckt eine ausgewachsene PS dahinter.


    delah

    Zitat von Leuchtfeuer

    Und... wenn man selber betroffen ist, ist es eben wohl auch fast ein Ding der Unmöglichkeit, sein eigenes Verhalten zu steuern, weil man es eben selber nicht greifen kann.


    Nein, das stimmt nicht. Ich komme mit meiner BA inzwischen gut klar, glaube, dass sie nur noch schwach ausgeprägt ist. Sobald mir etwas bewusst wird, kann ich vorankommen. Ich hatte/habe auch andere Ängste, auch die habe ich im Laufe meines Lebens recht gut in den Griff bekommen. Ob die Erklärungen einfach sind oder nicht, ist doch egal. Patenzrezepte suche ich gerade nicht, jeder Mensch ist anders, darum geht es mir hier ja, jeder muss seine Situation verstehen und herausfinden, was er will und kann.


    Für den Partner sind die Einflussmöglichkeiten natürlich geringer. Für den ist es erst einmal notwendig einschätzen zu könne, ob sich Geduld lohnt oder nicht. Ich bin gerade auch der Partner bzw. war es und rechne mir keine Chancen aus. Aber für die Einschätzung habe ich auch lange auf ihn geschaut und versucht zu verstehen, in was für einer Situation er sich befindet.

    Ich freue mich über die vielen Inputs, bin aber noch viel verwirrter als vorher.


    Mir ging es schon immer so, dass mir Bezeichnungen wie PS oder Dysfunktion oder irgendwelche Diagnosen nichts bringen, weil ich nicht das Gefühl habe, dadurch mehr zu verstehen. Oft ist das alles rein deskriptiv, eher eine Symptomsammlung oder Cluster irgendwelcher statistischer Verfahren, die Prozesse und Zusammenhänge kann ich aber nicht greifen.


    Für mich wäre wichtig, inwieweit eine BA nur ein Teil einer größeren Symptomatik ist und daher in ein stabiles Geflecht eingebunden ist, das man nicht an einer Stelle lösen kann. Was außer der Angst müsste man noch ändern, um in einen anderen stabilen Zustand zu kommen? PS würde ich als solche umfassenden, stabilen Gefüge bezeichnen, aus denen man kaum rauskommen kann. Isolierte BA aufgrund einer schlechten Vorerfahrung sollte hingegen doch zu überwinden sein. Vielleicht landen da die Partner nur nich so häufig in Foren? vielleicht kommt daher der Eindruck ein allgemein schlechten Prognose.


    Eine andere Frage ist für mich, inwieweit BAs nicht für sich schon die ideale Lösung gefunden haben, auch wenn sie global gesehen nicht optimal ist. Ist es wirklich gut, sie da herauszureißen oder kann es dadurch eigentlich nur schlimmer werden? Hier finde ich allerdings auch wichtig, inwieweit der BA mit diesem Lebensstil andere verletzt oder ausnutzt.


    Und ich finde es nach wie vor wichtig zu wissen, wovor der BA vorwiegend Angst hat. Wenn jemand Angst davor hat, sich anpassen zu müssen, seine eigenen Ansichten, Bedürfnisse, Wahrnehmungen aufgeben zu müssen, dann ist das m.E. etwas anderes als wenn man Angst vor Gewalt hat oder Angst davor "entlarvt" zu werden (wenn der andere mich näher kennenlernt, wird er merken, dass ich gar nicht so toll bin, wie ich tue). Sicherlich gibt es da noch einige andere wunde Punkte. Ich selbst habe z.B. Angst davor, jemanden anders zu "gehören", ihm verpflichtet zu sein, nicht weggehen zu dürfen, weil das "Verrat" ist. Wenn man seine Ängste überwinden will, muss man sich ihrer bewusst sein. Das heißt nicht einfach nur diffus wahrzunehmen, dass man Angst hat (ich weiß, das ist für viele schon ein Fortschritt), sondern sich wirklich darüber im Klaren zu sein, wie das "Katastrophenszenario" für einen persönlich aussieht. Dann - und erst dann! - kann man es mit der Realität abgleichen und dann kann man auch besser aufpassen, dass solch eine Situation nicht eintritt.

    Hi gigola,


    im Prinzip hast du Recht, nur liegt das, was du beschreibst bei mir schon länger zurück. Inzwischen habe ich gelernt, die Angst wahrzunehmen und zu ignorieren, bis sie verschwindet. Ich habe eine bessere Menschenkenntnis. Und ich habe gelernt, aus Beziehungen auszusteigen, wenn ich schlecht behandelt werde und in die Abhängigkeit abzugleiten drohe. Von daher bin ich nicht wirklich geheilt, aber ich komme zurecht und kann Beziehungen eingehen.


    Meine Frage war auch eher prinzipiell gemeint, nicht auf mich gemünzt. Wenn, dann eher auf meinen BA. Ich habe eine ganze Weile gedacht "vertrau mir doch, es ist doch alles okay.". Aber inzwischen sehe ich, dass ich tatsächlich eine reale Gefahr für ihn bin und dass ich das - egal wie ich mich bemühen würde - nicht weg bekäme. Er müsste sich ändern. Er müsste lernen, sich so anzunehmen wie er ist, Schmerz auszuhalten, Abhängigkeit zu ertragen. Solange er das nicht kann, ist es für ihn richtig, keine näheren Beziehungen einzugehen.


    Ich merke hier, dass viele das nicht so sehen. Vielleicht kann man das nur, wenn man selbst auch BA ist. Wenn man diese Welt kennt, wenn man in ihr gelebt hat/lebt.


    delah

    Hi jojo,


    vielen Dank für deine Mantras :) .


    Einige beruhigen mich tatsächlich, andere bringen eher Schmerz nach oben, das ist ganz seltsam. Jetzt kann ich mal überlegen, warum das so ist.


    Am schlimmsten wirkt bei mir "ich kann diesen Menschen auch lieben/ mögen , ohne eine Beziehunhg mit ihm zu haben.". Denn das geht momentan wirklich überhaupt nicht, obwohl er das gern möchte. Wenn ich das tun würde, wäre er zufrieden, würde bekommen, was er sich wünscht und ich würde leiden, würde nicht bekommen, was ich mir wünsche, die Sehnsucht würde immer am Leben gehalten werden. Das bestärkt mich darin, dass der komplette Kontaktabbruch für mich notwendig war.


    "Ich kann ihm seine Ängste nicht nehmen." wirkt bei mir am beruhigensten. Das ist, was ich gerade akzeptiert habe und was ich inzwischen kaum mehr anzweifle. Und die Ängste machen eine Beziehung vollkommen unmöglich. Sich sicher zu sein, dass es keine Chance gibt, hllft mir gerade sehr.


    delah

    Zitat von gigola


    Warum denkst Du denn, dass Du nicht auf Dich aufpassen kannst?


    Ich tendiere zur Abhängigkeit in Beziehungen. Ich habe Angst und wehre den anderen ab, aber ab einem bestimmten Punkt kippe ich und bin dem anderen dann hoffnungslos ausgeliefert. Ich kann nicht gehen, ich leide (wenn der andere sich verletztend verhält), kann aber nicht weg. Viele lassen sich auf diese Weise ihr Leben lang malträtieren, bleiben bei abwertenden, kaltherzigen, teilweise brutalen Partnern.


    Inzwischen habe ich es aber ganz gut gelernt. Bei meinem jetzigen BA drohte mir wieder diese Abhängigkeit. Er ist übermächtig, kontrolliert, stark, unabhängig. Ich habe es aber geschafft, die Sache recht frühzeitig zu beenden.

    Zitat von Roca

    Ich denke für Beziehungen gilt das genauso, die wirkliche Bedrohung und die eigene Hilflosigkeit wird scheinbar oft höher eingeschätzt und andere Handlungsmöglichkeiten als radikale Schutzversuche (durch Wegstoßen, abwerten, untertauchen) nicht als einsatzfähige Alternative angenommen.


    Traumatisierte Menschen sind viel verletzbarer als gesunde. Was für einen gesunden Menschen keine Verletzung ist, kann von einem traumatisierten als sehr schlimm erlebt werden. Es gibt da keine Objektivität, daher finde ich es schwierig zu meinen, eine Bedrohung werde überschätzt. Das mag mit einfließen, aber Menschen sind grundsätzlich sehr unterschiedlich verletztbar. Das muss einem immer bewusst sein. Im Bild des Straßenverkehrs sind BÄs dann vielleicht Fahrradfahrer, während die anderen mit auf Sicherheit getrimmten BMWs rumkurven :).


    Im zweiten Punkt stimme ich dir aber zu. Wegstoßen und abwerten sind nicht die besten Handlungen (wenn man aber nur die zur Verfügung hat, dann sind sie noch besser als gar nichts!). Wichtig ist es zu lernen, was man alternativ tun kann, wie man kommunizieren, sich wehren, Konflikte lösen kann. Und wie man mit den Gefühlen umgeht, dem Schmerz, der Schwäche, der Macht, die der andere über einen hat. Diese Gefühle sind real und sie bringen real das Leben durcheinander.


    Für meinen BA ist Kontrolle und Überlegenheit der Königsweg. Bloß nie abhängig werden, den anderen immer unter Kontrolle halten, nie so viel Gefühl zulassen, dass man die Kontrolle verlieren könnte. Ich kann es ihm nicht einmal verübeln, ich verstehe, wie wichtig das für ihn ist. Und: Könnte ich ihm zusichern, dass ich ihn nie ernsthaft verletze? Ich muss ehrlich sagen, dass ich das nicht könnte. Ich kann ihm versprechen, dass ich es immer versuche. Aber ich kann nicht garantieren, dass ich ihn immer lieben werden, ich kann nicht garantieren, dass ich ihn immer toll finden werde. Und ich glaube, wenn er sich mir anvertraut und das dann irgendwann passieren würde, wäre es eine Retraumatisierung für ihn. Ich kann gar nicht auf ihn aufpassen, so sehr ich es auch wünsche und tun möchte. Er kann nur selbst auf sich aufpassen. Und solange er das nicht kann, muss ich die Finger von ihm lassen, ihn nicht verleiten, sich fallen zu lassen. Ich muss zugeben, dass er eigentlich recht hat.

    Zitat von Babsi

    Ich würde gerne mal eure Meinung dazu hören :
    Habt ihr es auch schon erlebt das ihr Jemandem in die Augen schaut und seht darin Schmerz und Trauer - und fühlt euch davon angezogen und verstanden ?
    Ist das vielleicht der Grund warum die meisten hier immer wieder an jemand mit BA geraten , weil man einfach spürt das der gegenüber ähnliches erlebt hat ?
    Und das einem irgendwann "normale" langweilig und Oberflächlich erscheinen ?


    Exakt :-D.


    Obwohl ich nur einen BA "habe". Aber an ihm sind es eindeutig die Augen. Er ist immer am Kämpfen, immer am Suchen. Gesunde Menschen schlafen irgendwann ein, gehen ihren täglichen Routinen nach, sind halbtot für mich. Aber er ist wach, anwesend und sehnsüchtig. Und natürlich ist er mir auch ähnlich mit all seinem Ballast. Man passt zueinander, wird aber nie miteinander können.

    Zitat von gigola

    Aber, wenn Du jemanden schon gut kennst und einschätzen kannst, der Dich weder unterdrücken oder sonstwie traumatisieren will, der keine gravierende Persönlichkeitsstörung hat oä, dann ist es doch schade, wenn man dann nicht den Versuch wagen kann, sich darauf einzulassen und vielleicht großes Glück zu erleben. Findest Du nicht?


    Nein, ehrlich gesagt, genau das finde ich nicht. Ich habe viel Jahre damit zugebracht, zu versuchen das zu lernen. Wie kann ich unterscheiden zwischen Menschen, denen ich vertrauen und nicht vertrauen kann? Aber ich glaube inzwischen, dass das zu keiner Lösung führt. Denn man kann seine Menschenkenntnis zwar verbessern, aber dafür braucht man erstens viele Jahre und zweitens kommt es selbst dann noch zu Fehleinschätzungen. Sicher ist man erst, wenn man weiß: Egal an was für einen Menschen ich gerate, ich werde mich notfalls wehren können und halbwegs unbeschadet da rausgehen. Ich will nicht in eine Beziehung gehen, wo ich davon abhängig bin, dass der andere mich schon gut behandeln wird. Aber wenn ich weiß, ich kann auf mich aufpassen, dann brauche ich vor niemanden Angst zu haben.

    Hallo Leuchtfeuer,


    ja, es ist schwer festzustellen, beim Gegenüber und bei sich selbst. Aber allein schon das Wissen, dass es unterschiedliche Arten von BA gibt bewahrt einen davor, in irgendwelche Fallen zu tappen und falsche voreilige Schlüsse zu ziehen. Oft schließt man von anderen Fällen auf seinen eigenen. Ein BA ist so und so. Ein BA reagiert so und so. Ich habe z.B. oft die BA-Rolle gehabt, aber selbst ich habe ganz unterschiedlich empfunden. Mal habe ich die Angst gar nicht wahrgenommen, mal war mir der andere tatsächlich irgendwann gleichgültig, mal habe ich Ekel empfunden, mal hatte ich regelrecht Panikattacken und habe ständig an den anderen gedacht. Das Spektrum ist einfach so groß und ich lese hier oft, dass jemand schreibt "jetzt weiß ich, dass er/sie BA hat, jetzt weiß ich endlich, was mit ihm/ihr los ist".


    Für mich in der Partnerrolle ist es extrem wichtig zu wissen, was in dem anderen vorgeht. Wovor er Angst hat, ob er sich Nähe wünscht oder nicht, welche Rolle Machtkämpfe spielen, ob Augenhöhe möglich ist etc. Einfach um zu wissen, ob es eine Möglichkeit der Annäherung gibt und wenn ja, wie die aussehen könnte.


    Und man kann schon einges am Partner erkennen. Hat er weitere Ängste? Ist er narzisstisch? Ist die Beziehung asymmetrisch etc. Alles Punkte, die ich wichtig finde, die aber neben der BA irgendwie "verschwinden".


    delah

    Hallo,


    ich bin meiner Meinung nach ein Switcher (BA und auch BA-Betroffener). Ich lese schon eine Weile zum Thema Bindungsangst und was mir auffällt ist, dass grundsätzlich zwischen den Zeilen oder explizit da steht, dass die Angst unbegründet sei. Als Kind hatte man schlechte Bindungserfahrungen und daher reagiert man jetzt - in einer nicht mehr gefährlichen Situation - mit BA.


    Aber:


    1. Die schlechte Bindungserfahrung zu den Eltern ist eine wesentliche Erfahrung und lässt einen erahnen, wie die Menschen in der Welt so drauf sind. Die Eltern haben ja auch eine Beziehung zu Partnern.


    2. BA entsteht nicht nur in Kind-Eltern-Beziehungen, sondern auch aus früheren Beziehungen zu erwachsenen Partnern.


    3. Beziehungen können real sehr gefährlich sein, insbesondere für Menschen, die sich nicht gut wehren können und ein geringes Selbstwertgefühl haben. Es bringen sich Menschen um aus Liebeskummer oder weil sie in schrecklichen Beziehungen drinstecken. Beziehungen können Menschen traumatisieren, sie arbeitsunfähig oder zumindest weniger leistungsfähig machen. Alles reale Gefahren.


    Für mich hat das Konsequenzen für die Therepie. Ich finde es nicht richtig, einem BA die Angst nehmen zu wollen, im Sinne einer klassischen Angsttherapie, systematische Desensibilisierung u.ä. Ich fände es eher wichtig, dem BA Werkzeuge in die Hand zu geben, wie er sich in einer für ihn gefährlichen Beziehung verhalten kann. Wie bleibe ich auf Augenhöhe? Wie kann ich meine Bedürfnisse gleichwertig durchsetzen? Wie kann ich eine Beziehung beenden, die mir nicht gut tut? Wie kann ich unangemessene Forderungen zurückweisen? Wie kann ich mich gegen Manipulation, Unterdrückung, Missbrauch wehren? Wie kann ich Gefühle leben, ohne mich schwach machen zu lassen? Wie kann ich mit Trauer, Schmerz, Demütigung, Abhängigkeit, Kontrollverlust umgehen?


    Ich finde diese Heile-Welt-Sicht auf Beziehungen ("Öffne dich, hab Vertrauen und alles wird gut.") eher gefährlich.


    delah

    Hallo,


    ich lese hier schon eine Weile mit und mir ist aufgefallen, dass eigenlich nie genauer differenziert wird, was man für ein BA ist oder was man für eine BA vor sich hat.


    Ich finde das etwas irritierend, weil BAs meiner Meinung sehr unterschiedlich sind. Ich kenne die Einteitung aus Jein (die ängstlich-vermeidende Bindung vs. die gleichgültig-vermeidende Bindung) und ich würde intuitiv sagen, es ist wichtig wovor man in einer Beziehung Angst hat (seine Bedürfnisse nicht durchsetzen könnten, verletzt werden, verlassen werden, ...). Dann ist noch die Frage, wie tief das Verhalten in der Persönlichkeit verankert ist (Persönlichkeitsstörung oder nicht) und ob es mit anderen Problemen zusammenhängt (Borderline, Narzissmus etc.).


    Ich selbst halte mich für einen Switcher, ich bin mal BA, mal BA-Betroffener. ich halte es für sehr wichtig, genauer zu wissen, was mit dem anderen los ist. Dann kann man besser mit ihm umgehen und kann besser einschätzen, wann es Sinn macht zu kämpfen, wann man ausgenutzt wird und wann es richtig gefährlich wird.


    hat sich jemand darüber schon informiert/Gedanken gemacht?


    delah

    Hallo,


    ich habe gerade ein ..., tja, ... undefiniertes, Weder-Noch-, keine Ahnung-Verhältnis zu einem - meiner Meinung nach - BA in einem recht frühen Stadium beendet. Ich zweifle es verstandesmäßig in keiner Weise an, es hat mich völlig eingenommen, es hat sehr geschmerzt, ich habe ihm viel Freiraum gelassen, kaum etwas gefordert, nicht geklammert, und ich bin überzeugt, dass es keine Hoffnung auf Besserung gibt. Aber das Herz zieht leider noch nicht ganz mit, oft jedenfalls nicht. Die Sehnsucht kommt und dann sehe ich nur das Gute und seine Zerbrechlichkeit, seine Unsicherheit, selbst Dinge, die es nie gegeben hat.


    Ich versuche mir eine Reihe von Routinen anzueigenen, um diese Zeit weniger wankelmütig durchzustehen. Vielleicht habt ihr auch noch irgendwelche Tricks in der Hinterhand? Ich zähle mal meine auf:


    1. Die Vergangenheit realistisch sehen. Ich versuche, gezielt das negative zu erinnern und damit meine rosa Brille auszugleichen. Wie kühl und distanziert er war, wie ich mich gefühlt habe, wenn er seine Auszeiten genommen/nicht geantwortet hat. Dass ihn meine Bedürfnisse überhaupt nicht interessiert haben.


    2. Sich vorstellen wie es werden würde und das mit meinen Wünschen abgleichen. Ich sehne mich nach Nähe, Zärtlichkeit. Dass könnte er mir nie geben, selbst wenn wir ein Paar wären. Selbst kleine freundliche Gesten und Gesten der Zuneigung gibt es nur in "Eroberungsphasen". Ich müsste ihm ständig drohen, die Beziehung zu beenden, ihn immer in der Eroberungsphase halten und das würde ich nicht wollen. Ich möchte mich fallen lassen und ich selbst sein können in einer Beziehung.


    3. Sich vorstellen, wie er auf meine Sehnsucht reagieren würde. Mit Triumph, mit Ekel. Er würde mich als schwach ansehen und jedes Interesse an mir verlieren.


    4. Sich um andere Lebensinhalte kümmern. Andere Ziele, Menschen, Interessen.


    Immer wieder schleicht sich leider die Hoffnung auf Neuanfang ein. Warum sollte er z.B. nicht das Interesse an mir verlieren? Das wäre doch toll! Dann wäre die Gefahr geringer, dass er mich wieder einzufangen versucht geringer. Oder ich rede mir ein, ich sollte es auf ein zufälliges Treffen ankommen lassen, damit ich sehe, wie desinteressiert er an mir ist. Eigentlich hoffe ich aber darauf, dass er mir zu Füßen fällt und gelobt, sich zu ändern :bomb: .


    Ich will aber auch nicht kalt und verbittert werden. Ich glaube nicht, dass ich der emotional Schwächere bin, wie ich so oft lese. Ich bin ein Switcher, ich kann auch der BA sein in einer Beziehung. Aber das möchte ich nicht. Ich sehe die Rolle des "Schwachen" eigentlich als den Schritt auf dem Weg zur Heilung. BA, dann abhängiger Partner, dann abhängiger Partner, der auf sich selbst achten und es beenden kann, wenn es nicht mehr gut ist.


    Das Gute und Schlechte ist, dass ich durch ihn wieder etwas zum BA geworden bin. Die letzten Wochen hatte ich immer Angst, wenn ich ihn getroffen habe. Ich hatte wieder dieses "das macht doch alles keinen Sinn"-Gefühl und die "Liebe ich ihn wirklich?"-Gedanken. Aber da ich mir meiner BA schon lange bewusst bin, kann ich das locker ignorieren, die Angst wahrnehmen und weiß, die Wärmegefühle kehren schnell zurück, wenn sie denn mal weg sind. Gut an dem BA-Rückfall ist, dass mir das Loslassen leichter fällt, schlecht daran ist, dass es - für mich - wieder ein Rückfall auf der Skala der Beziehungsunfähigkeit ist.


    Wäre jedenfalls schön, wenn es hier noch andere gibt, die auch in der Losreiß-Phase sind! Mir kann man gern immer auf die Finger klopfen, wenn ich mit Seelenverwandtschaft oder "Nein, es ist keine Abhängigkeit, es ist wirklich Liebe" anfange.


    delah