Zitat von GriseldaHallo greeny, ich finde das ein spannendes Thema...
Hallo Griselda, das freut mich.
ZitatStattdessen vermittelst du ihr, dass es dir etwas bedeutet sie zu sehen. Keiner von euch ist hier wirklich ehrlich...
Hm, hilf mir mal bitte auf die Sprünge, was an meiner Kommunikation da unehrlich ist. Es bedeutet mir ja etwas, sie zu sehen, und deswegen sage ich zu, unabhängig davon, ob ich noch essen will oder schon gegessen habe. Ich gebe auch nicht vor, noch etwas essen zu wollen, sondern sage ja offen, dass ich schon gegessen habe. Ich würde denken, ich kommuniziere damit meine Situation und Motivation so, wie sie ist. Aber vielleicht übersehe ich da was, das wäre dann wirklich gut zu wissen.
ZitatZu deinem ersten Beispiel habe ich folgende Gedanken: Die Antwort der Person kommt mir so vor, als ob sie zwar gern deine Gesellschaft hätte, jedoch keine Zuneigungsbekundung möchte. Der Person geht es darum, nur nicht allein zu essen, dir geht es jedoch darum, diese Persone zu sehen. Das sind zwei unterschiedliche Motive für das Treffen.
Nein, die Motivation der anderen Person ist hier doch eine andere. In dem ersten Beispiel ging es um meine enge Freundin, von der ich hier erzählt habe, in dem zweiten Beispiel um meinen anderen BA-Kumpel. Das erste Beispiel spielt sich bei ihr nicht nur mit mir, sondern allen gegenüber so ab, auch nicht nur beim Essengehen, sondern immer dann, wenn sie denkt, dass jemand etwas nur ihr zuliebe macht. Da wird sie misstrauisch, weil ihr Zuneigung ohne Hintergedanken fremd ist. Als es ihr nach einer Trennung einmal hundeelend ging, wollte ihre Mutter (eine halbe Stunde entfernt) nach ihr schauen, was sie abgelehnt hat, weil sie dachte, ihre Mutter müsse sich vorrangig um ihre Geschwister kümmern und da sei ihr Problem nur eine Belastung. Das geht sogar schon los, wenn sie nur jemand mit dem Auto eine Strecke mitnehmen will oder ihr kurz Geld leiht, einfach nur den kleinsten Gefallen tut. Da hat sie scheinbar nicht das Gefühl, das allein ihretwegen wert zu sein, sondern fühlt sich dann verpflichtet und unter Druck. Klassische BA.
Es kommt bei ihr auch vor, dass man schon eine Weile in der Bar sitzt, schon gegessen und getrunken hat, und sie sich dann nochmal eine Kleinigkeit bestellen würde, aber erst mehrfach nachfragt, ob die anderen nicht eigentlich schon bald nach Hause wollten, damit auch ja niemand wegen ihr länger bleibt und sie sich dann als "Last" fühlen muss. Wenn man dann eh schon mal da ist und versichert, noch Zeit zu haben und bleiben zu wollen, kann sie anscheinend eher glauben, dass man sich dadurch nicht belastet fühlt. Dann bestellt sie auch und freut sich. Aber dass jemand extra wegen ihr irgendwohin kommt, obwohl er nichts essen will, kann sie sich nicht vorstellen. Insofern gebe ich dir Recht, dass dahinter eine Abwehr einer Zuneigungsbekundung steckt. Damit auch eine Schieflage, bei der ich normalerweise zu der Erkenntnis kommen würde, dass es da einfach zwischen mir und ihr nicht passt. Hier weiß ich aber, dass sie sich allen gegenüber so verhält und immer Angst hat, zur Last zu fallen und etwas zurückgeben zu müssen. Muss ich sicher nicht weiter vertiefen, dieses BA-Muster ist ja hinlänglich bekannt und beschrieben. Einer hat beim Zusammensein dann sogar schon mal gesagt "Na dann bestell ich mir eben auch was", damit sie sich traut und die Leute dann ihrem Empfinden nach nicht nur ihretwegen noch bleiben. Oder ein anderer hat erst vor Ort gesagt, dass er eigentlich gar nichts essen will, damit das Treffen überhaupt erstmal zustande kommt. Insofern will sie das Kumpelhafte in solchen Situationen generell, eben als Ausdruck ihrer BA, um keine Nähe in Form von Verpflichtungen und Erwartungen entstehen zu lassen. Selbst in Freundschaften, die hinsichtlich der Intimität bei vielen Gesprächen sehr weit über das Kumpelhafte hinausgehen.
ZitatDie Lösung sehe ich deshalb nicht darin, darüber nachzudenken, wie man reagiert, sondern heruaszufinden, wofür diese Kommunikation ein Zeichen ist...
Ja, es ist für mich auch ein klares Zeichen für etwas, für die BA. Über die Reaktion denke ich nach, weil das dahinterstehende Gefühl, ich/die anderen würden nur ihr zuliebe kommen und das dann im Gegenzug auch erwarten, eben unausgesprochen bleibt. Mit ihrer Reaktion versuchen ihre Gegenüber dann klarzumachen, dass dieses Gefühl unbegründet ist, weil sie sich nicht verpflichtet fühlen, sondern gerne kommen bzw. bleiben. Aber sobald sie dann mauert und nicht darauf eingeht, vielleicht sogar verneint, dass derartige Gefühle eine Rolle spielen, kommt es eben zu dem absurden Ergebnis, dass sie mit Hunger zuhause bleibt (und sich ohne Gesellschaft dann auch mal einen Tag ohne richtiges Essen rumschlägt) und die anderen zuhause sitzen, obwohl sie sich ehrlich gerne getroffen hätten. Das ist dann kein Ärger, der da bei mir entsteht, sondern eher Ratlosigkeit, weil es das Leben so unnötig schwer macht.
Und das trifft eben neben diesem Beispiel auch auf alle anderen vergleichbaren Situationen mit ihr oder anderen BÄlern zu, weil man als derjenige, der das dahinterstehende, aber unausgesprochen bleibende Gefühl erkannt hat, auf dieses ja nicht eingehen bzw. es entkräften kann, solange es hinter dieser widersprüchlichen Kommunikation versteckt wird. Man weiß, da ist was, dringt aber nicht durch.
Bei meinem Vater war das z.B. öfter so, dass meine Mutter und ich für den nächsten Tag eine Unternehmung vorschlugen und er dann ausweichend antwortete, entweder das schlecht angekündigte Wetter nannte oder sagte, dass dies oder jenes beim letzten Mal doch schon doof gewesen sei, obwohl er damals begeistert geschwärmt hatte. Gründe eben, die offensichtlich vorgeschoben waren. Wenn man ihn dann darauf hinwies, dass er es beim letzten Mal doch so toll fand, und was denn wirklich dagegen spreche, kam dann: "ach Mensch, ich will das einfach spontan sehen und nicht auch noch in meiner Freizeit alles planen." Was für uns vollkommen verständlich und kein Problem war, wir sagten ihm, das hätte er gleich so erklären können, weil wir es doch verstehen. Solche Muster meine ich, wo die unlogische Kommunikation den Blick versperrt und es unnötig kompliziert macht.