Beiträge von SunFlower

    Ich habe mal die Leseprobe der "Generation Beziehungsunfähig" gelesen. Im Vorwort steht, dass Nast sich nicht als Ratgeberautor sondern als Geschichtenerzähler versteht, das ist natürlich ganz anders als S. Stahl ihre Rolle sieht. Trotzdem war es mir unsympathisch, weil das Vorwort ansonsten im Wesentlichen darin besteht, dass einer seiner Texte es in ein französisches Schulbuch für den Deutschunterricht geschafft hat, und dass ihm Leser geschrieben haben, wie sehr seine Geschichten ihr Leben verändert haben...
    Ich denke Nast kann man wahrscheinlich so zur Unterhaltung lesen, und mehr will er vielleicht auch nicht.

    Reni, Dein Bericht passt zu meinem Eindruck von ihm. Ich hab mal ein halbstündiges Interview mit ihm im Radio gehört und fand das Niveau unterirdisch. Lauter Theorien und Spekulationen. Hätte ich auch hören können, wenn ich mich mit netten Bekannten in die Kneipe setze. Ich verstehe, wenn S. Stahl das ärgert. Warum sollte man so was ernst nehmen, wenn man das Thema auch ernsthafter behandeln könnte. Ist ja nicht so, dass es keine Forschungen, keine Bindungstheorie gibt. Ich stimme Stahl vielleicht nicht in allem zu oder mag vielleicht den Stil nicht, aber wenn das Thema schon so viel Aufmerksamkeit bekommt wie durch Nast, dann wäre mehr Tiefgang wünschenswert. So, hab ich den Eindruck, fühlen sich nur alle bestätigt in ihren Meinungen und Befindlichkeiten.

    Auch ich fand dieses Buch hilfreich.


    Mich hat es interessiert, weil ich nach meiner BA-Partnerschaftserfahrung merkte, dass ich andern gegenüber und wahrscheinlich auch mir selbst gegenüber kritischer, rationaler, kühler und urteilender war, als ich Menschen grundsätzlich begegnen will.
    Ich habe das Buch gelesen und mir die Meditationen von der Seite der Autorin heruntergeladen und sie geübt. Das hat mir geholfen, einen entscheidenden Schritt weg vom Schmerz und der Entrüstung über das Geschehene zu kommen.


    Die geführten Meditationen auf der folgenden Seite sind auf Deutsch und scheinen mir ähnlich wie die englischen, die man auf Kristin Neffs Seite findet. Ich hab sie noch nicht gehört, aber die Titel klingen ähnlich:
    http://www.selbstmitgefühl.de/ressourcen/meditationen/

    Hallo Angieohnee,


    Zitat von "Ich habe ein Kind mit einem BÄ und wir haben auch 2 Jahre zusammen gelebt. [...

    Ich rate von Famileiengründungen mit BÄ ab.


    Falls Du was drüber sagen magst, würde mich interessieren, wie das abgelaufen ist. Waren die Anfänge vor dem Zusammenleben auch schon schwierig, oder bist Du erst später auf die Bindungsängste Deines Partners aufmerksam geworden? War die Familiengründung eine bewusst geplante Entscheidung von Euch?
    Ich glaube ich hab Dich in andern Themen gelesen, und meine Fragen haben wenig mit dem Problem zu tun, dessentwegen Du hier bist. Falls es Dir aber nichts ausmacht, würde mich die Antwort trotzdem interessieren. Denn nach Lesen im Forum hatte ich den Eindruck, dass viele Paare mit bindungsängstlichem Partner es gar nicht erst bis zur Familiengründung bringen...

    Zitat von Sukramine

    Was ich aber bei BÄ wirklich nie richtig verstanden habe: Wenn ich so eine riesige Angst habe, warum mich dann überhaupt in eine Beziehung begeben? Für distanzierte, sich 3 x im Jahr sehen- Beziehungen hat man Bekannte und viel. noch nicht so enge Freunde. Das würde doch die Angst fast elimnieren.
    Warum also weiter suchen und probieren? Es ist halt, alt ob irgenwas tief im inneren viel stärker ist als die Angst.


    Ja, das glaube ich auch. Mein Exfreund, ich will ihn mal H. nennen (Bä und Ba klingt mir zu sehr nach Schaf), hatte mehrere Jahre Depressionen. Einmal erzählte er mir, und ich weiß nicht ob er das immer noch so erzählen würde, manchmal ändern sich ja diese Geschichten, dass die nach der Trennung von der vorherigen Ex begannen. Die Trennung war von ihm ausgegangen, und er bedauerte das dann und wollte sich wieder annähern. Sie war klug genug, sich auf nichts einzulassen. In so einem Nachtrennungsgespräch sagte die Ex dann zu ihm, dass sie dachte, "wir würden zusammen alt werden". Und diesen Satz brachte H. mit dem Beginn der Depressionen in Verbindung. Wenn das so ist, dann muss ja da doch etwas an einen wahrscheinlich kaum bewussten Wunsch gerührt haben, auch langfristig irgendwo anzukommen, irgendwo emotional zu Haus zu sein.
    Und als er sich nun zuletzt von mir trennte war er gleichzeitig auch traurig darüber, dass es ja dann diesmal wieder nicht geklappt habe, und wie es denn überhaupt jemals klappen solle. Aber mir scheint, ihm sind Sachen schon bewusster, als anderen Menschen mit Bindungsangst, die hier manchmal so erwähnt werden.

    Hallo in die Runde,


    ich möchte gern einen Autor empfehlen, der mir bei meiner Auseinandersetzung mit vermeidendem Bindungsstil sehr geholfen hat.


    Als ich begann, mich mit dem Problem zu beschäftigen, fand ich zum Thema „avoidant attachment“ nur Texte, die eher weniger zu meinem Exfreund zu passen schienen. Sie beschrieben kalte, rücksichtslose Menschen. So habe ich ihn aber trotz aller Probleme nicht erlebt.


    Durch Zufall stieß ich auf ein Interview mit Stan Tatkin, dessen Beschreibung von Menschen mit vermeidendem Bindungsverhalten sehr viel verständnisvoller war, als alles andere, das ich bis dahin gefunden hatte. Es passte auch besser zu meinen eigenen Erfahrungen.


    Stan Tatkin hat sein eigenes Konzept für Paartherapie entwickelt. Es basiert auf Neurobiologie und Bindungstheorie. Bisher gibt es drei Bücher, von denen zwei auch ins Deutsche übersetzt worden sind. Eines wendet sich an Therapeuten. Die andern Beiden sind eher Ratgeber, einer zum Thema Beziehung im Allgemeinen, das andere zum Thema Dating. Letzteres ist recht neu und wurde wahrscheinlich noch nicht übersetzt.


    Sein Artikel „Addiction to allone time” http://www.mishpaha.org.il/kva…diction-to-Alone-Time.pdf fand ich recht aufschlussreich, um mehr vom Innenleben meines Exfreunds zu verstehen.


    Tatkin bestreitet die These, dass man sich erst selbst lieben müsse, bevor man eine Beziehung führen könne. Lieben sei etwas, das man mit und von andern Menschen lerne, idealerweise von seinen Eltern, und das man nicht allein für sich selbst lernen könne. Menschen mit vermeidendem Bindungsstil benötigten möglicherweise erst eine Therapie, bevor sie eine Liebesbeziehung führen könnten.


    In einem seiner Bücher schreibt er, dass er sich selber von vermeidend über ängstlich zu sicherem Bindungsstil entwickelt habe, und er glaube, deshalb seine Klienten besser verstehen zu können. Auslöser für sein Interesse an der Thematik war seine erste, schmerzhafte Scheidung. Vorher hatte er mit Klienten mit Persönlichkeitsstörungen gearbeitet.


    Ich könnte mir vorstellen, dass seine Vorstellung von einer Partnerschaft Fluchtreflexe bei allen Menschen mit Bindungsangst auslösen würde. So genau wie ich es nirgends sonst gefunden habe, beschreibt Tatkin was sich in verschiedenen Situationen (Kennenlernen, Streit usw.) hormonell und neurologisch abspielt, und wie man das Beeinflussen oder gegensteuern kann. Außerdem beschreibt er, was den Umgang mit Menschen verschiedener Bindungsstile erleichtern kann. Mit nichts davon wird man einem Menschen mit Bindungsangst grundlegend helfen können. Aber vielleicht kann es den Umgang mit jemandem erleichtern, der schon an sich arbeitet, ein gewisses Maß an Nähe zulassen kann und auch das Ziel einer festen und sicheren Partnerschaft hat.


    Mich hat es während meiner Beziehungserfahrung mit meinem Exfreund darin bestätigt, dass meine Wünsche an eine Beziehung normal sind.

    Hallo Sukramine,


    danke für Deine Antwort und Gedanken.


    Zitat von Sukramine

    Zum einen glaube ich, dass in konkreten Angstphasen tatsächlich keine Unterscheidungsfähigkeit da ist, da die Angst da so umfassend wird, dass sie alles Denken und Fühlen beherrscht.


    Ja, das glaube ich auch. Trennung 2.0 fand direkt vor einem Gespräch statt, in dem es um die praktische Seite der Beziehung gehen sollte. Es war eindeutig eine Panikreaktion seinerseits. Ich hatte geplant, eine Vereinbarung vorzuschlagen, dass wir uns nicht impulsiv trennen (denn 1.0 lief auch so), dazu kam ich dann allerdings nicht mehr.


    Zitat von Sukramine


    Zum zweiten: Was ist eine vielversprechende Beziehung? Was stellt du dir darunter vor? Was könnte sich jemand mit BÄ darunter vorstellen? Ich vermute mal, dass jemand mit großer BÄ vermutlich "vielversprechend" bzw. "gut" gleichsetzt mit: "wenig Angst auslösend".
    Von daher sind vermutlich da schon mal ganz andere Definitionen da.
    Und ja, ich vermute, dass die Reflektion, ob eine Beziehung vielversprechend, in dem Sinne, dass sie Entwicklungsmöglichkeiten und Potentiale zur Heilung bietet (wie du es wahrscheinlich meinst), erst dann einsetzt, wenn die eigene Bindungsangst erkannt und in einem gewissen Maße reflektiert und bearbeitet wurde und eben auch sehr viel Vertrauen da ist.


    Das sind gute Gedanken. Ich verstehe unter einer guten Beziehung eine, in der man genügend Interessen hat, die man teilt, aber man auch ausreichend verschieden ist, um sich zu ergänzen. Eine, in der man ehrlich und vertrauensvoll miteinander umgeht, und in der man sich in jeder Lebenslage aufeinander verlassen kann. Eine, in der man sich miteinander und auch unabhängig voneinander weiterentwickelt, sich dabei gegenseitig unterstützt und sich an den eigenen und den Erfolgen des andern freut. Die Lebensziele sollten auch kompatibel sein.


    Und ja, wenn man es so sieht, dann kann jemand, der keine "normale" Partnerschaft erlebt hat, wohl nicht so gut einschätzen, ob eine Beziehung Potenzial hat. Mein Ex-Freund wusste auch immer nicht so genau, was er eigentlich wollte, wie soll er da so etwas entscheiden können. Schade, ich wäre gern zu einem andern Schluss gekommen.

    Hallo in die Runde,


    ich bin neu hier und möchte mich kurz vorstellen.
    Ich habe gerade Trennung 2.0 nach drei Jahren Beziehung, einschließlich einjähriger Pause mit einem Menschen mit Bindungsangst hinter mir. Weil mich Trennung 2.0 weniger belastet als mich Trennung 1.0 belastet hat, möchte ich im Moment auch nicht so sehr ins Detail gehen, ich habe jedenfalls beim zweiten Versuch auch an mir gearbeitet und habe das Gefühl, selber authentischer gewesen zu sein und deshalb für die Beziehung getan zu haben, was ich konnte. Deshalb ist es mittlerweile ok, Trennung 2.0 ist vier oder fünf Wochen her.
    Seine Bindungsangst wurde von einem Therapeuten so benannt, es war keine Selbstdiagnose.


    Bevor ich die Beziehung mit meinem jetzigen Exfreund vor drei Jahren eingegangen bin, waren wir schon lange befreundet. Ich war u.A. auch aus Loyalität sehr lang in der Beziehung, weil er mir in meinem Leben auch einmal sehr grundlegend geholfen hat, als ich eine schwere Zeit hatte, und andere konnten das zu der Zeit in der Form nicht, weil sie mein Problem nicht so rechtverstanden haben. Deshalb hätte ich es nicht richtig gefunden, wenn ich sofort aufgegeben hätte.


    Ich habe das Forum hier gestern entdeckt und schon viel darin gelesen, um einfach noch einmal alles einzuordnen, was ich erlebt habe.
    Stefanie Stahl habe ich erst vor ganz Kurzem entdeckt, vorher nur Amir & Heller „Attached“ und Bücher und Artikel von Stan Tatkin gelesen. Stahl scheint das ja sehr detailliert ausgearbeitet zu haben. Andere Autoren kommen mir aber freundlicher vor.


    Ich habe noch ein paar Fragen, und würde gern Eure Meinungen dazu hören.


    Auch ohne Bindungsangst bleibt man ja nicht in jeder Beziehung, sondern man beendet eine Beziehung, wenn es nicht passt. Wenn ein Mensch mit Bindungsangst eine Beziehung beendet, wird man aber höchstwahrscheinlich sagen, dass er das wegen der Bindungsangst gemacht habe. Kann ein Mensch mit Bindungsangst eine vielversprechende von einer nicht so vielversprechenden Beziehung unterscheiden, oder geht das erst, wenn die Bindungsangst bis zu einem gewissen Grad überwunden ist? Der Gedanke, jemandem da grundsätzlich die Unterscheidungsfähigkeit abzusprechen, widerstrebt mir.


    Es scheint ja nicht so viele Therapeuten zu geben, die sich mit dem Thema auskennen. Wenn man einen Sucht, nach welchen Qualifikationen, Einstellungen, Ansätzen in dessen Arbeit würde man da suchen? Frau Stahl wirkt Schematherapeutisch. Gibt es weitere Ansätze, mit denen gute Erfahrungen gemacht wurden?


    Danke und Grüße