Beiträge von chmo

    Nachdem Radieschen was aktuelles dazu geschrieben hat, will ich auch noch meine Meinung dazu äußern.
    Ich glaube nicht, dass BÄler ihren Partner absichtlich verletzen, aber in einer beklemmenden Situation (z.B. zu viel Nähe am Sofa, Gespräch über Beziehung, Zukunft, eine schöne gemeinsame Nacht,...) ist man automatisch gemein und herabsetzend zum anderen, um sich nicht eingestehen zu müssen, wie sehr man am anderen hängt.
    Ich glaube aber schon, dass es ihnen bewusst ist, wenn sie mal wieder verletzend waren. Gerade dass macht ihnen ja auch zu schaffen und sie können dann auch überhaupt nicht nachvollziehen, warum sie von ihrem Partner überhaupt noch gemocht werden. Und dann wachsen die Schuldgefühle, dadurch die Angst, den Partner durch diese "Gemeinheiten" zu verlieren... und dadurch gibt es keinen Platz mehr für die Liebe.

    Hallo SugarLea.


    Ja, ich glaube auch, dass viele BÄler nicht bereit sind, sich auf diese Ungewissheit einzulassen - dafür ist ihre Angst, verletzt und verlassen zu werden, viel zu groß. Aber mich würde sehr interessieren, wie du das gemacht hast, dass du bereit warst, dich deinen Ängsten zu stellen und zu sagen: Ich spring jetzt einfach, egal wo ich lande, egal wie hart der Aufschlag sein mag. Wie schafft man das ohne an dieser Angst zu "sterben" zu ersticken?


    Einerseits würde es mich interessieren, weil ich selbst auch Angst habe, dass mein BÄler irgendwann geht und ich deshalb manchmal am liebsten weglaufen würde so schnell es geht und nicht dann, in dem Moment wo ich es vielleicht am wenigsten erwarte, verlassen zu werden. Aber ich weiß ja, dass das bei mir die Angst vor dem Verlust von dieser so sehr geliebten Person ist und wenn ich diese Angst ertrage und zulasse, bleibt am Ende nur die Liebe übrig. Aber leider wissen das viele BÄler nicht, befürchte ich.
    Was hat es bei dir gebraucht, damit du dich auf dieses Wagnis einlassen konntest? Hatte nämlich erst letzte Woche ein Gespräch mit meinem BÄler wo es genau um das Thema ging... falls du Lust hast, würde ich mich freuen, wenn du ein bisschen was erzählen würdest :)


    Liebe Grüße, Tini

    Hallo.


    Ja, ich kann dich verstehen, dass du dir diese Frage stellt. Habe ich auch schon ab und zu mal gemacht... und ich bin immer wieder zum gleichen Entschluss gekommen: Ja, ich glaube, dass es Bindungsangst tatsächlich gibt. Und ja, unsere BÄler können uns eben wirklich nicht (genug) lieben. Weil sie das nicht gelernt haben, wie das funktioniert. Wie soll man was machen, wenn man nicht weiß, wie? Wenn es einen nie gezeigt wurde? Geht schwer.


    Zu deiner Frage, ob es nicht funktionieren müsste, wenn der BÄler uns liebt... Ich glaube, dieser Ansatz ist falsch. Sie können es ja nicht so richtig, oder eben nur phasenweise oder sie können diese Gefühle eben nicht zulassen. Aber ich denke schon, dass es irgendwie funktionieren kann. Aber eben nur, wenn man sie so annimmt - 100% und voll und ganz - so wie sie sind. Ohne den unterschwelligen Wunsch, er/sie möge sich ändern. Wenn man einfach sagt: Ja, oft ist es beschi****, aber ich will diese Person in meinem Leben haben. Und die gibt es nun mal nur mit BA. Das einzige, was ich tun kann, ist mir selbst mit viel Liebe begegnen und so auch der anderen Person mit Liebe und Akzeptanz begegnen. Man muss eben ständig an sich arbeiten, daran, wie man mit dem anderen umgehen kann...


    Glaube ich halt.


    LG, Tini

    Liebe Freya.


    Ja, das verstehe ich, dass du natürlich sofort unsicher bist und Angst hast, ihn zu verlieren. Und alleine die Tatsache, dass du dir dessen bewusst bist, ist sicher schon ein großer Schritt in die richtige Richtung, glaube ich.
    Gib dir selbst Zeit: Du arbeitest ja schon an deinem Problem (Problemen) und sowas geht eben nicht von einer Woche auf die andere weg. Da ist viel viel Arbeit und Zeit und Rückschläge nötig. Aber glaub an dich, glaub an deinen Partner. Und gib ihn auch Zeit weil auch er kann sich nicht sofort ändern.
    Ich weiß, es ist bestimmt sehr kränkend und verletzend, wenn er "Ausreden" sucht, die er vorschiebt, damit ihr euch nicht seht. Aber das hat ja nicht wirklch was mit dir zu tun (zumindest nicht bei genauerer Betrachtung), sondern mit seiner Angst vor Nähe.


    Aber ihr macht gemeinsame eine Therapie, ihr wollt das schaffen --> das ist spitze! und ich drück euch die Daumen!! :)


    Tini

    Hallo Freya. :)


    Schön, dass ihr so ein tolles Wochenende hattet und euch auch dieses WE wiedersehen werdet.
    Ich denke, es ist auch ganz klar, dass man nach so viel Nähe und Verliebtsein denkt: Klar, das ist alles nicht so schlimm, es wird alles gut. Und wenn dann der Alltag wieder da ist und viele Dinge wieder so sind wie immer, trifft einen das eben irgendwie.
    Aber wie auch intrup sagt: Solche Dinge kommen eben vor. Dass du jetzt dadurch nervlich am Ende bist, zeigt - denke ich - dass du unbedingt an dir arbeiten musst, damit es dir besser geht und du mit der Situation zwischen dir und deinem Partner besser umgehen kannst.
    Und vielleicht kannst du's ja auch positiv sehen: Immerhin hat er dir schon rechtzeitig abgesagt - und nicht erst in allerletzter Minute. Könnte man auch als eine Bemühung seinerseits sehen (ich z.b. hasse es, wenn mir jemand erst zwei Minuten vor einem Treffen sagt: "Nein, tut mir leid, das wird nix."
    Und ja, ich finde es auch legitim, mal was mit Menschen außerhalb der Beziehung was zu machen. Ist doch gut, wenn man einen Bekanntenkreis und Freundeskreis hat, der einen auch mal auffangen kann.
    Und auch wenn es dir wehtut, dass er abgesagt hat: Denk an die positiven Aspekte, gib ihm Zeit an sich zu arbeiten, gib dir Zeit. :)


    Alles Liebe für euch zwei!
    Tini

    Hallo Hanna! :) (schon wieder ich...)


    Ich kenne dieses Verhalten so in dieser Form zwar nicht aus eigener Erfahrung, finde aber, dass es sehr gut zum ambivalenten Verhalten der BÄler passt.
    Zuerst möchte ich anmerken, dass es ja ganz oft so ist bei BÄlern, dass sie als Kleinkindern von ihren Eltern/Bezugspersonen abhängig waren wie jedes andere Kind auch, aber hier nicht erfahren haben, was es bedeutet, Nähe zu bekommen, wenn man sie braucht. Sie waren also oft einsam, haben sich ungeliebt gefühlt und oft wurde ihr Wunsch nach Nähe und Geborgenheit schlichtweg nicht erfüllt. Deshalb haben sie als kleine Kinder irgendwann gelernt, gar nicht mehr nach Nähe usw. zu fragen, sondern darauf zu verzichten. (Denk mal wie weh es tut, Liebe zu brauchen und dann aber keine zu bekommen....)
    Sie sehnen sich nach Nähe und nach dem Menschen, der ihnen viel bedeutet. Gleichzeitig aber haben sie Angst, das nicht zu bekommen. Oder das sie diese Nähe und Zuneigung nur kurze Zeit bekommen und dann von ihrem Lieblingsmenschen verlassen werden. Diese Angst ist aber nicht auf einer bewussten Ebene wahrnehmbar, sondern "manipuliert" den BÄler von innen heraus. Du bist quasi die Bedrohung für ihn. Er hängt sehr an dir, aber wenn er das vor sich selbst zugibt, macht er sich verletzlich, dann wird diese Gefahr real. Vor allem, wenn er jetzt auch noch viel Liebe und Nähe zulässt im persönlichen Kontakt wird er dadurch noch viel angreifbarer.
    Wenn du gerade nicht da bist oder nicht verfügbar bist (wenn er z.B. auf Urlaub oder auf Dienstreise ist), dann kann er das zulassen, weil dann ist diese Nähe ja nur ein Wunsch, nur eine Fantasie und dann spürt er diese unterschwellige Bedrohung auch nicht. Aber wenn ihr euch dann wirklich seht, nimmt dieses Bedrohtsein Überhand und er lehnt dich irgendwie ab...


    Zu allem Überfluss ist ihnen sehr wohl klar, wie gemein, verletzend und kränkend dieses Verhalten uns gegenüber ist. Und wir sind ja eigentlich die Menschen, die sie am allerwenigsten verletzen wollen... Ziemlicher innerer Konflikt also.


    Ich hoffe, das hilft dir irgendwie weiter. :)


    Alles Liebe für dich, Tini

    Hallo Sandra :)



    Zitat von spock


    Na, mal sehen. Liegt ja auch sowieso nicht nur bei mir.


    Wenn ich dazu meine Meinung sagen darf: Doch, es liegt auch bei dir. Klar, du hast schon Recht, dass es nicht NUR an dir liegt und wenn der BÄler mal wieder Panik hat und wegrennt, kannst du egal was auch immer tun und es bringt nichts. Aber ich glaube, du solltest dir trotzdem darüber klar werden, ob du die Sache beenden willst (und dann musst du da auch konsequent daran arbeiten) – oder ob du sagt, du willst bei ihm bleiben (mit all der Schwierigkeiten was das so mit sich bringt und dem Bewusstsein, dass es hart wird und viel Arbeit für dich, damit klar zu kommen). So sehe zumindest ich das ;)



    Zitat von spock


    Kann man hoffen, dass sich das "Fluchtverhalten" einfach von selber zumindest bessert, wenn er zusehends spürt, dass es dafür garkeinen Grund gibt?


    Ganz ehrlich? Nein, das glaube ich nicht. Viele Betroffene habe seit ihrer Geburt nichts anderes gemacht, als wegzulaufen, die haben das nie anders gelernt. Natürlich macht das traurig und manchmal hofft man unweigerlich, dass es sich bessert. Aber ich denke, dass das von alleine nicht weggeht. Nur durch konsequente Selbstarbeit, nur wenn der BÄler das wirklich von ganzem Herzen so will. Vielleicht kann er ein kleines bisschen besser damit umgehen mit der Zeit, aber ich denke, das bleibt minimal. Obwohl… ich bin mir auch nicht sicher – vielleicht heilt es mit der Zeit doch noch ein bisschen aus (sollte das bei manchen Menschen so sein, dann glaube ich jedoch, dass das erst nach vielen, vielen Jahren (vielleicht 15, 20 Jahre…) so ist)…. Ich glaube, auch das ist eine Frage, die du für dich selbst klären solltest im Umgang mit ihm.


    Zitat von spock


    Grübeln die da so viel und lange drüber - oder wird das "Problem" eher so oft ausgeblendet?


    hmm.. sehr gute Frage. Ich vermute, es ist ein bisschen was von beiden. Sie denken ja über ihren Partner nach, kommen da aber zum Schluss, dass es nicht funktionieren kann und sie selbst – also die BÄler – schlechte Menschen sind und es keinen Sinn hat. Das ist dann zu viel für sie und sie blenden das durch diverse Sachen aus (neuer Partner, schlichtes Vergessen vom bestehenden Partner, Alkohol, Drogen, Arbeit,… - da gibt es sicher ganz viele verschiedene Möglichkeiten, sich nicht damit beschäftigen zu müssen).


    Ich hoffe, du findest für dich Antworten :)
    Alles Liebe, Tini

    Liebe Sandra!


    Ich kann dir nur von meiner eigenen Erfahrung berichten. Denk jedoch immer daran, dass jede Geschichte, jeder Mensch und jeder Fall einzigartig ist, auch wenn alles oft recht ähnlich ist…


    Bezüglich deiner Aussage, dass ihr kaum über Gefühle geredet habt, glaube ich, dass das ein Klassiker bei den BÄlers ist. Oft haben sie gar keinen richtigen Zugang zu ihren Gefühlen und darüber zu reden ist quasi ein Ding der Unmöglichkeit. Zumindest habe ich das so erlebt, dass ein Mann den ich kenne nur dann über so was sprechen kann, wenn er komplett betrunken ist…


    Ich finde es auch sehr gut, wenn du dich damit beschäftigst, was DU brauchst und möchtest. Vielen von uns geht es ja so, dass wir unseren bindungsängstlichen Partner behandeln wie ein rohes Ei und selbst völlig auf uns vergessen. Behalt dir das unbedingt bei gut auf dich so achten – egal wie eure Geschichte weitergeht. Und so hart das auch klingen mag: Denk auch gut darüber nach, ob du wirklich bereit bist, dich auf so eine Geschichte einzulassen. Wie du ja hier im Forum vielleicht schon gelesen hast, gibt es nicht so viele Happy Endings und in jenen Fällen, wo es eins gibt ist der Weg steinig und gewunden und ein Endlosmarathon durch die Hölle.
    Nun zu deinen anderen Fragen: Natürlich kannst du ihn fragen, ob es ihm Nähe Angst macht. Ich glaube den meisten BÄlern ist es schon bewusst, dass sie damit nicht umgehen können. Auch wenn sie dieses „nicht-umgehen-können“ weniger als Angst wahrnehmen. (Den Mann den ich kenne, hat mal gesagt „tut mir leid, aber sobald Gefühle mit im Spiel sind, kenne ich nur noch einen Gedanken und der ist „Flucht“). Aber ich denke warum sollte man das nicht offen ansprechen? Ich habe für mich mittlerweile die Erfahrung gemacht, dass die meisten Dinge sowieso früher oder später auf den Tisch kommen – und je länger man ein Thema runterschluckt, desto heftiger kommts dann rauf. Das ist zur Zeit auch mein großes Projekt…


    Wegen dem Deal glaube ich auch, dass das von jeder Person selbst abhängt. Ich weiß nur aus eigener Erfahrung, dass der Mann den ich mit BA kenne, sich darauf nie im Leben einlassen würde. Da kommen zuvor hunderte von Ausreden (z.B. es könne keine Beziehung zu mir haben weil ich kein Rindfleisch mag, er aber am liebsten das isst).


    Abschließend noch meine „goldene“ Regel, die ich über alles zu stellen versuche im Umgang mit BÄlern: Die andere Person wirklich und von ganzem Herzen so akzeptieren wie sie ist – mit dem Wissen, dass eine Beziehung unmöglich ist – sie trotzdem lieb haben und mit Liebe annehmen – und bei alledem versuchen, sie immer wieder um die Unterstützung zu bitten, die du selbst brauchst, damit du
    mit der Situation umgehen kannst…


    Liebe Sandra, ich hoffe, das hilft dir irgendwie weiter – ich glaub, vieles ist ein bisschen schwammig von dem, was ich geschrieben habe…


    Alles Gute für dich :) Tini