Beiträge von colibry

    Danke an Staphysagria für dieses Thema. Es ist tatsächlich etwas überfordernd, da ich persönlich mich noch nicht soo ausführlich damit beschäftigt habe. Dabei verspüre ich hier grad aber den Druck, viel dazu schreiben zu müssen...
    CoDa versteh ich allerdings nicht nur in Verbindung mit Suchtvehaltensweisen. Sondern mit alldem, wovon jemand nicht wegkommt, obwohl es schädigend ist. Oder lieg ich da falsch?


    Hab letzten was über CoDa in Familien gelesen. Das war genau der Fall bei mir. Wir haben alle das Alkoholproblem und die Gewaltexzesse besonders einer Person dulden müssen. Natürlich hab ich auch immer wieder mal mit Nachdruck versucht, was dagegen zu machen. Puste Kuchen. Mittlerweile weiß ich, dass ich meine Familie wie das Wetter nehmen soll.


    In meinen Partnerschaften war ich zwar überwiegend die aktiv bä-liche, dennoch aber auch ziemlich co-abhängig. Mal waren es extreme Flug-, Höhenängste oder Hypochondrie, gegen die ich gekämpft habe und unter den ich selber mittelbar gelitten habe. Mal extreme Eifersucht. Auch das Essverhalten eines Partners war mal das Thema.


    Als ich diejenige mit der VA war, war die CoDa natürlich viel stärker ausgeprägt. Hab dann gegen den Kontakt zur Ex gekämpft oder die vielen Beschäftigungen der Partner... Der Unterschied zu den BA-Erfahrungen war dann, dass sich der Kampf viel schmerzhafter angefühlt hat. Als würde mein Dasein davon abhängig sein...

    Loslassen konnte ich bisher meistens nur nach festen Beziehungen. Dort war ich auch immer der aktiv vermeidende Part.


    Bei anderen Geschichten war ich eher die passive Vermeiderin. Da die Personen immer BA hatten und unerreichbar waren, hab ich mich auch nie so sehr gefürchtet um meine Unabhängigkeit bzw. Unversehrtheit. Deshalb brauchte ich nicht so schnell von den wegrennen. Meine Verliebtheitsgefühle hatten freien Lauf. Außer ich hab gar keine Chance für eine eventuelle Beziehung gesehen, also das Geschehen rationalisiert. Dann konnte ich auch diese Verhältnisse schnell abhaken.


    Das beantwortet auch Deine Frage, die ich mir übrigens noch nie bisher gestellt hab und die grad für Erleuchtung sorgt! :cheers:


    Also es ist eine Angst vor der Endgültigkeit und damit auch, dass man dem Partner ausgeliefert ist. Heiraten ist auch nichts für mich übrigens... Im Kern also Angst vor emotionaler bzw seelischer oder häuslicher Gewalt, von der man langfristig nicht loskommen kann.


    Das Problem ist, dass meine Befürchtungen wahr geworden sind und damit hänge ich immer mehr an diese Angst:
    Im letzten Verhältnis war/bin ich emotional sehr abhängig von einem BÄlichen. So sehr dass ich über seine kategorische Weigerung, an seiner BA zu arbeiten, glatt drüber hinweg sehe und innerlich bereit bin, trotzdem bei ihm zu bleiben und mir alles gefallen zu lassen. Nur mein Stolz und der Gedanke, dass ich dies nicht meiner Familie antun kann, halten mich so gerade eben davon ab.


    Emotionale Abhängigkeit gab's auch in der langen Beziehung davor, in der ich sogar eher die aktiv Vermeidende war, indem ich ihm immer sehr klar gezeigt hab, dass er nicht der Eine für mich ist. Er dagegen hat die Nähe in den großen Momenten durch wahnsinnige Eifersuchtsszenen und Skandale zerstört. Er ist sehr agressiv und impulsiv. Ein Balsam für meine Ängste...
    Ich war dennoch abhängig und es hat lange gedauert, bis ich endgültig selbstständig wurde und ausziehen konnte. Die Retter waren wieder mein wenig verbliebene Stolz und auch Schuldgefühle meiner bestehenden sowie noch ungeborenen Familie gegenüber. Ich würd einfach keinem Kind eine solche Familie zumuten.


    Bei Freundschaften bestehen keine solche Gefahren. Da kann man sich immer gut abgrenzen bzw. ich kann das besser dort machen.
    Nachdem ich aber einen anstrengenden Tag auf der Arbeit gehabt habe, saugt mir das die Energie auf, mich von jemandem Zuhause wirklich abzugrenzen und meine Grenzen zu verteidigen.

    Zitat


    warum setzt du dich da so für Freundschaft und Verzeihen ein?


    ... die eigentliche Frage. Also ich finde, das Leben ist einfach schöner mit Freunden und in deren Gesellschaft. Dennoch hoffe ich, dass mich selbst meine Freunde nicht so verletzlich erleben, wie ich eigentlich bin (wobei wir ganz offen darüber reden können). In diesem Sinne habe ich auch mit den eine gewisse Angst vor Nähe. Ich brauche sie aber auch gleichzeitig, weil ich ein tiefes Bedürfnis nach Nähe habe. Das find ich auch so schön an Freundschaften mit Ex-Partnern: Man kennt sich schon so gut, fühlt sich grundsätzlich wohl beieinander (falls keine Gefühle mehr im Spiel sind), man kann sich mühelos aufeinander verlassen.

    Interessanterweise kann ich wirklich sehr schnell Ex-Partner vergessen und habe dennoch richtig lange und feste Freundschaften. Ich wäre auch gern mit all meiner Ex-Partnern befreundet, wenn die Voraussetzungen, die ihr benannt habt, wirklich da wären. Zumindest verstehen wir uns noch gut und haben ab und an mal Kontakt.


    Vertrauen und Verantwortung, sowie Ehrlichkeit, Respekt und Austausch sind mir auch sehr sehr wichtig dabei. Hab in Freundschaften die Erfahrung gemacht, dass man sich selbst nach einem gewissen Vertrauensbruch auch wieder versöhnen kann. Und dann die gemeinsamen Werte auf neuer Art und Weise in der Freundschaft finden kann.


    Daher bin ich immer dafür, dass man eine Freundschaft nicht ohne Weiteres aufgibt. Wobei mir auch das natürlich mal passiert ist.


    In Beziehungen habe ich auch - obwohl ich immer das Gefühl hatte, dass es einfach nicht der Richtige ist - versucht, um "uns" zu kämpfen. Und jedes Mal der Beziehung eine zweite Chance gegeben. Hab früher nur nicht gewusst, was das eigentliche Problem war.


    Sobald es auf der romantischen Ebene allerdings aus war, dann war es aus.
    Bei Freundschaften war und ist es anders, da gebe ich quasi nie ganz auf, auch wenn ich niemanden wirklich vermisse (Stichwort Objektkonstanz).
    Klingt das denn so widersprüchlich?..

    Oh, vielen Dank für's Willkommenheißen :-)


    Ja, vielleicht haben wir da unterschiedliche Vorstellungen. Für jeden sein Plaisierchen klingt sehr schön. Momentan find ich allerdings, dass vieles hier sehr einseitig darauf ausgerichtet ist, konkrete Geschichten zu entwirren. Da fehlt ein wenig der Gegenpol. Auf dem ersten Blick jedenfalls.


    Bin selber keinesfalls dafür, dass man allen ein Limit setzt. Mehr Struktur in einigen Bereichen fänd ich aber insgesamt hilfreich, damit sich auch wirklich jeder hier auf Anhieb wohlfühlt. Je nachdem, fühlt man sich ja sonst sowieso sehr alleine gelassen mit diesem Thema, nicht nur mit der eigenen Leidensgeschichte. Da hilft es natürlich, wenn man zumindest so eine Wohlfühl-Ecke hat.

    Ich finde eine Freundschaft nach dem Ende der Beziehung selbst bei großen Vertrauensbrüchen wie Betrug eigentlich echt möglich. Natürlich nur wenn sich beide sicher sind, dass jegliche romantische Gefühle oder Wünsche weg sind. Und genau das ist die Krux dabei.


    Aber grundsätzlich kann man sich ja auch mit Freunden und Freundinnen streiten ohne an der Freundschaft zu zweifeln. Man kann nämlich auch mal verzeihen.


    Und deinem Ex-Partner würd ich auf jeden Fall verzeihen. Er ist bestimmt gleichgültig-vermeidend bä. Das bedeutet zum Beispiel, dass er seine Bindungsangst verdrängt und sie durch neue Verliebtheitsgefühle - oder was er da auch immer für seine neue Affäre empfindet - erlebt. Ist mir auch schonmal passiert. Im Nachhinein hab ich auch kein schlechtes Gewissen meinem Ex gegenüber, denn ich hatte einfach gar keine Kontrolle über den Verdrängungsmechanismus...


    Ich bin auch sehr schnell über alte Beziehungen drüber hinweg. Kann auch nichts wirklich dafür. Es nennt sich fehlende Objektkonstanz. Und hat nichts mit meiner Sympathie für die Person zu tun. All meine Ex-Partner waren tolle Menschen. Hab die halt nur nicht so besonders vermisst, weil ich einfach niemanden lange wirklich vermissen kann...

    Das seh ich genauso. Um Menschen, die eine BA/VA haben, sollte man einen Bogen machen. Höchstens kann es motivierend wirken, passiv BÄ zu sein in einer Beziehung, um an sich zu arbeiten. Der Leidensdruck ist unvergleichbar immens. Und genau das hilft dabei, um wirklich nach der eigenen Mitte zu suchen. Und alle albern-klingenden Gesprächen mit dem inneren Kind zu machen... Aber der Leidensdruck kann einen ja auch wortwörtlich in den Wahnsinn treiben...


    Sonst Tipps und Tricks:


    Die Mantras find ich teilweise sehr gut, wobei ich immer ganz vorsichtig bei solchen Sprüchen bin. Denn oft verbergen sich dahinter andere ungesunde innere Glaubenssätze.


    Morgens find ich's ganz wichtig, sich die Herausforderungen für den Tag vor Augen zu halten:


    - Zum Beispiel sich von anderen (und deren Stimmungen oder Erwartungen) abzugrenzen.
    - Oder auch sich die Methode der Feld-/Beobachter-/Erwachsenen-Perspektive ins Gedächtnis zu rufen. Und sich versprechen, die tagsüber anzuwenden.
    - Vielleicht auch noch ein Gespräch mit dem inneren Kind?
    - Meditation auch noch vielleicht...


    Abends geh ich dann alle kleinen Erfolge des Tages durch. Und setze mir dann Ziele für die nächsten Tagen fest.


    Was macht ihr so morgens, tagsüber und abends? Man muss ja täglich an seine BA und ihre Ursprünge arbeiten, um halbwegs gesunde und erfüllte Beziehungen zu haben. Oder wie sieht ihr das?

    Hallo liebe Community,


    obwohl ich mich mit so sehr vielem hier im Forum identifiziere, muss ich auch zugeben: Der erste Blick ins Forum fühlt sich echt schlecht an.


    Wie es auch in den Büchern von Stefanie Stahl steht, BÄ neigen dazu, deren Geschichten in epischer Breite zu erzählen... Alles unnötig, denn alle Geschichten (ja, auch meine) weisen die gleichen Strukturen und Muster auf. Deshalb find ich eine eventuelle Begrenzung der Foren-Posts echt hilfreich. Das würde jedenfalls für sehr viel mehr Übersicht sorgen.


    Außerdem hab ich mir erhofft, Antworten im Forum zu finden. Und nicht nur Fragen.... Erkannt hab ich meine BA schon, daher geht's mir persönlich darum, wie ich die nun überwiende. Stattdessen lese ich selbst im Erfolgsgeschichten-Teil nur elend lange Erzählungen über aktuelle Beziehungen. Also wieder das Gleiche, was auch in anderen Forumteilen steht...


    Vielleicht bin ich viel zu pragmatisch-veranlagt (gleichgültig-vermeidend mit hohen Rationalisierungstendenzen und ohne Objektkonstanz), aber ich finde, dass das Forum irgendwie nicht sein ganzes Potenzial erreicht hat.


    Was meint ihr dazu?


    LG