Hesse, der Hermann

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    Wohl hatte ich gemeint zu wissen,


    was Liebe sei,


    und war mir damit weise vorgekommen,


    hatte getröstet aus neuen Augen in die Welt geschaut


    und einen näheren und tieferen Anteil an allem Leben gefühlt.



    Nun war es anders, nun war es nicht mehr Klarheit,


    Trost und Heiterkeit, sondern Sturm und Flamme,


    nun warf mein Herz sich jauchzend und zitternd weg,


    wollte nichts mehr vom Leben wissen


    und nur in seiner Flamme verbrennen.



    Wenn mich jetzt einer gefragt hätte,


    was denn die Liebe sei,


    da hätte ich es wohl zu wissen geglaubt und hätte es sagen können,

    und es hätte dunkel und lodernd geklungen.

    - Hermann Hesse, Gertrud

  • Für alle mit Trennungsschmerz!




    Herrmann Hesse


    Stufen


    Wie jede Blüte welkt und jede Jugend
    Dem Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
    Blüht jede Weißheit auch und jede Tugend
    Zu ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
    Es muss das Herz bei jedem Lebensrufe
    Um sich in Tapferkeit und ohne Trauern
    In andre, neue Bindungen geben.
    Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
    Der uns beschützt und der uns hilft, zu leben.


    Wir sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
    An keinem wie an einer Heimat hängen,
    Der Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
    Er will uns Stuf´ um Stufe heben, weiten.
    Kaum sind wir heimisch einem Lebenskreise
    Und traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
    Nur wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
    Mag lähmender Gewöhnung sich entraffen.


    Es wird vielleicht auch noch die Todesstunde
    Uns neuen Räumen jung entgegen senden,
    Der Lebens Ruf an uns wird niemals enden...
    Wohlan denn, Herz, nimm Abschied und gesunde!


    Euer Sammy

    Wenn das Problem nicht lösbar ist, dann kann ich aber zumindest die Sichtweise auf das Problem ändern!