A. Gratch: "Wenn Männer reden könnten"

  • Dies ist kein Buch über Bindungsangst, aber es wird aus der Perspektive der männlichen Psyche heraus geschildert, wie Problembeziehungen zustandekommen bzw. woran Beziehungen (immer wieder) scheitern. Dabei geht es anhand von vielen Fallbeispielen oft auch um Beziehungen, die man unschwer als BA-Beziehungen erkennt, wenn man sich hier durchs Forum und durch die einschlägige Literatur gelesen hat.


    Ich finde das Buch aus dem Grund interessant, daß es um problematische psychische Weichenstellungen im Laufe von Kindheit und Jugend geht, die sich später negativ auf die Beziehungsfähigkeit von Männern auswirken. Also zum Teil auch um die Ursachen von BA.


    Ich habe in dem Buch Antworten auf die Frage gefunden, warum mein Muster, es immer wieder mit empfindsamen, zurückhaltenden Männern zu versuchen, wenig erfolgversprechend ist. (Kurze Antwort: weil der Mann sich selbst für diese Eigenschaften haßt, die ich an ihm gut finde. Vgl. dazu auch den BA-Spruch: "In Wahrheit bin ich ganz anders...")


    In den Passagen über männlichen Narzissmus habe ich meine beiden Bekannten, die seit Jahren mit ihrer narzisstischen Persönlichkeitsstörung in Therapie sind, nahezu 1:1 beschrieben gefunden.


    Erschreckend auch die Tatsache, daß es Männer gibt, die sich selbst und ihr Beziehungsleben immer wieder sabotieren und sich als "Versager" hinstellen, weil sie mit ihrem Versagen unbewußt ihre Eltern bestrafen wollen....


    Unterm Strich ist es sehr ernüchternd, daß die Partnerin bei fast allen beschriebenen Beziehungsproblemen so gut wie nichts bewirken kann, weil es nämlich gar nicht um sie geht - sondern um ungelöste Probleme, die der Mann mit seiner Mutter und seinem Vater hat und die er als Erwachsener munter weiter mit sich durchs Leben schleppt.


    Trotzdem gibt es an einigen Stellen Tipps, wie man als Partnerin mit einem "Problemmann" umgehen sollte. (Passen natürlich nur für Frauen, die überhaupt (noch) Kontakt zu ihren Männern haben.) Viele davon scheinen darauf hinauszulaufen, das jeweilige Problemverhalten zu ignorieren bzw. nicht darauf einzusteigen mit seinen eigenen Ängsten... nicht immer ganz leicht, zumal von langfristigen Zeiträumen die Rede ist.


    Daß aber ohne Therapie keine Änderungen beim "Problemmann" zu erwarten sind, wird auch mehr als deutlich. Als Partnerin allein kann man niemanden kurieren, egal, was man macht.

  • Zitat von Sukramine

    was sagt das Buch?), dass er sich dafür selbst hasst? Wegen Rollenklischees?


    Nein, man muß sich da ein bißchen einlesen, ich kann das auch nicht fachkompetent einwandfrei wiedergeben - es geht grundsätzlich um Spätfolgen einer nicht geglückten Identifikation des männlichen Kindes zuerst mit der Mutter, dann Ablösung von der Mutter, dann Identifikation mit dem Vater und Ablösung von den Eltern... so ungefähr soll es idealerweise laufen. Je nachdem, an welcher dieser Stationen etwas schiefgeht, kommt es zu Fehlentwicklungen im Selbstgefühl als Mann/Frau... so habe ich das zumindest grob verstanden.


    Meiner Erfahrung nach ergibt das Modell durchaus Sinn. Es erklärt u.a., warum einige meiner BÄler, die nach außen hin durch ihre "weichen" Charakterzüge auffallen und (anfänglich) durchaus zu Fürsorglichkeit, Einfühlsamkeit und liebevoller Zuwendung fähig sind, nach einiger Zeit latente Aggressivität durchscheinen lassen und hypermaskuline Typen à la James Bond als Vorbilder betrachten. Mich hatte diese Zerrissenheit immer gewundert.

  • Zitat von kowai


    Meiner Erfahrung nach ergibt das Modell durchaus Sinn. Es erklärt u.a., warum einige meiner BÄler, die nach außen hin durch ihre "weichen" Charakterzüge auffallen und (anfänglich) durchaus zu Fürsorglichkeit, Einfühlsamkeit und liebevoller Zuwendung fähig sind, nach einiger Zeit latente Aggressivität durchscheinen lassen und hypermaskuline Typen à la James Bond als Vorbilder betrachten. Mich hatte diese Zerrissenheit immer gewundert.


    das kommt mir irgendwie bekannt vor.
    passend auch, dass dieser mann im management tätig war, ich aber immer das gefühl hatte, dass er dafür zu weich war, weil er (zu) vieles (zu) persönlich nahm...


    klingt spannend

    Spock: You mistake my choice not to feel as a reflection of my not caring, while I assure you the truth is precisely the opposite.
    (Star Trek Into Darkness)