Gut, dass Du schon viel an Dir gearbeitet hast. Das Problem ist, dass viele "normale" Therapeuten keine Ahnung von Bindungsthemen im Erwachsenenalter haben. Ich hab selbst ein paar durch und habe erst nach vielen eine gefunden, die das Symptom Bindungsangst richtig begriffen und auf seine Wurzeln zurückgeführt hat.
Verhaltenstherapeuten neigen zum Beispiel dazu zu raten: Versuchen Sie es doch noch einmal mit ihr! Oder: Sie müssen die Angst nur aushalten! Oder: Sie müssen nur an ihrem Selbstwertgefühl arbeiten!
Das sind alles gut gemeinte Ratschläge. Eine Bindungsangst ist aber keine "normale" Angst wie eine Agoraphobie, die man mit einer Konfrontationstherapie auf die Kette kriegt. Dabei wird nur das Symptom behandelt. Der einzige sinnvolle verhaltenstherapeutische Tipp ist sicher die Arbeit am Selbstwertgefühl. Doch auch das geringe Selbstbewusstsein vieler Menschen mit Bindungsangst ist nur ein Symptom.
Ich denke, dass es hilfreich für Dich sein könnte, noch gezielter an Deiner Verlustangst zu arbeiten. Das geht meines Erachtens aber nur bedingt in einer Partnerschaft. Gewisse "Vorarbeit" muss man vorher schon gemacht hat. Der "Rest" kann dann sicherlich in einer Beziehung weiter aufgearbeitet werden. Unter einer Voraussetzung: Das Gegenüber ist einigermaßen bindungssicher! Sonst macht man meines Erachtens wieder alles zunichte.
Zudem: Dass Sandra in Therapie ist und dennoch nicht in Bindung bleiben kann, würde ich auch eher als ungünstiges Zeichen werten.
Um Deiner selbst Willen: Bleib auf Abstand zu ihr und sorge stattdessen richtig gut für Dich. Definiere klar Deine Bedürfnisse und Wünsche, die für Dich in einer gesunden Beziehung erfüllt sein müssen. Und definiere auch klare Red Flags, die für Dich nicht gehen. Schreib das ruhig auf. Schnapp Dir dann die Liste und notiere, wie Du Sandra zu den einzelnen Punkten einschätzt. Das kann vielleicht helfen, das alles etwas nüchterner zu sehen. Ich bin mir fast sicher, dass es da auch für Dich viele Red Flags sind und gleichzeitig wenige Deiner Bedürfnisse in Bindung mit ihr erfüllt werden.
Leider hat unser Hirn einen Wiederholungszwang. Den muss man überlisten, auch wenn es anstrengend ist, denn unser Hirn liebt Dinge, die es kennt, auch wenn sie uns schaden. Sie bedeuten einfach weniger kognitiven Stress. Aber dafür umso mehr nachhaltigen emotionalen Stress.
Liebe Grüße
Mylo