Verlustangst und wie wir sie überwinden

  • Nun verstehe ich wirklich nichts mehr... dann scheint doch alles ok zu sein....? :think:


    Möchtest Du denn mit allen, die Du kennst, enge, verbindliche Freundschaften führen? Also in dem Sinne, daß Du das wirklich einfach von ALLEN erwartest? Und wenn das dann nicht eintritt, fühlst Du Dich irgendwie ausgeschlossen oder zurückgewiesen?


    Also, ich habe 2-3 FreundInnen mit engem Kontakt und verbindlichem Verhalten. Dann Bekannte, die ich alle paar Wochen mal sehe, unregelmäßig, mal ist der Kontakt intensiver, mal sind Wochen/Monate ganz ohne Kontakt.... ist für mich in Ordnung so.

  • Ich will und kann natürlich nicht mit jedem eine enge Freundschaft führen. Nur leider gibt es niemanden mehr, mit dem ich regelmäßig Kontakt habe, seit mein bester Freund nach über 10 sehr verbindlichen und zuverlässigen Jahren ein ähnliches Komm-her-geh-weg-Verhalten an den Tag legt wie ein Mann in einer BA-Beziehung (dazu gibt es einen Thread im Forum für Stammgäste).

  • Ach so, nun verstehe ich. :blackeye:


    Das würde mich natürlich auch sehr beschäftigen. Ich glaube, je problematischer das Verhältnis zur eigenen Familie ist, umso wichtiger sind echt gute Freundschaften... Ich habe vor vielen Jahren mal meinen damals engsten Freund mit den Worten vertrieben: "Du bist für mich der Bruder, den ich nie hatte" :oops: - verbunden mit sehr hohen Ansprüchen an ihn als meinen selbsternannten "Bruder", und wenn er die mal nicht erfüllte, war ich immer tödlich beleidigt, schlimm - das hat ihn irgendwann leider etwas überfordert, er zeigte dann erst eine gewisse zeitlang BA-Verhalten - ich auch - und dann haben wir 15 Jahre lang keinen Kontakt mehr gehabt. Ich habe ihn jahrelang sehr vermißt und war zu stolz, um auf ihn zuzugehen. Bis ich mich schließlich doch überwand und mich entschuldigte. Das hat die Freundschaft leider nicht wiederhergestellt, aber mein Gewissen erleichtert.


    Da Du die Geschichte aber offenbar im Stammgastforum besprichst: darf ich bei der Gelegenheit fragen, was der besondere Sinn dieses Forums ist? Wenn dort anscheinend die gleichen Themen behandelt werden?

  • Zitat von kowai

    Ich glaube, je problematischer das Verhältnis zur eigenen Familie ist, umso wichtiger sind echt gute Freundschaften...


    Das glaube ich auch. Ich habe bei Freunden immer das gesucht, was ich zu Hause nicht bekommen habe.



    Zitat von kowai

    Ich habe vor vielen Jahren mal meinen damals engsten Freund mit den Worten vertrieben: "Du bist für mich der Bruder, den ich nie hatte"


    Ich habe zwar einen Bruder, aber wir sind sehr unterschiedliche Persönlichkeiten und haben ein wechselhaftes Verhältnis mit guten und schlechten Phasen. Vor einem halben Jahr meinte ich auch mal zu meinem besten Freund, dass er für mich wie ein Bruder sei. Das fand er auch nicht so gut und sagte dann, dass er bei solchen Äußerungen den Druck verspürt, immer für mich da sein zu müssen. Leider war mir das vorher nicht klar, sonst hätte ich mir das verkniffen. Als ich damals über den BA-Mann hinweg kam und mein bester Freund meinte, dass ich sicher jemand anderen finden würde, sagte ich: "Um ehrlich zu sein, brauche ich gar keine Beziehung. Ich bin davon nicht abhängig. Mit Ausnahme von Sex bekomme ich alles, was ich mir in einer Beziehung wünsche, von dir." Mittlerweile bekomme ich es nur noch phasenweise und vieles, was in unserer Freundschaft 10 Jahre lang ganz natürlich war, macht er gar nicht mehr.



    Zitat von kowai

    Ich habe ihn jahrelang sehr vermißt und war zu stolz, um auf ihn zuzugehen. Bis ich mich schließlich doch überwand und mich entschuldigte. Das hat die Freundschaft leider nicht wiederhergestellt, aber mein Gewissen erleichtert.


    Das tut mir sehr leid für dich :knuddel: .



    Zitat von kowai

    Da Du die Geschichte aber offenbar im Stammgastforum besprichst: darf ich bei der Gelegenheit fragen, was der besondere Sinn dieses Forums ist? Wenn dort anscheinend die gleichen Themen behandelt werden?


    Das Stammgastforum hieß früher mal Taktikforum und hatte einen ganz anderen Zweck. In diesem Forum sollte über Taktiken gepostet werden, die in einer BA-Beziehung nützlich sein könnten. Weil die User immer wieder vom Thema abgekommen sind, hat Bianca das Taktikforum in Stammgastforum umbenannt. Jetzt posten die Stammuser dort ihre aktuellen Beziehungsgeschichten oder beschreiben, wie sich ein näheres Kennenlernen entwickelt. Ich habe derzeit keinen Mann in Aussicht und schreibe, wie ich an mir und meinen Problemen arbeite sowie über die Probleme mit meinen Freunden.

  • Danke für die Erklärung! :flower:


    Ich hoffe sehr, daß Du die Freundschaft, die Dir so wertvoll ist, wieder hinkriegst!


    Bei mir ging das nicht mehr, weil zwischendurch zuviel Zeit vergangen war und, vielleicht noch wichtiger, weil wir mittlerweile zu weit voneinander entfernt wohnen. Da klappt es mit dem Wiederanknüpfen einfach nicht so gut, als wenn man die Möglichkeit hätte, sich ab und zu zu treffen. Jahrelang war ich zu stolz - und zu ängstlich! - um das Gespräch zu suchen. Als wir uns dann aber gegenübersaßen, habe ich seine Hände genommen, wir haben ein bißchen geweint und es war alles ganz einfach. Allerdings hätte ich ihm mein Verhalten all die Jahre früher auch nicht gut erklären können, insofern hat es die lange Zeit leider wohl auch wirklich gebraucht. So ist das Leben. Bin heute damit im Reinen.


    Aber Du kannst es vielleicht schaffen, weil noch nicht soviel Zeit vergangen ist und Dir die Dinge schon sehr gut bewußt sind. Ich wünsch' es Dir!!

  • Danke dir, aber das wird nicht einfach. Wir haben schon immer weit voneinander entfernt gewohnt. Am Anfang waren es über 500 km, dann um die 400 und jetzt sind es ca. 330. Das war früher aber niemals ein Problem für uns. Unsere Schwierigkeiten bestehen schon seit Anfang 2014. Zwischendurch gibt es immer mal wieder Phasen, in denen es läuft wie in alten Zeiten und dann schießt er wieder ´nen Bock. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es wieder so wird wie früher :cry: .

  • Hier habe ich einen interessanten Thread gefunden (bin nicht im onmeda-Forum registriert):


    http://www.onmeda.de/forum/par…tionale-abh%C3%A4ngigkeit


    Zwar hatte ich noch nie eine Beziehung von 5 Jahren wie die Threaderstellerin, aber auf den beiden Seiten gibt es so einige Bemerkungen ihrerseits, in denen ich mich sowas von wiederfinde... So ungefähr Mitte letzten Jahres dachte ich, dass ich meine VA endgültig überwunden hätte. Das ist so aber nicht richtig. Ich war über den BÄ-ler hinweg und hatte keine tieferen Gefühle mehr für ihn. Das ist etwas völlig anderes. Dass ich sehr wohl noch VA habe, zeigte sich dann später, als mein bester Freund mit den ambivalenten Verhaltensweisen anfing.


    Meine Beziehungen hielten nie sonderlich lange. Aber ich hatte schon einige Freundschaften, die über einen längeren Zeitraum sehr stabil waren. Es gab in meinem Leben einige Menschen, bei denen ich jahrelang absolut keine VA hatte und derer ich mir doch sehr sicher war. Der entscheidende Wendepunkt trat ein, nachdem die andere Seite auf einmal plötzlich ihr Verhalten änderte... es wurde eine Aktivität von mehreren Leuten bewusst ohne mich geplant oder irgendwas anderes in der Art. Nachrichten wurden plötzlich nicht mehr immer beantwortet, die Leute gingen konkret geplanten Treffen aus dem Weg und wollten lieber zufällige Begegnungen, andere Menschen wurden auf einmal bevorzugt und lauter so Sachen. DANN erst ist bei mir die VA aufgetreten und DANN erst habe ich angefangen zu klammern, NICHT vorher. Meine VA war schon immer eine Reaktion auf die Rückzüge meiner Mitmenschen. Und es waren nicht nur Menschen mit BA, die das mit mir gemacht haben.


    Ich bin seit ich denken kann EXTREM berechenbar. Ich habe fast durchgehend funktioniert. Aber das will ich jetzt nicht mehr. Es nervt mich an, wenn selbst meine engsten Freunde mich nicht mehr so richtig respektieren, solange sie sich zu 100% auf mich verlassen können. Ich habe mich die letzten Jahre hauptsächlich an Leuten orientiert, die eine gewisse Routine/Regelmäßigkeit in bestimmten Verhaltensweisen an den Tag legten... aber irgendwann haben sie alle damit aufgehört und ich bin ausgetickt. Wenn ich mich an etwas gewöhne, dann werde ich davon abhängig und will das nicht mehr missen. Wenn man es mir dann auf einmal wieder wegnimmt, kann ich sehr unangenehm werden. Dann verhalte ich mich ähnlich wie die Frau aus diesem Thread, die völlig verzweifelt ist, weil ihre Beziehung lange unkompliziert war und ihr Freund eines Tages damit angefangen hat, sich Stück für Stück zu verweigern (damit meine ich nicht nur den Sex). Es ist immer wieder dasselbe: Er verweigert sich, sie meckert... beim nächsten Mal will er erst Recht nicht, sie beschwert sich schon wieder... und immer schön im Kreis. Irgendwann beschließt sie, geduldiger zu werden und nicht mehr zu motzen - trotzdem weigert er sich auch die nächsten Male, auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Weil er insgeheim ganz genau weiß, dass nur hauptsächlich deshalb mit dem Gemecker aufgehört hat, damit er ihr endlich gibt, was sie will und braucht.


    Ob man jemals wieder aus so einer Schieflage rauskommt? Ich weiß es nicht...

  • Reni, jetzt komme ich endlich dazu, auch nochmal auf die letzten Posts zu reagieren. Ich kann dein Gefühl gut verstehen, wenn du mit deinen Freunden öfter Dinge zusammen unternimmst, sich eine gewisse Regelmäßigkeit entwickelt und einem das auch eine gewisse Stabilität und Sicherheit gibt. In solche Kreise integriert zu sein, möchte man dann nicht mehr missen. Wenn dann beim nächsten Treffen alle wieder gefragt werden, nur man selber nicht, tut das weh, ganz klar. Das ginge mir auch so, wahrscheinlich den meisten. Man wäre gerne dabei und fragt sich auch, warum. Wenn es einmal vorkommt, kann es wirklich nur ein Versehen sein, aber klar stellt man sich Fragen, wenn sich das so fortsetzt. Ab dem Punkt ab unterscheidet sich der weitere Ablauf aber, glaube ich, danach, ob man es mit BÄ zu tun hat oder nicht. Da decken sich meine Erfahrungen mit denen von kowai. Ich habe überwiegend Nicht-BÄ in meinem Umfeld, da ist es normal, dass Bedürfnisse und Probleme angesprochen, Perspektivwechsel vorgenommen und nach einem gemeinsamen Weg gesucht wird. Von Zeit zu Zeit muss das neu abgesteckt werden, in allen zwischenmenschlichen Beziehungen mit einer gewissen Tiefe.


    Ich denke also, dass Nicht-BÄ jemanden eher selten so abrupt und kommentarlos ausschließen würden, wie du es beschreibst. Da würde eher eine Erklärung kommen, spätestens wenn du nachfragst. Das kann aber womöglich sogar unangenehmer sein als die ausweichenden Antworten von BÄ, die du hier beschreibst. Dafür wäre das aber ehrlich, denn was man mit allen Fragen eben nicht erzeugen kann, ist das Bedürfnis, jemanden zu treffen. Wenn deine Freunde nicht das Bedürfnis haben, dich mit einzuladen, tut das weh, ist aber das, was sie in diesem Moment fühlen. Natürlich willst du genauso dabeisein wie die letzten Male, aber man hat keinen "Anspruch", dass die anderen dieses Bedürfnis teilen. Die anderen können das eben nur offen kommunizieren oder nicht.


    BÄ nehmen so eine Veränderung vermutlich häufiger kommentarlos vor, weil sie Gespräche und Konflikte scheuen. Wenn du dann nachfragst, warum, und deine Enttäuschung zum Ausdruck bringst, fällt es ihnen schwerer als Nicht-BÄ, ein klares Nein auszusprechen und dazu zu stehen, dass sie sich gerade lieber ohne dich treffen. Deshalb kommen dann solche Versprechen, dich nächstes Mal wieder zu fragen. Diese Aussage treffen sie aber nur, um Ruhe zu haben, weil sie diese Situation des Konflikts nicht aushalten können. An ihren Bedürfnissen hat sich dadurch nichts geändert, sie versprechen des Friedens wegen etwas, was sie gar nicht so empfinden und wollen. Wenn ich sehe, wie sehr es jemanden mitnimmt und wenn du das deinen Freunden gegenüber so emotional so zum Ausdruck bringst, kann ich es auch verstehen, dass es schwer ist, dem standzuhalten. Deine Freunde wollen dich sicherlich auch nicht verletzen und machen dann Versprechungen, mitleidende Nicht-BÄ machen das dann vielleicht auch hin und wieder. Aber es kann nicht gut gehen, wenn es sich nicht mit den Bedürfnissen deckt.


    Ich denke also, du könntest allenfalls, wenn du dir keinen Reim darauf machen kannst, warum du nicht eingeladen wurdest, nachfragen, ob etwas vorgefallen ist oder ob du jemandem auf den Schlips getreten bist (wobei ich davon ausgehe, dass die meisten Nicht-BÄ dir das schon von sich aus gesagt hätten). Wenn das verneint wird, muss es das aber auch gewesen sein. Nicht anschließen mit "wenn nicht, warum war ich dann nicht dabei?". Damit sagst du ja quasi, dass nur irgendein Vorfall deine Nichteinladung begründen könnte, nicht aber schlichtweg veränderte Bedürfnisse. Diese Bedürfnisse aber will jeder respektiert sehen und nicht erklären müssen. Das ist der Bereich, wo man andere schnell vergraulen kann, wenn es an diesem Respekt und der Akzeptanz fehlt. Einer der Hauptpunkte, den ich in meiner Therapie lernen musste. :wink: Da ist es besser, das erstmal so hinzunehmen. Bedürfnisse können sich ja auch wieder ändern. :wink: Aber ein ständiges Hin und Her würde ich natürlich auch nicht wollen. Wenn ich mit jemandem befreundet bin, gehe ich auch davon aus, dass sich meine Freunde über Treffen freuen und mich gerne in ihrer Nähe haben. Das kann je nach Person aber unterschiedlich oft sein und auch schwanken, sodass ich nicht immer bei allem dabei bin. Solange eine gewisse Grundsympathie da ist, würde ich deshalb solche Schwankungen oder zeitweise veränderte Bedürfnisse nicht hinterfragen.


    Oder schwankt das bei dir gar nicht? Wäre es dir nicht auch unangenehm, darüber Rechenschaft abzulegen?

  • Zitat von Reni

    Meine Beziehungen hielten nie sonderlich lange. Aber ich hatte schon einige Freundschaften, die über einen längeren Zeitraum sehr stabil waren. Es gab in meinem Leben einige Menschen, bei denen ich jahrelang absolut keine VA hatte und derer ich mir doch sehr sicher war. Der entscheidende Wendepunkt trat ein, nachdem die andere Seite auf einmal plötzlich ihr Verhalten änderte... es wurde eine Aktivität von mehreren Leuten bewusst ohne mich geplant oder irgendwas anderes in der Art. Nachrichten wurden plötzlich nicht mehr immer beantwortet, die Leute gingen konkret geplanten Treffen aus dem Weg und wollten lieber zufällige Begegnungen, andere Menschen wurden auf einmal bevorzugt und lauter so Sachen. DANN erst ist bei mir die VA aufgetreten und DANN erst habe ich angefangen zu klammern, NICHT vorher. Meine VA war schon immer eine Reaktion auf die Rückzüge meiner Mitmenschen. Und es waren nicht nur Menschen mit BA, die das mit mir gemacht haben.


    Hm, ich glaube nicht, dass das so plötzlich kommt. Ich habe das auch lange geglaubt, dass meine Freundin plötzlich Treffen ohne mich plante oder seltener etwas unternehmen sollte. Mit etwas Abstand, und das habe ich auch in der Therapie geübt, habe ich dann aber doch einige Situationen und Formulierungen gefunden, wo sie schon vorher eher ausweichend geantwortet hatte oder ein "ja, können wir machen" gesagt hat, wobei der Tonfall eher nach "von mir auch muss es aber nicht sein" klang. Oder wo sie nur unbestimmt und abwartend geantwortet hatte, sicher auch in der Hoffnung, ich würde nicht nochmal nachfragen und sie käme dann ohne Erklärung aus der Nummer raus. Wo ich dann aber nachgefragt habe und oftmals auch dachte, dass Fragen ja wohl erlaubt sei und sie es doch sagen könne, wenn sie es nicht wolle. Das ist aber nur die für einen selbst bequeme Deutung, denn im Endeffekt ist es nicht schön, jemandem wiederholt mitteilen zu müssen, dass man das Bedürfnis nach einem Treffen nicht (im gleichem Maße) teilt. Diese Ausweichmanöver wollte ich manchmal schlicht nicht sehen und nicht wahrhaben, weil sie eben meinem Bedürfnis widersprachen. So kam es dann trotz dieser Ausweichmanöver meiner Freundin dennoch noch eine Weile zu regelmäßigen Treffen, weil sie mich nicht abweisen wollte. Oberflächlich war die Kontakthäufigkeit dann gleich, aber für sie schon mit dem Gefühl, das mir zuliebe zu tun. Das geht langfristig nicht gut und geht meistens einem dann radikaleren Bruch voraus. Das heißt, dass diese Veränderung gerade nicht plötzlich kommt, sondern eine Flucht vor diesem schon länger schwelenden Konflikt ist, gegen seine eigenen Bedürfnisse zu handeln. Überleg mal zurück, ob da nicht einige Anzeichen waren, die du nicht sehen wolltest. Bei mir war das so.

  • Ja, es geht um veränderte Bedürfnisse. Um ehrlich zu sein war das bei mir noch nie der Fall, dass ich jemanden auf einmal viel seltener sehen wollte als vorher. Zumindest nicht, wenn gar nichts vorgefallen war. Und natürlich hast du Recht, Menschen mit BA können Konflikte schlecht oder gar nicht ausdiskutieren und sagen dann lieber irgendwas anderes, um mich nicht zu verletzen. Nur ist es halt so, dass ich mir Hoffnungen mache, wenn mir jemand etwas in Aussicht stellt und dann enttäuscht bin, wenn er es nicht einhält. Es kam auch schon vor, dass Leute sich zurückgezogen haben, ich sie deswegen nicht zur Rede gestellt habe und es zu einem späteren Zeitpunkt trotzdem keine erneute Annäherung gab. Ich finde es schade, einen schönen Kontakt auf diese Weise auslaufen zu lassen.


    Zitat

    Oder wo sie nur unbestimmt und abwartend geantwortet hatte, sicher auch in der Hoffnung, ich würde nicht nochmal nachfragen und sie käme dann ohne Erklärung aus der Nummer raus. Wo ich dann aber nachgefragt habe und oftmals auch dachte, dass Fragen ja wohl erlaubt sei und sie es doch sagen könne, wenn sie es nicht wolle. Das ist aber nur die für einen selbst bequeme Deutung, denn im Endeffekt ist es nicht schön, jemandem wiederholt mitteilen zu müssen, dass man das Bedürfnis nach einem Treffen nicht (im gleichem Maße) teilt. Diese Ausweichmanöver wollte ich manchmal schlicht nicht sehen und nicht wahrhaben, weil sie eben meinem Bedürfnis widersprachen.


    Ich habe mir darüber Gedanken gemacht. In manchen Fällen liegt du richtig, in anderen war es nicht der Fall. Das kommt ganz auf die jeweilige Person an. Ich erinnere mich an eine Situation mit meinem früheren BÄ-ler, als ich ihn nach einem Treffen fragte und er sofort begeistert zusagte. Also ging ich davon aus, dass er das Treffen auch wollte. Was ich aber seltsam fand: Der Termin fürs Date rückte immer näher, der Mann schrieb mir fleißig jeden Tag, machte aber keine konkreten Pläne für unser Treffen. Das war bei den vorhergehenden Dates, die alle von ihm vorgeschlagen wurden, ganz anders. Darum fragte ich ihn nochmal, ob das ganz sicher bei ihm klappen würde. Antwort: Er wisse es noch nicht genau, ob er da Zeit hätte. Die Zeit verging, er äußerte sich weiterhin mit keinem Wort mehr darüber und ich fragte ihn erneut. Für mich ist es schwierig, in so einer Situation richtig zu reagieren, weil ich immer ganz offen sage, wenn ich keine Zeit oder keine Lust habe. Zwischendurch verwirrte mich der Mann nochmal, indem er selbst ein weiteres Treffen vorschlug und nach meiner Zusage dann meinte, er wisse noch nicht ob es bei ihm klappt. Warum schlägt er mir noch ein Treffen vor, wenn er sich gar nicht sicher ist?


    Mit einigen meiner Freunde habe ich nochmal darüber geredet. Sie sind der Meinung, dass ich früher unabhängiger und entspannter war. Die Geschichte mit dem BÄ-ler hat mein Leben total durcheinander gebracht. Der hat mich 3,5 Jahre lang am ausgestreckten Arm verhungern lassen. Bei den (meist zufälligen) Treffen auf Konzerten war er extrem anhänglich und wollte fast jede Minute mit mir verbringen. Außerhalb der Konzerte gab es aber nur selten konkret geplante Treffen. In der Anfangszeit war er mit der Abschlussarbeit und den letzten Prüfungen für sein Studium beschäftigt. Ich hatte Verständnis für ihn, weil er schon lange studierte und endlich fertig werden wollte. Während ich davon ausging, dass wir uns nach seiner letzten Prüfung endlich öfter sehen werden, hielt er mich weiterhin auf Abstand. Natürlich gab es Phasen, in welchen er wieder mehr Zeit hatte. Aber seine Männerabende mit den Kumpels hatten immer Vorrang und wenn er alleine auf Konzerte ging, behielt er das oft für sich... sonst wäre ich wohl öfters irgendwohin gefahren, um ihn zu sehen. Und wenn ich - wie so oft - die Nase voll hatte und mich endgültig von ihm lösen wollte, machte er jedes Mal etwas, um mich von der Aufrichtigkeit seiner Gefühle zu überzeugen. Er wickelte mich immer wieder aufs Neue ein, ich machte mir nach jedem schönen Treffen Hoffnungen auf eine richtige Beziehung und wurde dann erneut in die Warteschleife geschoben. Der Mann ist inzwischen Mitte 30, hatte noch nie eine feste Beziehung und behauptet das würde daran liegen, dass sich keine einzige Frau für ihn interessiert hat.


    Ich habe mich in diesen 3,5 Jahren so alleine und emotional ausgehungert gefühlt wie noch niemals zuvor. Vielleicht habe ich meine Freunde unbewusst zu sehr überfordert und eine Art Ausgleich für die nicht stattgefundenen Treffen mit diesem Mann gesucht. So wie meine Mutter sich damals extrem an mich geklammert hat, wenn mein Vater spontan mit seinem Bruder oder Freunden in die Heimat fuhr und sie alleine in Deutschland zurückließ. Vielleicht wäre es doch besser gewesen, nach dieser Erfahrung eine Therapie zu machen. Das hat nicht geklappt, weil ich als Leasingkraft wechselnde Arbeitseinsätze habe und meine Arbeitszeiten sich jederzeit ändern können. Darauf wollte sich bisher noch kein Arzt einlassen und bei der spontanen Absage eines Therapie-Termins (ich kann meinen Feierabend selten planen und muss oft spontan Überstunden machen) müsste ich ein hohes Bußgeld bezahlen.

  • Noch was anderes: BA hin, VA her... manchmal sind die Bedürfnisse generell zu verschieden, und zwar unabhängig von BA und VA. Ich habe eine Freundin, die mir ständig mangelhafte Flexibilität vorwirft und dann mit so Sprüchen á la "Kein Wunder, dass du so wenig Kontakte hast, so unflexibel wie du bist" daherkommt. Ich habe mich entschlossen, die Freundschaft zu dieser Frau nicht zu eng werden zu lassen, weil sie in mancher Hinsicht eine völlig andere Einstellung hat als ich und denkt, ständig im Recht zu sein.


    Meine Freundin (sie hat BA) gehört zu den Menschen, die öfters mal aus purer Lustlosigkeit in letzter Minute ein fest ausgemachtes Treffen verschieben oder absagen. Und nicht nur das: Sie will sich selbst bei Treffen mit Leuten, die weiter weg wohnen und wg. Arbeit, Bahntickets, usw. frühzeitig planen müssen, erst kurzfristig festlegen. Einmal hatte sie eine Fernbeziehung über 700 km und wunderte sich, dass der Mann sauer wurde, wenn sie ihm einen halben Tag vor der Abfahrt sagte, dass er sich den Weg zu ihr sparen konnte (sie war einfach müde von der Arbeit und hatte keinen Bock, ihn zu sehen).


    Ich habe nichts gegen spontan ausgemachte Treffen, wenn jemand in meiner Nähe wohnt. Aber selbst dann akzeptiere ich es nicht, wenn von 10 ausgemachten Treffen die Hälfte oder noch mehr aus fadenscheinigen Gründen kurzfristig abgesagt werden. So ein Verhalten ist für mich ein Zeichen von schlechter Erziehung und geht mir auf die Nerven. Selbst meine liebsten BA-Freunde legen sich nicht erst in letzter Minute fest und sagen nicht aus fadenscheinigen Gründen ab (sonst würde ich nicht so gut mit ihnen befreundet sein).


    Ausgerechnet bei dieser Freundin bin ich dieses Jahr an Silvester eingeladen. Ich würde schon gerne zu ihr fahren, muss mir aber trotzdem einen Plan B ausdenken. Bei ihr weiß man nie, was dazwischen kommt.

  • Zitat von Reni

    Um ehrlich zu sein war das bei mir noch nie der Fall, dass ich jemanden auf einmal viel seltener sehen wollte als vorher. Zumindest nicht, wenn gar nichts vorgefallen war.


    Bei mir eigentlich auch nicht. Und bei den Nicht-BÄ's in meinem Freundeskreis auch nicht. Dass sich immer mal was auseinanderlebt oder es schwankt, ist klar. Das sind natürliche Prozesse. Aber abrupt kenne ich es auch nur von BÄ, wobei ich weiterhin denke, dass es einem zumindest meistens nur so abrupt erscheint, sich aber eigentlich schon abgezeichnet hatte.


    Zitat

    Nur ist es halt so, dass ich mir Hoffnungen mache, wenn mir jemand etwas in Aussicht stellt und dann enttäuscht bin, wenn er es nicht einhält.


    Da muss man aber unterscheiden, ob dir jemand aus freien Stücken Hoffnungen gemacht hat oder nur eine Einladung für das nächste Mal in Aussicht gestellt hat, weil er dich nicht verletzen und/oder seine Ruhe haben wollte...


    Zitat

    Es kam auch schon vor, dass Leute sich zurückgezogen haben, ich sie deswegen nicht zur Rede gestellt habe und es zu einem späteren Zeitpunkt trotzdem keine erneute Annäherung gab. Ich finde es schade, einen schönen Kontakt auf diese Weise auslaufen zu lassen.


    Das finde ich auch und darüber würde ich mir auch den Kopf zerbrechen. Aber leider gibt es, auch wenn man es einfach laufen lässt, keine Gewähr, dass sich die Bedürfnisse wieder zum "Positiven" verändern und es eine erneute Annäherung gibt. Diese Bedürfnisse sind eben nicht steuerbar. Nur besteht dann wenigstens noch eine Chance, dass der andere wieder auf einen zukommt, wenn sich die Bedürfnisse und vielleicht auch Umstände wandeln. Aber wenn man nachhakt und eine Erklärung fordert, geht die Chance gen Null und nervt vertreibt man auch diejenigen, die einem durchaus noch zugeneigt waren und sich wieder gemeldet hätten. :wink:


    Zitat

    Ich habe mir darüber Gedanken gemacht. In manchen Fällen liegt du richtig, in anderen war es nicht der Fall. Das kommt ganz auf die jeweilige Person an. Ich erinnere mich an eine Situation mit meinem früheren BÄ-ler, als ich ihn nach einem Treffen fragte und er sofort begeistert zusagte. Also ging ich davon aus, dass er das Treffen auch wollte. Was ich aber seltsam fand: Der Termin fürs Date rückte immer näher, der Mann schrieb mir fleißig jeden Tag, machte aber keine konkreten Pläne für unser Treffen. Das war bei den vorhergehenden Dates, die alle von ihm vorgeschlagen wurden, ganz anders. Darum fragte ich ihn nochmal, ob das ganz sicher bei ihm klappen würde. Antwort: Er wisse es noch nicht genau, ob er da Zeit hätte. Die Zeit verging, er äußerte sich weiterhin mit keinem Wort mehr darüber und ich fragte ihn erneut. Für mich ist es schwierig, in so einer Situation richtig zu reagieren, weil ich immer ganz offen sage, wenn ich keine Zeit oder keine Lust habe. Zwischendurch verwirrte mich der Mann nochmal, indem er selbst ein weiteres Treffen vorschlug und nach meiner Zusage dann meinte, er wisse noch nicht ob es bei ihm klappt. Warum schlägt er mir noch ein Treffen vor, wenn er sich gar nicht sicher ist?


    Hm, das ist ja auch klassisches BÄ-Verhalten. Du hast nur BÄ in deinem Freundeskreis, oder? Da ist es natürlich schwer, da gehst du auch hier in diesem Beispiel von einer Verbindlichkeit aus bzw. nimmst ihn beim Wort, was bei den meisten BÄ einfach unrealistisch ist. Ich habe das auch anfangs so gemacht, habe aber mittlerweile gelernt, dass selbst der überschwänglichste eigene Vorschlag meiner Freundin keinesfalls bedeutet, dass dieser Plan in die Realität umgesetzt wird. Ich habe mich schon lange daran gewöhnt, dass langfristige Planungen keinen Sinn haben und ich mich mit ihr anders als mit meinen anderen Freunden einfach nur noch recht spontan verabrede. Da bin ich realistisch geworden und komme damit gut klar. Da wir fünf Minuten voneinander entfernt wohnen, ist das natürlich auch ausgesprochen einfach und ginge bei den von dir angesprochenen Entfernungen sicherlich nicht.


    Lustigerweise ist es dann ausgerechnet sie, die immer sagt "oh, wir müssen mal das machen/planen" oder "komm, da gehen wir hin". Und oftmals kommt dann eben nichts mehr nach oder ist es ausgerechnet sie, die, wenn man einen konkreten Termin vorschlägt, dann ihren Kalender vergessen hat oder unbestimmt bleibt. Ich frage mich dann auch manchmal, ob sie sich so schlecht kennt und nicht merkt, dass die anderen schon gar keine langfristigen Vorschläge machen, weil sie sie besser kennen als sie sich selbst. :mrgreen: Aber es ist wohl einfach so, dass in dem Moment, wo der Vorschlag gemacht wird, ehrliche Begeisterung da ist und das auch ernst gemeint ist, sich bis zu dem Moment, wo der Termin ansteht, die Stimmung und Einstellung zu der Unternehmung aber noch zigfach ändert. Und weil das so ist, die Gefühle und Stimmungslagen stets ambivalent sind, hält sich der BÄ nach dem ersten Überschwang dann zurück, sobald es konkret wird, denn wenn das Pendel ständig zwischen Ja und Nein herschwingt, weiß man ja nicht, wie es am betreffenden Tag und zur betreffenden Zeit aussieht. Deswegen fällt es den BÄ so schwer, sich festzulegen. Und deswegen gibt es auch öfter spontane Absagen. Hat mir meine Freundin auch mal so gesagt: "Lieber gar nichts verbindlich ausmachen, dann muss ich auch nichts absagen, denn das ist mir unangenehm." Darauf muss man sich also irgendwie einstellen. Wenn du eher weniger flexibel bist (die Beschreibung deiner Freunde also zutrifft) und verbindliche Termine willst, musst du bei BÄ damit rechnen, dass Absagen kommen. Oder du versuchst, auch ein wenig spontaner zu sein und dich zu fragen, warum verbindliche Termine so wichtig für dich sind, warum es so planbar sein muss. Das kann für einen selbst eine gute Erfahrung sein und macht dem BÄ definitiv weniger Druck. Spontan sich zu treffen oder nicht zu treffen, verursacht weniger Druck als eventuell etwas Zugesagtes absagen zu müssen. Vielleicht bist du dann auch weniger enttäuscht, wenn man es offen lässt.


    Kann gut sein, dass das gar nichts für dich ist, aber ich glaube, die Maßstäbe, die du anlegst, funktionieren bei BÄ nicht. Die spüren schon, wie wichtig dir ein verbindlicher Termin ist, lassen sich dann vielleicht widerwillig drauf ein und empfinden umso mehr Druck, dann den Termin auch einzuhalten. Denn wenn nicht, dann bist du ja maßlos enttäuscht. Das funktioniert nicht.


    Zitat

    Ich habe nichts gegen spontan ausgemachte Treffen, wenn jemand in meiner Nähe wohnt. Aber selbst dann akzeptiere ich es nicht, wenn von 10 ausgemachten Treffen die Hälfte oder noch mehr aus fadenscheinigen Gründen kurzfristig abgesagt werden.


    Um welche Zeiträume geht es da? Ich frage mich nur gerade, wie ein spontan ausgemachtes Treffen noch kurzfristig abgesagt werden kann. :wink: Spontan ist bei mir durchaus ein, zwei Stunden vorher sich auf einen Kaffee oder zum Abendessen zu verabreden. Das wird dann eigentlich nicht mehr abgesagt... Oder bedeutet auch spontan bei dir, dass es einige Tage im Voraus ausgemacht wird?

  • Zitat von greeny19

    Da muss man aber unterscheiden, ob dir jemand aus freien Stücken Hoffnungen gemacht hat oder nur eine Einladung für das nächste Mal in Aussicht gestellt hat, weil er dich nicht verletzen und/oder seine Ruhe haben wollte...


    Das ist für mich nicht einfach, weil die meisten Leute aus meinem Umfeld ungern telefonieren und Treffen fast immer schriftlich ausmachen. Ich habe selten die Mimik und Gestik eines anderen Menschen vor mir, wenn ich mich verabrede.



    Zitat von greeny19

    Du hast nur BÄ in deinem Freundeskreis, oder?


    Nein, aber ich kenne mehr Leute mit BA als ohne.



    Zitat von greeny19

    Da ist es natürlich schwer, da gehst du auch hier in diesem Beispiel von einer Verbindlichkeit aus bzw. nimmst ihn beim Wort, was bei den meisten BÄ einfach unrealistisch ist. Ich habe das auch anfangs so gemacht, habe aber mittlerweile gelernt, dass selbst der überschwänglichste eigene Vorschlag meiner Freundin keinesfalls bedeutet, dass dieser Plan in die Realität umgesetzt wird.


    Das stimmt. Wobei ich noch keine Ahnung von BA hatte, als er sich damals nach meiner Frage nach einem Treffen so ausweichend verhielt. Ich habe bei diesem Mann so einiges probiert: Habe ihn längerfristig nach Treffen gefragt, dann wieder spontan und manchmal nicht direkt, sondern ihm ebenso wie anderen Leuten einfach auf FB eine Einladung zu einer Veranstaltung geschickt. Er hat sich in 3,5 Jahren kein einziges Mal auf ein Treffen mit mir eingelassen, wenn der Vorschlag von mir stammte. Wenn er mit seinen Kumpels was ausmacht, plant er gerne im Vorfeld, ist sehr verbindlich und sagt wirklich nur selten im äußersten Notfall ab. Der ganze Freundeskreis dieses Mannes besteht überwiegend aus Dauer-Singlemännern. Im Umgang miteinander sind sie aber alles andere als spontan. Wenn er den Vorschlag bzgl. eines Treffens mit mir machte, dann war er auch nicht spontan. Dann wurde alles sorgfältig geplant und auch durchgezogen. Er hat kein einziges frühzeitig ausgemachtes Treffen mit mir abgesagt, wenn es seine Idee war.



    Zitat von greeny19

    Ich habe mich schon lange daran gewöhnt, dass langfristige Planungen keinen Sinn haben und ich mich mit ihr anders als mit meinen anderen Freunden einfach nur noch recht spontan verabrede. Da bin ich realistisch geworden und komme damit gut klar.


    Ich kann nicht behaupten, dass alle BÄ-ler in meinem Umfeld nur kurzfristig für Verabredungen zu haben sind. In meinem Leben gibt es auch Menschen mit BA, die genauso wie ich gerne frühzeitig planen. Meine beste Freundin wiederum hat nicht die Spur von BA und ist trotzdem lieber spontan.



    Zitat von greeny19

    Da wir fünf Minuten voneinander entfernt wohnen, ist das natürlich auch ausgesprochen einfach und ginge bei den von dir angesprochenen Entfernungen sicherlich nicht.


    Das ist ein wichtiger Punkt bei mir. Es ist in erster Linie eine zeitliche und finanzielle Frage, ob ich spontan bin oder nicht. Vor ein paar Jahren wurde ich mal von einem Mann umworben, der ca. 300 km entfernt wohnte. Wir schrieben unter der Woche so ziemlich jeden Tag lange im ICQ miteinander. Freitags oder samstags fragte er mich dann immer wieder: "Was machst du heute/morgen? Kommst du zu mir?" Das war mir dann zu kurzfristig, denn die Sparpreise der Deutschen Bahn gelten bis spätestens 3 Tage vor der Anreise und ich hätte für die Fahrten viel mehr bezahlen müssen, wenn ich spontan zu ihm gefahren wäre. Obwohl wir ständig in Kontakt waren, wollte sich der Mann nicht 3-4 Tage vor dem WE mit mir verabreden, sondern immer erst kurzfristig. So kam es, dass wir viel mehr WE gemeinsam beim Chatten im ICQ verbrachten als im RL.


    Meine beste Freundin wohnt nur 20 km von hier entfernt, aber wir sehen uns trotzdem selten. Sie ist eben auch spontan und trifft sich dann lieber mit Menschen, die da genauso ticken wie sie. Ich stehe unter der Woche selten zur Verfügung, weil ich als Zeitarbeiterin wechselnde Arbeitseinsätze habe und manchmal 13-14 Stunden täglich für die Arbeit und Reise zum Arbeitsplatz außer Haus bin. Nach so einem harten anstrengenden Tag habe ich keine Kraft für Verabredungen. Sie ist jedes 2. WE nicht verfügbar, weil die Kinder ihres Partners bei ihnen sind. Meine Freundin hat auch Kontakte in ihrem Wohnort und in den Nachbarorten. Manchmal fährt sie einfach ohne Ankündigung zu Freunden und besucht sie. Ich kann sie nicht ohne Ankündigung besuchen, denn sie wohnt in die entgegengesetzte Richtung von meiner Arbeitsstelle und ich würde einiges an Zeit und Geld verlieren, wenn ich vor ihrer Tür stünde und sie nicht da wäre.



    Zitat von greeny19

    Hat mir meine Freundin auch mal so gesagt: "Lieber gar nichts verbindlich ausmachen, dann muss ich auch nichts absagen, denn das ist mir unangenehm." Darauf muss man sich also irgendwie einstellen.


    Ich habe einige BA-Bekanntschaften hier in der Nähe, mit denen ich es genauso mache. Mit diesen Leuten mache ich gar nichts mehr aus. Wenn ich sie mal in einer Kneipe sehe, freue ich mich und unterhalte mich gerne mit ihnen. Aber ich plane nicht mehr mit ihnen. Allerdings kommen solche Menschen für eine enge Freundschaft nicht in Frage, weil mir Verlässlichkeit sehr wichtig ist.



    Zitat von greeny19

    Oder du versuchst, auch ein wenig spontaner zu sein und dich zu fragen, warum verbindliche Termine so wichtig für dich sind, warum es so planbar sein muss. Das kann für einen selbst eine gute Erfahrung sein und macht dem BÄ definitiv weniger Druck. Spontan sich zu treffen oder nicht zu treffen, verursacht weniger Druck als eventuell etwas Zugesagtes absagen zu müssen. Vielleicht bist du dann auch weniger enttäuscht, wenn man es offen lässt.


    Ich habe manchmal große Probleme mit der Bewältigung meiner Pflichten im Alltag. Bin nicht gerade stressresistent und komme viel besser zurecht, wenn ich meine Zeit verplane. Nehmen wir mal an, ich arbeite an einem Tag gar nicht oder nur kurz und habe meine Zeit überwiegend für andere Pflichten (Einkauf, Müll zum Container bringen, Haushalt, Nebenjob, usw.) eingeplant. Auf einmal meldet sich eine Freundin oder ein Kumpel und möchte was unternehmen. Ich lasse mich darauf ein und genieße die schöne Zeit, aber später merke ich, dass ich mit diversen Verpflichtungen zu spät dran bin und gerate unter Zeitdruck, womit ich absolut nicht klar komme.



    Zitat von greeny19

    Ich frage mich nur gerade, wie ein spontan ausgemachtes Treffen noch kurzfristig abgesagt werden kann. :wink: Spontan ist bei mir durchaus ein, zwei Stunden vorher sich auf einen Kaffee oder zum Abendessen zu verabreden. Das wird dann eigentlich nicht mehr abgesagt... Oder bedeutet auch spontan bei dir, dass es einige Tage im Voraus ausgemacht wird?


    Eine spontane Verabredung bedeutet für mich, 1-2 Tage vorher etwas auszumachen. Am gleichen Tag geht für mich so gut wie niemals. Leute, die sich immer nur für den gleichen Tag verabreden wollen, empfinde ich als anstrengend und fühle mich von ihnen unter Druck gesetzt. Als ich noch bei meinen Eltern wohnte, habe ich mich öfters sehr kurzfristig verabredet. Aber damals hatte ich eben kaum Verpflichtungen außerhalb der Arbeitszeit und konnte weitestgehend machen, was ich wollte. Seit ich eine eigene Bude habe, brauche ich eben auch Zeit für den Haushalt und andere Sachen. Wenn ich mich jetzt so oft spontan verabreden würde wie früher, würde ich kaum noch was auf die Reihe kriegen.