Ich kann nicht mehr

  • Vielleicht ist es doch nicht so gut, dass ich mich nach dem Selbstverteidigungskurs vor 2 Jahren so verändert habe. Früher war ich auf öffentlichen Veranstaltungen mit zahlreichen Männern doch ganz anders drauf wie heute. Ich habe mehr Alkohol getrunken (zu Hause bzw. alleine habe ich nie viel getrunken), war dementsprechend ausgelassener und wurde öfters angebaggert. Irgendwann ging mir das nur noch auf die Nerven, dass mich ständig irgendwelche Typen anfassen wollten. Ich fühlte mich eher wie ein Sexualobjekt und als Frau nicht richtig ernst genommen. In diesem Kurs lernte ich, mich zu verteidigen und kann mich seitdem besser abgrenzen. Ich trinke nur noch wenig und manchmal auch gar nichts mehr beim Feiern, weil ich mich im betrunkenen Zustand nicht so gut verteidigen kann, weil meine Reaktionsfähigkeit stark nachlässt.


    Mittlerweile werde ich gar nicht mehr belästigt, aber eben auch nicht mehr angeflirtet. Vielleicht ist es wirklich so, dass Männer sich bei einer nüchternen Frau, die sich gut abgrenzen kann, in Sachen Körperkontakt nicht so richtig trauen. Meine beiden Ex-Beziehungen sind damals entstanden, nachdem ich mit den Männern beim Feiern mehrmals unverbindlich rumgemacht hatte. Heutzutage habe ich nicht einmal Chancen auf lockere Geschichten mit Männern. Es ist ja nicht so, dass ich mich auf unverbindliche Sachen einlasse, weil ich mir Hoffnungen auf "mehr" mache. Das war noch nie der Fall. Ich kann durchaus mal was Lockeres genießen, ohne mich zu verlieben. Viele Männer sind so gestrickt, dass sie erst was Lockeres wollen und sich erst später Gedanken über eine mögliche Beziehung machen. Und wenn keine Beziehung draus wird, dann hatte ich trotzdem meinen Spaß und bin glücklich. Nur wenn sich nicht einmal was Unverbindliches ergibt, dann sinken auch meine Chancen auf "mehr".


    Womöglich ist es gar nicht die schlechteste Lösung, wenn ich bei den nächsten Aktivitäten mit vielen Männern wieder etwas mehr trinke. Dann bin ich ausgelassener, nicht mehr so ernst und kann zumindest mal wieder ein wenig Spaß haben. Natürlich werde ich mich trotzdem ein wenig zurückhalten, damit ich im Notfall angemessen reagieren kann :-D .

  • Ich bin immer noch geschockt wegen der WG-Sache von gestern. Der Mann wollte laut eigener Aussage nie in einer WG wohnen, weil er viel Zeit für sich selbst braucht und sich für ein WG-Leben zu alt fühlt (er ist fast 33). Dass er es sich aufgrund seiner finanziellen Situation und den hohen Mietpreisen in seinem Arbeitsort anders überlegt hat, kann ich noch irgendwie verstehen. Aber ich war mir sicher, er würde nur Männer anschreiben und keine Frauen. Ausgerechnet er, der Mann, der in unseren schönsten Zeiten bereits mit 2 Treffen pro Monat so seine Probleme hatte und in seinem Leben noch keine Frau in regelmäßigen Abständen gedatet hat, ist jetzt dazu bereit, mit wildfremden Frauen in einer Wohnung zu leben. Das ist hart.


    Die Verfasserin der Anzeige hat geschrieben, dass die Beiden nicht nur einen Mitbewohner suchen, sondern einen richtig guten Freund, mit dem man gemeinsam kochen, DVD-Abende machen und ausgelassene Partys feiern kann. Der BÄ-ler hat mehrmals gesagt, dass platonische Freundschaften mit Frauen für ihn nicht in Frage kommen. Mir sind seine Beweggründe schon klar. Er möchte den Mietpreis und die Nebenkosten in Grenzen halten, damit er weiterhin genug Geld für seine Hobbys und Partys hat. Es macht mich traurig, dass dieser Mann für Geld, Hobbys und Spaß dazu bereit ist, einige seiner Prinzipien über Bord zu werfen.


    Ich bin mir sicher, dass ich ihm nicht egal war. Aber der finanzielle Vorteil, den ihm eine bestimmte Person verschafft, ist dem Mann wichtiger als ihre Persönlichkeit. Das schmerzt, denn ich kann mich in diesem Punkt absolut nicht in ihn hineinversetzen. Wahrscheinlich findet er das normal und hat es nicht anders gelernt. Ich bin echt gespannt, ob diese oder andere Frauen ihn wirklich bei sich aufnehmen und wie er mit ihnen klar kommt. Vermutlich ganz gut, er hat nämlich beste Manieren, wenn er finanziell von einer Person abhängig ist. Vielleicht hätte er sich auf mich eingelassen, wenn ich im gleichen Ort wohnen würde wie er... weil ich dann so bequem in seiner Nähe wäre und er dann nicht viel Zeit und Geld in die Treffen investieren müsste, aber nicht weil ich bin, wie ich bin. Das ist traurig.


    Bei unserem ersten Treffen zu zweit habe ich ihm gesagt, dass ich Leute, die Menschen nur als Mittel zum Zweck benutzen, absolut nicht ausstehen kann. Es wäre nur ehrlich und fair gewesen, wenn er sich danach von mir zurückgezogen hätte. Aber er brauchte eine Frau, mit der er in der Öffentlichkeit angeben konnte, und außer mir hatte niemand Interesse an ihm... und als Fahrgemeinschaft war ich auch ganz praktisch. Mir will das einfach nicht in den Kopf, dass ein Mensch so drauf sein kann.

  • Ich denke es ist das Beste, wenn ich in der nächsten Zeit sämtliche Veranstaltungen meide, die er besucht. Wobei ich gar nicht immer einschätzen kann, wo er sein wird. Er lässt diesbezüglich nicht mehr so viel raus. Außerdem suche ich jetzt nach einem Therapieplatz.

  • Das wird ja immer lustiger hier. Ich hab´ mich inzwischen etwas beruhigt, die Arbeit lenkt mich gut ab. Habe jetzt Mittagspause und lese meine privaten Nachrichten in diversen Foren. Heute haben mich gleich zwei Personen angeschrieben und auf den BÄ-ler angesprochen.


    Der eine Kerl gehört zu einer Gruppe von Leuten, die seit Jahren eine ehrenamtliche Tätigkeit ausüben. Ich kenne die Leute schon ewig, sind ganz liebe Menschen und machen wirklich interessante Sachen. Im Spätsommer 2012 ist der BÄ-ler dieser Gruppe beigetreten. Er war nie so aktiv wie die meisten anderen Mitglieder, auch nicht in seiner Zeit als Arbeitsloser. Ich kannte ihn schon immer als eher langsamen, gemütlichen Menschen und dachte, er wäre evtl. schnell überfordert. Der Mann hat diese Tätigkeit als Sprungbrett in die Berufswelt genutzt, was irgendwie auch verständlich ist. Als er sein Praktikum bekam, machte er immer seltener was für das Ehrenamt, und irgendwann hab´ ich auf der Homepage dieser Leute gar nichts mehr von ihm gelesen.


    Jetzt schreibt mich eins der Mitglieder an und fragt, ob ich wisse was mit ihm los sei… ich hätte doch so einen guten Draht zu ihm, usw. Der BÄ-ler hat laut Aussage des anderen Mannes seit 13 Monaten keinen Finger mehr für das Projekt krumm gemacht. Die Leute haben ihn mehrmals angeschrieben, er hat sie immer wieder vertröstet und manchmal ignoriert. Sie können sich das nicht erklären, weil er anfangs total zuverlässig war. Ich hab´ ihm nur kurz geantwortet, dass ich keine Ahnung habe. Ich wollte ihm nicht sagen, dass das tolle Projekt für den BÄ-ler wahrscheinlich nur Mittel zum Zweck war und er es nicht mehr braucht, weil er doch mittlerweile einen Job hat. Das ist sehr schade, denn diese Menschen sind sehr engagiert und mit vollem Herzen bei der Sache. Das war er vermutlich nie, sonst würde er es nicht so lange schleifen lassen. Die anderen Mitglieder haben größtenteils viel mehr Stress und weniger Zeit als er, geben sich aber trotzdem große Mühe und lassen niemanden hängen.


    Dann hat mich noch einer seiner Kumpels aus dem Heimatort angeschrieben. Sehr junger Kerl, aber kein ambivalentes Wesen… freut sich immer mich zu sehen, grüßt freundlich, ist nie abweisend und redet bei jedem Treffen gerne mit mir. Er wollte wissen, ob ich gerade Kontakt mit dem BÄ-ler habe und was mit ihm los sei. Er hätte sich seit Monaten nicht bei ihm gemeldet und ihn immer mit einer Ausrede abgespeist, wenn der Kumpel sich mit ihm treffen wollte. Ich hab´ ihm geschrieben, dass ich ihn seit 2 Monaten nicht mehr gesehen habe und er womöglich im Stress ist. Der junge Mann ist echt in Ordnung, aber ich wollte ihm meine wahre Vermutung nicht mitteilen. Er hat den BÄ-ler früher öfters nach Kneipenbesuchen am WE nach Hause gefahren. Jetzt wo der BÄ-ler in seinen Arbeitsort ziehen möchte, wird er ihn als Fahrer kaum noch brauchen.


    Es ist zwar nur ein schwacher Trost, dass er nicht nur mit mir so umspringt. Aber immerhin hilft es mir beim Loslassen. Oh Mann, ich habe schon den 3. Tag hintereinander Kopfschmerzen. Das ist bei mir immer so, wenn ich geheult habe. Das letzte Mal war gestern Abend, aber man sieht es mir noch an. Bin mal gespannt, welcher Therapeut mir die ersten Probesitzungen anbietet. Ich will und werde wieder eine gesunde und glückliche Frau sein :-D .

  • Nach einem kurzen Rappel vorgestern habe ich mich wieder eingekriegt. Übernächstes WE findet das Open Air statt, welches ich letztes Jahr mit ihm und ein paar Leuten aus seinem Freundeskreis besucht habe. In seinem FB-Profil steht immer noch „Teilnahme unsicher“, obwohl er sich bestimmt längst entschieden hat. Bei mir steht auch „Teilnahme unsicher“. Das liegt daran, dass das Programm am Freitag für mich viel interessanter ist und ich noch nicht weiß, ob ich Freitag einen halben oder ganzen Tag frei nehmen kann. Nur Samstag vor Ort zu sein lohnt sich für mich nicht.


    Ich habe mir überlegt, ihn zu fragen ob ich wieder mit seiner Clique (WE-Ticket von der Bahn) mitfahren könnte und mich dazu entschieden, dass ich es bleiben lasse. In den vergangenen 3,5 Jahren habe ich keine einzige Zusage bekommen, wenn ein Vorschlag zwecks gemeinsamer Unternehmung von mir stammte. Das ist aber bei weitem nicht alles. Dieser Mann interpretiert jede noch so kleine Nettigkeit als Druck, Zwang, Klammern, Bestechungsversuch, usw. und fühlt sich schnell unwohl, wenn man öfters mal freundlich zu ihm ist. Der Kerl hat ein so schlechtes Selbstbild, er ist ein Extremfall.


    Inzwischen ist mir aufgefallen, dass der Mann schon auf weitaus harmlosere Sachen als Fragen nach Treffen oder ´ne Einladung auf einen Drink merkwürdig reagiert und sich zurückzieht, sobald man etwas netter zu ihm ist. Der Mann ist schon überfordert, wenn ich ihm bei FB eine Einladung zu einem Event schicke, die ich auch an viele andere Leute versende. Selbst darauf ist er noch nie eingegangen und hat jedes Mal ohne Erklärung auf den Absagebutton geklickt. Ich habe ihn wirklich nur zu Events eingeladen, die für ihn wirklich interessant waren. Aber sogar wenn seine Kumpels erschienen, blieb er lieber zu Hause. Seine Kumpels hätten ihn garantiert mitgenommen, und Zeit hätte er auch gehabt... aber er saß lieber stundenlang am Laptop und postete in unserem Stammforum. So eine FB-Einladung mit zahlreichen Gästen ist wirklich sehr unverbindlich, aber selbst auf diese Weise konnte ich ihn nicht zu häufigeren Treffen bewegen.


    Vor etwas längerer Zeit dachte ich darüber nach, spontan auf irgendwelchen Events zu erscheinen, die er besuchen wollte und die auch für mich interessant waren. Auch das klappt nicht. Mittlerweile gibt es von ihm fast nur noch feste Zusagen für Events, die entweder unter der Woche in seinem Arbeitsort stattfinden (das geht zeitlich bei mir nicht, außer wenn ich Urlaub habe) oder Wochenendveranstaltungen, die für mich uninteressant sind. Zu Events, die am WE stattfinden und die ich auch toll finden würde, äußert er sich fast gar nicht mehr. Ich erfahre dann immer erst im Nachhinein über x Ecken, wenn er mal irgendwo gesehen wurde. Bevor das mit uns war, hat er immer sehr ausführlich gepostet, wann er wo sein würde und seine Terminpläne auch konsequent durchgezogen.


    Mittlerweile kommt es sogar vor, dass er fest zugesagte Termine spontan cancelt wenn er mitbekommt, dass ich evtl. auch erscheinen werde. Wenn irgendwelche Leute im Forum und bei FB in die Runde fragten, wer am Tag x die Veranstaltung y besuchen würde und ich mich mit einem „Weiß noch nicht, mal schaun… könnte gut sein“ in die Runde mischte, schrieb er nichts dazu. Ich blieb an den besagten Abenden aus Zeit-/Geldmangel zu Hause und sah ihn jedes Mal putzmunter im Forum schreiben (das macht er nie, wenn er unterwegs ist… hat kein Internet auf dem Handy). Früher hat er niemals feste Zusagen kurzfristig wieder rückgängig gemacht (außer wenn er mal krank war, und das ist er nicht oft). Und wenn ich nichts über meine Anwesenheit schreibe, geht er auch immer hin, wenn er vorher schon zugesagt hatte. Der Mann geht häufigeren Treffen mit mir aus dem Weg, das spüre ich.


    Auch im Umgang mit diversen Bekannten ist er so drauf. Wenn ihn flüchtige Bekannte bei zufälligen Begegnungen fragen, ob er vielleicht an Tag x nach y kommt, heißt es immer: „Ne, da hab´ ich wahrscheinlich keine Zeit.“ Mein Eindruck besagt, dass er die meisten seiner Termine nicht im Kopf hat. Aber er möchte sich nicht lange vorher festlegen bzw. nur, wenn es seine Idee ist. Kurzfristig mit ihm etwas auszumachen ist aber auch nicht möglich, da fühlt er sich überrumpelt. Selbst wenn er ein WE frei hat und seine Freunde woanders sind, kann man nicht 2-3 Tage vorher fragen ob er am Samstag was machen will. Das gilt nicht nur für mich, sondern für alle Leute, die nicht zu seiner Clique gehören.


    Unsere Gespräche waren in den letzten beiden Jahren sehr schön. Es ist aber trotzdem nicht gut, ihm allzu viel Aufmerksamkeit zu schenken. Besser ist es, sich in der Öffentlichkeit kurz und freundlich mit ihm zu unterhalten und dann mit anderen Leuten ins Gespräch zu kommen. Wenn ich länger mit ihm rede, ist er schnell übersättigt, meldet sich die Tage nach der Begegnung nicht und reagiert genervt, wenn ich ihn kontaktiere. Oder er addet wieder irgendwelche neuen Frauen in seine FB-Liste und liked ihre Kommentare, während er mir keine Beachtung schenkt. Selbst wenn ich bei FB dieselben Seiten like wie er oder einen Kommentar von ihm mit „Gefällt mir“ anklicke, werden gleich andere Frauen aufgenommen und ihre Bemerkungen mit Likes versehen.


    Der Mann beantwortet jede Mail innerhalb von 24 Stunden oder gar nicht. Wenn nach dieser Frist keine Antwort kommt, dann schreibt er nicht mehr zurück. Ich habe meistens 2-3 Tage Zeit für die Antwort gebraucht, aber selbst das wurde ihm irgendwann too much. Er erträgt es besser, wenn ich manchmal gar nicht antworte. Ich verliere irgendwann die Lust, wenn mich jemand öfters mal ignoriert. Den BÄ-ler hält das aber gar nicht davon ab, wieder den Kontakt zu mir zu suchen (habe ich mal getestet). Ihm ist es sogar lieber, wenn ich manchmal nicht antworte. Selbst wenn ich 5 Tage oder länger brauche, reicht es ihm irgendwann, weil er die Regelmäßigkeit vermeiden möchte.


    Er kommt auch null damit klar, wenn ich Interesse an seinem Leben zeige bzw. auch nur dann, wenn er von sich aus was erzählt. Das tut er dann sehr lange, ausführlich und wirklich gerne. Aber nur, wenn er damit anfängt. Auf der anderen Seite hat er Probleme mit Fragen wie „Na, wie waren deine Prüfungen?“ Das ist für ihn schon eine Art Eingriff in seine Privatsphäre, und er fühlt sich ausgehorcht.


    Je mehr ich darüber nachdenke, umso klarer wird mir, dass man bei diesem Mann keine Chance hat, wenn man tatsächlich etwas für ihn empfindet. Jede noch so kleine nette Geste könnte schon zu viel des Guten sein. Ich habe selbst BÄ, aber er ist mir da ein gutes Stück voraus. Bei diesem Mann hilft es nicht, die Erwartungen herunterzuschrauben, sich rar zu machen, ein eigenständiges Leben zu führen, usw. Das schützt eine Frau vor unnötigem Kummer und Leid, aber sein Herz kann ich auf diese Weise trotzdem nicht gewinnen. Das kann wohl nur eine Frau, die absolut gar nichts für ihn empfindet.


    Mir geht es trotzdem gut. Das Wetter soll die nächsten Tage wieder um einige Grad wärmer werden, und ich freu´ mich auf das Open Air mit der Bekannten am kommenden Samstag :-D .

  • Vor wenigen Minuten hat er auf FB bekannt gegeben, dass er Ende August eine Veranstaltung im Ausland besucht. D. h. er hat seinen Urlaub verplant (die Dienstplanung für den Folgemonat wird immer Mitte des Monats gemacht). Für übernächstes WE hat er aber immer noch weder zu- noch abgesagt. Das ist mir egal, ich fahre trotzdem hin, wenn ich am Freitag wenigstens den halben Tag frei bekomme. Mein bester Freund meinte gestern, dass er sich sehr auf mich freut :-D .


    Ich ärgere mich gerade über mich selbst. Ich rege mich auf, weil ich so viel Zeit für diesen Mann verschwendet habe... für nichts und wieder nichts. Sollte ich ihn nächste Woche sehen, muss ich mich echt zusammenreißen. Wenn er mich anspricht, würde ich ihm am liebsten ins Gesicht brüllen, dass er sich verpissen und mich für immer in Ruhe lassen soll.


    Hmm... ich wette mit euch allen, dass er für nächste Woche zusagt, sobald ich auf den Absagebutton klicke. Und wenn ich doch auf dem Open Air auftauche, jage ich ihm einen ganz schönen Schrecken ein... bin am Überlegen, ob ich das wirklich machen soll. Das ist kindisch und entspricht sonst gar nicht meiner Art, aber ich hab´ gerade wirklich Lust, ihm einen kleinen Denkzettel zu verpassen :mrgreen: .

  • Heute in einer Woche ist es soweit. Ich sehe ihn wieder... oder auch nicht. Er hält sich diesbezüglich immer noch bedeckt. Stattdessen hat er für Ende August für ein weiteres Event im Ausland zugesagt. Die erste Veranstaltung im Ausland wird er mit einem Kumpel besuchen, die zweite wohl eher alleine.


    Meine Güte, was für ein kranker Mensch... anstatt sich endlich um eine eigene Wohnung zu kümmern gibt er jeden Monat fast sein ganzes Gehalt für seine Hobbys aus und macht Urlaub in zwei teuren Ländern. Für ihn zählen in Europa nur Skandinavien, Großbritannien und Irland. Osteuropäische bzw. ärmere Staaten sind unter seinem Niveau. Ja, ich rede hier von einem Azubi mit niedrigem Gehalt... Natürlich ist es seine Sache, wofür er sein Geld ausgibt. Aber ich finde es peinlich, wenn ein Mann von fast 33 Jahren, der immer noch bei den Eltern lebt, seine ganze Kohle nur für Hobbys verprasst. Er spart wirklich nichts für die Wohnung und spekuliert wohl, dass seine Eltern ihm alles bezahlen. Ich habe meinen Eltern jeden Monat Kostgeld bezahlt, als ich noch bei ihnen gelebt habe. Daran denkt er nicht mal im Traum.


    Und ich Schaf hab´ echt gedacht, er würde seine Ausgaben reduzieren, wenn wir uns erstmal besser kennen und mehr Zeit miteinander verbringen :sauer: . Für das von ihm und seinen Freunden organisierte Fest im Herbst habe ich gestern abgesagt. Als er meine halbwegs verbindliche Zusage hatte, wurde ich wieder aufs Abstellgleis gestellt, nicht mehr kontaktiert, neue Frauen hinzugefügt und geliked. Schade ums Programm, aber der Termin fällt mitten in meine Urlaubszeit. Ich sehe es nicht ein, meinen Urlaub zu unterbrechen. Das ist es mir nicht wert. Und ich habe keine Lust diesen Mann zu sehen, dem es nie um mich ging, sondern nur um die Erfüllung seiner eigenen Bedürfnisse. Wenn ich mache was er will, bin ich die tollste Frau der Welt. Wenn ich nicht funktioniere oder eigene Bedürfnisse äußere, bin ich die Böse. Nein danke, ich hab´ keinen Bock auf die Masche!


    Was ist nur aus mir geworden? Bevor er Ende 2010 verstärkt in mein Leben trat, ging es mir zwar auch nicht gut (war die Monate zuvor arbeitslos gewesen), aber meine Psyche war zumindest stabil. Niemals hätte ich mir träumen lassen, dass sich hinter diesem kleinen Engel so ein kaltblütiger, skrupelloser Egoist verbringt. Mittlerweile wünsche ich mir immer öfter, ich wäre ihm niemals begegnet :heul: .

  • Gestern hatte ich einen wirklich schönen Tag auf einem Open Air :-D . Die ersten Stunden hab´ ich mit diversen männlichen Bekannten aus dem In- und Ausland verbracht, bis meine Bekannte, mit der ich verabredet war, schließlich eintrudelte (sie hatte einen viel längeren Anfahrtsweg als ich). Die Frau ist wirklich sehr lieb, wir sind total auf einer Wellenlänge. Vor kurzem hat sie sich nach 10 Jahren On-Off-Beziehung endgültig von ihrem Partner getrennt, der auch ein Sohn aus reichem Elternhaus sowie ein ähnlich schwieriger und übertrieben egoistischer Mensch ist wie mein BÄ-ler. Sie stammt aus einer liebevollen Familie und hat sich schon immer eine glückliche Partnerschaft gewünscht, die bis ans Ende ihres Lebens hält. Wir haben sehr lange geredet und uns gegenseitig versichert, dass wir in Zukunft in der Anfangsphase mit Männern verstärkt auf gewisse Dinge achten und uns nicht mehr mehr von gewissen Aktionen blenden lassen.


    Ich habe sie immer dafür bewundert, dass sie es so lange mit einem schwierigen Menschen aushalten konnte. Inzwischen tut sie mir nur noch leid. Und ich schäme mich absolut gar nicht mehr für die Tatsache, dass ich noch keine langjährige Beziehung hatte. Ich denke, ich könnte das mit Sicherheit auch vorweisen, wenn ich mir von manchen Typen alles gefallen lassen und nicht so früh rebelliert hätte. Im Gegensatz zu ihr war ich für die Männer einfach zu unbequem. Auf der anderen Seite wünscht sich diese Frau ebenso wie ich einen Partner aus diesem Hobby-Umfeld, weil sie mit diesen Klammerbeziehungen nichts anfangen kann und auch nicht so viel Stress verträgt.


    Es ist wirklich schön, eine gleichgesinnte Person kennengelernt zu haben und diesbezüglich offen mit ihr reden zu können :-D .

  • Ach übrigens: Ein großer Teil der Clique des BÄ-lers war auch anwesend, u. a. zwei Männer mit Ehefrauen und auch die drei Typen, die vor einem Jahr mit ihm und mir auf einem Open Air waren. Zwei der Männer haben mich kurz freundlich begrüßt, der Dritte im Bunde ignorierte mich komplett. Das ist auch so ´ne Sache, die ich gar nicht leiden kann. Ich erwarte von flüchtigen Bekanntschaften sicher nicht, dass sie sich bei jeder Begegnung ausführlich mit mir unterhalten. Aber ein kurzes „Hallo“ gehört doch zum guten Ton, wenn man sich schon öfters gesehen und mehrere lange Gespräche miteinander geführt hat, finde ich. In dieser Gruppe gibt es einige Leute, die manchmal extrem gesprächig sind, aber an manchen Tagen nicht mal „Hallo“ sagen und wortlos an mir vorbeilaufen. Früher dachte ich, sie hätten mich vielleicht nicht richtig gesehen und bin als Erste auf sie zugegangen. Dann waren sie aber immer kurz angebunden, wirkten nicht gerade erfreut und ließen mich nach wenigen Sekunden stehen. Also muss ich davon ausgehen, dass sie manchmal absichtlich nicht grüßen.


    Mit den Frauen aus der Gruppe bin ich noch nie so richtig ins Gespräch gekommen. Sie sind selten mit von der Partie und wenn, dann stehen sie die ganze Zeit bei ihren Partnern und reden nicht mit anderen Leuten. Ich kann mir gut vorstellen, dass die Männer das so wollen. Wobei ich fairerweise sagen muss, dass die gebundenen Männer auch so gut wie nie ohne ihre Partnerinnen in der Öffentlichkeit zu sehen sind und generell selten ausgehen.


    Natürlich muss man in einer Partnerschaft Kompromisse eingehen. Aber dieser Mann und ich waren niemals ein Paar. Da kann er doch nicht erwarten, dass ich mich gar nicht mehr mit meinen Freunden treffe und jedes Wochenende nur zu Hause rumsitze, v. a. dann nicht, wenn es nur auf seine Initiative hin zu einem Treffen kommt. Wenn er 2-3x im Monat einen Männerabend macht oder alleine ausgeht, kann er nicht verlangen, dass ich hier sitze und Däumchen drehe. Wenn er sich wenigstens mal mit mir darüber unterhalten hätte, wäre ich sicher kompromissbereit gewesen (aber meine Freunde hätte ich garantiert nicht für ihn aufgegeben), aber so... nö danke.


    Mit so einer Einstellung müssen sich die ganzen Single-Männer nicht wundern, wenn sie so lange alleine sind.

  • Jetzt steht es fest: Er wird am Wochenende auf dem Open Air sein. Ein Bekannter hat das gestern ins Forum gepostet, und kurz danach hat er selbst es auf FB bestätigt. Ich bin erstaunlich gelassen, muss ich sagen. Morgen sind die Bekannte vom letzten WE, mein bester Freund und andere nette Leute dabei. Am Samstag nicht mehr ganz so viele (er ist beide Tage dort), aber die Sonne scheint, und ich hab´ beste Laune.. ich werde die Zeit genießen und lasse mir nichts von ihm schlecht machen :-D .

  • Ich hatte ein sehr schönes Wochenende mit völlig unerwartetem Verlauf. Das Leben ist voller Überraschungen. Ich war am Freitag ab ca. 18:30 Uhr anwesend und wurde relativ bald vom BÄ-ler in der Menschenmenge vor der Bühne angesprochen. Er war überrascht und dachte, ich würde gar nicht kommen (keine Ahnung, woher er diese Info hatte – ich habe das niemals behauptet). Am ersten Abend habe ich mich aber auf meine Freunde und Bekannten konzentriert, weil die meisten Leute nach der letzten Band oder Samstag nach dem Frühstück wieder nach Hause fahren wollten.


    Am zweiten Tag waren wir die meiste Zeit gemeinsam unterwegs. Ich kann euch versichern, dass es eine Menge ausmacht, wenn man locker drauf ist und nicht ständig diesen „Ich will eine Beziehung mit ihm“-Gedanken im Kopf hat. Die Atmosphäre zwischen uns war durchgehend klasse, es hätte nicht besser laufen können. Wir alberten wie die Kinder miteinander rum, konnten uns aber genauso gut über Hobbys und ernsthaftere Themen unterhalten. Und er war SEHR anhänglich. Bis auf eine Pause, als ich ein Paar aus meinem Bekanntenkreis auf dem Campingplatz besuchte, war er fast immer bei mir. Sein Kumpel und der andere Bekannte kamen zwar manchmal dazu, ließen uns aber nach wenigen Minuten wieder alleine und zogen grinsend ab. Wenn ich mir ein Getränk holen wollte, kam er immer automatisch mit. Als ich Hunger bekam und ins Essenszelt wollte, sagte er: „Ich will auch was essen, ich komme mit.“ Auf der Aftershowparty war er auch bei mir und auch sonst fast immer.


    Beim Essen kamen wir auf einen seiner Kumpels zur Sprache, und er sagte: „Das ist ein hoffnungsloser Dauersingle… so wie ich.“ Das war das erste Mal überhaupt, dass er sich in meiner Gegenwart zu seinem Beziehungsstatus äußerte. Irgendwie klang er resigniert. Ich stellte ihm aber keinerlei Fragen und äußerte mich nicht zu diesem Kommentar, weil ich aus Erfahrung weiß, dass man schnell als Frau in die Kumpelschiene rutscht, wenn man sich mit Männern über solche Themen unterhält. Ein wenig später erzählte er mir vorsichtig, was es mit seinem Sex-/Körperkontakt-Problem auf sich hat. Der Mann mag seinen Körper nicht. Er hat ca. 15 kg Übergewicht, welches relativ ungleichmäßig verteilt ist. Seine Problemzone Nr. 1 ist der Bauch. Ich hab´ den schon einige Male leicht gestreichelt (nur mit Shirt, versteht sich), und dann war er immer total glücklich… so nach dem Motto: „Die mag meine Problemzonen.“ Deshalb sieht man ihn selbst bei Affenhitze nie mit nacktem Oberkörper rumlaufen. Ich hätte nicht gedacht, dass er sich so sehr für sein Äußeres schämt. Früher dachte ich, dass nur wir Frauen uns Gedanken um unsere Optik machen. Inzwischen habe ich aber mehrere Männer kennengelernt, die ähnliche Probleme haben.


    Einmal kamen wir auf das Thema Nähe-Distanz zu sprechen, das ging auch von ihm aus. Er erzählte mir, dass er seit Anfang des Jahres eine Wohnung gesucht hätte und nicht fündig geworden sei. Der Mann hat nur WG´s angeschrieben, sowohl Frauen als auch Männer und geschlechtergemischte WG´s. Ich hatte ja neulich bei FB gelesen, wie er eine Frau diesbezüglich kontaktierte und ärgerte mich, weil ihm das auf einmal doch nicht mehr zu viel Nähe war. Ich sagte zu ihm: „So so… und ich dachte, du möchtest nicht so viel Nähe zu anderen Menschen?“ Antwort: „Das hast du völlig missverstanden. Es ist richtig, ich brauche viel Zeit für mich, meine Hobbys und das Internet. Aber ich könnte niemals alleine in einer kleinen 1,5 Zimmer-Wohnung leben wie du, Reni. Fühlst du dich niemals einsam? Ich finde es schöner, wenn ich zwischendurch mal kurz mein Zimmer verlassen und ein paar Worte mit einem anderen Menschen wechseln kann. Und ich finde es viel schöner, in Gemeinschaft zu essen als alleine. Fehlt dir nicht etwas in dieser kleinen Wohnung? Z. B. ein Mensch, der dir vor dem Einschlafen eine gute Nacht wünscht?“


    Diese Aussage hat mich zum Nachdenken gebracht. Ich denke, dass ich in diesem Punkt die stärkeren Ängste habe. Ich habe ebenso wie er recht lange zu Hause gewohnt, hatte aber im Vergleich zu ihm wirklich gar keine Privatsphäre. Deshalb habe ich auch Probleme auf der Arbeit, wenn meine Kollegen in meinen Schränken und Schubladen rumwühlen (machen bei uns alle, keiner hat Geheimnisse vor dem Rest). Das erinnert mich an das Kontrollverhalten meiner Mutter und hemmt mich beim Gedanken an eine gemeinsame Wohnung mit anderen Personen.


    Die Wohnungssuche des BÄ-lers ist mittlerweile nicht mehr aktuell. Es ist längst nicht sicher, ob er nach dem Ende seiner Ausbildung im April 2015 übernommen wird. Die Firma hat viele Azubis, und letztes Mal wurde nur einer fest eingestellt – und zwar nur befristet für 6 Monate. Außerdem ist er mit dem Job nicht mehr wirklich glücklich. Die Leute sind zwar sehr nett und so, aber die Arbeit nervt ihn bisweilen, Bezahlung und Übernahmechancen stehen schlecht, und die Aussicht auf eine bezahlbare Wohnung in der teuren Großstadt auch. Er schreibt schon wieder Bewerbungen auf andere Stellen und hofft, dass er einen Job in seinem Heimatort bekommt.


    Manche Sachen sind zwischen uns in der Vergangenheit wirklich blöd gelaufen. Es gab sehr viele Missverständnisse zwischen uns, das ist echt unfassbar. Wenn unser erster WE-Trip damals so verlaufen wäre wie das vergangene WE, dann hätte es sich wohl völlig anders entwickelt. Seine und meine Unsicherheit haben einiges durcheinander gebracht. Auch das Internet hat unserer Kommunikation eher geschadet als geholfen. Wenn er sich früher geöffnet hätte und ich nicht so extrem misstrauisch gewesen wäre, hätten wir uns einiges an Ärger ersparen können. Wir hatten eigentlich nur im ersten Jahr (2011) in der Öffentlichkeit unsere Zickereien, danach lief es besser. Aber ich ärgerte mich im stillen Kämmerlein immer wieder über sein Verhalten, strafte ihn dann bei den Treffen mit Kälte und schlechter Laune, und er fragte sich immer wieder, was er falsch gemacht hatte.


    Er war wirklich sehr lieb zu mir, brachte mich u. a. in der Nacht zum Taxistand und meinte, ich könne seine Regenjacke haben, falls es regnen sollte und ich doch zu Fuß Richtung Hotel laufen wollte. Er ist auch traurig, weil ich die Teilnahme am Fest seiner Clique abgesagt habe und in dieser Zeit Urlaub machen will. Falls ich doch kommen möchte, könne ich ihm gerne Bescheid geben. Die Tickets gehen zwar weg wie warme Semmeln, aber für mich steht die Tür auch bei ausverkauftem Haus offen. Ich könnte es mir jederzeit kurzfristig überlegen, weil er mich sehr gerne dabei haben will. Das wird aber vermutlich nicht gehen, weil es meine einzige Möglichkeit für den Jahresurlaub ist und die Feier leider mittendrin stattfindet, sodass ich meine Reise abbrechen oder kürzen müsste.


    Beim Abschied sind wir uns dann noch etwas näher gekommen. Bei der Umarmung habe ich ihn länger und intensiver gedrückt als sonst, und dann haben wir angefangen uns ein wenig zu streicheln. Der Abschied fiel uns ganz schön schwer, wir kamen kaum voneinander los und zögerten es lange heraus. Ich hab´ auf einen längeren, intensiven Kuss gehofft (bisher gab es nur kurze Schmatzer), aber das hat er sich wohl noch nicht getraut, und das Schild seines Käppis stand auch ein bissl im Weg, hehe…


    Und jetzt? Wir genießen die Zeit, die wir gemeinsam verbringen können, aber wir wollen nichts übers Knie brechen. Ich habe mich längst vom Gedanken verabschiedet, unbedingt eine Beziehung führen zu wollen (hab´ am Freitag auch kurz mit einem anderen Mann geflirtet, aber der war mir zu jung) und fühle mich in seiner Gegenwart trotzdem sehr wohl. Meine Fixierung auf das Thema Partnerschaft und seine Baustellen haben uns schon ausreichend Steine in den Weg gelegt. Wieso sollen wir uns unnötig das Leben schwer machen, wenn es doch sowieso viel zu kurz ist?

  • Liebe Reni


    Ich habe deine Geschichte mit grossem Interesse gelesen, von Anfang an. Ein halber Krimi.


    Meine Meinung möchte ich ganz kurz auf den Punkt bringen: Ich finde, du lastest dir selbst viel zu viel an - und ihm zu wenig respektive du vergibst ihm zu schnell, entschuldigst ihn etc. Ich finde, er hat sich ziemlich erbärmlich verhalten, dich sehr oft abgewiesen und ignoriert... so will man auch nicht von platonischen Freunden behandelt werden.


    Sicherlich ist es gut, wenn du innerlich noch stärker und unabhängiger wirst und nicht zu viel erwartest. Aber bitte schau dir gut, nicht, dass er dieses "ich erwarte nichts von ihm" schamlos ausnützt. Und du wieder Zeit verstreichen lässt für nichts ausser Tränen.


    Entschuldige meine direkte Wortwahl, im umgekehrten Falle hätte ich diesen Post wohl genauso nötig, ich weiss, wie "süchtig" die BÄler einem machen und wie ratlos sie einem machen und auflaufen lassen. Trotzdem - liebe DICH mehr als IHN. Du solltest gut zu DIR schauen, nicht umgekehrt, gell.


    Liebe Grüsse
    Citrus :flower:

  • Hallo Citrus,


    mir ist schon lange klar, dass ich mit diesem Mann niemals eine richtige Beziehung führen werde. Ich habe ihn wegen der Entfernung und der seltenen Treffen erst spät durchschaut, aber nun weiß ich ja, wie er tickt. In den ersten 1 – 1,5 Jahren habe ich ihm so ziemlich alles vergeben, weil ich gar nicht kapiert habe, dass er sich respektlos verhalten hat. Inzwischen schaue ich mehr auf mich und achte darauf, dass es mir auch ohne ihn gut geht.


    Seit unserem letzten Treffen sind fast 1,5 Wochen vergangen, und er hat sich bis heute nicht wieder bei mir gemeldet. Das habe ich nicht anders erwartet, von daher bin ich auch nicht enttäuscht. Wenn wir beide zufällig zur gleichen Zeit am gleichen Ort sind oder er einen Vorschlag zwecks Treffen macht, dann ist er immer sehr liebevoll, aufmerksam, bemüht und extrem anhänglich. Aber wir sehen uns eben nur selten, und er will nichts daran ändern. Die wichtigsten Dinge im Leben sind für ihn Geld für materielle Dinge ausgeben und feiern gehen. Er genießt sein Leben in vollen Zügen, alles andere ist nur Nebensache.


    Dieser Mann ist ein Opfer seiner Kindheit. Das wird mir immer stärker bewusst, je mehr er über sich erzählt. Das ist doch kein Vertrauensverhältnis, wenn ein 32jähriger Mann vor seinen streng religiösen Eltern, bei denen er immer noch lebt, verschweigen muss, dass er seit Jahren raucht und bei feierlichen Anlässen Alkohol trinkt. Neulich hat er mir erzählt, dass sein Vater seine eigenen Anzüge über die an den Schränken hängenden Klamotten seines Sohnes hängt, wenn Verwandte zu Besuch kommen. Er schämt sich für den Kleidungsstil seines Sohnes und möchte nicht, dass die Verwandtschaft alles zu Gesicht bekommt, was er anzieht – dabei ist sein Stil gar nicht soooo ausgefallen.


    Der Vater scheint ein sehr strenger Mann zu sein, der zu seinen Kindern nur nett ist, wenn sie gewisse Leistungen erbringen. Die Mutter versucht das auszugleichen, indem sie ihre Kinder materiell verwöhnt und ihnen die meisten Pflichten abnimmt, die ein erwachsener Mensch selbständig bewältigen sollte. Trotzdem hat sich der BÄ-ler in meiner Gegenwart noch kein einziges Mal negativ über seine Eltern geäußert. Er liebt sie sehr und wünscht sich, dass sie stolz auf ihn sind. Deshalb spielt er in seinem Elternhaus die Rolle des braven Sohnes und verschweigt ihnen Teile seiner wahren Persönlichkeit.


    Ich habe in den letzten Tagen sehr viel an meinen eigenen Vater gedacht, der vor einigen Jahren gestorben ist und mehrere Parallelen zwischen der Ehe meiner Eltern und meinem Verhältnis zum BÄ-ler festgestellt. Meine Eltern waren bis zum Tod meines Vaters 35 Jahre miteinander verheiratet. Obwohl sie sich sehr geliebt hatten, war ihre Ehe von Anfang an wirklich schwierig. Mein Vater war zwar kein Sohn aus reichem Elternhaus, hatte aber auch unter der Lieblosigkeit in seiner Familie zu leiden und redete trotzdem niemals negativ über seine Eltern. Wenn meine Mutter ihm unter die Nase rieb, dass seine Eltern Alkoholiker waren und ihre Kinder vernachlässigt hatten, konnte er sehr böse werden. Sie konnte zu meinem Vater auch nichts Negatives über seine Geschwister und Freunde sagen, selbst dann nicht, wenn diese Menschen wirklich Mist gebaut hatten. Er wurde dann immer gemein und nahm die Leute in Schutz, anstatt zu meiner Mutter zu halten. So nach dem Motto: In der Familie und im Freundeskreis hält man immer zusammen, ganz egal was passiert.


    Der BÄ-ler ist auch ein loyaler Sohn, Bruder und Kumpel wie mein Vater in der Vergangenheit. Das ist an für sich keine schlechte Eigenschaft. Nur im Gegensatz zu ihm vertrete ich die Ansicht, dass man nähere Angehörige und gute Freunde auf gar keinen Fall in Schutz nehmen sollte, wenn sie sich schlecht benehmen. Der BÄ-ler kritisiert z. B. gerne irgendwelche Leute, die andere im Internet mobben. In diesem Punkt bin ich bei ihm, denn Internetmobbing oder Mobbing generell ist wirklich das Letzte. Andererseits verschließt er die Augen, wenn ein langjähriger Bekannter von ihm, den er sehr bewundert, andere Menschen im Internet schlecht macht. Wenn ihn andere Personen darauf aufmerksam machen, reagiert er einfach nicht oder hat eine Ausrede auf Lager. Ein anderes Beispiel ist seine Mitgliedschaft in dieser Organisation, die sich für sexuell belästigte Frauen einsetzt – auch eine gute Sache. Als ich damals von seinen Freunden sexuell belästigt wurde und ihm davon erzählte, war in seinen Augen ich die Böse, die schlecht über seine Freunde redete. Mein Vater war da ganz ähnlich. Er hat sich auch für Menschen eingesetzt, die so einiges durchmachen mussten. Aber wenn sich Mitglieder seiner Familie oder Freunde von ihm daneben benahmen, verdrängte er das und wurde sauer, wenn er von meiner Mutter darauf hingewiesen wurde.


    In der Ehe meiner Eltern war schon immer meine Mutter die „Stärkere“, wenn man das so nennen kann. Mein Vater ging zwar täglich fleißig zur Arbeit, er war in seinem Leben keinen einzigen Tag arbeitslos gemeldet und als Handwerker auch privat sehr hilfsbereit, wenn er irgendwo gebraucht wurde. Abgesehen davon hat er jedoch nicht viel auf die Reihe bekommen. Meine Mutter hat ihm viel zu viel abgenommen. Für den Haushalt war immer sie alleine zuständig. Das war auch schon vor meiner Geburt der Fall, als sie noch in Vollzeit arbeitete. Mein Vater brachte höchstens mal den Müll raus, schleppte die Getränkekisten in den Keller und fuhr meine Mutter zum Großeinkauf, weil sie keinen Führerschein hatte. Kochen, Wäsche waschen, Putzen, Bügeln, Aufräumen, usw. hat er nie gemacht. In seinem Elternhaus wurde ihm vieles von der Großmutter abgenommen, die das Verhalten seiner Eltern ausgleichen wollte. Später in der Ehe übernahm meine Mutter die Rolle seiner Großmutter.


    Ich hatte lange ein sehr schwieriges Verhältnis zu meiner Mutter und lehnte sie oftmals ab, weil sie ständig so aggressiv war. Seit einigen Jahren haben wir ein sehr gutes Verhältnis, und ich sehe ihr Verhalten von damals mittlerweile mit anderen Augen. Meine Mutter war oftmals gestresst, weil die meisten Pflichten an ihr hängen blieben. Sie musste nicht nur den Haushalt alleine erledigen, sondern war auch für viele andere Sachen zuständig. Während meine Arbeitskollegen sich frei nehmen, um mit ihren Frauen die Kinder zum Arzt zu bringen, musste meine Mutter immer alleine mit uns zum Arzt gehen. Sie ging auch immer alleine zu den Elternabenden im Kindergarten und in der Schule, weil mein Vater früh schlafen wollte. Die Urlaubsziele wurden zwar gemeinsam festgelegt, aber meine Mutter musste in den Pensionen anrufen und reservieren, und auch das Packen der Reisetaschen war immer nur ihre Aufgabe. Mein Vater ist zwar die ganze Strecke gefahren, da sie keinen Führerschein hatte, aber sonst blieb alles an ihr hängen: Packen, Auto beladen, Essen und Trinken für die Reise besorgen, Brote schmieren und natürlich auch das Ausräumen und Putzen nach der Ankunft, während er schlief und sich ausruhte. Wenn meine Eltern auf einen Geburtstag eingeladen waren, musste immer meine Mutter die Geschenke besorgen. Mein Vater gab ihr zwar Geld, wenn sie nicht so viel hatte, aber sie war immer diejenige, die in die Stadt gehen und nach einem passenden Geschenk suchen musste. Sie kümmerte sich um seinen Papierkram, machte seine Arzt- und Friseurtermine aus, erledigte seine Pflichten auf der Bank und diversen Behörden. Mein Vater konnte sich nicht einmal seine eigene Kleidung selbst kaufen, auch dafür war meine Mutter zuständig. Wenn sie vor ihm gestorben wäre, hätte er sich bestimmt eine neue Partnerin gesucht. Und wenn er keine gefunden hätte, wäre die alte Rolle meiner Mutter an mich weitergegeben worden. Ohne Frau wäre mein Vater hilflos und verloren gewesen.


    Erst in den letzten Tagen habe ich erkannt, dass mein Vater bis zum Ende seines Lebens ein kleiner Junge war und niemals richtig erwachsen geworden ist. Meine Mutter hat sich sehr verändert, seit er nicht mehr bei uns ist. Sie geht aus, trifft sich öfters mit Freunden und genießt ihr Leben. Einen Partner hat sie nicht, und es ist ihr auch nicht wichtig, wieder einen Mann zu finden. Sie sagt selbst, dass sie an der Seite meines Vaters nur am Arbeiten war und nichts vom Leben hatte, obwohl sie ihn sehr geliebt hat. Für einen anderen Mann möchte sie sich das jedoch nicht nochmal zumuten, was ich mehr als verstehen kann.


    In der Familie des BÄ-lers geht es ähnlich zu. Obwohl sein Vater ein wohlhabender Mann ist und den Ruhestand gemeinsam mit seiner Frau genießen könnte, gönnt er sich weder eine Köchin noch eine Putzfrau. Während er tagsüber öfters unterwegs ist, seine Interessen pflegt, usw., ist die Mutter den ganzen Tag zu Hause und erledigt sämtliche Pflichten alleine. Sie gibt sich selbst für die Familie auf und ist somit vermutlich in den Augen ihres Mannes und der Kinder eine „starke“ Frau. In der heutigen Zeit gibt es jedoch nicht mehr viele Frauen, die so etwas in Kauf nehmen. Von daher wundert es mich nicht, dass der BÄ-ler und die meisten seiner Freunde große Probleme mit der Partnersuche haben und von Frauen abgelehnt werden. In einer Beziehung mit diesem Mann würde es mir wohl kaum anders ergehen als meiner Mutter in ihrer Ehe mit meinem Vater. Er würde sich nach der Arbeit seinen Interessen widmen (mein Vater schaute meistens Nachrichten und Sport im Fernsehen, schlief oder traf sich mit anderen Gastarbeitern in der Stadt), während ich einen Haufen Pflichten zu bewältigen hätte und irgendwann nur noch frustriert wäre. Nur mit dem Unterschied, dass mein Vater absolut kein Schmarotzer oder Geizhals war und man ihn jederzeit um einen Gefallen bitten konnte, ohne zu fürchten, dass er eingeschnappt sein würde.


    Meine eigene Familiengeschichte hat sicher einiges damit zu tun, dass ich an Männer gerate, die nicht erwachsen werden wollen/können und eine Art Ersatzmutter suchen. Männer, die zu einer gleichberechtigten Partnerschaft auf Augenhöhe gar nicht fähig sind, selbst wenn sie es wollen. Männer, die einerseits liebevoll, aufmerksam und verschmust sind, auf der anderen Seite aber auch träge, überfordert und launisch – wie mein Vater. Ich weiß mittlerweile sehr genau, was ich für mich selbst will und was nicht. Ich möchte ein anderes Leben führen als meine Mutter in der Vergangenheit. Leider haben sich für mich bisher ausschließlich solche kleinen Jungs interessiert und keine Männer, die selbst die Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen konnten. Aber lieber bleibe ich alleine, bevor ich mir so ein stressiges Leben aufbürde, nur damit mein Partner seine Freizeit immer schön genießen kann.


    Nachdenkliche Grüße
    Reni

  • Eine sehr interessante Analyse Reni!


    Mein Ex-BA ist genauso ein Fall. Sein inneres Kind sucht nach der, resp einer, Mutter. Seine Mutter scheint aus der Ferne eine tolle Frau zu sein. Ev etwas dominant, aber liebevoll und kümmernd. Ich glaube, er hat sich noch nicht wirklich abgenabelt und ist extrem ich-bezogen. Eigentlich kann er einer Frau nix geben. Nicht einmal als platonischer Freund ist er zu gebrauchen. Wir haben dieselbe Ärztin und gestern zufällig einen Termin direkt hinter einander. Da schrieb er mir per Handy "Ich kann dir ja den Schlüssel geben und du gehst zu mir und kochst schon mal für mich?". Das ist so die Art Sprüche, die er macht. Die er wohl halb als Scherz meint aber auch hofft, es könnte so sein und ich würde springen.


    In meiner Familie sowie der Familie meines langjährigen Freundes (jetzt Ex, ein anderer als der Ex-BA) ist es so, dass die Ehefrauen sehr liebe Frauen sind, die alles für die Familie tun. Dies scheint aber auch ein Muster zu sein. Sie buhlen immer noch um die Gunst ihrer Väter und in der Ehe dann zusätzlich um die ihrer Männer. Sie geben sich oft fast ein Stück selber auf, tun alles für andere in der Hoffnung, von ihnen geliebt zu werden. Diese Tendenzen beobachte ich auch bei mir und meiner Schwester, aber ich bin mir immerhin bewusst und versuche, mich mehr abzugrenzen, auch Nein zu sagen etc.


    Die Männer hingegen sind eher solche, die nicht über Emotionen sprechen können, schnell beleidigt sind, innerlich ebenso ein bedürftiges Kind haben... aber ihre Frauen nicht unbedingt mehr lieben, weil diese sich so aufopfern. Eine ziemlich zermürbende Konstellation... beide stets innerlich hungrig.


    LG

  • Zitat von Citrus

    Seine Mutter scheint aus der Ferne eine tolle Frau zu sein. Ev etwas dominant, aber liebevoll und kümmernd. Ich glaube, er hat sich noch nicht wirklich abgenabelt und ist extrem ich-bezogen.


    Wohnt er noch bei ihr?


    Zitat von Citrus

    Eigentlich kann er einer Frau nix geben. Nicht einmal als platonischer Freund ist er zu gebrauchen.


    Mein BÄ-ler und seine Freunde haben diesbezüglich die gleiche Einstellung wie früher mein Vater. Sie sind der Meinung, dass es keine platonische Freundschaft zwischen Mann und Frau geben kann.


    Zitat von Citrus

    Da schrieb er mir per Handy "Ich kann dir ja den Schlüssel geben und du gehst zu mir und kochst schon mal für mich?". Das ist so die Art Sprüche, die er macht. Die er wohl halb als Scherz meint aber auch hofft, es könnte so sein und ich würde springen.


    Er hält es wohl für selbstverständlich, weil er es nicht anders kennt.


    Zitat von Citrus

    In meiner Familie sowie der Familie meines langjährigen Freundes (jetzt Ex, ein anderer als der Ex-BA) ist es so, dass die Ehefrauen sehr liebe Frauen sind, die alles für die Familie tun.


    Meine Mutter hat auch immer sehr viel für die Familie getan. Sie hat mehr für die Familie meines Vaters getan als für ihre eigene. Dabei war seine Familie nicht immer gut zu ihr, während er von ihrer Familie wie ein leiblicher Sohn behandelt wurde. Sowas würde ich nicht mitmachen, seh´ ich gar nicht ein.


    Ich fand das auch komisch als der BÄ-ler mir erzählte, dass sein Vater manchmal gerne längere Telefongespräche führt und seine Mutter ihm währenddessen 5x das Essen aufwärmt, für den Fall, dass ein Gespräch doch früher beendet wird. Das wäre mir eindeutig too much.


    Zitat von Citrus

    Dies scheint aber auch ein Muster zu sein. Sie buhlen immer noch um die Gunst ihrer Väter und in der Ehe dann zusätzlich um die ihrer Männer.


    Wenn mich früher jemand gefragt hat, was ich denn an meinem Vater ganz besonders liebte, sagte ich immer, dass es wunderschön war mit ihm nach Feierabend auf dem Sofa zu kuscheln. Das vermisse ich inzwischen schon sehr, seit er nicht mehr da ist. Aber sonst fällt mir nicht mehr viel ein, was ich antworten könnte. Er hat mich im Kleinkindalter nicht gewickelt und gefüttert. Er war nie mit mir beim Arzt oder Zahnarzt. Die Elternabende waren ebenfalls die Angelegenheit meiner Mutter. Sie suchte nach einem Nachhilfelehrer für mich, als ich Mathe-Probleme bekam. Sie stellte mir täglich eine warme Mahlzeit auf den Tisch, wusch meine Wäsche, kaufte mir neue Kleidung, brachte mich zum Sport und übernahm fast die ganze Verantwortung in der Kindererziehung.


    Um ehrlich zu sein habe ich schon irgendwie ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber. Wir Kinder haben früher unseren Vater mehr geliebt als unsere Mutter. Dabei ging er "nur" arbeiten und kuschelte öfters mal mit uns, während sie alles andere für die Familie erledigte.


    Der BÄ-ler ist auch ein Schmusekater. Aber wenn es mir schlecht geht, kümmern sich meine Familie und Freunde um mich. Dann ist er nicht für mich da. Er kommt nur an, wenn er mich braucht. Wenn ich ihn gebraucht habe, ist er immer geflüchtet.


    Zitat von Citrus

    Sie geben sich oft fast ein Stück selber auf, tun alles für andere in der Hoffnung, von ihnen geliebt zu werden.


    Meine Mutter hatte kein richtiges Leben in ihrer Ehe. Schon 10 Tage nach der ersten Begegnung mit meinem Vater zog sie aus ihrer Frauen-WG aus und bei ihm ein. Das war sein Wunsch, weil er keine Lust auf eine "Fernbeziehung" hatte. In Anführungsstrichen, weil die Beiden nur 30 km trennten. Mein Vater war es nicht gewohnt, alleine zu leben. In seinem Heimatdorf lebte er mit seinen Eltern, Großeltern und Geschwistern zusammen. Für seine Ausbildung ist er auf ein Internat gegangen. Dort musste er sich auch nicht ums Kochen, Waschen, Putzen, usw. kümmern. In Deutschland hatte er erst eine Wohnung nur für sich, dort wurde er von seinen wechselnden Freundinnen versorgt. Bis eben meine Mutter kam und für immer blieb. Er machte ihr schnell einen Heiratsantrag, und nur 3 Monate nach dem Kennenlernen feierten sie Hochzeit in seiner Heimat.


    Meine Mutter kannte seine Familie und ihre Lebensumstände vorher gar nicht. Sie lernte die ganze Verwandtschaft wenige Tage vor der Heirat kennen. Sie hat also einen quasi Unbekannten geheiratet. Obwohl sie ihn sehr geliebt hat, würde sie sich heute nicht mehr darauf einlassen. Als sie merkte, dass seine Eltern Alkoholiker waren und ihre Kinder lieblos behandelten (das hatte er ihr vorher nicht erzählt), war sie geschockt.


    Zitat von Citrus

    Diese Tendenzen beobachte ich auch bei mir und meiner Schwester, aber ich bin mir immerhin bewusst und versuche, mich mehr abzugrenzen, auch Nein zu sagen etc.


    Ich auch. Wahrscheinlich ist auch das ein Grund, weshalb mich der BÄ-ler nicht öfter kontaktiert. Ich habe mich schon mehrmals verweigert, wenn er irgendwas wollte. Damals bei unserem ersten Trip hab´ ich mich noch um fast alles gekümmert, Flugverbindung rausgesucht, Bahnverbindung rausgesucht, Hotelzimmer, eigentlich alles. Ich ging davon aus, er würde mir sicher auch entgegenkommen, wenn ich mal was brauchte. Und als er nicht wollte, war ich enttäuscht.


    Ich habe nichts dagegen, die Organisation in die Hand zu nehmen. Schließlich mache ich das auf der Arbeit jeden Tag und verdiene mein Geld mit solchen Aufgaben. Und das mache ich wirklich verdammt gerne. Aber manchmal hab´ ich eben auch wenig Zeit, bin müde und wünsche mir in solchen Phasen ein wenig Unterstützung seitens des Mannes. Wenn er das nicht gebacken bekommt, kann er sich wenigstens auf andere Weise ein wenig erkenntlich zeigen... indem er mich z. B. auf einen Drink einlädt oder etwas anderes für mich tut.


    Zitat von Citrus

    Die Männer hingegen sind eher solche, die nicht über Emotionen sprechen können, schnell beleidigt sind, innerlich ebenso ein bedürftiges Kind haben... aber ihre Frauen nicht unbedingt mehr lieben, weil diese sich so aufopfern. Eine ziemlich zermürbende Konstellation... beide stets innerlich hungrig.


    Irgendwie so in der Art wird es wohl sein. Wobei es durchaus verwöhnte kleine Jungs gibt, die eines Tages zu richtigen Männern werden: Mein Bruder ist das beste Beispiel dafür. Während er zu Hause von unserer Mutter betüdelt wurde, ist er in seiner Partnerschaft das komplette Gegenteil von einem verwöhnten Muttersöhnchen und kann ebenso Verantwortung übernehmen wie seine Freundin.

  • Hallo reni und citrus,


    die ehe eurer eltern hat auch parallelen zu der meiner eltern,. Auch total ungleiche aufgabenverteilung. Allerdings denke ich, daß mein vater sehr wohl allein zurechtkäme, aber meine mutter nicht. und meine mutter hat das nicht arbeiten müssen sehr genossen. Sie hat mal zu ner bekannten gesagt, daß sie sich niemals den streß des arbeitens antun würde, wenn sie die geruhsame haushaltsführung haben kann. als mein vater mal den vorschlag machte, er will jetzt mal paar jahre den haushalt schmeissen, und sie solle das geld verdienen, hat sie sich massiv geweigert.


    Ich würde mir die finger abschlecken nach nem mann, der das geld für beide verdient und ich zuhause nur für den haushalt zuständig wäre. Aber das bleibt ein unerfüllter traum.


    An der ehe meiner eltern stört mich nicht die aufgabenteilung an sich, sondern die gegenseitige respektlosigkeit. Die könnten es so schön haben, und machen sich gegenseitig das leben schwer.


    Die ehe meiner eltern war für mich eher abschreckend als modell für eine gute partnerschaft. Und bevor ich ne schlechte partnerschaft führe, bleibe ich auch lieber single.


    lg
    mary

  • Zitat von mary12345

    und meine mutter hat das nicht arbeiten müssen sehr genossen. Sie hat mal zu ner bekannten gesagt, daß sie sich niemals den streß des arbeitens antun würde, wenn sie die geruhsame haushaltsführung haben kann. als mein vater mal den vorschlag machte, er will jetzt mal paar jahre den haushalt schmeissen, und sie solle das geld verdienen, hat sie sich massiv geweigert.


    Hat deine Mutter eigentlich eine abgeschlossene Berufsausbildung? Die Mutter des BÄ-lers hat Abitur und ein abgeschlossenes Studium. Die ist tatsächlich Akademikerin. Sie hat aber nicht lange gearbeitet, weil sie kurz nach der Hochzeit mit ihm schwanger wurde und später noch 3 weitere Kinder bekommen hat. Ich vermute mal, dass es der Wunsch ihres Mannes war. Er hat sich sehr über seinen Beruf definiert und konnte sich bestimmt nicht vorstellen, in Teilzeit zu arbeiten oder den Hausmann zu spielen. Ich glaube auch nicht, dass sie glücklich ist. Der BÄ-ler hat mir mal Fotos von seiner ganzen Familie gezeigt. Seine Mutter ist stark übergewichtig. Ich kann mir vorstellen, dass sie mit ihrem Leben nicht wirklich zufrieden ist. Meine Mutter ist ca. 10 Jahre älter als seine, sieht aber trotzdem jünger und besser aus. Zwar hat meine Mutter nachdem wir auf der Welt waren nie wieder in Vollzeit gearbeitet und teilweise echt knochenharte, körperliche Tätigkeiten gehabt, aber sie hatte wenigstens ein eigenes Gehalt und war nicht rund um die Uhr nur in der Wohnung.

  • Zitat

    Hat deine Mutter eigentlich eine abgeschlossene Berufsausbildung?


    Angeblich schon. Aber meine mutter dreht immer alles so, daß sie gut dasteht. Kann also auch gelogen sein. besonders, da ihre eigene mutter wahrscheinlihc nicht mal lesen konnte. zumindest hat meine mutter gearbeitet, bevor ich da war. Und meine mutter hat es drauf angelegt, schwanger zu werden, weil sie wusste, daß sie dann nicht mehr arbeiten muß. Ich bin also nur das produkt eiskalter berechnung.


    Meine eltern sind sicher auch nur noch deshalb verheiratet, weil eine scheidung für beide erhebliche finanzielle nachteile gebracht hätte. Von zuneigung habe ich da nie auch nur ne spur bemerkt. Aber wahrscheinlich können die das generell nicht. die haben auch zu ihren verwandten nur ein pflichtbewusstes verhältnis und kaum freunde.


    Meine eltern sind grundsätzlich unzufrieden. Sie könnten eigentlich ein schönes leben haben, wenn sie nicht an allem was auszusetzen hätten.

  • Die Mutter meiner Mutter war auch Analphabetin. Dass meine Mutter keinen Beruf gelernt hat, war aber trotzdem nicht beabsichtigt. Sie hat ein mehr als ordentliches Abitur gemacht. Leider hatten ihre Eltern nicht die finanziellen Mittel, um ihr ein Studium zu bezahlen. Das Studium ihres älteren Bruders war so kostspielig, dass für die Töchter nichts mehr übrig blieb. Weil sie in ihrer Heimat keine Arbeit gefunden hat, ist sie mit einer Freundin nach Deutschland gekommen und hat bis zu meiner Geburt immer in Vollzeit gearbeitet.


    In den älteren Generationen waren Scheidungen oftmals verpönt. In meiner kompletten Verwandtschaft gab es nur eine einzige Scheidung. Eine lange Beziehung/Ehe bedeutet nicht zwangsläufig, dass das Paar auch wirklich glücklich ist. Viele bleiben aus Gewohnheit oder Abhängigkeit zusammen, manche denken es würde sich nicht gehören, nach so einer langen Zeit einen Schlussstrich zu ziehen. Im Heimatdorf meines Vaters gibt es viele sog. "Kuckuckskinder". Das sind Menschen, die ehelich geboren werden und bei Vater und Mutter aufwachsen. Der Vater ist jedoch nicht der wahre Erzeuger, das ist ein anderer (meist auch verheirateter) Mann aus dem Dorf, mit dem die Mutter eine Affäre hatte. Man sieht den Kindern an, wer der biologische Erzeuger ist. Aber die Mütter bleiben bei den Ehemännern, weil eine Scheidung selbst in der heutigen Zeit in dieser Region noch nicht akzeptiert wird.

  • @mary: Wenn deine Mutter nicht gearbeitet hat, wer hat ihr dann Sachen wie Kleidung usw. finanziert? Wie gesagt, mein Vater hat im Haushalt sehr wenig gemacht. Undankbar war er jedoch nicht. Manchmal hat er meiner Mutter etwas Geld in die Hand gedrückt und gesagt, sie soll sich eine schöne Hose oder einen neuen Pulli kaufen (und zwar NICHT die billigsten Sachen, mein Vater mochte keine billigen Klamotten an Frauen). Oder er hat sie ins Restaurant oder Café ausgeführt. Die Rechnung ging dann immer auf ihn. Das war für ihn selbstverständlich, auch als meine Mutter berufstätig war.


    Die Knauserigkeit des BÄ-lers wäre sicher kein so großes Problem für mich, wenn er anderweitig etwas Nettes für mich machen würde. Beim letzten Treffen meinte er, dass er meine Absage für die Feier seiner Clique sehr schade findet und es ihm wichtig sei, mich dabei zu haben. Ich hab´ gesagt, dass mein Urlaub noch nicht gebucht ist und ich es mir evtl. noch überlege, aber es fair gefunden habe, dem Ticketverkäufer abzusagen, damit andere Leute mit mehr Planungssicherheit ihre Karten bekommen. Seine Reaktion: „Ach weißt du, für dich haben wir natürlich immer Platz. Sollte es ausverkauft sein, kannst du natürlich trotzdem kommen und am Getränkeausschank arbeiten.“ Ich: „Wie viel bekomme ich dafür?“ Er: „Die Bedienungen bekommen kein Geld, müssen aber keinen Eintritt bezahlen.“


    Die Feier kostet läppische 7 Euro. Ganz ehrlich: Bevor ich mich an den Ausschank stelle und von ca. 16/17 Uhr bis in die frühen Morgenstunden arbeite, bezahle ich lieber die 7 Euro und genieße entspannt das tolle Programm. Welche Bedienung arbeitet schon freiwillig 10-12 Stunden am Stück für gerade mal 7 Euro (nicht pro Stunde, sondern insgesamt)? Das kann er knicken. Abgesehen davon ist diese Arbeit eh nicht mein Ding. Ich habe zwei linke Hände und bewusst noch nie in der Gastronomie gearbeitet. Eigentlich ist es Aufgabe der Veranstalter, auf solchen Feiern die Getränke auszuschenken, an der Kasse zu sitzen und für die Sicherheit zu sorgen. Der Freundeskreis des BÄ-lers besteht aus knapp 20 Personen, und es werden keine 100 Gäste anwesend sein. Das kriegen die locker unter sich gebacken, wollen aber trotzdem lieber irgendwelche Leute einstellen, die ihnen die Arbeit abnehmen und auch noch umsonst ackern. Nein danke, ich werde lieber Urlaub machen.


    Er hat mir an dem Tag auch erzählt, dass er gerne die wichtigsten Schritte der bekannten Standardtänze lernen würde… damit er auf Hochzeitsfeiern in der Verwandtschaft nicht so unangenehm auffällt. Ich habe ihm vorgeschlagen, er könnte im Netz nach einer Tanzschule in seinem Heimatort suchen und sich für einen Kurs anmelden. Antwort: „Och nö, das kostet Geld und da muss ich jede Woche hingehen… ich will das lieber mit dir zusammen machen. Bringst du mir bei Gelegenheit mal ein paar Schritte bei?“ Ich (grinsend): „Hmm, vielleicht… mal schaun.“


    Ich habe darüber nachgedacht und mich dazu entschlossen, es nicht zu tun. Was habe ich davon? Er spart Geld, aber wir werden uns trotzdem nicht öfter sehen. Wenn ich zustimme, werde ich sicher in seine Gegend fahren müssen oder wir seilen uns irgendwo auf einer öffentlichen Veranstaltung ab und machen das dort. Er wird bestimmt nicht zu mir fahren, um Tanzen zu lernen. Dann müsste er doch Geld für die Fahrt ausgeben. Ich erwarte nicht, dass er mich für diese Gefälligkeit bezahlt, mir etwas schenkt oder einen Drink ausgibt. Ich wäre schon zufrieden, wenn er umgekehrt auch mal etwas tun würde, worum ich ihn bitte. Aber er hat sich in der Vergangenheit schon bei Sachen verweigert, die ihn keinen Cent gekostet hätten. Da kann ich mich nicht darauf verlassen, dass es diesmal anders sein wird.


    Ich nehme es ihm nicht übel, dass er manche Dinge nicht gebacken bekommt und in gewisser Hinsicht ein kleiner Junge geblieben ist. Ich bin durchaus kompromissbereit und würde ihm in manchen Angelegenheiten auch helfen. Aber ich sehe das nicht ein, wenn er nie auf meine Bedürfnisse eingeht. Es kann nicht sein, dass ich ihm gewisse Pflichten abnehmen, die er nicht auf die Reihe kriegt und dann auch noch finanzielle Abstriche in Kauf nehmen soll. Es ist mir unverständlich, dass manche Eltern ihren Kindern nicht beibringen, dass man andere Menschen nicht für seine Zwecke ausnutzen sollte.