Im letzten halben Jahr hat sich bei mir und in mir unglaublich viel verändert. Ich fühle mich auf eine neue Art in meiner Mitte.Ich war auch bevor ich meinen BÄ kennenlernte kein Blatt im Wind, war gefestigt und selbstbewusst. Es gab wenig Krisen, denn Situationen, in denen meine Schwächen zum Tragen hätten kommen können, habe ich gekonnt umschifft.
Nun hat sich etwas entscheidendes verändert: Ich habe keine Angst mehr davor, Fehler zu machen. Die Beziehung zu ihm und auch die Trennungszeit haben mich oft in Situationen gebracht, wo ich zweifelte. Was ist richtig, was ist falsch? Ich habe intensiv mach Antworten gesucht und auch viele gefunden. Trotzdem fand ich mich oft in der Situation wieder, dass ich dachte, jetzt hast du nun gedacht du hast die Lösung gefunden aber es war nicht die Lösung, es war falsch. Dieses Gefühl, es war falsch, ich habe mich geirrt, war mit schwer beschreibbaren negativen emotionen verbunden. Vor allem war es so eine Art Fremdschämen für sich selbst. So ein Gedanke: wie konntest du nur so blöd sein und glauben, du hast etwas verstanden, wie peinlich dass du das gedacht hast, was für ein peinlicher Fehler. Ich weiß nicht woher das kommt, diese Angst vor Fehlern.
Jetzt habe ich diese Angst nicht mehr. Und es ist so unglaublich erleichternd, denn ich kann alles machen was ich will. Ich glaube, es ist einafch nicht möglich das Leben und die Liebe und die Menschen so zu verstehen, dass man alles "richtig" macht. Man kann es nicht verstehen. Man kann nur nach seinen Werten und seinen Gefühlen handeln, immer damit rechnend, dass es auch "falsch" sein könnte. Und dann merkt man oftmals, dass der Fehler garnicht so schlimm ist. Schlimm ist, dass man ihn sich nicht verzeiht.
Aus Fehlern lernt man, was für eine Binsenweisheit. Warum haben wir dann so entsetzliche Angst davor, sie zu machen? Ich glaube, weil man uns immer dafür bestraft hat, in der Schule, zu Hause. Und weil man uns dafür Liebe entzogen hat..
Ich kann alles machen, was ich will. Ich kann meinem BÄ eine verliebt Mail schreiben, obwohl mir alle davon abraten. Vielleicht ist es falsch. Vielleicht sind meine Gefühle für ihn nur eingebildet, vielleicht mag er mich auch schon lange nicht mehr. Sollte sich das mal herausstellen, dann werde ich mir meine Gefühle nicht vorwerfen. Ich werde mich vielmehr fragen, wie konnte es passieren, dass du dich so getäuscht hast. Ich würde aus diesem Fehler lernen, ihn als Chance sehen. Das Leben fühlt sich auf einmal an, wie ein großer Spielplatz, alles ist möglich...
Die verzweifelte Suche nach dem was "richtig" ist, tritt damit in den Hintergrund. Ich kann alles ausprobieren und ich hab vertrauen in mich und meine Lebenserfahrung. Ich werde nichts tun, was mich in Gefahr bringt, ich weiß was mir wichtig ist. Das reicht...
Die Traurigkeit, wenn ich an meinen BÄ denke ist immernoch da. Ich möchte sie nicht mehr loswerden. Ich lebe mit ihr wie mit einer Protese, ich hab sie nun mal und muss mich damit anrangieren, ich spüre sie jeden Tag. Und vielleicht spüre ich sie irgendwann nicht mehr...
Vielleicht ist es falsch, dass hier zu schreiben. Ich habe keine Angst mehr davor...
Ich wünsche allen einen sonnigen Tag
Griselda