Ihr Lieben,
nachdem mir einige von Euch Anfang des Jahres sehr geholfen haben, als mein BÄler binnen fünf Jahren die "Beziehung" zum ungefähr zehnten Male auf "off" gesetzt hatte und ich beschloss, sie nun endgültig auf "off" zu lassen, möchte ich Euch heute einfach wissen lassen: Es gibt ein wunderbares Leben OHNE Partner mit Bindungsangst!!!
Was mir hier am Meisten geholfen hat, waren Kommentare wie "Du darfst die Beziehung beenden, wann immer DU es willst!" oder auch "Jedes "Nein" zu einem Anderen ist ein "Ja" zu dir selbst."
Ich habe eine Weile gebraucht, um zu verstehen, was damit gemeint war. Ich hatte keine Erfahrung damit, MICH in den Mittelpunkt meines Lebens zu stellen und vor jeder Entscheidung zu fragen: Ist das gut für MICH? Ich habe dreißig Jahre lang gefragt: Was ist gut für meinen Partner, die Kinder, die Firma? Was brauchen die Anderen, was kann ich IHNEN Gutes tun? Dafür, daß ich die Bedürfnisse meiner Mitmenschen zu erfüllen und jede ihrer Unfähigkeiten zu verstehen versuchte, erhoffte sich mein Herz Liebe. Ein fataler Umweg, aber das verstehe ich erst, seit ich mich konsequent um mich selbst kümmere...
Ich wollte meinen erneut fliehenden BÄler nicht mehr davon überzeugen müssen, wie wunderbar doch unsere Liebe sei. Ich wollte keine Sehnsucht mehr fühlen für einen Menschen, dem meine Gefühle vollkommen gleichgültig sind. Ich wollte frei werden von der Not, von einem anderen Menschen etwas so existenziell wichtiges wie Bestätigung oder auch Liebe zu brauchen.
Ich verfolgte einen "Notfallplan" - ich reaktivierte alte Freundschaften und suchte mir einen neuen Bekanntenkreis, ich belebte alte Hobbys und teilte neue mit fremden Menschen, ich verrichtete Alltagstätigkeiten aus einer neuen Perspektive: MEIN Leben in MEINER Wohnung, MEINE Zeitungslesestunde, Einkaufen und lecker Kochen für MICH, MEIN Sonnenaufgang, MEIN Sonnenuntergang. Ich machte MICH ganz bewußt zum Mittelpunkt meines Lebens. (Ich weiß, für die meisten Menschen ist das total normal, aber für mich war es ein ganz neues, vollkommen unbekanntes Lebensgefühl.)
Früher waren Freunde und erst Recht Fremde Menschen "zweiter Rangordnung", mein Partner - extrem eifersüchtig! - war immer die allerwichtigste Person. In meinem neuen Leben bin ICH die allerwichtigste Person und jeder Mensch, dessen Gegenwart mir gut tut, ist willkommen, Zeit mit mir zu verbringen. Von denen, die mir nicht gut tun, halte ich mich fern - egal, ob ich deren Beweggründe für ihr Verhalten nachvollziehen kann oder nicht! "Verständnis für Alles und Jeden" ist meinem ganz persönlichen Wohlfühlfaktor gewichen. Eine schwache Ausnahme bilden meine Kinder, aber auch gegen ihre Anforderungen grenze ich mich nun ab, wenn ich deutlich spüre, daß meine Schmerzgrenze überschritten wird.
Früher - lange vor meinem neuen Leben - träumte ich manchmal von dieser Unabhängigkeit, aber ich hatte immer Angst vor einer bedrohlichen Einsamkeit. Ich dachte: "Wenn ich niemanden über alle Grenzen hinaus liebe, liebt mich auch niemand."
Heute erlebe ich: Wenn ich MICH über alle Grenzen hinaus liebe, brauche ich fast nichts von anderen Menschen und jeder in meiner Gegenwart fühlt sich frei. Es sind Menschen in mein Leben gekommen, die ich früher niemals kennengelernt hätte. Es haben sich Freundschaften entwickelt, die mir ebenso wichtig geworden sind wie meine neue Partnerschaft. Zeit mit mir allein ist so kostbar wie Zeit mit dem Mann meines Herzens. Sollte die Partnerschaft zerbrechen, werde ich trauern, aber meine Freunde, meine Kinder, meine Hobbys, meine Arbeit und vor allem ICH sind unverändert da und werden mich über die Zeit der Trauer tragen.
Früher war ich arm und mußte mich bis zur Selbstaufgabe anbieten, denn ich brauchte die Liebe von anderen.
Heute bin ich reich, denn ich habe MICH und gestalte mein Leben selbst.
Und ich möchte um keinen Preis der Welt mein altes Leben, geschweige denn meinen BÄler zurück!
An dieser Stelle nochmal ein ganz herzliches DANKE an jene, die Anfang des Jahres hier mit mir geschrieben haben... ohne Euch wäre ich heute nicht so glücklich!
Lovehurts