Ich habe schon mehrmals erwähnt, dass ich immer an Männer gerate, welche im Umgang mit mir immer das Sagen haben möchten und von mir Unterwerfung erwarten. Mich nervt das gewaltig. Im Umgang mit ihren Familien, Freunden und Arbeitgebern sind sie das genaue Gegenteil, nämlich die reinsten Duckmäuser. Klar logisch: Die Eltern könnten den Sohn enterben und verstoßen, wenn er sich nicht anständig verhält. Freunde brechen den Kontakt ab, wenn er sie respektlos behandelt. Und auf der Arbeit können sie jederzeit die Kündigung kassieren, wenn sie sich zu viel herausnehmen.
Ich muss gestehen, dass ich diesbezüglich familiär vorbelastet bin. Mein Vater war auch so ein Typ Mann. Er hat für seinen Chef und die Firma alles getan, was von ihm erwartet wurde. Seinen Eltern hat er bis zu ihrem Tod gehorcht, und er war schon über 40, als sie starben. Für seine Geschwister und Freunde war er immer da, wenn sie ihn brauchten. Auf der anderen Seite hat er meine Mutter oftmals wegen Kleinigkeiten abgewertet, angebrüllt und mit Kraftausdrücken zur Schnecke gemacht. Meinen Bruder und mich hat er manchmal verprügelt, wenn er schlechte Laune hatte. Die Respektlosigkeiten, die er sich bei uns zu Hause rausgenommen hat, das hätte er sich bei anderen Leuten niemals getraut. Er wusste genau, dass er bei so einem Fehlverhalten mit negativen Konsequenzen rechnen musste. In der Öffentlichkeit war er ein unauffälliger, zurückhaltender und höflicher Mann, der seinen Mitmenschen immer alles Recht machen wollte. Seine böse Seite zeigte er nur im Umgang mit Frau und Kindern.
Genau das ist auch das Problem in meinen Liebesangelegenheiten. Die Männer, die ich liebte, hätten in ihren Funktionen als Sohn, Bruder, guter Kumpel und Angestellter kaum besser sein können. Das waren richtig liebe Menschen – aber eben nur im Umgang mit Personen, von denen sie irgendwie (meistens finanziell) abhängig waren, genau wie mein Vater. Solche Männer scheinen keine Seltenheit zu sein. Die meisten meiner Onkels und mein Firmpate waren zu ihren eigenen Kindern nicht immer respektvoll, während ich mich als Nichte/Patenkind von ihnen jederzeit geliebt und respektiert fühlte. Sie respektierten auch meine Mutter als Schwägerin wesentlich mehr als ihre Ehefrauen. So nach dem Motto: „Mit MEINER Frau und MEINEN Kindern kann ich machen, was ich will. Die Frauen und Kinder eines anderen Mannes muss ich gut behandeln, sonst krieg´ ich Ärger mit dem Mann.“
Kennt das jemand hier auch in der Form? Und wenn ja, wie verschafft man sich DAUERHAFTEN Respekt und DAUERHAFTE Gleichberechtigung? Ich habe mit mehreren Männern schon so einiges probiert, konnte mich jedoch auf die Dauer noch nicht so richtig durchsetzen. Ich habe mich längere Zeit nicht gemeldet, Lebenszeichen der Männer konsequent ignoriert, Kontakte abgebrochen und die Funkstille auch recht lange durchgehalten – hat alles nichts gebracht. Sobald ich mal wieder etwas netter war und die Typen sich meiner zu sicher fühlten, kamen die nächsten Respektlosigkeiten. Ich ging wieder auf Distanz, meldete mich nicht, ignorierte sie, brach den Kontakt ab… wir drehten uns immer im Kreis. Auch eine klare Ansage mit deutlichen Worten hat mir nicht geholfen.
Ist es überhaupt möglich, von so einem Mann immer gut behandelt zu werden, wenn man ihn liebt? Wenn ja, was muss ich dafür tun? Ich fürchte nämlich, dass ich auch in Zukunft wieder an so einen Typen gerate… die Wahrscheinlichkeit ist leider groß. Oder kann so ein Mensch nur Leute respektieren, die ihn weder lieben noch finanziell von ihm abhängig sind?