Trotz allem: Herzlichen Glückwunsch.
Die Fröhlichkeit wird gerade vom grauen Schleier überdeckt. Aber der Schein bleibt. Und wird Dich Freude spüren lassen, sobald Du irgendwann wieder tief ausatmen kannst.
Ich habe in den letzten Wochen viel übers Atmen gelernt. An Tagen wie heute atmen wir meist nicht tief genug in den Bauch hinein. Mir helfen ganz ruhige, tiefe Luftzüge ganz weit unten in den Bauch erstaunlich gut. Ich hatte das echt nicht auf dem Schirm, wie sehr sich die Atmung auf das Wohlbefinden auswirkt. Tatsächlich fiel mir irgendwann auf, dass ich jedes mal, wenn ich mich in den Sessel meiner Therapeutin "ablege" einen tiefen, hörbaren Atemzug von mir gebe, bevor wir ins Gespräch starten.
Versuch es mal.
Du möchtest nun sicherlich lesen, dass er, mit großer Wahrscheinlichkeit, irgendwann wieder zurück kommen wird. Weil es Dich vermutlich beruhigen würde. Die Verlustangst wütet da wieder kräftig rum.
Ich glaube sogar daran, dass das sehr wahrscheinlich ist. Der Punkt ist aber - und das kannst Du leider gerade noch nicht annehmen - dass ein nicht mehr melden bei Dir eine ehrliche Form der Wertschätzung und Achtung Deiner Person wäre. Und dass ein zurück kommen eher egoistisch wäre. Denn er weiß ja, wie sehr er Dich immer wieder verletzt. Und jedes mal, wenn er zurück kommt, nimmt er das billigend in Kauf.
Könntest Du versuchen, es aus der Perspektive zu sehen, dass es respektvoll von ihm wäre, würde er sich nicht mehr bei Dir melden, um Dir eine faire Chance auf ein langfristiges Loslassen zu gewähren?
Wäre diese Gewissheit nicht ein kleines bisschen tröstlich?
Es schmerzt dennoch. Aber mir hat es geholfen, mich innerlich in Liebe und Dankbarkeit von ihm zu distanzieren. Und den Fokus vom "nicht genug für ihn wert zu sein" zu lösen. Also weg vom Destruktiven, hin zur Selbstliebe.
Du hast neulich geschrieben, dass Deine Strategie die wäre, so viele Runden mit ihm zu drehen, bis Deine Verletzungen so stark sind, dass Du die Nase voll hast und Dich lädiert und resigniert zurück ziehen kannst.
Das wäre aber eine Form von Gewalt, die Du Dir selber zufügst.
Und vielleicht wäre das eine markante Veränderung - selbst verantwortungsvoll dafür sorgen, dass es Dir gut geht, dass man Dich gut behandelt. Damit in der Konsequenz sich auch alle anderen Dir gegenüber so verhalten. Und alle anderen gar keine Chance haben, Dich zu treffen.