Warum wir so leiden...

  • @ Reni,


    ich denke genau solche Kommentare wie von deinem BAler oder auch anderen Menschen sind es, die Männer und Frauen dazu bringen, genau nicht darüber zu reden. Über Ängste, Wünsche etc, da dann das Gefühl von Ablehnung aufkommt, oder man dies als Schwäche (hier "Memme") ansehen kann. Mann oder Frau ist da in den Augen vieler halt nicht "normal", aber was ist schon normal?


    Ist zwar ein anderes Thema, aber im Bereich Verwaister Eltern und auch in Bezug auf meine Depressionen habe ich erst wirklich gelernt,
    als Mann über richtig Gefühle zu reden, und auch zu weinen wenn es mich überkommt.
    In Bezug von Verwaisten Eltern sind es gerade auch solche Dinge, die die anderen Sternenpapa's dazu bringen, Ihre Trauer und Gefühle zu unterdrücken. Ich hab gelernt es anzusprechen. Zu lachen, lieben, trauern und auch glücklich zu sein. Ich kann offen über meine Ängste und Wünsche reden, und auch die Gefühle zulassen. Ich hab auch schon mitten im Bus geheult, weil mich eine Situation an eines meiner Themenbereiche erinnert hat, und einiges hochkommt. Die Leute haben zwar dumm geschaut, aber das war mir egal!

  • Ich hatte noch nie Probleme damit, vor anderen Menschen zu weinen oder über meine Ängste zu sprechen. Seit einigen Jahren halte ich mich diesbezüglich sehr zurück, weil ich schon mehrere schlechte Erfahrungen gemacht und oft genug abwertende Kommentare einstecken musste, wenn ich "Schwäche" zeigte. Auch das ist eine Veränderung in meiner Persönlichkeit nach Kontakt mit Personen, die starke BA haben.

  • Aber Reni,


    genau das ehrt dich doch! Du kannst das was andere als "Schwäche" sehen zeigen. Das heißt, du zeigst Gefühle, und damit doch auch wahre Stärke, weil Du dich nicht verstellst und damit authentisch bist. Du zeigst Stärke, weil du diese Gefühle zeigen und auch zulassen kannst.


    Was andere denken, habe ich mir diesbezüglich schon lange ein dickes fell zugelegt. Wenn die Leute schauen, weil ich im Bus heule, weil ich vielleicht ein kleines Kind sehe, welches im selben Alter ist, wie meine verstorbene Tochter Chayenne wäre, dann ist dass so.
    Sie könnten ja fragen, was los ist, wenn sie da den Anstand oder die "Eier" in der Hose haben. Viele schauen nur. einige lachen, und die stelle ich dann zur Rede, und erkläre es ihnen warum. Dann wird nicht mehr geschaut, und auch abwertende Kommentare kommen nicht, weil dass ihnen dann Ihre dumme Reaktion vor Augen führt.


    Lass dich bitte nicht von solchen dummen Kommentaren runterziehen und zeig deine Gefühle. Egal ob durch lachen, weinen oder wie auch immer.
    Und denke mal, das die Menschen, die sich darüber lustig machen, oder abwertende Kommentare ablassen, genau die Menschen sind, die a) den schwächsten Charakter haben, b) die sind, die wenn Sie dann von einem Thema selbser mal betroffen sein sollten, die am lautesten um Hilfe schreien.

  • Zitat von Sukramine

    Naja, ich glaube, es gibt noch eine 5. Möglichkeit.
    Man nimmt die negative Energie (Verletzungen etc.) und "polt" sie quasi in positive um. Das ist ein wenig wie im Kampfsport, wo man die Energie des Schlages des "Gegners" aufnimmt und dann quasi "umleitet", so dass sie einen nicht mehr verletzt. (z.B. mit Humor ;-) . Nicht, dass ich das immer könnte... aber ich glaube, das es möglich ist.
    Dazu muss ich aber selbst recht "geerdet" sein und um bestimmte "Techniken" wissen. Naja, wie immer hat eben alles auch viel mit einem selbst zu tun....


    Der Thread ist schon ein wenig älter, aber ich bin gerade darauf gestoßen und ich finde das äußerst prägnant auf den Punkt gebracht, Griselda. Wenn es auch keine schöne Erkenntnis ist...die gleichwohl hilft, die Situation zu akzeptieren.


    Sukramine, deine 5. Möglichkeit klingt interessant. Humorvolle Reaktionen können häufig die Brisanz aus einer angespannten Situation nehmen. Hättest du dafür vielleicht ein Beispiel, wo du das schon mal angewendet hast?


    Ich möchte Punkt 2.) noch ergänzen. Ich glaube auch, dass es bei den BÄ oftmals an Empathievermögen fehlt, die traurigen Gründe dafür sind bekannt. Deshalb geschehen Verletzungen von ihnen unbemerkt und sie sind überrascht, wenn man sie darauf anspricht. Manchmal kommt eine gänzlich überraschte Reaktion und ein "was ist denn jetzt schon wieder?", weil sie es nicht nachvollziehen können und das Gegenüber dann empfindlich und kompliziert finden. Manchmal, insbesondere wenn die Situation mit Abstand angesprochen wird, gelingt es aber auch, zu erklären, warum einen etwas verletzt hat. Ich habe dann durchaus schon Bestürzung ausgelöst und eine aufrichtige Entschuldigung gehört. Meine Freundin hat mich zum Beispiel einmal massiv verletzt, als ich spät abends sehr schlechte Nachrichten von meinem schwer kranken Opa bekam (es war unklar, ob er die Nacht übersteht) und ich sie noch bei FB online sah. Ich schrieb ihr kurz und fragte, ob sie jetzt oder am nächsten Tag kurz Zeit für ein Telefonat hat. Ich habe mich also nicht aufgedrängt, hätte bei anderen Freunden vielleicht sogar direkt angerufen, wenn ich sehe, dass sie noch wach sind. Hier war ich vorsichtig und bekam trotzdem eine sehr empathielose Antwort, dass sie alles Gute wünsche, aber dass sie gerade im Stress sei und ob ich nicht mit jemand anderem reden könne. Das war in Anbetracht der Situation äußerst unangemessen und hat mich geschockt. Ich habe aber Ruhe bewahrt, nichts gesagt und es mit Abstand erst angesprochen, dass ich das absolut unangemessen und verletzend fand. Sie erklärte mir glaubhaft, dass ihr das überhaupt nicht bewusst war (was ich ihr glaube, wenngleich ich mir beim besten Willen für mich selbst nicht vorstellen kann, so ein deplatziertes Verhalten nicht zu bemerken :think: ), wie es auf mich gewirkt hatte, begann sogar zu weinen und entschuldigte sich. Sie war dann ehrlich betroffen.


    Das Ergebnis allerdings ist nicht großartig anders als das, was du beschrieben hast, wenn die BÄ uns kompliziert und empfindlich finden. Da werden wir vielleicht nicht unattraktiv, aber es wächst die Angst auf Seiten der BÄ, uns wieder zu verletzen. Sie sagt mir dann auch offen, sie gebe sich Mühe, könne aber nicht ausschließen, dass das wieder passiert und ich solle mich in solchen Situationen lieber an andere wenden, um nicht verletzt zu werden. Sie sei eben so. Das ist, solange derjenige noch nicht seine Muster erkannt hat, vermutlich noch der beste Kompromiss. Alles andere macht beide Seiten traurig.


    Allerdings würde ich insgesamt schon eher für Variante 2 plädieren, vielleicht gemischt mit Variante 1. Variante 1 ist für mich eher der Regelfall, seit ich die Zusammenhänge besser verstehe, weil das die Lockerheit bewahrt und beide Seiten in einer entspannteren Grundstimmung die schönen Seiten der Beziehung genießen können. Das entkrampft und schafft Vertrauen, denke ich. Das heißt aber nicht, dass ich alle Grenzüberschreitungen toleriere, ich würde mir Variante 2 nur für wirklich gravierende Dinge aufheben, die angesprochen werden müssen, weil es sonst einen selbst auffrisst. Neben der Notwendigkeit, sich in manchen Situationen zu wehren und dadurch selbst ein wenig zu befreien, finde ich, dass dieses Feedback auch für den BÄ unabdingbar ist. In dem Moment ist es womöglich unangenehm und löst Protest und Unverständnis aus, aber wenn sich alle anpassen, kommen die BÄ auch nie auf den Trichter, dass eigene Muster zu den Problemen führen. Sicherlich kommt diese Erkenntnis auch trotz Feedback häufig nicht und vielleicht kommt sie erst, wenn man selber gar keinen Kontakt mehr hat, aber bei meiner Freundin habe ich es beobachtet, dass alle Freunde, die sich bei ihr auf engere Freundschaften einlassen wollten, ihren widersprüchlichen Abwehrreaktionen hilflos gegenüberstanden haben und sich dann angepasst und verbogen haben, bis sie irgendwann denen gegenüber den Respekt verlor und anfing, ihre Überlegenheit auszuspielen. Sie wurde dann herablassend und schaffte sich diese Freunde vom Hals, indem sie ihnen Einsamkeit und Defizite unterstellte, weswegen sie so an ihr klammern würden. Immer das gleiche Schema, es hat sogar noch zu ihrer Selbstaufwertung beigetragen und ganz sicher nicht dazu, dass durch vielfaches negatives und ähnliches Feedback langsam eine Erkenntnis zumindest einsetzen könnte.


    Dass das konsequent umzusetzen jedoch schwierig ist, weil ja kaum jemand so selbstlos ist, reihenweise verletzende Reaktionen einzusammeln, nur um dem BÄ angemessenes Feedback zu geben und damit eine Erkenntnis zumindest zu befördern, sehe ich an mir selber. :wink: Ich denke aber, es wäre der richtige und notwendige Weg, damit die BÄ überhaupt darauf aufmerksam werden können, dass gewisse Muster sie auch etwas kosten, dass sie dadurch etwas verlieren bzw. nicht haben, wofür es sich zu arbeiten lohnen würde.

  • Zitat

    dass es bei den BÄ oftmals an Empathievermögen fehlt


    Da habe ich die gegenteilige erfahrung gemacht. Die bä, die ich kenne, sind sehr vorsichtig im umgang mit anderen menschen. Bei denen bin ich immer auf verständnis gestoßen, wenn es mir schlecht ging. Die nicht-bä hingegen sind oft dermaßen intolerant und aggressiv, daß mir die luft wegbleibt. Am sonntag erst ne freundin. Die hat mich so mit blöden bemerkungen bombardiert, bis ich mich richtig aufgeregt habe. Dann hat sie noch gemeint, sie merke ja, wie sehr mich die ganze situation momentan aufregt. Und nicht mal gemerkt, daß nur sie es ist, die mich wütend macht. Also wirklich null empathie.


    Alle meine exen, außer dem letzten, und meine eltern sind nicht-bä. Aber alle diese personen sind massiv empathielos. Die hacken gnadenlos auf anderen rum, und es ist ihnen egal, wie der andere sich dabei fühlt. Meine arbeitskollegen sind alle nicht-bä. Da habe ich auch noch nie verständnis oder ein nettes wort bekommen. Eher mobbing.


    Bei solchen sachen wie mit deinem opa würde ich sofort zu einem telefonat bereit sein. Das ist ja ne echt notsituation. Da hätten wohl auch die meisten meiner freunde ein offenes ohr.

  • Ich bezog mich auf Empathie gegenüber der Person, von der sich der BÄ bedrängt fühlt, die die Ängste triggert. Meine Freundin hat hinterher auch erklärt, sie hätte gegenüber anderen vermutlich auch anders reagiert, aber wenn so eine Bitte um Hilfe von mir komme, würden ihre Gefühle verrückt spielen und sie könne nicht angemessen reagieren. Wenn sie das im Nachhinein sehe, erschrecke sie selber. Da wird - bei ihr generell reduziertes - Empathievermögen in einer Situation der Angst, jetzt den Erwartungen (Hilfe, Trost spenden) nicht gerecht werden zu können, völlig von der Angst überlagert. Bei meiner Freundin kommen manchmal auch noch paranoide Züge hinzu, das könne auch ein Vorwand sein, Nähe zu suchen. Hinterher ist ihr klar, dass man mit sowas keinen Spaß macht, aber in der Situation ist keine angemessene Reaktion möglich. Und das Wissen, sich in vergleichbaren Situationen schon falsch und verletzend verhalten zu haben, steigert den Druck beim nächsten Mal noch mehr.


    Diese Erfahrungen haben hier, glaube ich, einige gemacht. Es geht um Reaktionen gegenüber dem angstauslösenden bzw. die Angst triggernden Gegenüber. So jedenfalls hatte ich Griseldas Eingangspoating - hoffentlich richtig - verstanden.

  • Zitat von greeny19

    Ich bezog mich auf Empathie gegenüber der Person, von der sich der BÄ bedrängt fühlt, die die Ängste triggert. Meine Freundin hat hinterher auch erklärt, sie hätte gegenüber anderen vermutlich auch anders reagiert, aber wenn so eine Bitte um Hilfe von mir komme, würden ihre Gefühle verrückt spielen und sie könne nicht angemessen reagieren.


    Ja ich sehe das auch so - dass die meisten BÄs oft SEHR empfindsame Menschen sind, die aber in ihrer Panik andere sehr verletzen können... erst mit GROßEM Abstand wird ihnen oft bewusst, was sie da getan haben. Mir selbst ist das auch einmal passiert... ich habe mich so bedrängt gefühlt dass ich nur noch raus wollte um wieder Luft zu kriegen. Ich glaube ich habe sehr verletzende Dinge gesagt. Interessanterweise habe ich vieles vergessen, was da abgelaufen ist... es erscheint mir wie ein "schlechter Traum", irgendwie unwirklich. ist wohl total verdrängt.... :roll:

  • Zitat von podenca

    Mir selbst ist das auch einmal passiert... ich habe mich so bedrängt gefühlt dass ich nur noch raus wollte um wieder Luft zu kriegen. Ich glaube ich habe sehr verletzende Dinge gesagt. Interessanterweise habe ich vieles vergessen, was da abgelaufen ist... es erscheint mir wie ein "schlechter Traum", irgendwie unwirklich. ist wohl total verdrängt.... :roll:


    Hast Du Dich später entschuldigt?

  • ich habe letztesmal ne Freundin so angeschrien, nicht aus ba, sondern weil es mir nervlich sehr schlecht ging. und noch während des schreiens habe ich mich entschuldigt, daß es nicht persönlich gegen sie gerichtet ist. aber sie halt macken hat, die manchmal tierisch nerven, und ich meine nerven heute nicht im griff habe. sie war Gott sei dank nicht böse.

  • Zitat von kowai

    Hast Du Dich später entschuldigt?


    ja ich habe mich entschuldigt, wir kamen wieder zusammen und er hat danach das gleiche mit mir MEHRFACH gemacht... und er hat sich nie entschuldigt. :pale:

  • Zitat von podenca

    ja ich habe mich entschuldigt


    Das finde ich gut! :flower:



    Zitat

    wir kamen wieder zusammen und er hat danach das gleiche mit mir MEHRFACH gemacht... und er hat sich nie entschuldigt. :pale:


    Na toll.