Sind Bindungsängstliche hochsensibel?

  • zahirch: So ist es. Ich musste zwar nicht erspüren, was meine Eltern von mir erwarteten, weil sie mir das immer ganz deutlich gesagt haben. Aber wenn ich von ihnen geliebt, akzeptiert und respektiert werden wollte, musste ich nach ihren Vorstellungen funktionieren.


    Caramel: In großen Menschenmengen halte ich mich nur auf, wenn ich zwischendurch immer mal wieder die Möglichkeit für einen kurzen Rückzug habe.


    mariposa44: Im Internet liest man öfters Sätze á la „Er spürt sich selbst nicht“. Jetzt verstehe ich, was damit gemeint war. Weil die Fokussierung auf den Bedürfnissen der Mitmenschen zu stark ist, spürt man irgendwann nicht mehr so richtig, was man selbst möchte und was einem gut tut.
    Bei mir ist es auch so, dass ich am liebsten mit Menschen zusammen bin, die nicht so viel Nähe fordern. Damit meine ich hauptsächlich Nähe in Form von Verpflichtungen. Wenn ich mich mit Freunde treffe, möchte ich in erster Linie eine schöne Zeit mit ihnen verbringen und das genießen. Mich überfordern Menschen, die z. B. ständig einen Babysitter für ihre Kinder und Haustiere brauchen (sporadisch ist das okay, aber eben nicht permanent) oder die während unserer gemeinsamen Unternehmungen gleichzeitig was erledigen wollen, wie z. B. ihren Lebensmitteleinkauf, Medikamente in der Apotheke besorgen, anderen Leuten was vorbeibringen, etc. Wenn eine Freundschaft immer mal wieder mit irgendwelchen Pflichten in Verbindung steht, bin ich total gestresst.


    kowai: Weil ich aus einem cholerischen Elternhaus stamme, habe ich mir immer ruhige Männer als Partner und enge Freunde ausgesucht. Ich ging davon aus, dass Männer, die selten bis niemals laut werden sowie weich und verletzlich wirken so gut wie nie wütend sind und ihre Mitmenschen nicht verletzen.
    Am Ende hast du einen sehr interessanten Punkt angesprochen: Ich habe mit meinen Freunden schon immer offen über Themen wie Probleme auf der Arbeit, Krankheiten und Todesfälle in der Familie, etc. geredet. Vielleicht ist das ein Grund, weshalb sich manche überraschend von mir zurückgezogen haben, ohne mir ihr Verhalten zu erklären. Vielleicht fühlten sie sich überfordert. Wobei ich aber irgendwann einen Gang zurückgeschaltet und nur noch über allgemeine Themen mit ihnen geredet habe. Trotzdem kamen sie zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr auf mich zu wie in alten Zeiten. Was mir ein Rätsel ist: Wenn das schon nach wenigen Monaten oder einem Jahr passiert, wird mir klar, dass derjenige mit der Nähe überfordert ist. Dann weiß ich wenigstens, woran ich bin. Aber wenn die Rückzüge nach 5-10 Jahren Freundschaft kommen, bin ich ratlos.

  • Ich weiß nicht, ob mein erster Freund ein gutes Beispiel ist, denn er hatte ja Schizophrenie im Anfangsstadium, aber es geht hier ja auch um die Frage, was an sensiblen Männern (Frauen) so attraktiv ist, deshalb gebe ich die folgende kurze Geschichte wieder.


    Mein erster Freund war mit 15 (also bevor wir uns kennenlernten) in eine türkische Mitschülerin verliebt gewesen. Sie verließ nach der 10. Klasse die Schule und machte eine Lehre in einem Altenpflegeheim. Er ging danach öfters abends im Dunklen zu diesem Heim, um von draußen Blicke auf sie zu erhaschen.


    Heute würde man sofort aufschreien: stalking!! , aber ich habe die Geschichte anders gesehen. Mich hatte die Tiefe seiner Gefühle beeindruckt, die ihn dazu brachte, abends in Kälte und Dunkelheit vor diesem Heim zu stehen. Ich war ebenso davon beeindruckt, wie sehr er sich in die Situation dieser Mitschülerin hineinversetzte. Er vermutete, daß sie von ihren Eltern unterdrückt und dazu gezwungen wurde, die Schule schon nach der 10. Klasse zu verlassen und diese Lehre zu machen. Zweifellos würde sie später auch dazu gezwungen, einen türkischen Mann zu heiraten und Hausfrau und Mutter zu werden. Er war nicht nur verliebt, er wollte sie auch "befreien". Ich glaube, es gibt wenige 15jährige Jungs, die soviel Empathie entwickeln.


    Diese Geschichte sprach damals schon mein Sicherheitsbedürfnis an. Wer so tiefe Gefühle entwickeln kann und soviel Empathie besitzt, der wird besonders beziehungsfähig sein, der wird mich besonders gut verstehen, der wird mich niemals schlecht behandeln und niemals verlassen...


    Der Paartherapeut würde an dieser Stelle fragen: "Kann er diese Gefühle denn auch in der Realität leben?" - tja, und da haperte es eben. Tatsächlich war es so, daß mein Freund kaum jemals ein paar Worte mit der Mitschülerin gewechselt hatte. Er wußte überhaupt nicht, ob sie wirklich "unterdrückt" war, ob sie gar "befreit" werden wollte. Natürlich hat er auch über seine Gefühle nie mit ihr gesprochen. Und das hat mich auch damals schon gestört: viel Empfinden, wenig Handeln...


    Mein erster Freund verstand sehr gut, wie schlecht mein Verhältnis zu meinen Eltern war, obwohl ich mich niemals bei ihm darüber ausgeheult hatte. Er sagte, es tue ihm so leid, wie sehr meine Eltern mich enttäuscht hätten. Dieses Verständnis hat mir gutgetan. Aber später enttäuschte er mich ja auch, indem er sich immer häufiger für immer längere Zeiträume ohne Erklärung zurückzog. Das habe ich ihm in meiner Verzweiflung dann auch mal gesagt. Seine Reaktion: Tränen, keine Erklärung seines Verhaltens. Meine Reaktion: Hilflosigkeit, Unverständnis. Ich fühlte mich auch irgendwie verraten. Er verstand mich doch so gut, warum enttäuschte er mich trotzdem? Von meinen "bösen" Eltern erwartete ich ja nichts anderes, aber von ihm sehr wohl, er liebte mich doch.


    Wo ist der sensible Mann, der trotzdem beziehungsfähig ist?

  • Zitat von kowai

    Der Paartherapeut würde an dieser Stelle fragen: "Kann er diese Gefühle denn auch in der Realität leben?" - tja, und da haperte es eben. Tatsächlich war es so, daß mein Freund kaum jemals ein paar Worte mit der Mitschülerin gewechselt hatte. Er wußte überhaupt nicht, ob sie wirklich "unterdrückt" war, ob sie gar "befreit" werden wollte. Natürlich hat er auch über seine Gefühle nie mit ihr gesprochen.


    Für mich ist das ein Zeichen für BA. Der Mann himmelt eine aus seiner Sicht unerreichbare Frau aus der Ferne an. Aber er unternimmt nichts, um seine Gefühle für sie aktiv leben zu können. Wenn er kaum mit ihr gesprochen hat, wusste er doch gar nicht, wie sie in Wirklichkeit war. Er ist also einem unerreichbaren Phantom nachgejagt. Wer weiß was passiert wäre, wenn das Mädel seine Schwärmerei mitbekommen hätte und darauf eingegangen wäre. Ich kann mir gut vorstellen, dass er geflüchtet wäre, wenn sie sein Interesse erwidert hätte.


    So ähnlich lief es bei meinem BÄ-ler. Dieser Mann hat jahrelang immer wieder verschiedene Frauen aus der Ferne angehimmelt. Die Frauen waren alle unerreichbar... hatten einen festen Freund, waren verheiratet und/oder lebten weit weg, teilweise auf anderen Kontinenten. Und dann kam ich. Die erste Frau, die seine Schwärmerei erwiderte und ernsthaftes Interesse an ihm entwickelte. Was dann passierte, ist bekannt.

  • @ kowai


    Zitat

    Wo ist der sensible Mann, der trotzdem beziehungsfähig ist?


    Ja, den suche ich auch... :)
    Aber ich denke, es gibt/gab viele sensible Männer ohne BA in meinem Leben, die ich allesamt nicht wollte, weil sie mir zu sehr auf die Pelle rückten... wenn einer sich nämlich dauernd um mich kümmern will o.ä. dann nervt mich das auch. Ich befürchte also, dass es nicht die Sensibilität alleine ist, die einen Mann so attraktiv für mich macht.


    Ich stimme dir auch in diesem Punkt absolut zu:

    Zitat

    ich gehe wohl schlicht davon aus, daß sensible Männer mir nicht wehtun können, im Sinne von Brüllerei und Prügelei. Gegenüber sensiblen Männern kann ich die Oberhand behalten.


    leider stimmt das nicht, wie die meisten von uns bereits bemerkt haben...


    Zitat

    Der Mann himmelt eine aus seiner Sicht unerreichbare Frau aus der Ferne an. Aber er unternimmt nichts, um seine Gefühle für sie aktiv leben zu können.


    Mein letzter BÄ Mann ist auch so einer... er wusste DInge über mich, die er niemals wissen konnte, er muss mich beobachtet haben. Immer wieder.
    Er hat DInge an mir bemerkt, die noch nie ein Mensch vorher bemerkt hat.
    Ich habe mich durch sein "stalking" nicht bedroht gefühlt. Er war verknallt in mich, ich habe das gespürt & sein starkes Interesse hat mir irgendwie geschmeichelt... gleichzeitg verhielt er sich ja durchaus sehr distanziert - sonst hätte mir das sicher garnicht gefallen, dass er mich so viel beobachtet.
    Als ich ihm zeigte, dass ich auch interessiert war, lief er davon... bevor auch nur ansatzweise etwas körperliches passiert war. :cry:

  • Zitat von Sukramine


    Hm, also mir ging es ziemlich gut, als ich meinen aktuellen BÄler kennenlernte. Daher hat es wahrscheinlich auch ne ganze Weile gedauert, bis mich das aus der Bahn geworfen hat. Zumal, wusste ich damals nicht von "rohen BÄ-Eiern", daher konnt ich ihn ja gar nicht so behandeln. Also, ich hab das gemacht, was ich halt auch normalerweise mach, wenn ich was nicht versteh oder mir was widersprüchlich erscheint. Ich hab einfach nachgefragt: Also, du das versteh ich grad nicht, gestern hast du doch gesagt..... usw. Und nicht, weil ich ihn therapieren, meinen Helferkomplex ausleben wollte oder sonstwas, sondern, weil ich es schlichtweg nicht verstanden hab. (Heute würde ich wahrscheinlich öfter denken: Ach, ja das ist ja typisch BA. Ihn drauf anzusprechen? Ach, was soll's bringt ja eh nicht viel. ;-)


    Bei meinem ersten Freund habe ich auch noch auf ganz natürliche Weise reagiert, weil ich damals halt noch nichts von BA und dergleichen wußte. Ich glaube, mein Paartherapeut hält auch nicht so sehr viel davon, wenn man sich so in das Thema hineinkniet, er hätte es glaube ich lieber, wenn man sich diese gesunde Naivität behalten würde. Das ist mir nach so vielen BÄlern in Serie nur leider nicht mehr möglich.


    Zitat


    Naja, Antworten hab ich so gut wie nie bekommen. Bzw. wenn, dann um Zeiten (Monate, Jahre) versetzt und nur andeutungsweise.


    Hmm... Jahre? Wie lange kennst Du Deinen aktuellen BÄler denn schon? Bitte entschuldige, falls ich das überlesen habe, vielleicht hattest Du das in einem anderen thread ja schon erwähnt.



    Zitat

    Nur das ignorieren, Blocken und Mauern, das setzt mir immer noch arg zu. :-(


    Ich kenne niemanden, den das kaltläßt. Erst recht nicht, wenn man verliebt ist und das Gegenüber es ja bislang auch gewesen zu sein schien.


    Zitat


    Mit anderen Worten, würde es mir am A.... vorbeigehen, dass er mich ignoriert, halte ich es für durchaus möglich, dass er es zumindest weniger tun würde.
    Aber NOCH bin ich nicht so weit. Aber wohl auf einen guten Weg dahin.


    Was wäre damit gewonnen? Ich glaube, ich möchte eigentlich gar nicht so "abstumpfen", falls das gemeint sein sollte. Aus meiner Verlustangst-Panik muß ich raus, keine Frage, da habe ich ein Problem. Aber ins andere Extrem umschlagen? Irgendwo wäre es doch schön, wenn man sich in der Mitte treffen könnte. Aber dazu müßten beide es schaffen, angstfrei miteinander zu reden... am besten wohl mit (paar)therapeutischer Begleitung.

  • Zitat von Sukramine


    Ich finde, es handelt sich dabei schlichtweg auch um einen Denkfehler (den ich auch gemacht hab). Man denkt, jemand der so sensibel ist und sich in andere hineinversetzen kann und die Gefühle anderer erspürt, würde das (automatisch) auch mit seinen eigenen Gefühlen können. Das heißt, er hätte genauso einen Zugang zu den eigenen Gefühlen wie zu denen der anderen.


    Unterschreibe ich. Es ist ein Denkfehler. Daß so jemand keinen guten Zugang zu seinen eigenen Gefühlen hat, ist allerdings leider anfangs schwer zu erkennen, weil manche BÄler ja geradezu überfließen vor Verliebtheit. So habe ich es jedenfalls meistens erlebt. Und so nimmt das Schicksal dann seinen Lauf... :?

  • Zitat

    Er hat z.B. ja selbst gesagt, dass er eine Freundin aus Verlustängsten heraus geheiratet hat. Warum er allerdings dann "abgehauen" ist, die Näheangst.....das erkennt er m.E. irgendwie (noch) nicht so gut. Da führt er dann alle möglichen Gründe an. Aber das ist wohl so, dass die eigene VÄ viel besser "erspürbar" sind für einen selbst als die eigenen Näheängste....


    Ja, das kann ich nur bestätigen - da ich ja beide Seiten aus eigener Erfahrung kenne.
    Die VA spürt man ganz deutlich und da ist es irgendwie ganz klar woher sie kommt. Sie löst ja RIESIGE Liebes- und Sehnsuchtsgefühle aus, von daher versteh ich schon, dass man da sogar an Heiraten denkt, nur um den anderen "festzuhalten". (wobei ICH niemals heiraten wollen würde...egal wie groß die Liebe ist!)


    Meine Näheangst hat sich immer ganz anders geäußert. Da habe ich plötzlich total viele tolle RATIONALE Gründe gehabt, warum das mit dieser Person einfach nicht gutgehen kann. Die Gefühle waren ja auch weg. Also wars ganz einfach zu gehen... diese Seite ist auf jeden Fall die angenehmere Variante der BA.


    Die Gefühle kamen oft erst Monate später wieder langsam zurück... oder wurden ausgelöst dadurch, dass der Ex sich nach !sehr LANGER! Zeit wieder gemeldet hat (nach kurzer Zeit hat es mich nur weiter weg getrieben!). Es blieben aber immer ZWEIFEL...


    Ich glaube fast, diese ZWEIFEL kann eben nur ein aktiver BÄ total vertreiben. Weil man dann nur noch seine eigene VA spürt und gar kein Raum bleibt für Zweifel/Angst o.ä....

  • Zitat von Sukramine


    Witzig... dort promoviert eine Freundin gerade genau zu dem Thema :)


    Zitat von kowai

    Das wiederum deutet laut Fachliteratur darauf hin, daß ich mich Männern wohl grundsätzlich eher unterlegen fühle, also ein geringes Selbstwertgefühl habe und mich deshalb von Männern angezogen fühle, die lieb, empfindsam und verletzlich wirken. Daß aber (gerade) solche Männer mir auch sehr wehtun können, habe ich wohl noch nicht zur Genüge verinnerlicht.


    Welche Literatur ist das? Bitte um Buchtipp :-D


    Zitat von Reni

    Im Internet liest man öfters Sätze á la „Er spürt sich selbst nicht“. Jetzt verstehe ich, was damit gemeint war. Weil die Fokussierung auf den Bedürfnissen der Mitmenschen zu stark ist, spürt man irgendwann nicht mehr so richtig, was man selbst möchte und was einem gut tut.


    BÄ können sich nicht gut abgrenzen und nicht gut "Nein" sagen. Sie sehen Verpflichtungen und Erwartungen wo keine sind.
    Meiner hat auch erzählt, dass er sich zu sehr um die Probleme seiner Exfreundinnen gekümmert hat und zu wenig um sich und dann nicht mehr er selbst sein konnte und deswegen will er keine Beziehung.


    Zitat von Reni

    Mich überfordern Menschen, die z. B. ständig einen Babysitter für ihre Kinder und Haustiere brauchen (sporadisch ist das okay, aber eben nicht permanent) oder die während unserer gemeinsamen Unternehmungen gleichzeitig was erledigen wollen, wie z. B. ihren Lebensmitteleinkauf, Medikamente in der Apotheke besorgen, anderen Leuten was vorbeibringen, etc. Wenn eine Freundschaft immer mal wieder mit irgendwelchen Pflichten in Verbindung steht, bin ich total gestresst.


    Aber wieso? Das verstehe ich nicht. Es sind doch dann nicht deine Erledigungen und Verpflichtungen :think:


    Zitat von kowai

    Trost und emotionale Unterstützung im Krankheitsfall, bei Todesfällen in der Familie, bei Niederlagen im Job usw. Ich habe erlebt, wie es ist, wenn sich ein BÄler leider genau in solchen Krisenfällen zurückzieht. Nicht schön. Emotionalen Austausch möchte ich nicht nur in guten Zeiten, sondern auch in schlechten.


    Bei meinem ist das auch soooo komisch... Er ist wirklich super hilfsbereit. Wenn es darum geht etwas einzukaufen, abholen zu fahren, generell irgendwie praktisch zu helfen, ist er sofort zur Stelle. Sogar nachdem es mit uns vorbei war hat er mir bei einer Sache geholfen, was er echt nicht hätte machen müssen.
    Sobald es um emotionale Unterstützung geht, macht er KOMPLETT DICHT. Auch wenn es für ihn nur bedeuten würde, einfach körperlich anwesend zu sein. Nee, kann er nicht und er will, dass ich meine Probleme alleine überwinde (auch wenn es nur eine vorübergehende Erkrankung ist :lol:) und mich nicht auf ihn versteifen soll, denn ich muss "das Glück in mir selbst finden" :-D


    Zitat von Sukramine

    Wir hatten nur, gleich Anfangs echt so tolle und tiefgründige Gespräche....das war echt der Hammer. Und das ist ja das interessante (oder auch widersprüchliche daran), ich erleb ihn oft als wahnsinnig selbstreflektiert, viel mehr als die Mehrzahl der Menschen (Männer), die ich kenne. Aber eher so punktuell. Es scheint so Dinge zu geben, die er wirklich schon oft reflektiert hat (oder er "weiß" es einfach intuitiv).


    Wobei ich wirklich glaube, dass er da irgendwie sich selbst schon auch auf der Spur ist. Er spricht zwar nicht von Näheangst, aber von "sich verantwortlich fühlen"...


    Bei meinem GENAU DAS GLEICHE!!!

    “All men should strive to learn before they die, what they are running from, and to, and why.”
    – James Thurber

  • Zitat

    Hm, damit werden sie aber nicht aufgelöst, sie werden ja quasi nur durch die VÄ "überspielt", oder?
    .....................
    Und irgendwie mag ich das nciht glauben. Ich hab meine Verlustängste, nachdem ich sie als diese erkannt hatte, auch sehr gut in den Griff bekommen. Wenn das mit Verlustängsten geht, dann dürfte das mit Näheangst doch genauso gehen, oder? Nur das Erkennen ist halt schwieriger, da sie sich nicht wirklich als Angstgefühl zeigen. Ich merk es eher bei mir, wenn ich so was habe, eher als eine Art....hm Völlegefühl, so ein Satt-sein. Aber wenn ich es einordnen kann, weiß ich ja auch, woher es kommt, was es auslöst und dass es wieder weg geht. Und je besser es mir generell geht, desto weniger hab ich die Ängste in die eine oder andere Richtung.


    Ja, die Zweifel bzw.Nähe-ängste werden natürlich nur "überdeckt" durch die VA.
    Sobald die VA weg geht (was mit einem aktiven BÄ fast nie vorkommt) kommt auch die Nähe-angst wieder hervor... manchmal in kurzen Phasen konnte ich das auch spüren, aber da meine aktiven BÄs immer schneller weggelaufen sind als ich, kam es in den letzten Jahren nie dazu, das mal aushalten zu müssen oder dran arbeiten zu können....



    Zitat

    Aber wieso? Das verstehe ich nicht. Es sind doch dann nicht deine Erledigungen und Verpflichtungen


    Ich komm damit auch nicht klar, wenn Leute sich mit mir treffen und währenddessen alles möglich erledigen müssen. Ich empfinde es als respektlos, wenn ich mir Zeit nehme für jemanden und der mich zum einkaufen mitschleppt und nebenher ständig am Handy hängt mit anderen Leuten. Das ist übrigens etwas, was mein Ex-BÄ Männer IMMER gemacht haben. So kann man auch Nähe vermeiden. Körperlich anwesend sein, aber sich nur mit anderen Dingen beschäftigen... ich finde das verletzend.

  • Zitat von podenca


    Ich komm damit auch nicht klar, wenn Leute sich mit mir treffen und währenddessen alles möglich erledigen müssen. Ich empfinde es als respektlos, wenn ich mir Zeit nehme für jemanden und der mich zum einkaufen mitschleppt und nebenher ständig am Handy hängt mit anderen Leuten. Das ist übrigens etwas, was mein Ex-BÄ Männer IMMER gemacht haben. So kann man auch Nähe vermeiden. Körperlich anwesend sein, aber sich nur mit anderen Dingen beschäftigen... ich finde das verletzend.


    Ok, vielleicht hab ich das Zitat zu sehr gekürzt :wink:
    Ich empfinde das von dir beschriebene Verhalten auch als respektlos, aber so hab ich das bei Reni nicht verstanden.


    Sie hat geschrieben:


    Zitat von Reni

    mariposa44: Im Internet liest man öfters Sätze á la „Er spürt sich selbst nicht“. Jetzt verstehe ich, was damit gemeint war. Weil die Fokussierung auf den Bedürfnissen der Mitmenschen zu stark ist, spürt man irgendwann nicht mehr so richtig, was man selbst möchte und was einem gut tut.
    Bei mir ist es auch so, dass ich am liebsten mit Menschen zusammen bin, die nicht so viel Nähe fordern. Damit meine ich hauptsächlich Nähe in Form von Verpflichtungen. Wenn ich mich mit Freunde treffe, möchte ich in erster Linie eine schöne Zeit mit ihnen verbringen und das genießen. Mich überfordern Menschen, die z. B. ständig einen Babysitter für ihre Kinder und Haustiere brauchen (sporadisch ist das okay, aber eben nicht permanent) oder die während unserer gemeinsamen Unternehmungen gleichzeitig was erledigen wollen, wie z. B. ihren Lebensmitteleinkauf, Medikamente in der Apotheke besorgen, anderen Leuten was vorbeibringen, etc. Wenn eine Freundschaft immer mal wieder mit irgendwelchen Pflichten in Verbindung steht, bin ich total gestresst.


    Sie schreibt, dass ihr Menschen lieber sind, die nicht ständig Nähe in Form von Verpflichtungen fordern.
    Aber wenn es die Nähe ist, die sie stresst, dann sollten solche distanzschaffenden Aktivitäten ja eigentlich angenehmer sein.
    Und wenn Freunde beim gemeinsamen Treffen etwas erledigen wollen, dann kann ich das mit der Respektlosigkeit nachvollziehen, aber nicht, wie man von den Verpflichtungen anderer gestresst sein kann. An mich werden da doch überhaupt keine Erwartungen oder Forderungen gestellt.

    “All men should strive to learn before they die, what they are running from, and to, and why.”
    – James Thurber

  • Zitat

    Und wenn Freunde beim gemeinsamen Treffen etwas erledigen wollen, dann kann ich das mit der Respektlosigkeit nachvollziehen, aber nicht, wie man von den Verpflichtungen anderer gestresst sein kann. An mich werden da doch überhaupt keine Erwartungen oder Forderungen gestellt.


    Ja du hast Recht, den teil mit dem Babysitter habe ich auch nicht verstanden, deshalb habe ich es auf meine Art "interpretiert" :wink: - denn eigentlich ist es ja gut, wenn andere Leute einen Babysitter organisieren, damit wir uns in RUHE treffen können.... ? :think:

  • Zitat

    Bei der Freundin hatte ich übrigens auch immer das Gefühl, sie würde irgendwie "leiden", wenn wir mal was zusammen machen bzw. uns treffen.... Jetzt weiß ich halt, dass das auch stimmt. Nur, was will man da machen? Im Nachhinein denk ich schon, ich hätt es ihr klarer zurückspiegeln sollen, dass ich das blöde finde- und nicht einfach Schlucken. Ob's aber was geändert hätte? Hm....


    Ja, ich hatte auch so ne freundin, wo ich noch monatelang nachgedacht habe, was ich noch hätte tun/sagen können - ABER ich hatte es ja mal angesprochen und sie ist darauf garnicht eingegangen. Sie wollte einfach nicht so viel Nähe, da kann man NIX machen. Mich hat es verletzt, dass sie immer wieder unsere Treffen absagte und irgendwann hab ich die Freundschaft dann echt beendet. Ich hätte allerdings da am Ende nochmal deutlicher sagen sollen, warum. ich glaube sie hat das echt nicht kapiert...


    ich fands aber interessant an MIR zu beobachten, dass es mich auch sehr verletzen kann, wenn jemand, in den ich nicht verliebt bin, solche "Rückzugs-Spielchen" spielt... das geht einfach nicht. nicht als Freundschaft und erst recht nicht als Beziehung...

  • Ja, natürlich ist das verletzend. Das hat ja auch nichts mit Liebe zu tun, sondern mit Respekt. Wenn einem jemand zu verstehen gibt, dass wir ihm weniger wichtig sind als er uns, dann tut das immer weh.

    “All men should strive to learn before they die, what they are running from, and to, and why.”
    – James Thurber

  • Zitat von Sukramine

    Jups, das mit dem Handy kenn ich auch. Und zwar sowohl von meinem BÄ als auch von der BÄ-Freundin (aus dem anderen Thread). Ich empfinde das ebenfalls als respektlos. Wobei ich ja denke, dass das wirklich nicht bewusst oder bösartig geschieht, sondern echt ne unbewusste Nähe-Vermeidungsstrategie ist.


    Das muss nicht unbedingt so sein. Meine Mutter und meine beste Freundin z. B. haben auch schon öfters längere Telefonate geführt, während sie mit mir unterwegs waren. Diese beiden Frauen haben sicher keine BA. Für sie ist es einfach normal, immer ranzugehen, wenn jemand anruft. Wobei meine Freundin vor einiger Zeit mehrmals nicht rangegangen ist, wenn ich angerufen habe und andere Leute bei ihr waren. Das hat sie mir selbst gesagt. Deshalb bin ich gerade sauer auf sie. Wenn sie Zeit mit mir verbringt und andere anrufen, geht sie ran und lässt mich ewig warten. Aber wenn sie mit anderen was macht und ich anrufe, ignoriert sie das Klingeln. So geht es nicht.



    Zitat von Sukramine

    Bei der Freundin hatte ich übrigens auch immer das Gefühl, sie würde irgendwie "leiden", wenn wir mal was zusammen machen bzw. uns treffen.... Jetzt weiß ich halt, dass das auch stimmt. Nur, was will man da machen? Im Nachhinein denk ich schon, ich hätt es ihr klarer zurückspiegeln sollen, dass ich das blöde finde- und nicht einfach Schlucken. Ob's aber was geändert hätte? Hm....


    Ich hab´ das schon bei mehreren Personen ausprobiert. Gebracht hat es mir nur was bei den Leuten, die mir persönlich nicht ganz so wichtig sind. Meinem BÄ-ler habe ich letztes Jahr zum ersten Mal nicht zum Geburtstag gratuliert und bin kurz danach auch nicht zu einer Veranstaltung erschienen, die von seinem Freundeskreis organisiert wurde und zu der ich auch eingeladen war. Daraufhin hat er mir zwar eine Weile wieder öfters geschrieben, aber nach einem Treffen zu zweit hat er mich trotzdem nicht gefragt. Und auch dann nicht, als ich diverse Nachrichten von ihm ignoriert habe. Dasselbe gilt für einige BA-Freundschaften. Wenn mir die Leute wirklich am Herzen liegen, hat sich das Zurückspiegeln leider noch nie für mich ausgezahlt.

  • Reni
    Ich ertappe mich gerade bei, wie mir bewusst wird, dass ich bei einer Freundin auch nicht als Handy gehe, wenn es mir nicht passt zB.weil ich ne Freundin bei mir habe oder unterwegs bin. Das liegt hauptsächlich daran, dass mit ihr gespräche immer komplizierter sind, als mit anderen :think: ...ich u.a. das Gefühl habe, sie will was und rückt nicht so richtig mit der Sprache raus oder länger quatschen will.....kurz und gut, ich schaffe es bei ihr nicht, ihr kurz zu sagen , dass ich im Moment nicht mit ihr sprechen kann. Ich habe bei ihr dann immer ein schlechtes Gewissen....mir fehlt bei ihr die Leichtigkeit, sie nimmt immer alles so schwer, hinterfragt alles obwohl wirklich nichts ist.


    ......und deswegen geh ich manchmal nicht dran, je nachdem wie ICH mich fühle....da riskier ich auch, dass sie im Moment sauer ist.
    ...Ich habe keine Tendenzen zu Ba :wink:

    Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es einen unstillbaren Sommer in mir gibt.
    Albert Camus

  • Ich gehe auch nicht immer ran, wenn es klingelt und schalte es manchmal auch bewusst aus. Mich stört es auch nicht, wenn andere nicht rangehen, nachdem ich einen unpassenden Moment erwischt habe. Bei mir z. B. haben immer die Personen Vorrang, die im besagten Moment körperlich bei mir sind... egal ob sie mich besuchen oder ich sie oder ob wir gemeinsam woanders unterwegs sind. Ich empfinde es ihnen gegenüber als unhöflich, mit jemandem zu telefonieren, wenn sie neben mir stehen/sitzen.


    Ich nehme es meiner Freundin nicht übel, dass sie nicht rangegangen ist, als ich angerufen habe und andere Leute bei ihr waren. Aber wenn sie mit mir unterwegs ist und ihr Handy klingelt, geht sie ran und telefoniert manchmal 30-45 Minuten. DAS finde ich nicht in Ordnung. Weil sie eben immer rangegangen ist, wenn wir zusammen waren, ging ich davon aus, sie würde es im umgekehrten Fall auch so machen. Ich kann sehr wütend werden, wenn eine Freundin oder ein Kumpel andere Leute immer wieder bevorzugt behandelt.

  • Zitat von Reni

    Ich nehme es meiner Freundin nicht übel, dass sie nicht rangegangen ist, als ich angerufen habe und andere Leute bei ihr waren. Aber wenn sie mit mir unterwegs ist und ihr Handy klingelt, geht sie ran und telefoniert manchmal 30-45 Minuten.


    Das könnte vielleicht daran liegen, daß die anderen Leute ihr mitteilen, daß sie es nicht mögen, wenn Deine Freundin in deren Gegenwart telefoniert... :wink: Vielleicht denkt sie, Du hättest nichts dagegen.

  • Zitat von Sukramine

    Nicht? ;-)



    weil sie 1. immer seeeehr lange quatschen will, vom Hundertstels ins Tausendstels kommt, ohne zum Kernpunkt zu kommen,
    2. sie sich gerne wiederholt und ich keine Lust habe eine Sache zum 190. mal durchzuhecheln....
    und 3. sie immer ein bisschen beleidigt ist, wenn ich sie dabei abwürgen muss/ will...


    nein, auch ein " Normalo" :wink: wie ich, darf sich dann rausnehmen, auf diese - ich gestehe es ja ein- unschöne Art :bounce: hin und wieder keine Nähe zuzulassen.

    Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es einen unstillbaren Sommer in mir gibt.
    Albert Camus

  • Zitat von Jojo200

    weil sie 1. immer seeeehr lange quatschen will, vom Hundertstels ins Tausendstels kommt, ohne zum Kernpunkt zu kommen,
    2. sie sich gerne wiederholt und ich keine Lust habe eine Sache zum 190. mal durchzuhecheln....
    und 3. sie immer ein bisschen beleidigt ist, wenn ich sie dabei abwürgen muss/ will...


    So in etwa werde ich von einigen Menschen aus meinem Umfeld beschrieben. Aber ich finde mein Dauergequassel total super und bin von meinen rhetorischen Fähigkeiten so überzeugt, dass ich nichts daran ändern möchte.

  • Zitat

    So in etwa werde ich von einigen Menschen aus meinem Umfeld beschrieben. Aber ich finde mein Dauergequassel total super und bin von meinen rhetorischen Fähigkeiten so überzeugt, dass ich nichts daran ändern möchte.


    naja, dann haben wir ja die Lösung, warum deine Freundin oft nicht rangeht... :wink:


    Ich habe auch eine Freundin, bei der ich fast nie rangehe.
    Weil sie eben auch nie zum Punkt kommt & dann auch noch meist Abend anruft, wenn ich gerade ins Bett gehen will. Selbst wenn ich ihr deutlich sage, dass ich jetzt keine Zeit habe, hört sie nicht auf zu reden. Das ist dermaßen übergriffig, ich fühle mich fast "vergewaltigt".
    Bei anderen Freunden ist es kein Problem, da gehe ich meistens ran, weil ich weiß, das Gespräch dauert nur ca. 5 Minuten.
    Grundsätzlich mag ich es nicht so viel zu telefonieren... (nur mit meinem besten Freund ist es ok) ob das mit meiner Näheangst zu tun hat? Keine Ahnung... :think: