zahirch: So ist es. Ich musste zwar nicht erspüren, was meine Eltern von mir erwarteten, weil sie mir das immer ganz deutlich gesagt haben. Aber wenn ich von ihnen geliebt, akzeptiert und respektiert werden wollte, musste ich nach ihren Vorstellungen funktionieren.
Caramel: In großen Menschenmengen halte ich mich nur auf, wenn ich zwischendurch immer mal wieder die Möglichkeit für einen kurzen Rückzug habe.
mariposa44: Im Internet liest man öfters Sätze á la „Er spürt sich selbst nicht“. Jetzt verstehe ich, was damit gemeint war. Weil die Fokussierung auf den Bedürfnissen der Mitmenschen zu stark ist, spürt man irgendwann nicht mehr so richtig, was man selbst möchte und was einem gut tut.
Bei mir ist es auch so, dass ich am liebsten mit Menschen zusammen bin, die nicht so viel Nähe fordern. Damit meine ich hauptsächlich Nähe in Form von Verpflichtungen. Wenn ich mich mit Freunde treffe, möchte ich in erster Linie eine schöne Zeit mit ihnen verbringen und das genießen. Mich überfordern Menschen, die z. B. ständig einen Babysitter für ihre Kinder und Haustiere brauchen (sporadisch ist das okay, aber eben nicht permanent) oder die während unserer gemeinsamen Unternehmungen gleichzeitig was erledigen wollen, wie z. B. ihren Lebensmitteleinkauf, Medikamente in der Apotheke besorgen, anderen Leuten was vorbeibringen, etc. Wenn eine Freundschaft immer mal wieder mit irgendwelchen Pflichten in Verbindung steht, bin ich total gestresst.
kowai: Weil ich aus einem cholerischen Elternhaus stamme, habe ich mir immer ruhige Männer als Partner und enge Freunde ausgesucht. Ich ging davon aus, dass Männer, die selten bis niemals laut werden sowie weich und verletzlich wirken so gut wie nie wütend sind und ihre Mitmenschen nicht verletzen.
Am Ende hast du einen sehr interessanten Punkt angesprochen: Ich habe mit meinen Freunden schon immer offen über Themen wie Probleme auf der Arbeit, Krankheiten und Todesfälle in der Familie, etc. geredet. Vielleicht ist das ein Grund, weshalb sich manche überraschend von mir zurückgezogen haben, ohne mir ihr Verhalten zu erklären. Vielleicht fühlten sie sich überfordert. Wobei ich aber irgendwann einen Gang zurückgeschaltet und nur noch über allgemeine Themen mit ihnen geredet habe. Trotzdem kamen sie zu einem späteren Zeitpunkt nicht mehr auf mich zu wie in alten Zeiten. Was mir ein Rätsel ist: Wenn das schon nach wenigen Monaten oder einem Jahr passiert, wird mir klar, dass derjenige mit der Nähe überfordert ist. Dann weiß ich wenigstens, woran ich bin. Aber wenn die Rückzüge nach 5-10 Jahren Freundschaft kommen, bin ich ratlos.