jayjay
Ich sehe es so: Wer Probleme damit hat, eigene Grenzen aufzuzeigen, neigt zur Bindungsflucht, weil die Bindung zu bedrohlich und verschlingend erscheint und man die Person gefühlt nicht auf Abstand halten kann.
Wer Probleme hat, die eigenen Bedürfnisse anzusprechen, neigt meiner Meinung nach eher zum Klammern, weil es einfacher ist, sich (vor Angst) an jemandem festzuklammern, statt zu sagen, was man braucht und darauf zu vertrauen, dass das Gegenüber darauf eingeht. Möglicherweise vermischt sich auch beides oder geht ineinander über.
Meiner Erfahrung nach sind BA und VA zwei Ausprägungen (Folgen/Bewältigungsmechanismen) einer einzelnen Ursache, nämlich einer Bindungstraumatisierung. Je nachdem, auf welches Gegenüber man trifft bzw. was man gerade selbst für Themen hat und wie stabil man selbst ist, neigt man zum einen oder anderen. Man tut das (BA oder VA-Verhalten) ja, weil es einem als die bestmögliche Situation für eine Problematik erscheint. Weil man keinen anderen Umgang gelernt hat.
Meiner Meinung nach könnte man demnach entsprechend an der BA arbeiten, wenn man übt, eigene Grenzen aufzuzeigen. An der VA, wenn man übt, eigene Bedürfnisse anzusprechen. Da ich persönlich der Meinung bin (und das auch in der Fachliteratur so gesehen wird, in der Populärliteratur zu 'Bindungsängsten' ist das leider noch nicht angekommen bzw. vermutlich zu wenig griffig und komplex) dass Bindungstraumatisierungen mit schweren Strukturstörungen zusammenhängen, hat man vermutlich jahre- bzw. jahrzehntelange Arbeit damit vor sich. Es ist nicht einfach, Grenzen aufzuzeigen und Bedürfnisse anzusprechen, wenn man z. B. keine stabile Identität ausbilden konnte bzw. anderweitig solche basalen Probleme hat, dass man erst die angehen müsste, um so simpel klingende Dinge wie 'setz doch Grenzen!' hinzubekommen.