Bindungsangst besser verstehen und einen Umgang damit finden

  • Zitat von Tinadreena

    Aber das führt nicht dazu, dass ich mir meine eigenen Gefühle und Bedürfnisse verbiete.


    Das sollte auch niemand tun.


    Zitat

    Mag ja sein, dass ich an ein ganz besonders unreflektiertes oder narzisstisch perverses Exemplar geraten bin, ich Pechvogel, aber etwas qualvolleres habe ich in meinem ganzen Leben noch nicht durchgemacht.
    Und daher erlaube ich mir gelegentlich eine Prise Zynismus als salonfähiges kleines Ventil für meinen Restkummer.


    `Kann kaum beschreiben, wie sehr ich das nachvollziehen kann.-
    Das habe ich ja auch schon durch-8 lange Jahre lang.
    Die Narzisten, okay- das pure Seelengift, das man wahrscheinlich für den Rest des Lebens in den Adern spürt. Da ist Heilung wohl wirklich nur durch gesunde Aggression möglich.


    Das einzige, was ich sagen möchte ist, dass es eben auch die anderen gibt, die so tief und so schwer verletzt sind, dass ihnen bildlich "die Arme abgetrennt" wurden, und sie daher nie jemanden anderen wirklich umarmen können- auch wenn sie sich das noch so sehr wünschen...


    Denen sollte man nicht noch mehr Schuldgefühle machen, als sie eh schon mit sich herumschleppen.
    Sondern sie, wenn man sie nicht (aus-)halten kann, dann lieber loslassen sollte- wenn man denn kann.:roll:


    Einen besinnlichen Abend wünscht
    die Schwänin

  • Ich halte niemanden hier fest ;)


    Aber ich denke, dieses Forum ist für beide Seiten gedacht, für BÄs und für deren "Partner" oder Expartner, und beide Seiten dürfen ihre Gefühle ausdrücken, und beide Seiten tragen z.T. sehr schlimme Verletzungen in sich - die einen können sie nicht benennen, die anderen schon.


    Niemand hier hat die Schuld an den Verletzungen von irgendjemandem hier, und die Schuldgefühle, die bei BÄs entstehen, wenn sich hier ein anonymer Expartner eben mal wütend oder vorwurfsvoll zeigt, die stammen ganz sicher woanders her.


    Ich weiß dennoch Deine gelassene Art sehr zu schätzen :)

  • Oh, vielen Dank für die Blümchen :-)

    Zitat von Tinadreena

    Ich halte niemanden hier fest ;)


    Äh, ne, ich meinte nicht, dass Du und hier jemanden festhälst.
    Wenn ich mir diese ganzen traurigen wütenden, verwundeten "Opfer" auf beiden Seiten so anschaue (inkl. meiner),
    dann fällt mir auf, dass am Anfang ja erst mal große Gefühle stehen.


    Die Schmerzen kommen dann, wenn Erwartungen nicht erfüllt werden.
    Dann wird Liebe zu Hass.
    Anstatt den anderen durch endlose Diskussionen, Streit, Briefe, Manipulationen, Paartherapien formen zu wollen, damit man besser mit ihm leben kann,
    sollte man ihn doch lieber in seinen Eigenarten akzeptieren und ggf.loslassen, wenn diese nicht "ausreichen".


    Stattdessen klammern, kämpfen, schrei(b/h)en wir wie wild um uns, werden wütend und voller Vorwürfe.


    (Keine Ahnung, wie man das real umsetzen kann :oops: aber irgendwo ziwschen Liebe und Loslassen liegt bestimmt der Weg....)
    Frei nach den "Motti":
    Wahre Liebe lässt frei oder, wenn es wehtut, ist es keine Liebe.


    Vielen Dank für den inspirierenden Austausch hier.
    Liebe Grüße
    Schwänin

  • Es geht aber nicht darum, dass man jemanden mit seinen Eigenarten nimmt oder es eben sein lässt.
    Das ist nicht das Problem eines BÄ-Partners.
    Sondern es geht darum, dass man von einem BÄ wie wild manipuliert wird (und da unterstelle ich nichtmal ne böse Absicht), bis man nicht mehr weiß, was richtig und was falsch ist, wo oben und unten ist, ja was man überhaupt selber noch ist (ein Hut oder ein Mensch? Große Liebe oder einfach nicht die Richtige?)...


    All das, was mit jemandem passiert, der einen BÄ wirklich liebt, ihn wirklich mit all seinen Schwächen und Stärken annehmen und unterstützen will und ihm sein Herz öffnet und sich damit verletzbar macht, das grenzt in den meisten Fällen an emotionalen Missbrauch.
    Und das pure Wissen, dass die BÄs diesen Missbrauch selber erlitten haben und nun einfach weitergeben, das schützt einen leider nicht vor dem schrecklichen seelischen Schaden, den er verursacht.


    Ach ja, sorry: "wenn es weh tut, ist es keine Liebe" halt ich für Quatsch. ;)
    Jemand, der glaubt er könne lieben ohne dass es ihm weh tun kann, der muss wohl noch im RL ankommen.


    Im übrigen habe ich gelegentlich den leisen Verdacht, dass einiges von der Wut, die ich empfinde, genauso gut mir selber gilt, aber davon geht sie auch nicht weg ;).


    LG
    und schönen Abend

  • Es IST seelischer und emotionaler Missbrauch.


    Schwänin, ich denke, ich und warscheinlich auch Tina haben Erfahrung machen dürfen mit einem Menschen, der unter dem Deckmäntelchen der Bindungsangst seine narzisstische Persönlichkeitsstruktur auslebt und höchstwarscheinlich weiter ausleben wird.
    Von Einsamkeit kann keine Rede sein und auch hier im Bindungsangstforum lese ich oft, wie Menschen, die ja anscheinend "ach so große Bindungsängste" haben, von einer Blüte zur anderen hüpfen können, ganz ohne Probleme.
    Unter diesen Gesichtspunkt kommt der obengenannte Text des "Beraterteams" nicht nur zynisch, sondern geradezu unverschämt rüber für Angehörige, die lange Zeit genau diesen Ratschlag verfolgten und am Rande ihrer Belastbarkeit lebten.


    Meine Schmerzen und Verletzungen kamen übrigens nicht daher, weil meine Erwartungen nicht erfüllt wurden und auch nicht, weil ich ihn nicht mit all seinen Eigenarten akzeptiert hätte, sondern daher, weil im Gegenzug meine Eigenarten systematisch runtergemacht und nicht akzeptiert wurden. Das geschieht mehr oder weniger erstmal subtil und wird nach einiger Zeit immer klarer bis hin zu ganz offensichtlich ausgelebten Hassattacken.


    "Große Gefühle" sind da auf der einen Seite ganz sicher nicht vorhanden, das dient doch nur zur Selbstaufwertung. Sonst nichts.

    **oft muss man erst den falschen Weg gehen, um den richtigen zu finden**

  • Liebe Wiesenblume,


    wahrscheinlich magst Du es mir nicht glauben, aber auch ich habe 8 Jahre lang in einer Beziehung mit einem Narzisten "verharrt" und bin dabei fast ´drauf gegangen. Letztendlich hat mich dieses Martyrium zu meinem ersten stationären Klinikaufenthalt gebracht. Ich war nur noch ein Schatten meiner Selbst und stand mit einem Bein im Suizid.
    An anderer Stelle erwähnte ich schon, dass Narzissmus mittlerweile beinahe zu etwas wie meinem "Fachgebiet" geworden ist. Glaub`mir, ich weiß wirklich, wovon Ihr sprecht. :roll:


    Und es steht völlig außer Frage, dass Wut ein Weg zurück zum Selbst bedeuten kann. Ständig klein beizugeben, davon kann nicht die Rede sein.


    Aber wenn ich das ganze heute, nach allen Zusammenbrüchen, Tränen, dem erlittenen Selbstverlust und allem, was noch dazu gehört, einmal auf die Metaebene zerre
    - und das kann ich erst heute nach 10 Jahren Therapie-
    frage ich mich:
    Warum habe ich das so lange mitgemacht? Warum habe ich ihn nicht losgelassen?


    Er hat "nur" sein Demontageprogramm durchgezogen-mit zuverlässiger Beständigkeit, aber ich bin geblieben. Mein Problem.
    Mit "Liebe" und großen Gefühlen ist mein Anteil für mich heute nicht mehr zu rechtfertigen.


    Was bringt es heute noch, weiter und weiter auf seinen Fehlern herumzutanzen? Ich habe genug eigene. Unter anderem eben meine eigenen bindungsängstlichen Anteile.


    Ich weiß, was echte Bindungsangst ist. Durch Traumatisierung und Missbrauch. Und soetwas bekommt man durch Verständnis liebevollen, respektvollen Umgang und Geduld in den Griff. Freunde, (Famile) und Partner können dabei eine große Hilfe sein- wenn sie dies denn leisten wollen und können.


    Nicht alle BÄ haben eine narzistische Persönlichkeitsstörung oder sind im Herzen nichts als große A...löcher.


    Liebe Grüße
    Schwänin

  • Hi Schwänin,
    ich glaube nichtmal, dass Narzissten große Arschlöcher sind. Sie sind einfach nur emotional depriviert und haben ja durchaus ihre Momente, wo man plötzlich ihre ungeheure Verletzlichkeit, ihr gequältes Kinderherz und ihre Bedürftigkeit wahrnehmen kann. Ein Aspekt ihres Liebreizes besteht ja in diesem "kindlichen" Anteil, den sie in sich tragen.


    Nachdem ich das "Macht-Manipulation-Demontage-Programm" erkannt habe, bin ich nicht mehr in dieser Beziehung geblieben, was ich nicht nur meinem dann doch noch funktionierenden Selbstschutz, sondern auch der Tatsache zuschreibe, dass ich einfach nicht mit Liebesschwüren geködert und gelockt wurde. Jemandem, der noch nicht einmal vorgibt, einen zu lieben, hinterher zu rennen, grenzt ja an Schwachsinn ;).


    Ich bin der Meinung, dass eine Suchtbeziehung (denn es ist Sucht entstanden durch negative Konditionierung, und nicht etwa Leidenschaft) jedem Menschen "passieren" kann, wenn er den entsprechenden Gegenpart trifft.
    Denn jeder Mensch hat Schwachpunkte und damit Knöpfe, die man drücken kann.


    Man kann aber lernen, seine Konditionierung zu durchschauen und der Droge zu entsagen. Und dann gilt es, die eigenen empfindlichen Knöpfe ausfindig zu machen und nach Möglichkeit gesund umzufunktionieren ;)


    Ich finde ja, dass ich die ersten Schritte persönlich ganz gut hinbekommen habe.
    Anstatt in 8 Jahren hab ich mein Selbstbewusstsein zwar in nur läppischen 6 Monaten ruinieren lassen, aber ich hab danach die Kurve gekratzt und Maßnahmen ergriffen, um meine geschundene Seele professionell zu versorgen.

  • Zitat von Tinadreena

    hab ich mein Selbstbewusstsein zwar in nur läppischen 6 Monaten ruinieren lassen, aber ich hab danach die Kurve gekratzt und Maßnahmen ergriffen, um meine geschundene Seele professionell zu versorgen.


    Ganz ehrlich: Chapeau!


    Bis später, gehe jetzt Segeln :wink:
    LG
    Schwänin

  • Liebe Tina,


    ich weiß nicht, wie man Zitate hier einsetzt, deshalb mache ich es mal so:


    "Nachdem ich das "Macht-Manipulation-Demontage-Programm" erkannt habe, bin ich nicht mehr in dieser Beziehung geblieben, was ich nicht nur meinem dann doch noch funktionierenden Selbstschutz, sondern auch der Tatsache zuschreibe, dass ich einfach nicht mit Liebesschwüren geködert und gelockt wurde. Jemandem, der noch nicht einmal vorgibt, einen zu lieben, hinterher zu rennen, grenzt ja an Schwachsinn ;). "


    Mach Dir da mal keinen Kopf und dafür musst Du Dich nicht auch noch im Nachhinein "geißeln" :-). Das habe ich auch hinter mir...ich habe ihn ja noch "zurückgeholt"...mehrfach bis zum vollendeten Blödsinn. Weil er sich ja nicht selber helfen konnte und sich nichts zutraute und und und.... . Und ich bin ja sooo stark und soooo selbstbewußt und soooo attraktiv und kann das überhaupt alles viel besser! Nun ja, ich bin jetzt in Therapie und habe starke Zweifel an meiner Bindungsfähigkeit ;-).


    Eine Freundin von mir kommentierte das übrigens sehr trocken mit "Ach, Du meine Güte! Und? Was glaubst Du denn wieviele Menschen gerade andere Menschen "zurückholen" und das dann eine gute Ehe nennen?"


    Hauptsache, man kann sich davon irgendwann - auch innerlich - frei machen. Ich arbeite noch dran...und er an einer neuen Dame ;-).


    Grüße!

  • Hallo Anna Lena,


    ja, ich muss sagen, die Tatsache, dass ich mir selber offenbar zugetraut habe, diesem Menschen einen Zugang zu seinen echten Gefühlen zu zeigen, grenzt wohl an Selbstüberschätzung.
    Ich hab mich tatsächlich für "stark genug" gehalten, seine Probleme aufzufangen. Nachdem ich schon seinen "Panzer gesprengt" hatte ;).


    Ich hatte anfangs keine Ahnung, was dahinter steckt. Dachte, es handelt sich um schlechte Erfahrungen, ein Trauma oder sonstiges, was sich im normalen menschlichen Rahmen bewegt. Ich hab da nie an eine so tiefgreifende Störung bei ihm gedacht (wie auch, kennt man als normaler Mensch ja garnicht, sowas), sonst hätte ich in vielerlei Hinsicht bestimmt anders und auch zu meinem eigenen Schutz gehandelt.


    Zitat von AnnaLena

    Und ich bin ja sooo stark und soooo selbstbewußt und soooo attraktiv und kann das überhaupt alles viel besser!

    Ich kam mir nicht besser vor als er. Auch nicht stärker, attraktiver oder sonstwie überlegen.
    Vielmehr hatte ich den Eindruck, dass wir halt auf unterschiedlichen Gebieten beide Stärken (und Schwächen) haben, von denen der jeweils andere etwas lernen kann.
    Ich empfand uns summa summarum deswegen als gleichberechtigt.


    Er aber hatte ganz offensichtliche Schwierigkeiten damit, mir eine gleichberechtigte Rolle zu geben. Entweder bewunderte er mich (dann wurde ich total vereinnahmt), oder er wertete mich ab (dann wurde ich abgegrenzt und weggestoßen).


    Dass man seine Bezugspersonen unterstützen möchte, ist für mich sowas von selbstverständlich.
    Ich hab mich gefreut, ihm etwas von mir geben zu können, da ich gerne gebe, vor allem wenn ich jemanden ins Herz geschlossen habe.


    Erst als mir immer deutlicher wurde, dass er absolut nicht bereit ist, mir irgendetwas von sich zu geben, wurde mir langsam klar, was da abläuft.


    Vom ersten Unwohlsein (hab ich mit eigenen Ängsten erklärt) bis zur kognitiven Erkenntnis der Dynamik hat es Monate gedauert - mein Leben war derzeit einfach zu chaotisch, um noch klar sehen zu können.


    Ich habe allerdings nicht damit gerechnet, dass er mich tatsächlich so wenig achtet. Ich konnte lange Zeit nicht glauben, dass da keinerlei echte Zuneigung existiert, weil ich mich für einen liebenswerten und wertvollen Menschen halte, diese Grundüberzeugung hielt ich einfach für absolut unerschütterlich und deswegen habe ich darauf vertraut, dass er mich tatsächlich wertschätzt, und nicht nur rumlabert.
    Hab vieles, was das Gegenteil zu bedeuten schien, entschuldigt, weil ich dachte: na, er kann es wohl nicht anders, er hat einfach nur Angst.
    Insofern bin ich da leider durch das Thema Bindungsangst auf eine sehr selbstzerstörerische Fährte gelockt worden!


    Als ich hier im Forum angefangen habe zu schreiben, war ich noch ganz Mitgefühl, ganz voller Rücksicht und Verständnis - eben genau so, wie es im Eingangspost beschrieben steht. Das ist ne ganz üble Falle, wenn man es mit einem NPSler zu tun hat. Man macht sich dadurch nämlich total manipulierbar und lädt quasi zum Missbrauch ein.


    Als dann im Laufe der Zeit offensichtlichere Manipulationen und sogar Lügen ins Spiel kamen, seine Geringschätzung mir gegenüber sich in Überheblichkeit zeigte und er mir als Krönung des ganzen quasi zu verstehen gegeben hat, dass er sehr wohl anders kann, aber ich es ihm einfach nicht wert war, das hat mich einfach umgehauen.


    Es fällt mir schwer, das ganze zu verpacken und es nicht persönlich zu nehmen, dass mein persönlicher Wert von einem Mann, dem ich viel entgegengebracht habe, auf Null reduziert wurde.
    Zumal ich ja noch immer einen letzten Rest Zuneigung für diesen "meinen BÄ" empfinde (scheiß innere Objektkonstanz ;)).


    Sein heuchlerisches Gerede von Freundschaft kommt mir mittlerweile völlig absurd vor.
    In jeglicher Hinsicht sollte und durfte ich nur die jeweilige mir von ihm zugedachte Rolle bedienen und wurde sowohl in meinen Bedürfnissen als auch in meinen Versuchen, ein Miteinander auf Augenhöhe herzustellen, gnadenlos abgekanzelt.
    Jegliches Mitspracherecht von meiner Seite her war offenbar ein absolutes No-Go.
    Ich vermute anhand seiner Erzählungen, dass sich dieses Muster wiederholt zugetragen und niemals erheblich alterniert hat.


    Im Nachhinein hat das ganze fast schon so ein Geschmäckle von eiskalter Berechnung - ich fühl mich dann geradezu beschämt, dass ich mich so zum Affen gemacht habe.
    Aber dass das ganze "Idealisieren, entwerten, ausschlachten, fallenlassen"-Spiel wirklich bewusst abläuft, glaub ich nicht. Auch sogenannte Frauenhasser wollen sich ja nicht an allen Frauen rächen, sondern in Wahrheit an der eigenen Mutter.

  • Hallo Tina,


    für bestimmte Menschen, die sich gerne und viel verantwortlich fühlen bzw. das aus ihrer Kindheit gewohnt sind, ist diese Art der "Selbstüberschätzung" ja nichts Ungewöhnliches...solange bis man merkt, dass man damit irgendwie überfordert ist oder - was häufiger passiert - der andere sich nicht immer "schwächer" fühlen will und sich auch gerne jemanden sucht, der ihm nicht das Gefühl gibt defizitär zu sein...ein berechtigtes Gefühl übrigens.


    Ich war auch anfangs unheimlich geschmeichelt über Sätze wie "So intensiv habe ich noch nie mit jemandem über mich geredet" blablabla...ich habe das "ICH" und das "Mich" überhört ;-). Das muss ja, nicht unbedingt ein Helfersyndrom sein und anfangs ist ja auch alles noch im Rahmen...im Normalfall lernt man an und miteinander. Man erkundet sich.


    Dass er Dir zu verstehen gegeben hat, dass er anders kann...ist nett, aber ich bezweifele, dass das stimmt ;-). Ich hätte bis vor ganz kurzem über mich auch noch gesagt, dass ich stark bin ;-). Mein Ex-Mann sagte auch immer er KANN auch treu sein...ähem, seine jetzige Frau sieht das vermutlich auch mittlerweile...nun sagen wir ...differenziert.


    Der letzte Rest Zuneigung ist doch okay. Steh um Gottes willen dazu! Denn das ist das, was Dich empfindsam macht und menschlich und echt. Lass Dir das nicht nehmen. Das macht es schmerzhafter für Dich, zeigt aber auch, dass Du - egal wie bekloppt und ätzend der sich verhalten hat - zu Gefühlen fähig bist. Man ist dann die/der, die/der leidet! Aber ganz ehrlich: was willst Du mit einem Leben ohne Emotionen...noch dazu mit guten Emotionen auch wenn sie an den Falschen gehen! Zuneigung an sich ist etwas Gutes! Bloss, weil er sich benommen hat wie ein Vollpfosten, heißt das doch nicht, dass Deine Gefühl plötzlich schlecht sein müssen. Da würde ich einen Krampf im Kopf bekommen, wenn jemand anders meine Gefühle bestimmen dürfte ;-)


    Ich denke auch nicht, dass es so bewußt abläuft. Zumindest bei meinem freundlichen Exemplar habe ich den Eindruck, dass es ihn ganz schön hin- und herfetzt...und der ist nach einem Jahr Therapie höchstens bei 10% Selbstreflektion ;-).


    Nun habe ich folgendes gelernt - in der Therapie und auch sonst: eigentlich ist es ziemlich übergriffig, wenn man glaubt man müsse jemandem in einer Beziehung "therapeutisch" betreuen. Man darf freundlich sagen, dass es dafür Profis gibt und dass er das da klären kann und wenn er das nicht will...nun ja.


    Darf ich Dir einen freundlichen Rat geben? VERZEIH Dir! Du bist zum Teil so streng mit Dir! Du mochtest ihn und - soweit ihm das möglich sein konnte - er Dich sicher auch. Warum auch nicht? Lass ihn nicht zu Deinem Richter werden. Du hast es versucht, so gut wie Du konntest und wie es Dir zu diesem Zeitpunkt möglich war ... er konnte damit nicht umgehen...warum auch immer!
    Verzeih Dir, dass Du manipulierbar warst, weil Du ihn mochtest. Verzeih Dir, dass Du nicht gegangen bist...warum auch, Du mochtest ihn ja. Verzeih Dir auch, dass Du ihm erklärende Entschuldigungen serviert hast ...machen fast alle Frauen. Schwamm drüber. Verzeih Dir, dass Du Dich nicht besser geschützt hast...Du wusstest es doch nicht anders, wir sind nicht alle so bewandert in so etwas.


    Und lass das auch wirklich in Deiner Seele ankommen. Und das nächste Mal höre einfach genau zu...ganz genau!


    Und manchmal dienen Ex-Beziehungen, gerade wenn Kinder im Spiel sind, auch einfach als Instrument. Du hast ihm vermutlich gute Ratschläge gegeben und er hätte das auch machen können. Aber dann hätte er ja auch was MACHEN müssen ;-)... manchmal werden sie sich der eigenen Defizite dann doch kurz bewusst. Da zieht er Dich dann gleich mit runter.


    Und mal ganz klar: Du ist kein ausgedieter Hut - es fühlt sich nur so an; er kann Dich auch nicht abwerten, auch wenn er es versucht - es fühlt sich nur ebenfalls nur so an und schämen musst Du Dich gleich gar nicht! Wofür? Weil Du nicht hellsehen kannst...das können die meisten nicht.
    Und zum Affen hast Du Dich auch nicht gemacht und mal ehrlich: selbst wenn!


    In meinem Berufsleben bin ich erfolgreich, denke strategisch und bin etabliert, ich rede total lässig mit Leuten, die man sonst nur im Fernsehen sieht ... und ich schwöre Dir, ich bin meinem EX wie ein Kleinkind hinterher gelaufen, heulend wohlgemerkt, und habe ihn angefleht er solle mich bittebitte nicht verlassen! Das zum Thema "Stolz" ;-). Habe ich erwähnt, dass meine Nachbarn das alle mitbekommen haben?


    Das habe ich mir als erstes ganz locker verziehen und habe das zum gegenstand in meiner Therapie gemacht, warum ich ihn nicht einfach habe gehen lassen. Oh...die ersten 5 Male habe ich ihn ja auch noch gehen lassen...nur die anderen 12 Male dann nicht mehr ;-). Hat er mir auch zum Vorwurf gemacht.


    Verzeih Dir das! Großräumig und weitflächig. Überlege Dir, warum Du nicht gehen WOLLTEST. Weil Du ihn mochtest!


    Ja? :-)

  • Hallo Anna Lena!


    Zuerst mal ein ganz großes Dankeschön für Deine unterstützenden Worte!


    Es tut so gut, endlich mal so etwas "gesundes" zu lesen, denn ich denke im Grunde meines Herzens genauso wie Du darüber, aber hier im Forum wird das leider oft missverstanden.
    Ich war schwach, ja - aber insbesondere wenn man liebt, darf man das. Meiner Meinung nach.


    Zitat von AnnaLena

    Das muss ja, nicht unbedingt ein Helfersyndrom sein und anfangs ist ja auch alles noch im Rahmen...im Normalfall lernt man an und miteinander. Man erkundet sich.


    Wenn ich jemanden liebe, habe ich Interesse für ihn, bin neugierig. Ich hab halt viel gefragt, z.B. wollte ich irgendwann mal Fotos von seiner Familie sehen, die hat er mir dann auch nach einigem Zögern gezeigt.
    Ich find es normal, dass man sich gegenseitig erkundet, dass man sich für das Leben des anderen interessiert. Leider war das mit ihm größtenteils recht einseitig ;).
    Ich sollte zwar mein Leben "auf die Reihe kriegen" seiner Meinung nach, aber er hat sich im Grunde null dafür interessiert.
    Er hat oft versucht, mir das Gefühl zu geben, ich sei defizitär. Aber da drehte es sich meist um so Statusdinger, oder eben um meine strukturellen Schwächen, z.B. mein "lustiges Studentenleben".
    Er hat allerdings auch mehrmals angemerkt, dass er mich für meine menschlichen Eigenschaften bewundert und schätzt.


    Zitat von AnnaLena

    Dass er Dir zu verstehen gegeben hat, dass er anders kann...ist nett, aber ich bezweifele, dass das stimmt ;-). Ich hätte bis vor ganz kurzem über mich auch noch gesagt, dass ich stark bin ;-). Mein Ex-Mann sagte auch immer er KANN auch treu sein...ähem, seine jetzige Frau sieht das vermutlich auch mittlerweile...nun sagen wir ...differenziert.


    Also er hat ganz offensichtlich einiges weggelassen (öfter wohl mal die Eigenbeteiligung an den Problemen ;)) bei seinen Erzählungen, das hab ich schon gemerkt.
    Ich denke auch, dass er es nicht unbedingt besser kann - und wenn doch, dann jedenfalls nicht auf Dauer.
    Aber es hat mich sehr verletzt, weil es natürlich mein Gefühl verstärkt hat, missbraucht worden zu sein.


    Zitat von AnnaLena

    Der letzte Rest Zuneigung ist doch okay. Steh um Gottes willen dazu! Bloss, weil er sich benommen hat wie ein Vollpfosten, heißt das doch nicht, dass Deine Gefühl plötzlich schlecht sein müssen.


    Naja, ich hab schon eine ganze Menge schlechte Gefühle wegen ihm gehabt. Schmerz, Trauer und Wut. Aber wie gesagt, ich habe ihn wirklich geliebt, mit seinen Fehlern, und deswegen ist diese Zuneigung auch noch da. Ich schäme mich nicht dafür, dass es so ist, zumal es mir eher natürlich vorkommt.


    Zitat von AnnaLena

    Nun habe ich folgendes gelernt - in der Therapie und auch sonst: eigentlich ist es ziemlich übergriffig, wenn man glaubt man müsse jemandem in einer Beziehung "therapeutisch" betreuen. Man darf freundlich sagen, dass es dafür Profis gibt und dass er das da klären kann und wenn er das nicht will...nun ja.


    Das sehe ich genauso. Ich habe mich daher auch sehr zurückgehalten mit meinen "Therapieversuchen".
    D.h. ich habe ihm nur so freundschaftlich was dazu gesagt (er meinte nämlich mal, er glaube er habe einen Defekt und das mache ihn innerlich sehr unglücklich und das Zusammensein mit mir für ihn sehr kompliziert).
    Ich gestand ihm, dass ich das Gefühl hätte, dass er einfach mit Nähe und mit gesunder Abgrenzung nicht so gut zurecht kommt (das war übrigens lange, bevor ich überhaupt auf irgendwas "Pathologisches" gekommen bin) da er ja auch vorher und auch in anderen zwischenmenschlichen Bereichen ähnliche Probleme hatte - und hab ihm den Hinweis gegeben, dass, wenn er selber so sehr leidet und denkt, dass das Problem in ihm liegt, er ja z.B. mal in eine Therapie gehen könnte, da es für jedes Problem Lösungen gibt. Aber dass ich mich da nicht einmischen wolle.
    Seine Antwort kam dann irgendwann mal nebenbei: "Über deinen Vorschlag habe ich mal ein bißchen nachgedacht - ich glaube, die Couch ist nix für mich. Ich rede lieber mit lieben Menschen wie dir."
    Na toll.


    Ich hab ihn allerdings immer wieder zur Verantwortung gezogen für sein Hin und Her. Sein Verhalten war ja die ganze Zeit ambivalent, und das hat irgendwie keine stabile Basis gebracht.
    Dass ich da stetig gefordert habe, dass er mal einen klaren Kurs einschlägt, und versucht habe, ihm dafür auch, so weit wie es mir möglich war, entgegenzukommen, hat ihn glaub ich ziemlich überfordert.
    Er konnte einfach nicht klar seine Wünsche und Bedürfnisse äußern. Von seinen Befürchtungen ganz zu schweigen. Er konnte mich nur wegstoßen, wann immer es nah zu werden drohte.


    Als er plötzlich die Beziehung annullieren wollte, nachdem es endlich verbindlich wurde, und sich in immer widersprüchlichere Aussagen verstrickte, hab ich dann aber schon verstärkt auf den Zahn gefühlt und viel gefragt und gebohrt. Das hat er ganz sicher als übergriffig empfunden - aber es war ja meine eigene Hilflosigkeit und mein berechtigtes Unverständnis. Ich hab das auch immer gesagt, aber er hatte dafür kein Mitgefühl.
    Bzw. er konnte mir ja keine plausiblen Antworten geben, denn ansonsten hätte er sich ja selber für bescheuert erklären müssen ;).


    Zitat von AnnaLena

    VERZEIH Dir! Du bist zum Teil so streng mit Dir! Du mochtest ihn und - soweit ihm das möglich sein konnte - er Dich sicher auch. Warum auch nicht? Lass ihn nicht zu Deinem Richter werden. Du hast es versucht, so gut wie Du konntest und wie es Dir zu diesem Zeitpunkt möglich war ... er konnte damit nicht umgehen...warum auch immer!
    Verzeih Dir, dass Du manipulierbar warst, weil Du ihn mochtest. Verzeih Dir, dass Du nicht gegangen bist...warum auch, Du mochtest ihn ja. Verzeih Dir auch, dass Du ihm erklärende Entschuldigungen serviert hast ...machen fast alle Frauen. Schwamm drüber. Verzeih Dir, dass Du Dich nicht besser geschützt hast...Du wusstest es doch nicht anders, wir sind nicht alle so bewandert in so etwas.


    Ja, da hast Du wohl recht. Das Sich-selbst-verzeihen ist sowieso (meiner Meinung nach zumindest) die Voraussetzung dafür, mit etwas innerlich Frieden zu schliessen, und dem anderen verzeihen zu können.
    Ich empfinde ihn nicht als meinen Richter. Dass ich sehr viel wert bin, das weiß ich, und das spüre ich auch ohne ihn.
    Ich bin halt, wie gesagt, nur so entsetzt darüber, dass er so wenig für mich empfunden hat. Wirklich, so wenig... so wenig, dass er nichtmal etwas zur Versöhnung unternimmt - das hätte ich nicht erwartet. Denn ich glaube schon, dass ich ihm näher gekommen bin als jede andere Frau in den letzten 10 Jahren. Nur, dass Nähe für ihn eben eine Bedrohung ist...
    Mein Therapeut ist übrigens der Meinung, dass dieser Mann einfach nur die Hose gestrichen voll hat mit Schiss... und ein Weltmeister im verdrängen und verleugnen ist. Interessant. Nützt mir aber nix ;)


    Zitat von AnnaLena

    Du hast ihm vermutlich gute Ratschläge gegeben und er hätte das auch machen können. Aber dann hätte er ja auch was MACHEN müssen ;-)... manchmal werden sie sich der eigenen Defizite dann doch kurz bewusst. Da zieht er Dich dann gleich mit runter.


    Er hat gesagt, dass ich ihm gute Ratschläge gebe und dass er viel durch mich lernt, z.B. wie wichtig miteinander reden ist. Er hat das wohl auch versucht, anzuwenden bei seinen Bezugspersonen oder hatte zumindest den Wunsch danach.
    Vielleicht hat er ja mittlerweile wieder eine Beziehung mit der Mutter seines Kindes (die er ja angeblich nie geliebt hat). Aber ich versteh nicht, warum er das nicht einfach sagen konnte. Ich hätte es doch verstanden, und auch akzeptiert. Wieso hat er mir stattdessen deutlich gemacht, dass ich nur ein Placebo war, dass er "keine tiefen Gefühle" für mich hatte, dass ich nicht gut genug bin für seine Ansprüche, dass er bereits wieder "idealeren" Frauen hinterherjagt? So habe ich das Gefühl, angelogen und benutzt worden zu sein, und das hat mein Vertrauen erschüttert und war sehr enttäuschend für mich. Zusätzlich zu seinem ganzen verletzenden Verhalten.


    Zitat von AnnaLena

    Und mal ganz klar: Du ist kein ausgedieter Hut - es fühlt sich nur so an; er kann Dich auch nicht abwerten, auch wenn er es versucht - es fühlt sich nur ebenfalls nur so an und schämen musst Du Dich gleich gar nicht! Wofür? Weil Du nicht hellsehen kannst...das können die meisten nicht.
    Und zum Affen hast Du Dich auch nicht gemacht und mal ehrlich: selbst wenn!


    Ja, ich denke, genau das ist eben mein Problem. Dass ich denke: Oh Mann, wieso hab ich das mit mir machen lassen, wieso hab ich aus lauter Zuneigung fünfe gerade sein lassen und mich möglicherweise verhalten wie ein naives Dummchen.
    Manchmal hab ich wirklich den Gedanken gehabt, er macht sich hinter meinem Rücken über mich lustig oder das Ganze war nur eine Wette mit seinen Kumpels, dass er mich nochmal kriegt usw. ... ich weiß, so einfach war das ganze Ding nicht und die Tatsachen sprechen dagegen - und ich bin mir auch bewusst darüber, solche Gedanken grenzen an psychotische Wahnvorstellungen ;) - es sind wohl meine ganz persönlichen Ängste.
    Ich möchte in meiner Therapie auch daran arbeiten, warum ich ihn so schwer loslassen konnte - und vor allem möchte ich noch das ein oder andere Gespenst aus meiner Kindheit der Sonne aussetzen ;)


    LG
    Tina

  • Hallo Tina,


    was die "Verbissenheit" angeht, ist Dir vermutlich der Begriff "Leistungstochter" bekannt? Man hat gelernt: leiste und Du wirst geliebt. Das Dumme ist nur, manchmal leistet man enorm viel...und wird trotzdem nicht geliebt. Neben der Beziehung kollabiert dann auch mal eben das eigene Wertesystem gleich mit.


    Liebe ist der einzige Bereich, in dem ich meinen Verstand ausschalte und wenn ich dann auf die Nase falle - wie zur Zeit - ist der Verstand immer noch ausgeschaltet. Ich hatte vorhin mein erstes Versuchs-Date mit einem anderen Mann und es war schaurig. Schwupps habe ich mich nach meinem Ex gesehnt.


    Und was mache ich Schlaumaus? Fahre nach dem Date noch schön an an der Lieblingsbar meines Ex vorbei und dann noch mal um die Ecke, wo er immer sein Auto parkt. Bitte, wie doof ist das denn! Was hätte ich denn gemacht, wenn das Auto da gestanden hätte? Den Wagen angestarrt und geschaut, ob dann mein leben wieder in Ordnung ist? Und wenn er mit einer neuen Damen am Arm fröhlich lachend aus der Bar gekommen wäre? Da ich nicht vorhatte ihn zu überfahren, hätte das für mich aber gar nicht gut ausgesehen. Das macht mich gerade sicher nicht zur Lässigsten aller Frauen, aber zum Glück hat mich ja keiner gesehen ;-).


    Du warst nicht schwach, Du warst verliebt...und gutgläubig. Es gibt ja nicht nur Stärke und Schwäche, es gibt noch unheimlich viele Zwischenbereiche. Und für Dich hat er sich eben richtig angefühlt oder genauer: an irgendeinem Punkt hast Du ihn zum Richtigen werden lassen ;-).


    Mir ist übrigens auch der Kragen geplatz bei einer letzten Ansage...mir machte er dann zum Vorwurf, dass ich ihn nicht hätte haben wollen...anderen erzählte er und ich zitiere jetzt mal "Ich bin froh, dass es zu Ende ist!". Danke! Mir gings schon schlecht...DAS hat es nicht besser gemacht.


    Bist Du Dir sicher, dass er wirklich Minderwertigkeitsgefühle hatte oder hat er da bei Dir einfach ein paar Knöpfe gedrückt? Das können nämlich einige Menschen auch ganz gut.


    Uah, das mit den "idealisierten Eltern" kommt mir bekannt vor. Meiner hat seinen Vater - der ist ja auch bloss Alkholiker und kümmert sich nur um 50% seiner erwachsenen Kinder, die anderen sind irgendwie "weggefallen" - bewundert, weil er so integer ist.


    Ich habe auch gerne so Sachen gehört wie "Ich war so in Dich verliebt, aber bei Deiner Impulsivität hat einfach meine Seele resigniert."...nachdem er mir monatelang erzählt hat, dass er mit keinem Menschen so geredet hat wie mit mir...nun ja, das hört die jetzige Dame sicher auch ;-).


    Und natürlich hat er Deine menschlichen Eigenschaften bewundert...er hätte sie ja auch gerne. Und dann nimmt er Dir übel, dass er sie nicht hat. Das Kind ohne Schippe haut auch gerne mal das Kind mit Schippe...oder geht weg und sagt "Ich will die blöde Schippe gar nicht".


    Uah, die Eigenbeteiligung an Problemen...das fand ich auch immer klasse. Meiner konnte nicht streiten, weil es "ihm aberzogen wurde"; warum seine Ex-Frau jetzt so kalt zu ihm ist, versteht er gar nicht (ähem, dass er sie mit ihrer Freundin betrogen hat, wäre ja vermutlich ein Hinweis!); das mit uns hat nicht geklappt, weil ich zu emotional bin (...wie doof, seit wann haben denn Emotionen in einer Beziehung was zu suchen?!) etc. etc. Ich habe ihn mal auf seine passive Opferhaltung abgesprochen und ob er einen Eigenanteil sieht...verstand er nicht.


    Die schlechten Gefühle sind notwendig...Trennungsaggression! Sonst wärst Du noch dichter dran ;-).


    Uah, er redete lieber mit Dir als mit einem Therapeuten, der Dich entlasten würde???? Na klar, das ist einfacher und Dich konnte er auch emotional unter Druck setzen. Das hätte sich der Therapeut verbeten.


    Eine kurze Lanze für die Männer: die sind wirklich nicht so geschult darin Gefühle zu haben oder darzustellen...da sehe ihm ein bißchen nach, dass er das nicht formulieren konnte ;-).


    Doch...das Verdrängen nützt Dir! Solange DU es nicht tust. Und mal ganz ehrlich...ein bißchen Häme darf sein! Du verabreitest jetzt und er ...gar nicht. Lass mal ein paar Jährchen ins Land gehen, dann fällt ihm plötzlich ein, dass er da diese total nette Frau am Start hatte, die sich so schön für ihn interessiert hat, das erzählt er erst einmal brühwarm seiner Dann-Freundin. Die findet das doof und verlässt ihn...und dann rate mal, wer dann vor Deiner Tür steht? Bis dahin bist Du aber mit Dir selbst im Reinen, hast einen von Deinen Drillingen auf dem Arm, die Du mit Deinem netten Mann bekommen hast, der überlegt, ob er wieder in den Erziehungsurlaub geht. Du bist austherapiert und überlegst kurz "Wie hieß der noch mal?" und "Ob der wohl schon immer so ein Narzisst war?"...gruselst Dich ein wenig und machst die Tür zu.


    Und wenn er dann der "idealen" Frau begegnet ist und die hat dann mal Magenprobleme? Oder findet seinen besten Freund noch viel idealer?


    Du warst kein Placebo...das sind nur Worte! Blöde Worte, aber nicht wichtig. Er wollte Dir wehtun und das hat er geschafft.


    Ob er seinen Freunden was erzählt? Mit Sicherheit nicht. Denn entweder sie sind strunzdoof, dann kann es Dir eh egal sein. Oder sie sind schlau...und dann fragen sie nach ;-). Wahnvorstellungen sind das nicht...nur auch nicht wirklich hilfreich.


    Mein Ex hat jüngst eine Freundin von mir angebaggert, weil der Döspaddel sich keine Gesichter merken kann und sie nicht erkannt hat. Dabei zog er übelst über mich her und wie gemein ich sei und ich sei ja nur sauer, weil er mich hat sitzen lassen und im Übrigen sei ihm das auch egal. Sie hat das Spielchen mitgemacht und mir davon erzählt. Ich habe ihm dann eine Email geschrieben, dass ich üble Nachrede für unangemessen halte und er sich überlegen sollte, ob er mich ernsthaft diskreditieren will. Schwupps hatte ich eine tiefbetroffenen Email von ihm, er würde doch nie schlecht über mich oder uns reden (nee, schon klar!) und er sei von der Situation überfordert gewesen und wie es mir denn gehen würde und dass er sich nie getraut hätte zu fragen (...warum, weil ich ihm sonst Jack-in-the-box geschickt hätte?). Die habe ich vor zwei Wochen bekommen...und grübele immer noch darüber nach, welche Version jetzt stimmt.


    Er hat nicht um Dich gekämpft und das tut richtig weh. Das war aber auch nicht ernsthaft zu erwarten, oder? Aber sei froh, dass er das nicht tut...was würde es ändern? Würde er ein anderer werden? Vermutlich nicht. Aber Du wirst anders werden...und dann brauchst und willst ihn nicht mehr.


    Wir haben denselben Grundtenor in der Therapie...ich bin eh schon schlecht im Loslassen, aber bei ihm habe ich mich auch übertroffen :-).


    Sorry, ist ein bißchen lang :-)

  • Zitat von AnnaLena

    was die "Verbissenheit" angeht, ist Dir vermutlich der Begriff "Leistungstochter" bekannt? Man hat gelernt: leiste und Du wirst geliebt.


    Aber eben genau so war das nicht bei mir früher. Ich hab nie mit Leistungen "glänzen müssen". Ich war überdurchschnittlich begabt in musischen Dingen und das fiel schon seit der Kindergartenzeit immer auf, aber ich wurde dadurch nicht bevorzugt (außer von Mitschülern, die sich von mir ihre Kunstunterrichtaufgaben zeichnen liessen).
    Ich wurde zuhause wohl eher verwöhnt, weil ich erstens das Nesthäkchen bin und zweitens als kleines Kind sehr lange körperlich sehr krank war.
    Es gab zuhause niemals Liebe nur für Leistung, und auch niemals Liebesentzug für mangelnde Leistung.
    Naja, ansonsten gab es halt bloß noch den Bockmist den meine Eltern da mit ihren eigenen Psycho-Problemen interfamiliär fabriziert haben, der war echt nicht schön.


    Zitat von AnnaLena

    Du warst nicht schwach, Du warst verliebt...und gutgläubig. Es gibt ja nicht nur Stärke und Schwäche, es gibt noch unheimlich viele Zwischenbereiche. Und für Dich hat er sich eben richtig angefühlt oder genauer: an irgendeinem Punkt hast Du ihn zum Richtigen werden lassen ;-).


    Jep.


    Zitat von AnnaLena

    Du warst kein Placebo...das sind nur Worte! Blöde Worte, aber nicht wichtig. Er wollte Dir wehtun und das hat er geschafft.


    Naja, er hat dieses Wort nicht benutzt, aber er hat mich anlässlich eines Grundes für seinen Rücktritt ganz sinnig mit seinen Exen verglichen, und da hab ich halt nicht gut abgeschnitten, weil er sich mit mir nicht "seelenverwandt" fühlt und zu mir kein so tiefes Gefühl entwickeln konnte.
    Da sei angeblich keine "Exklusivität" für ihn mit mir. Super, warum hat er denn dann Exklusivität mit mir gelebt?
    Wenn ich es recht bedenke, sollte ich wohl eher froh sein, dass ich mit ihm nicht seelenverwandt bin.


    Dass er mir weh tun wollte (mit verschiedenen anderen Bemerkungen, die ich hier nicht detailliert wiedergeben möchte), das glaub ich manchmal - und das ist auch das, was mich so verstört. Wirkt ja wie Sadismus.


    Zitat von AnnaLena

    Ob er seinen Freunden was erzählt? Mit Sicherheit nicht. Denn entweder sie sind strunzdoof, dann kann es Dir eh egal sein. Oder sie sind schlau...und dann fragen sie nach ;-).


    Er wird sich schon was cleveres ausgedacht haben... auf seine weiße Weste lässt er sicherlich öffentlich nichts kommen. Wahrscheinlich erzählt er denen die nachfragen, ich sei depressiv, oder sonstwas ;).
    Aber mir kann's echt wurscht sein. Und seine Freunde gucke ich ohnehin nicht mehr mit dem Arsch an, denn wer weiß, ob das nicht alles genausolche Typen sind wie er, irgendwas müssen die ja schliesslich gemeinsam haben.


    Zitat von AnnaLena

    Er hat nicht um Dich gekämpft und das tut richtig weh. Das war aber auch nicht ernsthaft zu erwarten, oder? Aber sei froh, dass er das nicht tut...was würde es ändern? Würde er ein anderer werden? Vermutlich nicht. Aber Du wirst anders werden...und dann brauchst und willst ihn nicht mehr.


    Gebraucht hab ich ihn nicht. Aber ich wollte ihn halt unbedingt.
    Naja, ehrlichgesagt hab ich mich auch da eines besseren besonnen mittlerweile.
    Vielleicht brauchte ich ihn unbewusst aber tatsächlich, um mich weiterzuentwickeln.


    Zitat von AnnaLena

    Wir haben denselben Grundtenor in der Therapie...ich bin eh schon schlecht im Loslassen, aber bei ihm habe ich mich auch übertroffen :-).


    Das Loslassen hab ich durch diese Lektion in den Griff bekommen.
    Ich häng mich nicht mehr so mit dem ganzen Herzen dran, egal ob Job, Mann, Freunde oder Materielles. Ich kann mehr bei mir selbst sein. Ich fühle mich autarker als vorher. Hab ein stabileres Selbstvertrauen gewonnen.
    Im Grunde geh ich so oder so "mit prall gefüllten Taschen" davon, denn ich bin an ganz viel inneres Wachstum gekommen und hab begriffen, inwieweit ich mir selber Grenzen setzen muss.
    Ob meine Taschen momentan praller gefüllt sind als seine, interessiert mich nicht sonderlich. Der ätschbätsch-Effekt bleibt also aus.
    Da ich sein tiefes Unglück so hautnah wahrgenommen habe, wünsche ich ihm ja schon, dass er seine seelischen Probleme bewältigt.
    Insbesondere die nächste Frau, die ihn "ranlässt" (vor allem innerlich), tut mir ansonsten jetzt schon leid...

  • Zitat

    Ich hab nie mit Leistungen "glänzen müssen".


    Hm, ich musste immer mit Leistungen glänzen, unkompliziert sein, bloß nicht auffallen, etc. etc. …also funktionieren, weil es bei mir zu Hause sonst gar keinen Platz für mich gegeben hätte. Erklärt auch den Burnout ;-). Liebesentzug war bei uns an der Tagesordnung, aber damit habe ich mich schon lange auseinandergesetzt…nur in Beziehungen kann ich das irgendwie nicht umsetzen. Bei meinem Kind mache ich das schon mal anders, der weiß immer, dass er geliebt wird, sagt er. Das finde ich schon mal sehr beruhigend.


    Aber das eine scheint also genauso wie das andere in eine bestimmte Richtung zu führen, wobei das bei Dir ja ein Einzelfall ist und bei mir eher schon ein Muster. Ich bin immer ein bißchen sehr darauf angewiesen, dass jemand mit mir auch nachsichtig umgeht, sonst bin ich schnell verwirrt, werde ängstlich und schwanke zwischen Rückzug und manifestierter aber leider gespielter Stärke.


    Zitat

    weil er sich mit mir nicht "seelenverwandt" fühlt und zu mir kein so tiefes Gefühl entwickeln


    Das solltest Du wirklich ablegen! Das kann man doch ohnehin nicht beeinflussen. Wie kann man das jemandem „vorwerfen“? Nur…die andere Seite, in dem Fall Du, wird bewußt oder unbewußt reagieren, das heißt versuchen das zu sein, was der andere möchte, weil man das immer irgendwie


    Zitat

    Sadismus

    muss das aber nicht unbedingt sein, auch wenn das bei Dir ganz sicher so ankommt. Die Menschen sind ziemlich unterschiedlich, was ihre durch ihre Sozialisation bedingte Empfindlichkeit angeht, d. h. was für Dich schon extrem heftig ist, auch weil Du an sich geliebt werden wolltest, ist für jemand anderen höchstens „gedankenlos“ oder „ungeschickt“. Vielleicht war er auch einfach nur komplett verunsichert, da wird man auch merkwürdig und schießt los. Und insgesamt hätte er in der Situation sowieso NIE etwas Gutes sagen können, es wäre letztlich alles falsch gewesen. Wenn dann jemand noch kalt und desinteressiert ist…ist das natürlich ein Schlag ins Gesicht. Vielleicht wollte er auch wirklich böse und gemein sein. Das Dumme ist nur, das weißt Du nicht…aber Du kannst Dir selber einen Gefallen tun und Dir das bewußt machen: Du kannst spekulieren…aber Du wirst es leider nicht erfahren, weil er der einzige ist, der Dir das sagen könnte.


    Zitat

    Wahrscheinlich erzählt er denen die nachfragen, ich sei depressiv, oder sonstwas ;).


    Wäre das denn schlimm? Oder so ganz richtig doll verkehrt? Also, ich war es vor drei Monaten…und bin froh, dass ich eine Therapeutin gefunden habe, die mich da ohne Anti-Depressiva durchlotst, weil sie gesehen hatte, dass das auch anders geht und Licht am Ende des Tunnels schon deutlich zu erkennen war.


    genausolche Typen sind wie er, irgendwas müssen die ja schliesslich gemeinsam haben.


    Fang einfach mit keinem seiner Freunde was an ;-)


    Jemand kann durchaus auch einfach gut dafür gewesen sein, dass man sich weiterentwickelt. Aber…ein klitzekleines wenig, brauchst oder willst Du ihn ja immer noch, stimmts? Daran ist nichts schlimm, aber es beschäftigt Dich ja noch sehr stark


    Zitat

    Ich häng mich nicht mehr so mit dem ganzen Herzen dran, egal ob Job, Mann, Freunde oder Materielles. Ich kann mehr bei mir selbst sein. Ich fühle mich autarker als vorher.


    Das ist gut und extrem wichtig, dass Du da mehr bei Dir selber bist!
    Aber schreib deshalb die Bindung an Freunde nicht ab…ich persönlich würde ohne meine liebevollen, netten, freundlichen und aufmerksamen Freunde ziemlich untergehen. Vielleicht kann ich ja nur keine Beziehungen zu Männern, aber Freundschaften und Muttersein kann ich…das ist auch ein gutes Gefühl :-D


    lg, AnnaLena

  • Zitat von AnnaLena

    Aber…ein klitzekleines wenig, brauchst oder willst Du ihn ja immer noch, stimmts? Daran ist nichts schlimm, aber es beschäftigt Dich ja noch sehr stark


    Du hast teilweise recht: ich will ihn noch. Wenn ich nur nach dem Gefühl gehe, zumindest.
    Ich kann mir eine Beziehung mit ihm aber nicht mehr vorstellen.
    Nur, meine Liebe für ihn glimmt noch irgendwie.
    Ich träume seltsames Zeug in letzter Zeit...


    Ich kann aber neuerdings schon wieder andere Männer angucken, also mich innerlich öffnen. Das ist ja schonmal ein Schritt aus der verletzten Schmollposition heraus ;).

  • Ander Männer anschauen...ist ein erster Schritt in die richtige Richtung. Überfordere Dich damit nicht, aber sieh das Positive darin :-).


    Ich könnte mir eine Beziehung mit meinem Ex an sich auch nicht mehr vorstellen...aber wenn er direkt morgen vor meiner Tür stünde und mich freundlich anlächeln würde, es sei ja alles nur ein Irrtum gewesen...würde ich umfallen wie ein Streichholz ;-).


    Das ist für mich der Sinn von Kontaktsperren...sich selber von etwaigen Unsinn abzuhalten. Und es glimmt ...manchmal sogar länger. Und das Nette ist: Du wirst es gar nicht merken, wenn es dann mal aufhört. Es glimmt dann für jemand anders oder noch besser: für Dich selber. Aber lass es glimmen bis es ausgeht.


    Und die Träume sind an sich erstmal gut: da tut sich was! Das arbeitet und das soll es ja auch! Die Frage ist nur: wie krass sind die Träume?


    lg, AnnaLena

  • Mist, an manchen Tagen ist es doch schlimmer als an anderen...ich würde mich am liebsten vor seine Tür stellen und ihm sagen, dass er im Irrtum war und alles wieder gut sein soll.


    Herzlich willkommen im Leben meines inneren Kindes! Grrr!