Panische Angst vorm Schluss machen

  • Hi Santana,


    Also wenn ich von der Typologie des BÄ ausgehe, dann ist die Aussage deines Ex sehr wohl nachvollziehbar: Als BÄ heirate ich jemanden, der mir im Alltag gewisse Bedürfnisse erfüllt, der mir emotional aber nicht zu nahe kommt. Das läßt dem BÄ eine gewisse Distanz. Das ist eigentlich logisch :think: oder? Das hat nicht viel mit Emotionen zu tun ....


    Und wenn es dann doch etwas zu nahe oder verbindlich wird dann beginnt der BÄ Affären, die ihm wieder das Gefühl geben, nicht wirklich 100%ig gebunden zu sein. So kann er eine feste Beziehung aufrecht halten ... soferne der/die PartnerIn damit zurecht kommt. :arg:


    Die Frau würde ich aber jedenfalls nicht beneiden.


    LG


    Judith

  • Hallo Santana!


    Er war zwar nicht für mich, aber wegen des Autorennamens musste ich doch mal in den Link schauen :wink: Vielen Dank dafür!


    Ich hatte über GfK letztens einen Ferienkurs in der Uni und das Thema meines Referats war "GfK in nahen Beziehungen". Als einziges Buch wurde uns dabei Serena Rust mit "Wenn die Giraffe mit dem Wolf tanzt" nahegelegt.
    Ehrlich gesagt: Das war definitiv nicht mein Buch.
    Mir hat der Einstieg gefehlt, so ad hoc über Giraffen und Wölfe zu lesen fand ich doch etwas abgedreht... Ein Bericht wie dieser wäre eine bessere Einführung gewesen. Daher vielen, vielen Dank! =)

    Venid hasta el borde, les dijo.
    Tenemos miedo, podríamos caer.
    Venid hasta el borde, les dijo.
    Ellos fueron.
    Los empujó ... y volaron.


    Vielleicht müssen wir erst mal die Orientierung verlieren, bevor wir klar sehen.

  • Hallo,
    nochmal zum Thema des Threads:
    Mir ist eben aufgefallen, dass ich noch nie Erleichterung verspürt habe, wenn ich eine Beziehung beendet habe.
    Im Gegenteil: es ist ein Abschied, und das ist immer auf eine Art traurig.
    Vielleicht liegt das daran, dass ich noch nie mit jemandem eine Beziehung begonnen habe, den ich nicht liebe/begehre. Allein die Vorstellung, Sex mit einem Mann zu haben, auf den ich garnicht wirklich stehe, erregt in mir ziemlichen Ekel. Mir fehlt da jegliches Verständnis für, wie man eine Beziehung als Notnagel oder Trauerbewältigungsstrategie führen kann. Das kommt ja fast schon Prostitution gleich, zumindest aber spricht es dafür, dass man (moralisch noch ziemlich unreif würde ich sagen) einen anderen Menschen bzw. dessen Gefühle für bestimmte eigennützige Zwecke missbraucht.
    Vielleicht kommt daher auch das Gefühl der Erleichterung bei Karame: sie fühlt sich dann nicht mehr so mies, wenn sie endlich mit dieser Form des Benutzens aufhört. Das scheint mir eher ein schlechtes Gewissen zu sein und daher basieren wohl auch ihre Schuldgefühle weniger auf Mitgefühl mit dem Partner.


    Karame (falls Du in diesen Thread nochmal reinschaust): sorry, dass ich so unverblümt über Dich rede und dabei auch deutlich urteile. Aber ich kaufe Dir irgendwie diese ganze Nummer nicht wirklich ab. Du kommst hier rein, jammerst kurz und stellst Dich als Gutmensch dar, holst Dir ein wenig Bestätigung und dann hakste die Sache mit Deinem Freund schnell ab, jippieh alles in Butter, und bist auch schon wieder weg. Ich lese da wenig Authentizität aus Deinen Zeilen.
    Gehst Du regelmäßig zu einer Psychologin? Wenn ja, sprecht Ihr da auch über Deine wahren Probleme?

  • Hallo Karame,


    auch mit Bindungsängsten kann es sein, dass man sich tatsächlich entliebt. - Blöd nur, wenn die baerigen Überlebensmuster sich recht ähnlich anfühlen, kann das sein?


    Mit der Unsicherheit, hätte ich auch ein Problem mit dem Schlussmachen.


    Weiß dein Ex?-Freund von deinen Bindungsängsten?
    Seid ihr beide BAerInnen?


    Viele Grüße
    Idun

  • Zitat von Santana

    Mir ist eben aufgefallen, dass ich noch nie Erleichterung verspürt habe, wenn ich eine Beziehung beendet habe.


    Es gibt Menschen, die ganz anders fühlen und handeln als Du. Sie sind deshalb nicht weniger ok als Du und auch nicht bösartig. Nur anders.


    Wenn es nicht so wäre, das andere Menschen anders denken und fühlen als ich, dann hätte ich ja auch z.B. an dieser Stelle nicht eingewandt, dass mir diese Gefühle (zumindest bisher) völlig unbekannt sind.


    Das Ganze hat meiner Ansicht nach auch garnichts mit bösartig zu tun, sondern eher damit, dass innerlich wenig Sicherheit herrscht, was Grenzen angeht. Wenn man sich auf eine Beziehung einlässt, einfach nur weil der Partner einen unterwürfig liebt und auf Händen trägt, er einem damit einfach gerade "gut tut", und nicht weil man denjenigen selber wirklich liebt - dann ist das sicherlich kein Zeichen für boshafte Absichten, sondern für schwache Ich-Grenzen oder ein Selbst, das die Bestätigung durch das Gegenüber stark braucht oder gegen symbiotische Tendenzen keinerlei Abwehrfunktionen hat. Aber auch Verantwortung für das eigene Verhalten zu übernehmen fällt dann oft schwer.
    Laut Karames Schilderung konnte sie ihre Gefühle nicht mal eindeutig zuordnen und somit wusste sie offenbar nicht, ob sie den Mann liebt oder nicht. Das wäre ihr möglicherweise nicht so gegangen mit einem Mann, der sich weniger stark um sie bemüht hätte. Kann also sein, dass sie dachte, sie müsse diesen Mann lieben, einfach nur weil er sie geliebt hat, und ihr war nur damals nicht voll bewusst, dass sie da jemanden benutzt (so wie sie es ja übrigens jetzt auch selber sieht) - und ihr Bauchgefühl hat die ganze Zeit gefunkt: nee, das geht gar nicht. Und jetzt hat sie diesen inneren Konflikt nicht mehr, also verspürt Erleichterung.


    Ich hab selber ja schon angemerkt, dass meine Worte hart und urteilend klingen. Vermutlich vor allem wegen "moralisch unreif". Ist wohl nicht ganz passend. Ich bitte, das nicht als VERurteilung zu verstehen. Man streiche den Ausdruck moralisch. Unreife besitzen oder haben wir alle hinter uns, auch da finde ich nicht unbedingt irgendwas "nicht ok" dran.


    Das einzige, was als "nicht ok" bewertbar wäre, ist, dass Karame offenbar keinerlei Problem bei sich sehen möchte, und ich finde eben, dass da sehr wohl etwas im Argen sein könnte.

  • Hallo Santana!


    Ich finde die Idee an sich sehr gut.
    Nach dem Kurs hatte ich eh schon überlegt, hier mal etwas dazu zu eröffnen.


    Allerdings kann ich hier aktuell nur sehr sporadisch mitlesen/-schreiben, da ich - nach langem Gerenne in der Uni - nun auch wirklich mal in der Endphase des Bachelor stecke. Es wäre also schön, wenn du in besagtem Thread ein wenig schauen könntest, was daraus wird.


    Ich hatte nämlich letztlich nichts dazu eröffnet, weil ich die Befürchtung hatte, dass mancher Schreiber hier es als den goldenen Schlüssel für die Kommunikation in seiner wie auch immer schwierig gearteten Partnerschaft sehen könnte und sich am Ende noch mieser fühlt, weil der Partner eben doch lieber Wolf als Giraffe sein will.


    Also, ich würde mich freuen, wenn hier ein Austausch darüber stattfinden würde. Ich versuch mein Möglichstes, regelmäßig dazu beizutragen :salut:


    Liebe Grüße

    Venid hasta el borde, les dijo.
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    Venid hasta el borde, les dijo.
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    Los empujó ... y volaron.


    Vielleicht müssen wir erst mal die Orientierung verlieren, bevor wir klar sehen.

  • Zitat von Santana

    Ich finde den Freund nicht ganz koscher, irgendwas ist da im Busch.
    Aber das wird Karame eh bald merken. Ich bin gespannt.
    So viel zur Wahrnehmung :-D


    Kann gut sein, dass der Freund "nicht koscher" ist, immerhin schmiert er ihr seine Liebe offenbar unabhängig von den Umständen in jede Pore und ist nicht bereit, damit aufzuhören, egal was sie ihm antut (das nenne ich auch wenig grenztolerant ;)).
    Aber letztlich hat es seinen Grund, warum sie die Beziehung mit diesem Mann überhaupt eingegangen ist und auf die Art geführt hat wie sie es getan hat - und dieser Grund liegt nicht im Freund.

  • Ich kenne das tatsächlich nicht von mir,also dieses "erleichtert sein".


    Darum wahrscheinlich meine Schwierigkeit, das nachzuempfinden, was nicht gleichzeitig heißt, das ich das verurteile oder für blöd empfinde, ich kenns halt nicht von mir, da tut man sich dann einfach schwerer, es zu verstehen.


    Erleichtert sein bedeutet für mich, das ich echt schon lange die Beziehung überhaupt nicht mehr für gut empfinde, aber weiterhin drin bleibe. Oder das ich aus Schuldgefühlen oder whatever drin bleibe, ich möchte den anderen nicht leiden sehen.
    Vielleicht bin ich da auch zu egoistisch, wenns mir nicht mehr gut geht und ich erkenne das auch ( welch Wunder, ist ja bei weitem bei mir nicht immer gegeben,siehe Exfreund...) dann mach ich Schluss. Vielleicht fühle ich mich dann auch irgendwie erleichtert, aber ich bin nicht traurig. Eher sogar ein bißchen das Gegenteil. Hmm?!

    **oft muss man erst den falschen Weg gehen, um den richtigen zu finden**

  • wiesenblume: mit "nicht koscher" meinte Santana vielleicht weniger die Tatsache dass er für sie da war als sie seine Zuneigung brauchte, sondern dass er offenbar trotz mangelnder Erwiderung seiner Zuneigung an ihr geklebt hat - bis zuletzt.
    Jedenfalls habe ich das so gedeutet.


    @ zaza: ich habe grad mal überlegt. Ich glaube ich habe erst einmal eine ernsthafte Beziehung in einem Schritt beendet, weil meine Gefühle nicht mehr stark genug waren und ich wusste dass es zwischen auf lange Sicht nicht passt. Aber erleichtert hat mich das dennoch nicht. Ich hab mich ganz schön traurig gefühlt wegen diesem (natürlich unter der Voraussetzung unvermeidbaren) Schritt. Und auch danach. Was mich auf lange Sicht erleichtert hat, war lediglich, dass derjenige mit der Trennung (obwohl er darunter sehr gelitten hat) absolut fair und vernünftig umgegangen ist und mir anschliessend nicht auch noch Schuldgefühle gemacht hat.