Beitrag im ZDF

  • Durch die Verlustangst erwartet man den Verlust und verhält sich unbewusst so, dass der Verlust dann auch wirklich eintritt - so mein Therapeut.


    Man drückt diese Erwartungshaltung "bitte verlass mich nicht" unbewusst aus und übt damit Druck beim Partner aus.

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

  • Zitat von Griselda


    Es ist so ähnlich, wie das Eltern sagen, deren kinder verschwinden. Irgendwann hätten sie sogar lieber die nachricht, dass das kind tot ist, weil die unsicherheit das allerschlimmste ist...


    ...aber dann reicht das schon irgendwie in den Bereich der Abhängigkeitsbeziehung - denn man fühlt sich erleichtert, wenn das Ende eingetreten ist.


    Anzeichen für Abhängigkeit in Beziehungen


    "Ein Kennzeichen von Abhängigkeit ist ein zwanghafter Trieb etwas zu tun. Per Definition bedeutet das, dass die Freiheit eingeschränkt ist. Genauer bedeutet es, dass man an einer Beziehung festhält, obwohl das eigene Urteil oder das anderer sagt, dass die Beziehung schlecht für jemanden ist und keine Besserung in Sicht ist. "Freiheit" ist aber wichtig für eine gute Beziehung und für aufrichtige Liebe.


    "Der Alkoholiker oder der Drogenabhängige fühlt sich zur Abhängigkeitssubstanz getrieben, selbst wenn er weiß, dass sie schlecht ist für ihn. Und wenn in einer Beziehung ein starkes abhängiges Element existiert, hat man das Gefühl: 'Ich muss diese Person haben, und ich muss mit dieser Person verbunden bleiben, selbst wenn die Beziehung schlecht für mich ist" (Halpern, 1984, S. 13).


    Panikgefühle sind ein weiteres Kennzeichen. Panik, die bei möglicher Abwesenheit des Partners aufkommt. Wie Alkoholiker Panik verspüren, wenn kein Alkohol greifbar ist, so empfinden Menschen in einer abhängigen Beziehung unglaubliche Panik, wenn sie an den Abbruch der Beziehung und die damit verbundene Abwesenheit des Partners denken.


    Ein weiteres Kennzeichen sind die Entzugssymptome. Die Panik, die sich bei dem Gedanken an die Beendigung der Beziehung einstellt ist nichts gegen die Niedergeschlagenheit , die eintritt, wenn dieser Schritt tatsächlich vollzogen wird. Oft empfinden Betroffene dabei auch körperlichen Schmerz (Brust, Magen und Bauch reagieren besonders), und es treten häufig Schlafstörungen auf.


    Charakteristisch nach der Beendigung einer abhängigen Beziehung ist ein Gefühl der Befreiung, des Triumphes und der Erfüllung, wenn die Phase der Trauer abgeschlossen ist. Es ist grundsätzlich zu unterscheiden von der traurigen Resignation und Heilung, die der Beendigung einer nicht-abhängigen Beziehung folgt."
    Quelle: http://www.beratung-therapie.de/43-0-Abhaengigkeit.html

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

  • Ratsuchend und Zahir


    Das sind interessante Überbelegung. Ich hab da aber keinen weiteren Zugang zu mir. Vielleicht ist es wirklich Verlustangst, ich spüre diese aber nicht als solche. Hat man nicht nur Angst vor etwas, das man, wenn es eintritt man ganz schrecklich findet? Ich weiß aber, dass mein Leben nicht zusammenbricht, wenn jetzt alles zu Ende wäre mit ihm. Ich fühle mich auch nicht abhängig von der Beziehung, die ja fast gar nicht existiert. Ich kann doch nicht abhängig sein von etwas, was ich sowie so nicht habe. Oder bin ich abhängig von der Abhängigkeit? Keine Ahnung, ich dreh mich da im Kreis. Es geht da irgendwie nicht weiter...vielleicht helft ihr mir ja noch auf die Sprünge...
    Im Gegensatz zu vielen anderen hier finde ich auch fast nichts in meiner Kindheit, ich weiß nicht wonach ich wo suchen soll...


    Zahir, du hattest das geschrieben:
    dieses damoklesschwert ständig über sich schweben zu fühlen macht viel mehr druck und ist viel schlimmer, als der verlust an sich....


    Vielleicht ist das so, aber ich verstehe es nicht. Es ist so unlogisch. Wenn ich Flugangst habe, dann habe ich Angst davor, dass das Flugzeug abstürzt, und wäre sicher nicht erleichtert wenn es passiert, weil ich dann keine Angst davor haben müsste (blödes Beipsiel, weil ich ja dann tot bin). Wenn ich Spinnenangst habe, ist der größte Horror, mir vorzustellen, wie so ein Vieh über mich rüber krabbelt. Weitere Ängste fallen mir bei mir jetzt nicht ein...


    Liebe Grüße
    Griselda

  • In einer nicht befriedigenden Beziehung zu bleiben hat möglicherweise auch etwas damit zu tun, dass man selbst passiver Bindungsvermeider ist. Ich für meinen Teil weiß, dass ich das ganz früher war. Sich in die total Hübschen und so unerreichbaren Frauen zu verlieben, abgewiesen zu werden und so schön daran zu leiden - man musste sich dann nicht auf die Frau einlassen, die möglicherweise dauerhaft erreichbar war.


    In meinem Verhalten meiner Ex gegenüber habe ich sicherlich teilweise abhängiges Verhalten gezeigt. Auch jetzt frage ich mich, inwiefern davon noch etwas vorhanden ist. Aber mein eigener Leidensdruck ist durch die Anaylsye und das Verständnis der Ursache meiner VA kleiner geworden.


    Die oft unerklärliche Distanzierheit des Partners bringt dann das eigene Gedankenkarussell in Fahrt - und einem selbst wird schwindlig.


    Die VA macht einen selbst fast handlungsunfähig. Man verliert sich selbst aus dem Blick und konzentriert sich nur auf die andere Person. Und da muss man ansetzen. Warum ist mir die andere Person wichtiger als ich selbst?


    Und Sucht kann auch Suche heißen - was suche ich im Außen, was ich im Innen scheinbar nicht finde?

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

  • hoi griselda,


    ich habe über meinen körper zugang zu meinem inneren gefunden.
    der körper sagt uns in vielen situationen, was für gefühle man hat, es gibt für jedes gefühl einen entsprechenden körperausdruck.
    literatur dazu war damals mike hellwig, "befreie dein inneres kind" http://www.mike-hellwig.de/ind…-kind&catid=11&Itemid=119


    was das damoklesschwert angeht: ich glaube bei mir ist es hauptsächlich die angst vor ablehnung. die angst, abgelehnt zu werden, so wie ich bin. so wie ich es ansatzweise in der kindheit erlebt habe, da ich von meiner mutter nicht verstanden wurde, mich immer als alien gefühlt habe. so hatte ich gelernt, mich anzupassen.
    das führt dann dazu, dass ich mich selbst immer unter druck gesetzt habe, mich so anzupassen, dass ich nicht abgelehnt oder verlassen werde.
    weil ich das in meiner gefühls- und gedankenwelt noch mit den kindheits-emotionen geleichgesetzt habe, wo es lebenswichtig ist, angenommen und geliebt zu werden.


    im grunde ist das einzige, was half, eine vermeidungsstrategie. sich nie so weit einzulassen, dass man in gefahr geraten würde, verlassen zu werden.
    insofern war das ereignis selber zwar schockierend und schlimm, aber es hat auch viel angst und druck weggenommen.


    ich glaube dass es viel mehr energie frisst, sich ständig zu fragen, ob das flugzeug abstürzt oder die spinne auf mich krabbelt, als wenn es tatsächlich passiert.
    um beim beispiel flugzeug zu bleiben, ich könnte mir vorstellen, dass man irgendwie total ruhig wird, wenn man weiss, jetzt stürzt das flugzeug ab. man braucht sich keine gedanken mehr machen, dass und ob es passieren könnte.
    es passiert, und jetzt geht es nur noch darum, sich damit auseinander zu setzten. okay, dauert beim flugzeug nicht sehr lange, aber vielleicht kann man es trotzdem nachvollziehen.
    man hat auch nicht mehr den druck, sich entscheiden zu müssen, weil es noch entscheidungsspielraum gibt (in dem fall wäre das gewesen, ob man fliegen will oder nicht, im fall von verlustangst, ob man eine beziehung eingehen will oder nicht). man kann selbst aktiv sein, etwas tun, statt nur abzuwarten.
    ich glaube das schlimme ist das gefühl, ausgeliefert zu sein, von entscheidungen anderer abhängig zu sein....


    das war jetzt mehr ein brainstorming denn geordnete gedanken, aber vielleicht kannst du damit was anfangen...


    liebe grüsse


    zahir

    Spock: You mistake my choice not to feel as a reflection of my not caring, while I assure you the truth is precisely the opposite.
    (Star Trek Into Darkness)

  • Zitat von zahirch

    was das damoklesschwert angeht: ich glaube bei mir ist es hauptsächlich die angst vor ablehnung. die angst, abgelehnt zu werden, so wie ich bin. so wie ich es ansatzweise in der kindheit erlebt habe, da ich von meiner mutter nicht verstanden wurde, mich immer als alien gefühlt habe. so hatte ich gelernt, mich anzupassen.
    das führt dann dazu, dass ich mich selbst immer unter druck gesetzt habe, mich so anzupassen, dass ich nicht abgelehnt oder verlassen werde.
    weil ich das in meiner gefühls- und gedankenwelt noch mit den kindheits-emotionen geleichgesetzt habe, wo es lebenswichtig ist, angenommen und geliebt zu werden.


    im grunde ist das einzige, was half, eine vermeidungsstrategie. sich nie so weit einzulassen, dass man in gefahr geraten würde, verlassen zu werden.
    insofern war das ereignis selber zwar schockierend und schlimm, aber es hat auch viel angst und druck weggenommen.


    In puncto Vermeidungsstrategie habe ich mich ganz früher möglicherweise unbewusst so verhalten, dass ich mich auch nie so weit eingelassen habe - und deshalb verlassen wurde.


    Das mit der Anpassung kenne ich auch - ist dann die Angst vor Zurückweisung/Ablehnung, der man damit entkommen will. Und diese Angst hat definitiv was mit geringem Selbstwertgefühl/Selbstbewusstsein zu tun. Und damit sind wir wieder in der Kindheit und den Ursachen dafür.


    Ich bin im Moment so weit, dass ich mich auf Dates einlassen würde (wenn dann nicht kurz vorher abgesagt wird :( ), weil ich mich im Moment ganz ok fühle, meine, einer externen Bewertung stand halten zu können. :wink:

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"