Nur Bindungsangst oder passt es auch nicht?

  • Hallo ihr Lieben,


    ich bin total verwirrt und weiß überhaupt nicht was ich tun soll. Woher weiß man ob eine Person die Richtige für einen ist?

    Ich habe Ende letzten Jahres mit meinem Partner Schluss gemacht und bin kurz darauf auf Bindungsangst aufmerksam geworden. Alles was ich dazu gelesen, angeschaut oder angehört habe hat mich komplett beschrieben. Ich war total perplex und habe endlich den Grund für unsere Dynamik verstanden. Daraufhin haben mein Ex Freund und ich es nochmal langsam versucht. Es fühlt sich aber so an als würde ich was erzwingen, was ich eigentlich gar nicht will. Ich habe eine total schlechtes Gewissen, weil ich mich einfach nicht so auf ihn einlassen kann wie ich es mir vorstelle. Ich analysiere ihn ständig, bin gelangweilt, vergleiche ihn mit anderen usw. obwohl er eigentlich so ein guter Partner ist. Ich habe das Gefühl auf der Stelle zu stehen. Ich kann nicht nein aber auch nicht ja sagen.

  • Der "Ordnung" halber hier noch einmal:

  • Danke für deine Antwort :)

    Ich weiß, dass er auch seine Anteile hat, aber ich bin diejenige die flüchtet und alles hinterfragt.

    Ich will mich eigentlich nicht dazu zwingen, aber ich möchte die Angst nicht gewinnen lassen und möchte an meinem Verhalten arbeiten.

    Was ist aber wenn ich ihn eigentlich gar nicht liebe, aber mir sage, dass man so jemanden eigentlich lieben sollte und mich deshalb unter Druck setze? Ich weiß echt nicht mehr was ich glauben kann und was nicht.

  • „Was Liebe ist“ ist ja eine eigene Frage für sich, aber:


    Wenn dir der andere Mensch wichtig ist, wäre es doch Schade, es „kaputtzumachen“. Aber natürlich zwingt dich niemand, es aufrechtzuerhalten. Du „musst“ niemanden lieben (außer dich selbst erstmal). Wenn dir der Mensch generell schon gut tut, aber eben Mechanismen zwischen euch ablaufen, dann kann man schauen. Entscheiden kannst das aber nur du.


    Ihr müsst ja auch keine 200%-viel-zu-enge Beziehung führen - vielleicht findet ihr einen guten Weg, über eure Themen zu sprechen und daran zu wachsen (wie manche es hier leben). Beziehung heißt ja auch nicht alles-oder-nichts, oder, dass man für immer „gefangen ist“.


    Vielleicht hilft es dir, wenn du dir selbst Grenzen setzt, an welchen Stellen du aussteigen willst (das musst du allerdings auch knallhart durchziehen). Ganz viel Kommunikation üben und mit dem anderen sprechen. Der andere Part muss da genauso mitziehen.


    Ich persönlich finde, dass Liebe eine Entscheidung ist und nicht nur ein Gefühl.

  • Das kann ich total gut verstehen. Deine Gedanken dazu und was man denn glauben soll. Es kann total schwierig sein, v.a. wenn die BA aktiv ist, das auseinanderzuhalten, einzuordnen. Liegt es am Partner, ist es die BA, geht’s mir einfach so nicht gut mit etwas…. Ich stolpere selbst immer wieder über teils Ausgeklügeltes, was ich mir selbst in den Weg lege bzw. welche Gesichter die BA so haben kann und finde das so faszinierend wie erschreckend teilweise. Weiß dein Partner von der BA und wie geht es ihm in eurer Beziehung?


    Ich finde es hilfreich, Druck zu reduzieren. Du musst nichts, du darfst jederzeit gehen, Stop sagen, aussteigen oder was auch immer - wünschenswerterweise offen und fair. In einer Beziehung sollte niemand leiden oder sich verlieren, das finde ich immer wieder wichtig, auch wenn man etwas so hinterfragt. Solange du keine Antwort darauf weißt, kann weiteres Beobachten, Verarbeiten, Reflektieren usw. sinnvoll sein. Starkes Grübeln allerdings immer wieder auch unterbrechen. Ob das in der Beziehung oder dann als wieder Single stattfindet, wird sich zeigen.



    Solange ihr beide es bewusst und immer wieder wach(sam) möchtet, nicht leidet und profitieren könnt, geht Schritte "gemeinsam", seid in Beziehung und kommuniziert ... dann ist das wunderbar und bleibt ganz sicher herausfordernd und bestimmt auch lohnenswert (unabhängig, wieviele Schritte es werden).
    Die Arbeit an und mit dir wird mit und ohne Partner das A und O bleiben und du hoffentlich der Mensch, den du uneingeschränkt lieben kannst oder (weiter) lernst.


  • Ich halte den Zustand irgendwie nicht mehr aus. Ich habe da Gefühl auf der Stelle zu stehen. Es ist irgendwie so langweilig mit ihm und ich habe auch nicht das Bedürfnis ihn zu küssen oder Ähnliches. Allerdings weiß ich, dass er sich nichts mehr als das wünschen würde, auch wenn er mir keinen Druck machen möchte. Ich glaube ich habe nur noch freundschaftliche Gefühle für ihn. Es kann sein, dass es mein Mechanismus ist, aber woher soll ich es wissen wenn ich es nicht ausprobiere…so verlieren wir uns immerhin nicht ganz. Wir sind einander ja sehr wichtig

  • Außerdem fühle ich mich schlecht, weil ich die Vorzüge der Beziehung (eine Stütze haben wenn es mir schlecht geht, nähe wenn ich sie brauche, eine Person der ich alles erzählen kann,…) genieße, aber sobald er mal Unsicherheit zeigt oder es ihm nicht gut geht finde ich ihn unattraktiv und möchte am liebsten weg.

    Das ist total unfair und keine gute Basis für eine Beziehung

  • Hättest du denn eine Idee was gegen diese Langeweile helfen könnte ? Ausflüge etc. oder irgendwelche Hobbies?


    Macht ihr denn auch unabhängig voneinander was oder verbringt ihr extrem viel Zeit zusammen?


    Die Frage ist, ob du nur an der Beziehung festhalten möchtest weil es eben diese genannten "Vorzüge" gibt oder weil du eben wirklich Gefühle für ihn hast.


    Kannst du benennen warum du ihn beim zeigen von Schwäche unattraktiv findest? Denn eigentlich ist das ein Zeichen von Verbundenheit und Vertrauen. Auch ist es sogar sehr stark, wenn er Schwäche zeigen kann und nicht auf Macho macht.

    "TOO BAD YOU’LL NEVER SEE

    THE COLOURS INSIDE ME TO BECOME A BUTTERFLY
    PARTS OF ME HAD TO DIE
    SPREAD MY WINGS IN THE GOLDEN LIGHT
    AND I FLY"

    Marina - Butterfly

  • Ich habe eigentlich kaum einen Ausgleich. Wir haben schon extrem viel Zeit miteinander verbracht, aber irgendwie gehört sich da in meinem Kopf auch so. Sobald ich mal keine Lust habe etwas mit ihm zu unternehmen, habe ich ein schlechtes Gewissen und denke dass da mehr dahinter stecken muss.


    Ich glaube ich finde es unattraktiv, weil ich in meiner Kindheit sehr viel Verantwortung übernehmen musste und quasi die Starke für meine Eltern sein musste.

  • . Weiß dein Partner von der BA und wie geht es ihm in eurer Beziehung?


    Er weiß davon und sieht mittlerweile auch sehr schnell welche Verhaltensweisen aus der Angst passieren und welche nicht. Er ist bereit zu kämpfen und gemeinsam daran zu arbeiten. Er ist sehr reflektiert und arbeitet auch an seinem Anteil. Eigentlich könnte ich mich sehr glücklich schätzen. Irgendwie setzt es mich auch unter Druck gemeinsam daran zu arbeiten…das fühlt sich auch an als könnte ich nicht mehr aus der Sache rauskommen. Ich meine was ist wenn ich daran arbeiten möchte, aber gar nicht mit ihm zusammen sondern mit einer anderen Person

  • Also natürlich verbring man viel Zeit mit dem Partner aber ich halte es für wichtig und gesund, dass ihr euch auch Zeiten für euch nimmt.


    Eigentlich solltest du dich daher auch nicht schlecht fühlen wenn du mal Zeit ohne deinen Partner verbringen möchtest. Hat dein Partner denn einen Ausgleich? Wichtig ist dass ihr euch nicht zu abhängig voneinander macht sodass ihr gar nicht mehr ohne den jeweilig andere sein könnt.


    Bzgl. Schwäche: kannst du denn deine eigenen Schwächen zulassen und zeigen? Du sagst es ja selbst dass es mit deiner Vergangenheit zu tun hat. Vielleicht hilft es dir eine andere Betrachtungsweise auf das Thema Schwäche zu legen?

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    Einmal editiert, zuletzt von Laurentia95 ()

  • Ich meine was ist wenn ich daran arbeiten möchte, aber gar nicht mit ihm zusammen sondern mit einer anderen Person

    Es ist sehr schön dass er auch seine Anteile sieht und mit dir daran arbeiten möchte. Vielleicht hilft es dir dich nicht so unter Druck zu setzen? Nichts muss für die Ewigkeit sein. Aber ihr könntet ja dennoch zusammen damit anfangen daran zu arbeiten. Vielleicht lösen sich deine Zweifel dann ja auch mit der Zeit oder eben nicht.


    Du bist ja nicht an ihm dran gekettet und kannst dich jeder Zeit von ihm trennen.

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  • Ich habe eigentlich kaum einen Ausgleich. Wir haben schon extrem viel Zeit miteinander verbracht, aber irgendwie gehört sich da in meinem Kopf auch so. Sobald ich mal keine Lust habe etwas mit ihm zu unternehmen, habe ich ein schlechtes Gewissen und denke dass da mehr dahinter stecken muss.


    Ich glaube ich finde es unattraktiv, weil ich in meiner Kindheit sehr viel Verantwortung übernehmen musste und quasi die Starke für meine Eltern sein musste.

    Du bist aber jetzt erwachsen und kein Kind mehr. Und somit verantwortlich für Deine Bedürfnisse. Wenn Du Freiräume benötigst, musst Du das kommunizieren und sie Dir einräumen. Das wäre wichtig für Dein Wohlbefinden. Und fair gegebenüber Deinem Partner.

    Vielleicht kommt die innere Abwertung irgendwann aus Hilflosigkeit. Als Hilfeschrei. Weil Du Dich nicht rechtzeitig um Dein Bedürfnis kümmerst, mal ganz für Dich sein zu können. Und dann sorgt Dein System für den "Not-Aus"

    Könnte.. Muss aber nicht so sein.

    Aber wenn Du Dir Stärke von Deinem g

    Gegenüber wünscht. Sei es erstmal selbst für Dich. Dann könne es besser laufen

  • Wir sind ja aktuell gar nicht in einer Beziehung. Wir wollten nur schauen wohin uns der Weg führt. Ich kann mich nicht mit dem Gedanken, dass ich jederzeit Schluss machen kann auf ihn einlassen, weil dann überlege ich schon wann ich Schluss machen werde oder dass ich jetzt mal die nächste Zeit schaue…das fühlt sich sehr unfair an wenn ich zudem nur freundschaftliche Gefühle aufbringen kann und mich frage ob es nicht jemanden gibt der besser zu mir passt

  • Eigentlich solltest du dich daher auch nicht schlecht fühlen wenn du mal Zeit ohne deinen Partner verbringen möchtest. Hat dein Partner denn einen Ausgleich? Wichtig ist dass ihr euch nicht zu abhängig voneinander macht sodass ihr gar nicht mehr ohne den jeweilig andere sein könnt.


    Bzgl. Schwäche: kannst du denn deine eigenen Schwächen zulassen und zeigen? Du sagst es ja selbst dass es mit deiner Vergangenheit zu tun hat. Vielleicht hilft es dir eine andere Betrachtungsweise auf das Thema Schwäche zu legen?

    Er hat mehr Ausgleich als ich, kann mir aber auch sehr schlecht absagen und verbringt am liebsten Zeit mit mir.


    Bei ihm kann ich meine eigenen Schwächen zeigen und zulassen. Bei anderen eher nicht so sehr da ich ich ein riesen Thema mit Ablehnung habe

  • Danke für eure Antworten. So wie ihr darauf reagiert, zeigt ihr mir schon deutlich, dass ich aus meinen Mechanismen heraus handle. Ich bin mir aber so unsicher ob da nicht mehr dahinter steckt und glaube auch, dass ich alleine mehr an meinen Themen arbeiten kann

  • Will nicht an deiner Entscheidung rütteln. Nur eine Möglichkeit zeigen:


    Vielleicht ist es eine Möglichkeit, wirklich ein Ablaufdatum anzuhängen? Kann man doch machen.

    Zu sagen, die nächsten 3 Monate sind dafür da, dass ich lerne X Y anzusprechen. Muster zu sehen. Z zu lernen. Festzustellen, wann du dich gut fühlst, wann schlecht. Zu sehen, was eine Beziehung genau für dich beinhalten soll und was nicht.

    Wenn man das kommuniziert (der andere ebenso mitmacht), ist das fair und ein super Nährboden für Heilung.

    Das kann natürlich auch kürzer oder länger sein, was du dir eben zutraust. Und selbst dann kannst du oder er aussteigen, wenn es euch doch zu viel ist.

    Und danach kann man „Therapiefreunde“ bleiben, oder auch nicht.

    Auch er muss lernen, mit Trennungen umzugehen. Du vermutlich ebenso.

    Vielleicht wird aber auch mehr daraus.


    Vielleicht brauchst du auch erstmal eine Pause, um wieder etwas klarer zu sehen.


    Vielleicht ist das „ich muss allein schauen“ auch schon wieder Muster.


    Vielleicht kann ich mir BA auch nicht „wirklich“ vorstellen.


    Kann knifflig sein, nimm dir Zeit und genügend Luft zum Atmen. Du bist niemandem was schuldig!