• Zitat von Ratsuchend

    und ich merke, dass ich dabei bin, einige meiner Moralvorstellungen über Bord zu werfen. Ich nehme mir das Leben, ich greife nach dem Leben...


    Über diese Aussage muss ich gerade ständig nachdenken. Du nimmst dir einfach, was du willst. Wie ich dich aus deinen vergangenen Posts einschätze, warst du bisher auch so ein Mensch, der immer viel Rücksicht auf andere genommen und darauf geachtet hat, niemandem weh zu tun. So ähnlich ticke ich auch. Natürlich ist mir klar, dass wir uns selbst auf keinen Fall für eine andere Person aufgeben sollten. Das habe ich die letzten Jahre auch nicht gemacht, aber ich habe immer nach Lösungen gesucht, die für beide Seiten akzeptabel waren. Und dann war die Enttäuschung groß, wenn andere ohne Rücksicht auf meine Gefühle immer stur ihr Ding durchgezogen haben.


    Falls du in nächster Zeit nochmal hier bist, kannst du mir vielleicht ein paar Tricks verraten, wie man das durchhält. Auch andere User können mir gerne dabei behilflich sein, ich würde mich sehr darüber freuen :wink: . Für mich war das bisher ein No-Go, anderen mit Absicht weh zu tun, nur um meinen eigenen Willen durchzusetzen. Das hat mein schlechtes Gewissen nicht zugelassen.

  • das schlechte gewissen oder die angst, verachtet oder verlassen zu werden, wenn man andere verletzt hat?

    Spock: You mistake my choice not to feel as a reflection of my not caring, while I assure you the truth is precisely the opposite.
    (Star Trek Into Darkness)

  • Zitat von Reni

    Für mich war das bisher ein No-Go, anderen mit Absicht weh zu tun, nur um meinen eigenen Willen durchzusetzen. Das hat mein schlechtes Gewissen nicht zugelassen.


    Hierin sehe ich schon das Missverständnis. Es geht nicht darum, anderen mit Absicht weh zu tun. Es geht darum in Kauf zu nehmen, dass man es anderen nicht immer recht machen kann. Dass man die eigenen Bedürfnis nicht immer denen der anderen unterordnet. Wenn man dabei nach eigenen Moral und Wertvorstellungen handelt, sollte das ausreichen um nicht wie Rambo alles rundherum platt zu machen..


    Auch der Frage von zahir würde ich mich anschließen...

  • Mir geht es hier nicht um die Verlustangst. Wenn ein Mensch nichts mehr mit mir zu tun haben möchte, kann ich das eh nicht verhindern. Eines Tages werden wir sowieso alle durch den Tod getrennt.


    Ich will auch nicht immer jedem Recht machen und tue das auch nicht. Nehmen wir doch mal die häufig diskutierte Verbindlichkeit als konkretes Beispiel. Ich habe schon viele Leute getroffen, die sich bei mir immer wieder über die unverbindliche Art ihrer Partner und Freunde beklagt haben. Sie haben gejammert, dass gewisse Personen ihre E-Mails und SMS erst nach Wochen oder Monaten oder in manchen Fällen gar nicht beantworteten. Ich hingegen habe immer reagiert, zwar nicht immer sofort, weil ich auch nicht immer Zeit und Lust hatte, aber auf meine Reaktion konnten sie sich jederzeit verlassen. Oder sie beschwerten sich, dass gewisse Leute ständig ein Treffen in letzter Minute absagten, weil sich kurzfristig etwas anderes ergeben hatte... oder gar nicht erschienen sind, ohne überhaupt vorher abzusagen. Ich sage immer frühzeitig ab, wenn mir etwas dazwischen kommt und nenne dann auch jedes Mal den Grund. Wenn ich mich so verhalte, dann verleugne ich keinesfalls meine Bedürfnisse. Ich handle so, weil ich es so möchte. Und trotzdem erlebe ich immer mal wieder, dass solche respektlosen Aktionen verziehen und solche Leute eher geschätzt werden als ich mit meiner verbindlichen, zuverlässigen Art.

  • Reni, jetzt schweifts du ab. Du hattest gefragt, ob wir dir Tipps geben können, wie du dir mehr für deine Bedrüfnisse einstehen kannst, auch wenn du anderen dabei eventuell weh tust. Was du dann geschrieben hast, ist was ganz anderes


    Du kommst immer wieder mit derselben Leier. Du machst alles richtig, die anderen machen alles falsch und trotzdem hat dich keiner lieb. Sorry, aber mir geht das langsam auf den Zeiger. :tob:


    Wach doch mal auf. Sowas gibt es nicht!


    Und das hier ist Ratsuchens Thread. Verlager doch das Thema woanders hin, ich antworte dir gerne weiter..

  • Zitat

    Du kommst immer wieder mit derselben Leier. Du machst alles richtig, die anderen machen alles falsch und trotzdem hat dich keiner lieb. Sorry, aber mir geht das langsam auf den Zeiger. :tob:


    das ist doch genau diese (falsche) denkweise, die wir aus der (verkorksten) kindheit mitbringen: wenn ich genug lieb bin, dann hat mama mich auch lieb.


    man muss sich holen, was man will, und nicht darauf warten, dass es einem geschenkt wird. das wirds nämlich nie.

    Spock: You mistake my choice not to feel as a reflection of my not caring, while I assure you the truth is precisely the opposite.
    (Star Trek Into Darkness)

  • Es fängt schlicht und einfach mit einem Nein an. Wenn man für einen anderen gerade keine Zeit hat, einfach sagen "Nein, ich kann jetzt nicht" und in Kauf nehmen, das eine verärgerte Reaktion kommt. Weil andere ein "Nein" bislang nicht von einem gewohnt waren. Und auch nicht in Erklärungen/Entschuldigungen verfallen. So wie andere das Recht haben, uns eine Bedürfniserfüllung zu verweigern, haben wir ebenfalls das Recht. Man darf ein Bedürfnis aussprechen, aber die Einlösung nicht einfordern.


    Anderes Beispiel: die mir sehr lieb gewordene Frau ließ mir die Entscheidungsfreiheit zu gehen oder Sex. Früher bin ich aus Anstand gegangen und hätte mich geärgert, nicht geblieben zu sein. Von mir aus hätte ich den Schritt zwar nicht gemacht, aber es passte dazu, den eh schon tollen Abend stimmig abzurunden. Und ich wusste, wenn ich gehe, ärgere ich mich schon im Auto schwarz. Und so griff ich zu, nahm mir das, was mir angeboten wurde und was ich mir eh gewünscht habe.


    "Es ist besser, etwas zu bereuen, weil man es getan hat als etwas zu bereuen, weil man es nicht getan hat" (natürlich im Rahmen der Legalität). Und in jenem Fall bereue ich nichts. Sie hat sich zwar nicht für mich entschieden, hätte es aber auch nicht getan, wenn ich gegangen wäre. Und so habe ich ein Erlebnis, an das ich gern zurück denke - weil ich nach dem Leben gegriffen habe.


    "Wenn dir Jemand vorwirft, dass du dich verändert hast, meint er damit, dass du aufgehört hast, nach seinen Vorstellungen zu leben."


    Veränderung im eigenen Verhalten fühlt sich auch für einen selbst zunächst etwas fremd an. Man muss in diese Rolle hineinwachsen, wenn man sich damit auch identifizieren kann/will und das zu einem ausgeprägeteren Wesenszug bei sich selbst machen will. Es soll keine Schauspielerei betrieben werden, um andere Menschen zu täuschen, sondern dem eigenen inneren Wachstum dienen.


    Reni, du bist berechenbar für deine Leute. Halte ihnen mal den Spiegel vor, spiegel ihnen ihr Verhalten, sei mal unzuverlässig, sage kurzfristig was ab - was meinst du, wie sehr sie dann verunsichert sind. Kann sogar sein, dass sie den Kontakt zu dir von sich aus suchen. "Willst du was gelten, mach' dich selten". Ist zumindest mal den ein oder anderen Versuch wert.


    Und alles natürlich ohne Garantie auf Gelingen.

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"


  • sehr schön gesagt (bzw. geschrieben ;-))

    Spock: You mistake my choice not to feel as a reflection of my not caring, while I assure you the truth is precisely the opposite.
    (Star Trek Into Darkness)

  • Zitat von zahirch

    sehr schön gesagt (bzw. geschrieben ;-))


    Das finde ich auch :-D .


    Dass du die Nacht mit der Frau mitgenommen hast, find´ ich klasse :applause: ! Du hast einfach das gemacht, wonach dir im besagten Moment war und bereust es nicht. Genau darum geht es doch: Der Mensch tut das, worauf er Lust hat und hat Freude daran.


    Deine Äußerungen über mich und mein Problem werde ich in Kürze in meinem eigenen Thread kommentieren :wink: .


    Auch von meiner Seite ein Dankeschön für die Regeln des Dalai Lama!

  • So - in meinen Stillstand ist viel Bewegung gekommen. Eigentlich so richtig, nachdem ich mich in der Single-Börse abgemeldet habe. Eine tolle Nacht mit einer tollen Frau, die sich aber anderweitig entschieden hat. Doch diese Nacht war für mich eine Art Befreiung. Nicht in der Kumpelschiene gelandet, als Mann wahr genommen worden. Und so behalte ich lieber diesen besonderen Abend, diese besondere Nacht in guter Erinnerung als mit dem Schicksal zu hadern, dass diese Frau innerlich noch nicht frei war. Das muss sich auch auf meine Ausstrahlung ausgewirkt haben. Und auf einmal läuft alles was wie von selbst. Nach mehr als 20 Jahren treffe ich eine Ex von mir wieder - und es hat sofort gefunkt. Unglaublich! Habe tolle Komplimente bekommen und so kam eins zum anderen :wink: Als wären die Jahre dazwischen nie weg gewesen herrscht fast schon unglaubliche Harmonie. Es fühlt sich einfach total gut an. Sie hat sich damals von mir getrennt, es tat mir damals sehr weh - und war sicherlich mit ein weiterer Grund für meine Verlustangst. Doch wie es sich anfühlt, habe ich diese überwunden. Auch konnte ich meinen Kopf endlich mal abschalten. Ich ließ jetzt einfach passieren, was passiert ist. Ohne irgendwelche Ängste. Ohne irgendwelche Zweifel. Und es war ein Geben und Nehmen, ohne Scheu. Und es fühlte sich total richtig an, neben ihr einzuschlafen und neben ihr aufzuwachen. Sie hat sich über die Jahre auch verändert. In ihrem Leben läuft leider einiges nicht rund, aber das wird sich sicherlich noch richten. Aber unsere Gespräche über Nähe und Distanz, über Beziehung laufen in eine Richtung. Ich denke, dass BA keine Rolle spielen wird. Es war für mich ganz ungewöhnlich, dass sie morgens einfach im Bett liegen blieb und keinen Drang hatte, weg zu müssen. Gemeinsames Frühstück. Meine Verliebtheit fühlt sich gut an. Nicht so, dass ich den Verstand verliere, sondern wohlig. Vielleicht haben wir die Jahre dazwischen gebraucht, um jeder für sich seinen Weg zu finden, um ihn dann möglicherweise wieder gemeinsam weiter zu gehen - auf Augenhöhe.

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

  • Wie schön zu lesen :flower: ...keine Bettflucht mehr, sondern noch die Nacht ruhig ausklingen lassen und einen neuen Tag gemeinsam beginnen.


    sag mal, wieviel Jahre liegen denn dazwischen?.......und du hattest sie damals auch richtig losgelassen oder doch immer wieder mal an sie gedacht?

    Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es einen unstillbaren Sommer in mir gibt.
    Albert Camus

  • Zitat von Jojo200

    sag mal, wieviel Jahre liegen denn dazwischen?.......und du hattest sie damals auch richtig losgelassen oder doch immer wieder mal an sie gedacht?


    23 Jahre liegen dazwischen. Wir waren noch kurz nach der Trennung dick als Freunde unterwegs und - keine Ahnung wie - plötzlich haben wir uns aus den Augen verloren. Vor zehn Jahren habe ich sie kurz in einer Menschenmenge gesehen und vor 1,5 Jahren habe ich mal nach ihr gegoogelt und sie jetzt über FB gefunden. Es tat damals sehr weh, aber ich habe sie auch losgelassen. Eigentlich bin ich von einem freundschaftlichen Treffen ausgegangen - aber es war unglaublich, welch Magie bei dieser Begegnung zwischen uns spürbar war. Tja, und dann ging alles ratzfatz...

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

  • @Rasu


    Bin sehr gespannt, wie es sich mit der Ex jetzt weiterentwickelt. Schreib hier bitte ein Update, sobald es irgendwie weitergeht.


    Ich schreibe hier zwar mittlerweile eher selten, verfolge deine Geschichte aber weiterhin und habe ein Paar Gedanken...

    Vor der Erleuchtung: Holz hacken und Wasser tragen.
    Nach der Erleuchtung: Holz hacken und Wasser tragen.

  • Zitat von Olivia

    @Rasu


    Bin sehr gespannt, wie es sich mit der Ex jetzt weiterentwickelt. Schreib hier bitte ein Update, sobald es irgendwie weitergeht.


    Ich schreibe hier zwar mittlerweile eher selten, verfolge deine Geschichte aber weiterhin und habe ein Paar Gedanken...


    Es ist nicht meine BA-Ex, sondern eine andere Ex. Mit der BA-Ex bin ich jetzt freundschaftlich verbunden, aber wir haben kaum Kontakt (ihr neuer Freund ist sehr eifersüchtig). Aber es tut auch nicht mehr weh - weder sie zu sehen noch sie nicht zu sehen.


    Ich möchte jetzt zur Ruhe kommen. Mit der "neuen" Freundin eine gute Zeit haben, mich auf sie konzentrieren, aber auch mein bisheriges Leben weiter leben. Andere (Frauen-)Kontakte einschlafen lassen, andere freundschaftlich pflegen.


    Olivia: welche Gedanken hast du?

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"