Wie Kommunikation gelingen kann..

  • Zitat von katyesorno75

    „Einer will Kinder, der andere nicht. Wenn der mit Kinderwunsch dann erklärt, wie er zu seinem Nachwuchs kommt... kaum möglich. Mir ist bewusst, dass ich es mit diesem Beispiel etwas auf die Spitze getrieben habe.“


    Extreme Beispiele sind immer die besten Beispiele. ;-)


    „Ich habe das große Bedürfnis, eines Tages Mutter zu sein. Möchte diese einzigartige Liebe zu einem Menschen erfahren und die Verantwortung erleben, die damit Hand in Hand geht. Dass du diesen Wunsch nicht verspürst, macht mich traurig und lässt mich beinah verzweifeln, da ich dich als meinen Partner sehr liebe. Kannst du dir vorstellen, deine Einstellung zu diesem Thema noch einmal zu überdenken? Ich befürchte, dass wegen dieser unvereinbaren Lebenspläne unsere Beziehung nicht dauerhaft Bestand haben kann.“


    Genau, der Konflikt wird damit nicht gelöst, sondern es wird auf schonende Art mit ihm umgegangen, was erstmal nicht verkehrt ist. Das zugrundeliegende Problem ist eben kaum lösbar, wenn der andere partout keine Kinder will.


    Zitat von katyesorno75

    Eure Einwände, Sukramine und SunFlower, erwecken in mir den Eindruck, ihr würdet euch sehr auf eine LÖSUNG versteifen, die unbedingt zu 100% für beide passen muss. Ich persönlich sehe das halt völlig anders..


    Aber Dein Eindruck deckt sich nicht mit meiner Realität. Menschen mit Bindungsangst haben oft, noch weniger als "normale" Menschen, wenig Zugang zu ihren Gefühlen und Wünschen. Zuerst erwecken sie z.B. den Anschein, als strebten sie mit Vollgas eine Beziehung an, plötzlich fangen sie an, sich doppeldeutig zu verhalten. Sie erwecken also den Anschein, ein Ziel zu haben, warum soll ich das nicht erstmal glauben, wie ich es einem Nicht-Bindungsängstler auch glauben würde. Früher oder später wird sich aber die ganze schöne Dynamik trotzdem in all ihrer Pracht entfalten, vielleicht mit Gewaltfreier Kommunikation ein bisschen später, aber die GFK verhindert es nicht, sie ist ein Hilfsmittel. Wir haben sie ja schon mehrmals als hilfreiches Werkzeug gewürdigt.


    Mir scheint es auch unrealistisch, den Prozess so stark über die Ziele zu stellen. Wenn ich mich mit jemandem unterhalte, dann hat das ja meist einen Grund. Ich kenne den Menschen, ich mag ihn als Freund oder Partner, und daraus folgt dann der Wunsch, ihn wirklich tief zu verstehen. Ich habe nicht die Energie und Ressourcen, alle Menschen wahllos in ihrer Tiefe und Komplexität zu verstehen. Sondern das Interesse am Gegenüber muss erst durch gemeinsame Interessen, Wünsche oder Ziele entstehen.


    Gewaltfreie Kommunikation an sich ist ja auch nicht zielfrei. Ihr Begründer Rosenberg hat sie eingesetzt, um Konflikte nach Bürgerkriegen zu befrieden, damit verfeindete Ethnien wieder miteinander leben konnten. Und klar, da ist dann erstmal gemeinsames Verstehen angesagt, aber das hat letztendlich ein Ziel. Und hätte er die gewaltfreie Kommunikation da nicht erfolgreich anwenden können, dann hätte er diese Geschichten nicht als Beleg dafür nehmen können, dass sie Wirkung zeigt.


    Ich finde es illusorisch zu glauben, dass zwischenmenschliche Beziehungen ohne Verbindlichkeit funktionieren. Und dass Freundschaften und liebe bedingungslos sein können. Maximale Sicherheit bei maximaler Freiheit. Geht meiner Meinung nach nicht.


    Und ich stimme Sukramine zu. Du beschäftigst dich eher damit, zu erklären, warum jedes unserer Gegenbeispiele, doch mit gewaltfreier Kommunikation gelöst werden kann, anstatt auf das Argument einzugehen, dass die Methode zwar das Miteinander erleichtern kann, aber die Kommunikationsprobleme mit BA-Menschen nicht lösen wird. Aber Du bist ja nicht an Lösungen interessiert, sondern nur an Prozessen.


    Ich glaube, so drehen wir uns im Kreis.

  • Zitat von Sukramine

    Ich glaube, beides sollte ausgewogen sein.


    Extrem zielorientiert wäre es zu sagen: Ich will eine Beziehung und entweder sie funktioniert oder nicht. Wenn nicht, dann such ich mir halt jemand anderen.
    Dann würde man übersehen, dass jeder Beziehung (auch ohne BÄ) auch immer etwas ist, was sich entwickelt, was immer auch KOnfliktpotential birgt, Konflikte, die gelöst werden wollen. Dass man den anderen erst kennen- und verstehe lernen muss, auch das braucht Zeit.


    Ich weiß gerade nicht genau, ob ich so rübergekommen bin, als stellte ich greifbare Ziele über alles, oder ob Du das nur so ansprechen wolltest. Ich stimme Dir jedenfalls zu. Und ich denke je nach Situation und Kontext kann auch mal das eine oder andere überwiegen, Zielorientiertheit oder Prozessorientiertheit.
    Andererseits, vielleicht kann man es noch komplizierter machen wenn man sagt, dass das gegenseitige Kennenlernen auch ein Zwischenziel ist auf dem Weg dahin zu entscheiden, ob man eben miteinander beziehungstechnisch kann oder nicht. Und selbst wenn man solche Entscheidungen gerade nicht treffen will, es ist ja nun nicht so, dass man Leute nur kennenlernt um sie auf Beziehungspotenzial abzuchecken, dann hat man doch Motive, warum man gemeinsam Zeit verbringt. Weil der andere bereichernd ist, weil es Spaß macht, weil man zusammen lacht, weil man ihn mag, und diese Erlebnisse möchte man dann gern wiederholen in der einen oder andern Form. Und schon wieder ist ein Ziel da, ganz ohne Liebesbeziehungskontext.


    Letztendlich glaube ich, dass es gar nicht besonders sinnvoll ist, die beiden so stark zu trennen, als wären sie schwarz und weiß und zu sagen, ich bin so orientiert, ihr seid so orientiert.


    Und Beziehung als Prozess finde ich persönlich sehr spannend, weil einen Beziehungen einfach verändern, bei der Weiterentwicklung helfen. Und je enger die Beziehungen, desto größer ihr Potenzial dafür, weil die Wahrscheinlichkeit für Reibung da am größten ist. Und dann muss man eben drauf vertrauen, dass einem der andere Gutes will, und dass man den Konflikt irgendwie lösen kann.

  • Ich bedank' mich mal für die vielen vielen Inputs und Hinweise! :-D
    Hab leider nur ganz kurz Zeit, gerade..
    Zusammengefasst darf wohl doch behauptet werden, dass GfK eine gute Sache ist, für diejenigen, denen es liegt.. (kann mich noch erinnern, wie mir damals vor 2 Jahren ein Licht aufgegangen ist, allein durch die Erkenntnis, dass Gefühle und Bedürfnisse zwei paar Schuhe sind. ;-))
    Diese Kommunikationstechnik alleine löst aber bestimmt nicht das Grundproblem zwischen BA&Partner_in. Hab ich eigentlich auch nie behauptet..
    Parallel dazu ist natürlich jeder, der sein Problem, seine Hemmnisse erkannt hat und tiefergehende Änderung wünscht, dazu aufgefordert, anderweitig an sich zu arbeiten.
    Bin übrigens auch seit einiger Zeit regelmäßig in einem therapeutischen Setting...spannende Sache, sehr imaginative Herangehensweise...erzähl ich vll bei Gelegenheit mehr.
    Noch eine kleine Wort(er)klärung: mit Prozessen meine ich immer Entwicklungsprozesse. Vll macht's mein Gesagtes dann besser verständlich..
    Cool ist der Perspektivenwechsel, ja!! Besonders in sehr festgefahrenen Konflikten kann er sicherlich zu mehr Empathie verhelfen.
    Das mit der Projektion spür ich noch nicht so gut...aber was nicht ist, kann ja noch werden.


    :flower:

    But the more you hold on to me
    The less you can have of me
    The more you hold on to me
    The less I am yours to keep
    (Wallis Bird "in dictum")