"Ich liebe dich nicht, wenn du mich liebst"

  • Von Dean C. Delis
    Auszug:
    "Eine unausgewogene Beziehung entsteht, wenn Liebe und Anziehungskraft bei den Partnern nicht gleich stark sind. Dann wird der, der weniger liebt, zum Überlegenen und der andere zum Unterlegenen. Der Unterlegene tut alles, um die Liebe und Aufmerksamkeit des anderen (zurück) zu gewinnen. Er wird abhängig vom Partner und dessen Zuneigung. Der Überlegene (das muss keinesfalls immer der Mann sein) fühlt sich von seinem Partner und dessen Liebesbeweisen kontrolliert, sieht sich selbst als schuldig und gefühlskalt an und zieht sich immer weiter zurück. Woraufhin der Unterlegene sein Werben noch weiter verstärkt und damit nur das Gegenteil erreicht. Ein Teufelskreis kommt in Gang, in dem beide leiden und oft falsche Auswege (Sucht, Seitensprung, übereilte Heirat oder die Fixierung auf Kinder) suchen.


    Delis geht es darum, das eingefahrene Verhalten der beiden Partner zu verändern und so die Möglichkeit zu schaffen, dass neue Liebe und eine gleichberechtigte Partnerschaft wachsen können. Dazu befreit er die beiden Partner von ihren Schuldgefühlen, räumt Kommunikationsbarrieren aus und erklärt die typische Dynamik von Beziehungen, die die Balance verloren haben. Anschließend bietet er je sieben Strategien zur Gleichberechtigung für den Unter- und den Überlegenen und zeigt seinen Lesern, wie sie lernen, ihren eigenen Persönlichkeitstyp anzunehmen und damit glücklich zu werden."


    Sehr gut geschrieben, gute Fallbeispiele und sehr hilf-/lehrreich für jemanden, der um die Liebe eines BA kämpft..., den er ist in der Rolle des Unterlegenen...

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

  • Das Buch hat mir eine Freundin geliehen, ich fand's so mittel. Für mich waren da einfach zu viele praktische Beispiele, die ganz interessant zu lesen waren, aber sich einfach zu stark von meiner Situation unterscheiden, als das sie mir irgendwie weiter geholfen hätten.
    Außerdem ist es auch nur bedingt anwendbar, weil es für Leute gedacht ist die eigentlich beide ein gesundes Bindungsverhalten haben, aber durch äußere Umstände in eine asymmetrische Situation geraten sind und da eigentlich wieder raus wollen.
    Ein Mensch mit Bindungsangst möchte aus der Situation ja gar nicht raus. Im Gegenteil, er führt solche Machtkonstellationen herbei, weil er sich nur in diesen sicher fühlt.

  • Ich würde die von Ratsuchend zitierte Aussage viel globaler formulieren:


    Es ist immer derjenige unterlegen, der vom anderen etwas will. :think:


    Das ist eigentlich ganz klar: Sobald ich von jemanden will/erwarte/erhoffe, dass er/sie etwas bestimmtes tut, hat mein Gegenüber die Macht, mir dies zu erfüllen oder auch nicht. Damit entsteht eine gewisse Abhängigkeit, die durch mein Ansinnen hervorgerufen wird.
    Und leider ist es halt so, dass die BÄ-Partner vom BÄ mehr Liebe, Zeit, Zuwendung, Gefühle usw. wollen, als der BÄ in der Lage ist zu geben. Damit ist das Gefälle vorgegeben, allerdings nicht, weil es der BÄ so will, sondern weil die Konstellation so gegeben ist. :(


    Judith

  • Ich lese gerade an dem Buch und muss sagen, dass es schwere Kost ist. Nach den ersten 80 Seiten bin ich erstmal deprimiert und sehe mich dadurch irgendwo mit Schuldgefühlen konfrontiert, da ich als Partner ja zwangsläufig in der Rolle des Unterlegenen landen muss und sich das bei mir durch meine Emotionstiefe noch entsprechend verstärkt. Ergo... Schuldig, weil ich ein einfühlsamer Partner sein wollte. Ich hoffe da kommen noch bessere Kost und würde mal pauschal nicht dazu raten, das Buch in einer schwachen Verfassung zu lesen.

  • Zitat von Tezcatlipoca

    Ich lese gerade an dem Buch und muss sagen, dass es schwere Kost ist. Nach den ersten 80 Seiten bin ich erstmal deprimiert und sehe mich dadurch irgendwo mit Schuldgefühlen konfrontiert, da ich als Partner ja zwangsläufig in der Rolle des Unterlegenen landen muss und sich das bei mir durch meine Emotionstiefe noch entsprechend verstärkt. Ergo... Schuldig, weil ich ein einfühlsamer Partner sein wollte. Ich hoffe da kommen noch bessere Kost und würde mal pauschal nicht dazu raten, das Buch in einer schwachen Verfassung zu lesen.


    In dem Buch "Intimität und Verlangen: Sexuelle Leidenschaft in dauerhaften Beziehungen " von David Schnarch ist eine ähnliche Thematik angeführt. Im Regelfall will ein Partner mehr Sex als der andere und der Partner, der kein so großes Verlagen hat (aus welchen Gründen auch immer) ist der "Überlegene", der "Bestimmer".


    Die Schuldfrage würde ich eher außen vor lassen. Schon mal erst Recht, wenn du dich schuldig fühlst, weil du ein einfühlsamer Partner sein wolltest. Genau darum geht es doch in einer Beziehung, um Nähe, um Einfühlung, um Empathie. Das der Partner damit ein Problem hat, daran trägst du keine Schuld. Dann geht es halt darum zu prüfen, um die Partnerschaft Chance auf Balance hat, mit leichten Schwankungen. Wenn aber ein Ungleichgewicht herrscht, dann sind die Bedürfnisse eines Partners zu stark übergangen worden. Dann hat die Beziehung keine Chance auf Tragfähigkeit und sollte zum Besten beider beendet werden. Aber das hat nichts mit Schuld zu tun. Der Partner mit BA handelt im Regelfall auch nicht in böser Absicht, sondern weil er geprägt wurde und dadurch die Angst entwickelt hat.

    "Vergiss nicht, der Zaun, mit dem du dich vor anderen schützen willst, umschließt auch dich"

  • Hi Leute (Sukramine und Bernstein),
    mit Geduld kann man in einer BA-Beziehung leider gar nichts reißen. Man kann sich entweder dafür entschieden, dauerhaft seine Bedürfnisse zu verleugnen oder eben gehen. Ich halte letzteres bei einer BA- Beziheung immer dann für die weitaus bessere Idee, wenn der BÄ nicht ernsthaft an sich arbeitet und eine Therapie macht. Man hilft ihm ja auch absolut nicht damit, wenn man bleibt.
    Und das Buch ist meiner Meinung nach auch eher nicht für BA- Beziehungen geschrieben, da die meisten Fallbeispiele dort von Beziehungen handeln, bei denen einer aus welchem Grund auch immer weniger toll ist als sein Partner und deshalb unterlegen. Bei BA- Beziehungen können die Partner gleichwertig (oh Mann, wie sich das anhört) oder der Partner sogar toller sein, trotzdem ist er immer in der unterlegenen Position, da er von Natur aus mehr Nähe will.
    Und ist Liebe gleich Machtlosigkeit? Für alle, die Liebe mit emotionaler Abhängigkeit gleichsetzen, sicher schon. Es kommt mir so vor, als wäre das schon hundert mal durchgekaut worden: Aber, wenn wir Liebe nur geben, um etwas zurückzubekommen, dann machen wir uns natürlich abhängig und machtlos. Tja, und bedingungslose Liebe, da wo wir nur geben wollen und nichts bekommen wollen, dazu sind wir alle, die nicht erleuchtet oder heilig sind, also solange wir noch mindestens einen Funken Egoismus in uns haben, nicht bereit.

  • Hallo Sukramine,
    wie gesagt, kann man sich an das Distanzbedürfnis des BÄlers anpassen, dann kann man vielleicht zeitweilig ein gewisses Gleichgewicht herstellen, bei dem man aber seine eigenen Bedürfnisse nach Nähe verleugnet. Dazu brauch man auch nicht das Buch, um zu merken, dass ein BÄler immer wieder sehr viel Abstand braucht und alles nur schlimmer wird, wenn man ihm den nicht gibt. Das Distanzbedürfnis des BÄ ändern kann man aber durch eigenes Verhalten nicht. Da gehört viel Selbsterkenntnis, Reflexion und Arbeit des BÄlers an sich selbst und seinen Mustern dazu.
    Und da Du von Pathologisieren sprichst: BA ist und bleibt eine Störung, denn nicht nur ein großes Distanzbedürfnis macht Bindungsangst aus, sondern auch Probleme in der Kommunikation, Konfliktfähigkeit, Im Erkennen, was man selber will und fühlt. Es ist eben nicht normal, sondern pathologisch, Panikattacken zu bekommen oder schlimme körperliche Symptome, weil einem jemand zu Nahe gekommen ist, es ist nicht normal, so eine extreme Angst zu haben, verletzt zu werden, dass man niemanden an sich ranlassen kann und es ist nicht normal, dass sich die eigenen Gefühle ausschalten, wenn die Nähe zu groß wird und es ist auch nicht normal, dass jemand seinen Partner erst total vor den Kopf stoßen und die Beziehung kaputt machen muss, um wieder auf den Partner zugehen zu können.
    Da pendelt sich nichts ein und es wird niemals eine für beide Seiten befriedigende Beziehung geben. Das Maß an zugelassener Nähe wird ohne Therapie des BÄler immer gleich bleiben bzw muss mit Distanzierungsstrategien wie fremdgehen kompensiert werden.Wenn hier Geschichten erfolgreicht verliefen (was sehr selten war), dann war meiner Meinung nach der BÄ sehr reflektiert und hat hart an seinem eigenen Verhalten gearbeitet (und auch dann ist es schwer, etwas zu ändern) oder die Bindungsangst war nur sehr sehr leicht ausgeprägt.

  • Zitat von gigola

    Es ist eben nicht normal, sondern pathologisch, Panikattacken zu bekommen oder schlimme körperliche Symptome, weil einem jemand zu Nahe gekommen ist, es ist nicht normal, so eine extreme Angst zu haben, verletzt zu werden, dass man niemanden an sich ranlassen kann


    Wenn man schlechte Erfahrungen gemacht hat, dann ist das völlig normal und auch sinnvoll so. Gebranntes Kind scheut das Feuer. Ich bin auch der Meinung, dass man sich den meisten Menschen nicht anvertrauen sollte, wenn man nicht ein ziemlich dickes Fell besitzt. Nicht weil sie bösartig sind, sondern weil sie eben nur sich und ihre eigenen Bedürfnisse im Blick haben. Die Gefahr, in einer Beziehung retaumatisiert zu werden ist sehr hoch, auch wenn die Partner das nicht verstehen, weil sie sich selbst nicht als Gefahr wahrnehmen.


    Zitat von gigola

    Da pendelt sich nichts ein und es wird niemals eine für beide Seiten befriedigende Beziehung geben.


    Das sehe ich auch so. Ein Schieflage in der Beziehung hinzunehmen bringt niemanden etwas. Der eine ist unglücklich, der andere merkt, dass er mit seinen Forderungen durchkommt und wird immer weniger bereit, sich zu überlegen, was er eigentlich will.

  • Mich würde mal interessieren ob es hier jemanden gibt, dem es gelungen ist, dieses Ungleichgewicht wieder in ein Gleichgewicht zu verwandeln. Ich hatte damit noch nie Erfolg, ganz egal wie ich mich verhalten habe. Ich glaube, so richtig funktioniert das nur, wenn die eigenen Gefühle nicht mehr so tief oder ganz abgeklungen sind. Wer irgendwas von einer anderen Person will, begibt sich automatisch in die Position des Abhängigen und gibt dem anderen Macht.

  • Ich habs nun auch durch. :study:


    Einerseits scheint es mir gar nicht so weit entfernt zu sein von "Vom Jein zum Ja". Es werden wohl lediglich vielfach andere Begriffe gewählt, um das Gleiche auszudrücken. Die Verhaltenstipps - auf eine besondere Art und Weise miteinander zu reden - kommen mir auch bekannt vor.


    Andererseits frage ich mich (wie andere auch), ob das Buch auf BA-Beziehungen paßt. Es ist ja ganz erfrischend und zupackend, nicht gleich alles pathologisieren zu wollen. Aber die BÄler, mit denen ich zu tun hatte, und auch diejenigen, die ich einfach nur so kenne (mit einigen bin ich schon lange gut befreundet), wurden alle früher oder später mit Depressionen oder Schlimmerem diagnostiziert (Schizophrenie...). Mir erscheint Bindungsangst daher leider doch eher ein Symptom von tiefgreifenden Störungen zu sein, die erst einmal austherapiert werden müßten, damit die BA zurückgeht.


    Das Buch ist außerdem schon etwas älter, 1990 erstmals erschienen. Entspricht es noch dem neuesten Stand der Forschung? Als Laiin kann ich das nicht beurteilen.


    Ich habe aus der Lektüre viele Denkanstöße und Verhaltenstipps mitgenommen, die ich hoffe, einmal in einer "normalen" Beziehung umsetzen zu können.


    Was ich aber beim Lesen richtig beunruhigend fand, ist, daß ja auch "normale" Beziehungen ins Ungleichgewicht kippen können. Und das aus Gründen, die mir so nichtig scheinen... :shock: ... da sagt man seinem Partner, daß man ihn liebt - schwupp, schon ist man die Unterlegene, er wird sich meiner zu sicher, ist gelangweilt, seine Gefühle schwinden, er sucht sich eine Geliebte, daraufhin distanziere ich mich von ihm, das findet er dann wiederum attraktiv, will zu mir zurück, nun weiß ich aber nicht, ob ich ihn wiederhaben will und bin jetzt die Überlegene... Kann man überhaupt was richtig machen? Und ich dachte, nur BA-Beziehungen wären leidvolles Drama!

  • Bei mir ist es so, wenn ich die Männer nicht mehr liebte, dann liebten sie mich. Nur wenn ich Eisblock bin dann taue ich nicht auf für solche Menschen.

    Um in der Welt etwas zu bewirken, bedarf es liebevoller Emotionen, nicht kaltherziges Denken!


    Wenn du mein Licht erst kennst, dann weißt Du, wie hell dein Tag sein kann und wie hinreißend die Freude die Du, durch mich erfährst.