aufruf in eigener sache

  • Ich finde es ok, sich auch als junger Mensch Gedanken über eine Patienteverfügung zu machen, schließlich sind wir alle nicht davor gefeit, durch Unfall etc in die schlimme Lage zu kommen, nicht mehr für sich selber bestimmen zu können.
    Selber habe ich schriftlich zusätzlich verfügt, im Falle eines Komas nicht länger als ein halbes Jahr künstlich,d.h. Beatmung und Ernährung am Leben erhalten zu werden . Damit befreie ich meine Eltern oder Angehörigen von diese schlimme Last der Entscheidung und Verantwortung der Pflege.
    Mit der Sterbehilfe ist das so eine Sache, du musst austherapiert und ohne Hoffnung im Sterben liegen,damit du erleichternde Mittel bekommst.....z.B. Im Hospiz. Ansonsten bewegen sich Ärzte in einer gesetzlichen Grauzone.


    und liebe Mary es ist gut an Plan A, B und V zu denken.....aber bitte warte erst mal Befund ab.

    Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es einen unstillbaren Sommer in mir gibt.
    Albert Camus

  • Zitat

    Mit der Sterbehilfe ist das so eine Sache, du musst austherapiert und ohne Hoffnung im Sterben liegen


    Ja, aber wenn ich jeden tag große schmerzen habe oder mir jeden tag speiübel ist, dann ist das leben doch nur noch ne qual für mich, dann will ich nicht mehr leben. Ich hatte in meinem umfeld 2 menschen , die sich gern selbst umgebracht hätten, aber nicht mehr in der lage waren. Das ist grausam.


    Na klar hoffe ich erst mal, daß das alles doch nicht so schlimm ist.

  • Krasses Thema hier. Ich arbeite als ISA, also in der individuellen Schwerstbehinderten Assistenz. Mein Klient, dessen Hauptassistenz ich gerade bin, kann quasi nichts mehr selbst. Man muss ihn aus dem Bett holen, in den E- Rolli setzen, waschen, duschen, anziehen, Haare kämmen, rasieren, Zähne putzen, essen eingeben, Trinken eingeben, zu Terminen beim Arzt und Krankengymnastik begleiten, den Katheter versorgen, ihm die Kippe an den Mund halten etc. Ich habe festgestellt, dass gerade die Menschen, die wirklich keine gute Prognose haben die sind, die am wenigsten sterben wollen, die am meisten Lebensmut entwickeln und auf einmal ganz neue Ziele und Wünsche entdecken.


    Die meisten meiner Klienten haben eine Patientenverfügung, die letzte Woche auch mal wieder zur Sprache kam, da besagter Klient mit dem Notarzt in die Klinik kam, da nicht mehr ansprechbar. Ich weiß was in dieser Verfügung steht ( und weiß auch zum Glück noch was in meiner steht, damit im Falle meines Todes nämlich nicht mein Mann mit Entscheidungen belastet werden muss, die er gar nicht tragen kann) und wo sie aufbewahrt werden. Patientenverfügungen sind generell sehr gut ( auch für nicht "Akut Sterbende"!!) und jeder sollte sich mal mit dem Thema auseinander setzen. Im Notfall bleibt sonst alles an den Angehörigen hängen.


    Exit und CO. sind übrigens wahnsinnig teuer. Da kannst gleich mal mit 10.000 - 15.000 Euro rechnen wenn du nicht mindestens drei Jahre Mitglied bei denen warst und dann noch entsprechend deiner Lebensjahre Geld gezahlt hast. Dazu musst du in der Schweiz leben, also einen festen Wohnsitz haben oder einen schweizer Pass besitzen ( den bekommst du frühestens nach 15 Jahren in der Schweiz arbeiten und leben in manchen Kantonen) Bei psychischen Leiden ist es noch schwerer, das Exit einem hilft. Das ist verschwindend gering durch zu bekommen.

  • Zitat

    Ich habe festgestellt, dass gerade die Menschen, die wirklich keine gute Prognose haben die sind, die am wenigsten sterben wollen, die am meisten Lebensmut entwickeln und auf einmal ganz neue Ziele und Wünsche entdecken.


    Das stimmt, ich bringe Mut in meine Gruppe.


    Ich wurde von BAler gefragt, was ich für Wünsche habe, hab ich gesagt keine, hab alles was ich brauche, aber einen Mann der mich so nimmt, wie ich bin. Jetzt habe ich Wünsche, einige hab ich mir selbst erfüllt und einige kommen nächstes Jahr dran :-)


    Hab gemerkt, das funktioniert, wenn man selbst in die Hand nimmt, wie ich schon immer getan habe.

    Um in der Welt etwas zu bewirken, bedarf es liebevoller Emotionen, nicht kaltherziges Denken!


    Wenn du mein Licht erst kennst, dann weißt Du, wie hell dein Tag sein kann und wie hinreißend die Freude die Du, durch mich erfährst.

  • Zitat

    Ja, aber wenn ich jeden tag große schmerzen habe oder mir jeden tag speiübel ist, dann ist das leben doch nur noch ne qual für mich, dann will ich nicht mehr leben


    Das verstehe ich gut, aber "allein" dafür wirst Du wahrscheinlich keine Sterbehilfe in Anspruch nehmen können.


    Da ich ja auch letztes Jahr so furchtbar gelitten habe gesundheitlich, habe ich mich damit natürlich auch auseinandergesetzt. Ich hatte auch die Dignitas (oder war es exit?, egal..) angeschrieben. Ich bekam zwar eine nette höfliche Antwortmail, aber keine Chance in meiner Sache. Ich würde mir sehr wünschen, dass es hier in Deutschland eine Sterbehilfe gäbe, egal ob man nun austherapiert oder sterbenskrank ist. Wenn man zu sehr leidet und eben nicht mehr leben will, dann sollte man doch die Möglichkeit bekommen, sich auf "sanfte" Art aus diesem Leben zu verabschieden. Denn wer wirklich nicht mehr will, der sucht Wege, die dann allzuoft in noch größerem Leid enden, weil sie fehlschlagen. Oder wer möchte schon einen Angehörigen mit aufgeschlitzen Pulsadern in der Badewanne vorfinden, oder am Strick baumelnd auf dem Dachboden oder als Matsch auf der Straße wenn einer vom Hochhaus springt? Es wäre schön, wenn diese Mittel, die sie dort verwenden, etwas besser zugänglich wären. Natürlich ist das eine zwiespältige Angelegenheit und sicher nichth so einfach zu regeln, damit kein Missbrauch entsteht. Aber des Menschen Wille sollte respektiert werden. Es muss ja auch keine andere Person zugegen sein, es wrüde ja reichen wenn man einen Drink schluckt,der wirksam genug ist um das Licht auszulöschen ohne das Riskio dass man womöglich noch gelähmt , krank und lebensmüde im Rollstuhl sitzt, weil die Aktion schiefgegeangen ist.


    Aber gut, so schnell wird sich hier wohl nichts ändern.

  • Ich hab so einen "Fall" in meiner Betreuung, der sich vor 16 Jahren in suizidaler Absicht aus dem Fenster gestürzt hat und seitdem mit Querschnittslähmung und allem was dazu gehört im Rollstuhl sitzt. Der würde heute übrigens nicht mehr sterben wollen und hat ein sehr erfülltes Leben. Genau aus dem Grund bin ich dagegen, das man Sterbehilfe bei Krankheiten betreibt, die an für sich heilbar wären und sich weiter auf die Fälle beschränkt, die ohnehin dem Tode geweiht sind um großes Leid zu vermeiden.


    Ich selbst hab seit nun über 15 Jahren Depressionen, Essstörung, Angsterkrankung und war in diesen Jahren oft an diesem Punkt das ich nicht mehr wollte ( und es auch aktiv versucht habe). Ich hab eine Klinik nach der anderen von Innen gesehen, eine Therapie nach der nächsten gemacht und siehe da, mittlerweile gehts mir so gut das ich wieder ein Leben habe und von Sterben kann keine Rede mehr sein. ( Und Mary, mir war es 5 Jahre am Stück schlecht! War eine Horrorzeit aber ich hab die überstanden und lebe heute mit einzelnen Tagen der Übelkeit, für die ich aber sicher nicht mein Leben geben würde)


    Suizidgedanken und Absichten bei psychischen Erkrankungen sind mega gefährlich für die aktive Sterbehilfe ( was auch der Grund ist, warum die normal nicht begeleitet werden), weil nämlich Suizidgedanken und Versuche bei vielen Krankheiten als Symptom der Erkrankung auftreten und nicht der eigentliche Wunsch des Menschen wären. Vor zwei Jahre hat sich meine Freundin aufgehanden, einen Tag vor Silvester. Sie war erst vor kurzem Mutter eines gesunden und süßen Sohnes geworden. Bis heute mach ich mir Vorwürfe, weil ich überzeugt bin man hätte ihr helfen können. Ihr Tod war einfach sinnlos.


    Ich bin prinzipiell für die Sterbehilfe und würde diese Leute auch begleiten im Rahmen meines Jobes aber eben nicht bei Krankheiten, die nicht Hieb und Stichfest unheilbar sind sondern therapierbar und heilbar sind.

  • Ich lebe jeden Tag mit Schmerzen und es gibt keine Medikamente die mir helfen und Morphium etc. das hebe ich mir auf, wenn es gar nicht mehr geht, lenke mich mit schönen Sachen ab, auch wenn ich nur rumgammele und das hilft.

    Um in der Welt etwas zu bewirken, bedarf es liebevoller Emotionen, nicht kaltherziges Denken!


    Wenn du mein Licht erst kennst, dann weißt Du, wie hell dein Tag sein kann und wie hinreißend die Freude die Du, durch mich erfährst.

  • Zitat

    Mein Klient, dessen Hauptassistenz ich gerade bin, kann quasi nichts mehr selbst.


    Kann er noch reden, sagen, was seine wünsche sind? Will er noch leben, oder verflucht er diesen zustand? Ich habe gesehen, wie jemand jeden tag verflucht hat, an dem er früh aufgewacht ist, der seine angehörigen angefleht hat, ihn umzubringen. Was die natürlich nicht gemacht haben, weil sie ja selber auch noch ein schönes leben haben wollten, und das nicht im knast.

    Zitat

    Dazu musst du in der Schweiz leben, also einen festen Wohnsitz haben oder einen schweizer Pass besitzen ( den bekommst du frühestens nach 15 Jahren in der Schweiz arbeiten und leben in manchen Kantonen)


    zahir hat gemeint, man müsse nur „zum sterben“ in die schweiz kommen, nationalität und aufenthalt wären egal. Das geld würde ich schon irgendwie zusammenbekommen, danach braucht ich eh nichts mehr.

    Zitat

    aber einen Mann der mich so nimmt, wie ich bin.


    Mein 1. wunsch ist gesundheit, gesundheit, gesundheit. Mir würde es reichen, wenn es auf dem stand von vor 1 jahr gehalten werden könnte. Muß ja nicht 100 % sein, sollte einfach erträglich werden. Selbst wenn es auf dem jetzigen stand bliebe, wäre es ok für mich. Ich kann zwar fast nicht mehr autofahren, nur noch relativ wenig laufen und komme kaum mehr treppen rauf und runter. Ausflüge und urlaub sind nicht mehr drin. Und ich habe jeden tag schmerzen, allerdings in erträglichem maß. Ist eher lästig als schlimm. Wache in der nacht im stundentakt auf. Aber daran habe ich mich mittlerweile schon gewöhnt.


    Und der 2. wunsch wäre wie bei nita ein mann. Wohin das führt, mit dem, den ich erst vor kurzen kennengelernt habe, weiß ich nicht. Ich hoffe mal, zum glück.

    Zitat

    Da ich ja auch letztes Jahr so furchtbar gelitten habe gesundheitlich, habe ich mich damit natürlich auch auseinandergesetzt. Ich hatte auch die Dignitas (oder war es exit?, egal..) angeschrieben. Ich bekam zwar eine nette höfliche Antwortmail, aber keine Chance in meiner Sache.


    Hättest du noch die kraft / möglichkeit gehabt, dich selbst umzubringen? Und wenn ja, warum hast du es dann doch nicht getan? Geht es dir jetzt wieder besser, so daß das leben erträglich ist?


    Zitat

    Ich würde mir sehr wünschen, dass es hier in Deutschland eine Sterbehilfe gäbe, egal ob man nun austherapiert oder sterbenskrank ist. Wenn man zu sehr leidet und eben nicht mehr leben will, dann sollte man doch die Möglichkeit bekommen, sich auf "sanfte" Art aus diesem Leben zu verabschieden. Denn wer wirklich nicht mehr will, der sucht Wege, die dann allzuoft in noch größerem Leid enden, weil sie fehlschlagen. Oder wer möchte schon einen Angehörigen mit aufgeschlitzen Pulsadern in der Badewanne vorfinden, oder am Strick baumelnd auf dem Dachboden oder als Matsch auf der Straße wenn einer vom Hochhaus springt? Es wäre schön, wenn diese Mittel, die sie dort verwenden, etwas besser zugänglich wären.


    Genau der meinung bin ich auch. Ich will da auch niemand mit reinziehen.

    Zitat

    damit kein Missbrauch entsteht.


    Mancher könnte ja auf die idee kommen, jemand anderen „aus dem weg zu räumen“.

    Zitat

    Es muss ja auch keine andere Person zugegen sein, es wrüde ja reichen wenn man einen Drink schluckt,der wirksam genug ist um das Licht auszulöschen ohne das Riskio dass man womöglich noch gelähmt , krank und lebensmüde im Rollstuhl sitzt, weil die Aktion schiefgegeangen ist.


    Genauso sehe ich das auch. Oder eben ne „professionelle“ begleitung.

    Zitat

    das man Sterbehilfe bei Krankheiten betreibt, die an für sich heilbar wären


    ich finde, das sollte jeder mensch für sich entscheiden. Ich würde nie jemand anderem meine weltanschauung oder lebenseinstellung aufs auge drücken wollen. So anmaßend und arrogant bin ich nicht. Ich bin sehr tolerant.

    Zitat

    Und Mary, mir war es 5 Jahre am Stück schlecht! War eine Horrorzeit aber ich hab die überstanden und lebe heute mit einzelnen Tagen der Übelkeit, für die ich aber sicher nicht mein Leben geben würde)


    wegen einzelner tage oder ner leichten übelkeit mache ich auch keinen aufstand, das bin ich gewohnt. Aber bei 5 jahren würde ich versuchen, was dagegen zu unternehmen. Ich gehöre nicht zu den masochisten, die es toll finden, zu leiden. Da will ich lieber kurzen prozeß.

    Zitat

    Suizidgedanken und Absichten bei psychischen Erkrankungen sind mega gefährlich für die aktive Sterbehilfe


    es geht bei mir momentan um rein körperliche sachen, die ich schon habe, und sich massiv verschlimmern könnten, oder die zur zeit im raum stehen, und auch nicht grad lustig sind, wenn sie sich bewahrheiten.


    Ich würde z. b. bei krebs nie ne chemo machen, die würde ich einfach verweigern, und das ist durchaus erlaubt, da kann niemand was machen. Ich habe schon mal in einer lebensgefährlihcen situation die behandlung erst mal verweigert. Der arzt hatte keine chance. Aber wie man sieht, meine zeit war damals noch nicht abgelaufen, ich bin noch ziemlich munter. Und soweit ich weiß, wenn man sich nur aggressiv genug aufführt, dann kann ein krankenhaus sich weigern, einen aufzunehmen. Auf diese weise komme ich dann auch noch zum ziel.

    Zitat

    Ich lebe jeden Tag mit Schmerzen und es gibt keine Medikamente die mir helfen und Morphium etc. das hebe ich mir auf, wenn es gar nicht mehr geht,


    sind die schmerzen schon so unerträglich? Hast du auch mal schmerzfreie zeiten? „gewöhnt“ man sich an den schmerz?

  • Die Schmerzen sind mal mehr und mal weniger.

    Um in der Welt etwas zu bewirken, bedarf es liebevoller Emotionen, nicht kaltherziges Denken!


    Wenn du mein Licht erst kennst, dann weißt Du, wie hell dein Tag sein kann und wie hinreißend die Freude die Du, durch mich erfährst.

  • Zitat von SugarLea


    Exit und CO. sind übrigens wahnsinnig teuer. Da kannst gleich mal mit 10.000 - 15.000 Euro rechnen wenn du nicht mindestens drei Jahre Mitglied bei denen warst und dann noch entsprechend deiner Lebensjahre Geld gezahlt hast. Dazu musst du in der Schweiz leben, also einen festen Wohnsitz haben oder einen schweizer Pass besitzen ( den bekommst du frühestens nach 15 Jahren in der Schweiz arbeiten und leben in manchen Kantonen) Bei psychischen Leiden ist es noch schwerer, das Exit einem hilft. Das ist verschwindend gering durch zu bekommen.


    die bedingungen sind, soweit ich auf die schnelle gesehen habe, bei dignitas anders. ich habe mich aber nicht vertieft damit auseinander gesetzt.
    zum selber lesen:


    http://www.exit.ch und http://www.dignitas.ch


    Die Geldbeträge stimmen wohl in etwa, aber auch hier schreibt dignitas, dass, wenn es sich jemand nicht leisten kann, darüber verhandelt werden kann. steht alles auf deren webseite.


    wie gesagt, ich habe mich nicht vertieft mit dem thema befasst, sterbehilfe für ausländer in der schweiz ist aber definitiv möglich, da war ein fall vor wenigen tagen in den zeitungen. eine britin, die zudem noch nicht offensichtlich todkrank war und trotzdem zu sterben in die schweiz kam.


    zahir

    Spock: You mistake my choice not to feel as a reflection of my not caring, while I assure you the truth is precisely the opposite.
    (Star Trek Into Darkness)