Hallo zusammen,
mir (m 31) ist erst seit ein paar Monaten bewusst, dass ich überhaupt an Bindungsangst leide, ich befinde mich zum zweiten Mal in meinem Leben in einer "Beziehung" mit einer hochgradingen "Wegläuferin". Habe aber inzwischen einiges gelesen und bin mir inzwischen im Klaren darüber, dass ich selbst (unbewusst) indirekt davonlaufe, auch wenn ich mir (bewusst) nichts sehnlicher Wünsche als eine glückliche, feste Partnerschaft, vor allem natürlich mit ihr (was absolut hoffnungslos ist). Im Rückblick auf mein bisheriges Beziehungsverhalten in den letzten 15 Jahren macht das auch absolut Sinn. Momentan versuche ich meine Angst zu "erkunden" und mir meiner verborgenen Handlungsabläufe bewusst zu werden. Und soweit sind die Grundsätze der Bindungsangst ja auch nicht so schwer zu verstehen. Es gibt allerdings eine Sache, die ich nicht einordnen kann und das ist die Sache mit der körperlichen Attraktivität:
In beiden Beziehungen, in welchen ich mich hoffnungslos in zwei hochgradige Bindungsphobikerinnen "verliebt" habe, hatte ich es mit extrem hübschen Frauen zu tun. Bevor ihr antwortet: Natürlich bin ich mir bewusst dass der passive Partner (also ich, der "Hinterherläufer") dazu neigt, den aktiven (also den davolaufenden Partner) zu überidealisieren und ihn in den Himmel zu loben. Es ist allerdings so, dass beide Frauen tatsächlich auch von anderen als extrem hübsch beschrieben wurde, die eine war in meinem Freundekreis nur als "Felix' heiße Schwester" bekannt, jeder wollte sie und ich bin aus allen Wolken gefallen, als sie mich plötzlich ziemlich deutlich angegraben hat und konnte mein Glück kaum fassen, als ich sie regelmäßig gedated habe und irgendwann auch im Bett mit ihr geladet bin. Zunächst war ich der King unter meinen Kumpels... Ähnlich war es bei der zweiten. Beide konnte man in keiner Bar auch nur fünf Minuten alleine stehen lassen, bevor sie den ersten Drink spendiert bekommen haben. Immer wieder habe ich mitbekommen wie sie von Barkeepern, Bademeistern, Werkstattmitarbeitern usw. angesprochen wurde. Das haben mir beide auch immer wieder berichtet. Permanent haben sie irgendwelche Typen aus ihrem Freundekreis angeschrieben. Es war beide Male eine Qual, ich konnte mich ihrer nie sicher sein. Ich wusste immer: Sie kann jeden, wirklich jeden anderen haben. Umso qualvoller wenn sie mich mal wieder auf Disntanz gehalten hat oder abgetaucht war. -->Quälende Fragen ob- bzw. mit wem sie sich gerade trifft usw.
Wie jeder anständige Bindungsphobiker war ich jedoch auch selbst bereits mind. einmal in der umgekehrten Situation. Sie ist mir hinterhergelaufen und ich war derjeniger der nicht wollte. In diesen fällen war es jedoch so, dass die Frauen (auch Objektiv betrachtet - das ist wichtig!) deutlich weniger attraktiv waren. Klar liegt Attraktivität im Auge des betrachters, aber man kann es zu einem Teil doch auch einigermaßen Objektiv betrachten. Ein Victorias Secret Model ist nun mal hübscher als Angela Merkel. Diese Frauen waren extrem nett zu mir, haben mich geliebt wie ich bin - und ganz ehrlich, ich bin überzeugt, wenn sie attarktiver gewesen wären, wäre ich sehr glücklich mit ihnen geworden. Warum bin ich also überhaupt die Beziehung mit ihnen eingegangen? In beiden Fällen in einer durchfeierten Nacht, angetrunken kennen gelernt und nur aufgrund ihres super Charakters auf sie eingelassen. Klar fand ich sie natürlich auch ein bisschen attraktiv, aber sie haben mich nicht "umgehauen". Und seine eigene Freundin sollte man doch nicht nur "durchschnittlich" finden, oder? Bereits von Tag 1 wusste ich: Diese Frau will ich nicht behalten. Man mag mir jetzt Sexismus und Oberflächlichkeit vorwerfen, aber erstens gehört körperliche Anziehung doch auch dazu und zweitens wäre ich nicht hier, wenn ich mich meinen Problemen nicht stellen wollte.
So wie ich Bindungsangst bisher verstanden habe, hat körperliche Attraktivität bei Bindungsphobikern -natürlich auch-, aber eher weniger mit der Partnerwahl zu tun, als hauptsächlich geht es darum, sein BA-Gegenstück zu finden (Jäger/in und Gejagte/r). Normalerweise sollte ich als BAler doch erst dann kein Interesse mehr an einer Frau haben, wenn sie mich wirklich haben will? Bei mir ist es aber so wie oben beschrieben: Ich weiß von der ersten Minute (aufgrund ihrer Attraktivität) ob ich sie behalten will oder nicht. Nach dem Motto: Hübsch finde ich sie schon mal, wenn jetzt noch der Charakter passt, kann ich mich verlieben.
Lange (sehr lange, sorry) Rede, kurzer Sinn: Warum hatte ich noch nie die Situation, dass ich eine Frau extrem hübsch fand, bereits aber nach kurzer Zeit (sobald ich sie sicher habe) das Interesse verliere, wie es bei den meisten BAlern ist?
Suche ich mir (unbewusst) absichtlich Frauen aus, die "out of my league" sind? Die ich quasi niemals halten kann?
Ich habe den verdacht, dass ich das tue. Und weil ich bei Frauen die hübsch UND psychisch gefestigt (also nicht BA) sind, keine Chance habe, lande ich immer wieder bei den hübschen, aber psychisch extrem labilen.
Mir kommt es vor, also suchen sich die Bindungsphobiker mich aus, das war übrigens auch in beiden Fällen als ich hinterhergelaufen bin so: Sie haben mich völlig überraschend angebaggert, ich selbst wäre kaum darauf gekommen es bei so hübschen Frauen überhaupt zu probieren. Dazu kommt noch: Bereits bevor ich die beiden auch nur annähernd persönlich kannte, habe ich sie bereits gesehen und fand sie unglaublich hübsch und hätte bereits da vieles dafür getan mit einer solchen Frau zusammen zu kommen, was ich aber nie für möglich gehalten hätte - bis sie mich wie gesagt angebaggert haben. Wie passt das mit Bindungsangst zusammen? Wieso finde ich sie schon unglaublich begehrenswert bevor ich überhaupt die Chance hatte (unbewusst) herauszufinden, ob sie mein passendes BA-Gegenstück ist?
Umgekehrt als ich derjenige war, der nicht wollte: Warum wusste ich schon ab Tag eins aufgrund ihrer mangelnden Attraktivität gewusst, dass ich sie nicht behalten will?
Eine Frage lässt sich für mich (gefühlt) sofort beantworten: Wenn mich eine genauso hübsche Frau wie meine beiden "Davonläufer-Freundinnen" auf der Straße ansprechen würden und wirklich eine feste Beziehung mit wollten, kann ich mir beim besten Willen und aller Selbstreflektion nicht vorstellen, davon zu laufen. Wahrscheinlich würde ich eher klammern. Es würde aber auf jeden Fall eine vertraute Beziehung zustande kommen. Das ist meine absolut feste Überzeugung. Und die kann ich irgendwie überhaupt nicht mit meinem Wissen über Bindungsansgt in einklang bringen...
Nochmal im Kurzen: Hübsch-Bindungsphobikerin = hatte ich bereits, Sie hat kein Interesse an mir
Durchschnittlich-Bindungswillig = hatte ich bereits, ich hatte kein Interesse an ihr
Was passiert wenn ich eine hübsche UND bindungswillige Frau treffe? Das hatte ich noch nie.
Vielleicht treffe ich solche Frauen nicht, weil ich mich innerlich nicht gut genug für sie fühle und deshalb von ihnen kaum als attraktiv wahrgenommen werde? Ist das der Kern der Sache? Der Ursprung meines Problems?
Ich möchte nochmal ausdrücklich betonen, dass es hier tatsächlich auch um objektiv beurteilbare Attarktivität geht. Das war sowohl am Verhalten unseres (männlichen) Umfeldes sofort zu erkennen, als auch im ansonsten in der Öffentlichkeit. Also NICHT (nur) durch mich (als BA-verblendeten) selbst.
Habe ich vielleicht eine narzistische Störung und brauche hübsche Frauen um mich aufzuwerten? Wieso entpuppen sich alle richtig attraktiven Frauen die mich anmachen bereits nach kürzester Zeit als hochgradige Bindungsphobikerinnen? Wieso werde ich nicht auch mal von einer attraktiven, psychisch stabilen angegraben? Wenn ich in einem solchen Fall dann wegrennen würde, würde ich ja alles einen Sinn machen, aber das kann ich mir beim besten willen nicht vorstellen. Ich glaube ich würde sie sofort heiraten wollen und wäre überglücklich, dass ich endlich eine hübsche UND nette Freundin habe. Das passt alles irgendwie nicht zusammen für mich.
Ich weiß das klingt so, als ob ich mich herausreden wollte "die falschen Frauen graben mich halt an, ich kann nichts dafür"... Das will ich aber überhaupt nicht. Ich weiß dass irgendwo hier bei mir der Fehler liegt, ich kann ihn nur nicht ganz klar erkennen und erhoffe mir hier Tips von jemandem der vielleicht schon weiter ist als ich.
Ich hoffe jemand kann diesen zugegebenermaßen vielleicht etwas wirren Schilderungen folgen, oder macht sich überhaupt die Mühe alles durchzulesen, das wär ja schon mal was Vllt habe ich ja Glück und eine/r von euch kann mir etwas Licht in meine Bindungsphobie werfen. Mir geht es vor allem darum, mich zunächst mal selbst zu verstehen. Mit über 30 kam die Erkenntnis leider etwas spät.
Vielen Dank schon mal!