Verbindlichkeitsgefühl immer zum selben Ereignis?

  • Naja, in den meisten Fällen hat man ja nie gelernt anders zu fühlen zu denken und zu handeln.

    Dann ist es quasi die eigene Normalität.

    (Es sei denn das Trauma entstand eben später)


    Aber Abspaltungen fühlen sich nicht schlimm an, finde ich.

    Die Gefühle sind eben einfach nicht da.

    Ja, so ist das wohl (leider). Deswegen hab ich ja trotz allem Elend, was dieses Verdrängen und Abspalten, das mein Gegenüber an den Tag legt, bei mir auslöst, auch irgendwo Verständnis, weil er es anders wohl nie gelernt hat. Sich selbst wahrnehmen. Seine Gefühle wahrnehmen. Das sagt er sogar offen, dass er das nicht kann.


    Ich hatte vermutet, dass es sich schlimm anfühlt, wenn das Gegenüber (ich) durch mein Verhalten die verdrängten Anteile und Gefühle wieder etwas in Bewusstsein holt. Weil mich öfters die Vehemenz erstaunt hat, mit der verdrängt und attackiert wird. Das tut man doch normalerweise nicht, wenn sich der Zustand (wo die Verdrängung droht, nicht mehr zu funktionieren) nicht schlimm anfühlen würde.

  • Ich glaube nicht, dass sich so leicht etwas verdrängtes ins Bewusstsein holen lässt.

    Ich denke dass alleine der Versuch schon auf massive Gegenwehr stoßen kann.

    Sonst würde ja jeder Film das verdrängte an die Front holen. Wenn’s so einfach wäre, könnte man sich Therapien sparen.


    Eigentlich funktionieren die Schutzmauern sehr gut. Und noch besser, wenn man versucht sie von extern einzureißen, vermute ich.


    „Schlimm“ anfühlen ist ja auch sehr relativ.

    Bei mir war da häufig eine schier unkontrollierbare Wut, massiver Trotz oder sogar richtige Übersprungshandlungen. Also nichts, was so richtig zur Situation passte.

    I can buy myself flowers

    Write my name in the sand

    Talk to myself for hours

    Say things you don't understand

    I can take myself dancing

    And I can hold my own hand

    Yeah, I can love me better than you can

  • Wut auf den Partner?

  • Ja klar, auch.

    Ich bin innerlich ausgerastet, wenn man Partner mir das Gefühl gegeben hat er würde klammern, oder jammern oder bedürftig sein.


    Auch wenn er krank oder sogar verletzt war.

    I can buy myself flowers

    Write my name in the sand

    Talk to myself for hours

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  • Ist das etwas was bei Bindungssorgen ggf. nicht ausreichend differenziert wird? Irgendwas muss es ja geben was verbindet. Ist dir denn wichtig dass deine Partnerin die emotional oder körperlich treu ist? Nicnov Oder wäre dir das auch willkommen, weil es Abstand bringt? Und weitere Unabhängigkeit für deine Partnerin?

    Auch die Vorstellung daran bringt manchmal den erwünschten Abstand, ja. Und signalisiert mir, dass sie eine eigenständige Person ist. Dass sie an der Beziehung hängt/mich liebt, engt mich oft ein. Ich glaube körperliche Untreue wäre aber auch etwas, mit dem wir beide umgehen könnten.

    Nicnov

    Danke nochmal für die Einblicke in dein Denken/Wahrnehmen. Irgendwie versuche ich wohl über deine Antworten den Mann zu verstehen, um den es mir geht. Nur gelingt mir das nicht recht.

    Aber ich verstehe den Zusammenhang nicht. Diese Annahme, dass niemand einen unterstützen mag und man sich total liebensunwert fühlt, kann ich so von dem Mann unterschreiben, den ich traf/treffe. Aber wenn man glaubt, dass einen selbst niemand unterstützen mag, wie kommt es dann dazu, dass man auch nicht für den Partner/Gegenüber da sein mag oder kann? Kann man das dann einfach nicht, weil man gar kein Gespür/keinen Zugang dazu hat? Da dieses Erleben nicht verankert ist, kann man es gar nicht abrufen? Weder in sich selbst, noch in anderen? Oder denkt man dann, wenn man selbst schon keine Zuwendung annehmen kann, dass das dann auch niemand anderem gegönnt sein soll? Ich verstehe es einfach nicht. :/

    Es fühlt sich nicht so an, dass ich es meiner Partnerin nicht gönnen würde, da ich es selbst nicht annehmen kann. Für mich ist es so wie Radi es sagt. Dieses Bedürfnis nach Zuneigung und Liebe war nie sehr stark da, denke ich. Sich in die Hände einer anderen Person legen (so fühlt es sich an) kenne ich nicht. Dieses jemand anderem vertrauen, Zuneigung ohne Bedingungen zu erhalten, das tat ich eben fast nie. Es ist in meiner Gefühlswert mit einem 'zur Last fallen', 'sich jemandem zuumuten' verbunden. Und wenn jemand anderes das bei mir tut, dann ist die Person eben schwach und ich laufe Gefahr, von ihr gebraucht zu werden. Da ich mich nicht gut abgrenzen kann, fühle ich mich dann auch schnell für die Person und ihr Wohlsein verantwortlich.


    Dass die eigene Hilflosigkeit nach außen abgespalten wird und dann sieht man auch in anderen öfters mal diese Hilflosigkeit, obwohl die Person sich gar nicht hilflos fühlt. Weil man die HIlflosigkeit aber in sich selbst nicht erträgt, erträgt man sie auch beim Partner nicht?

    Ja ich denke, damit bringst du es gut auf den Punkt.


    Unsere Paartherapeutin fragte mich auch vor kurzem, von wem ich diese Angst davor, dass jemand von mir abhängig werden könnte, jemand sich in meine Hände legt, alleine nicht mehr lebensfähig ist, kenne. Und dann haben wir eben herausgefunden, dass ich es selbst bin. Dann kommen furchtbare Gefühle. Diese Erkenntnis ist so wichtig für mich. Mir das immer wieder ins Bewusstsein zu rufen, hilft auch bei der Selbst-Regulierung. Trotzdem fühlt sich dieser Wunsch auszubrechen, mit jemand anderem 'glücklich' zu werden, immer noch so 'richtig' an. Aber es gelingt mir immer besser, mir das oben Gesagte ins Bewusstsein zu rufen und zu begreifen, dass die Lösung eben nicht so einfach ist.

    :| :cry: Also nicht auf dich bezogen, aber das ist allgemein so schrecklich. Wahrscheinlich kann ein BA einen anderen Menschen wirklich gar nicht wirklich als Gegenüber wahrnehmen, oder? :cry:

    Ja, auch das stimmt für mich vollkommen. Es geht dabei eigentlich nicht um die Person dahinter. Es geht um körperliche Anziehung und Aufregung.