was tun gegen Bindungsangst?

  • hallo, ich bin erst neulich auf dieses Forum gestoßen. Bisher habe ich seit mehreren Jahren Therapie gemacht und fange eine neue an. Aber eigentlich aufgrund anderer Themen als BA. Ich habe mir jetzt etwas Lektüre zu dem Thema bestellt. Ich gehe stark davon aus, dass ich BA habe, da ich sobald sich eine Person für mich interessiert, ich eigentlich kein Interesse mehr habe. Also sobald von Beziehung oder so gesprochen wird. Es ist anstrengend und ich will auch niemanden verletzen, aber ich kann nicht anders als mich eingeengt zu fühlen und druck zu spüren. Ich war schon in Beziehungen weil ich gleichzeitig auch starke Verlustängste habe.. ich frage mich nur wie kann ich das ändern? Denn ich habe hier im Forum auch von anderen BÄ Personen den tipp gelesen, dass andere sich von BÄ fernhalten sollen weil das ohnehin nichts bringt :(

  • Hallo Unknown,


    herzlich Willkommen im Forum! Erst einmal ist es ein starker, großer Schritt, dass Du Deine BA erkannt hast.


    Zu Deiner Frage: Ich denke nicht, dass man sich pauschal von BAlern fernhalten sollte. Aber: Man sollte sich in jedem Fall von BAlern fernhalten, die nicht selbstreflektiert sind oder die nicht an sich arbeiten wollen/können. Und Du möchtest ja an Dir arbeiten.


    Ich finde, dass auch BAler tolle Partner sein können. Meine Ex-Partnerin hat mir zum Abschied zum Beispiel gesagt, dass sie erst Dank mir erfahren hat, wie ein Mann sie behandeln sollte. Will heißen, es gab noch keinen Mann vor mir, der sie so respektvoll und einfühlsam behandelt hat. Nicht falsch verstehen: Ich schreibe das hier nicht zur Selbstbeweihräucherung! Ich will damit nur deutlich machen, dass die Gleichung BAler = "schlechter" Partner nicht zwingend aufgeht.

    Auch eine sehr gute Freundin von mir hat BA, aber sie reflektiert das. Und sie geht wahnsinnig liebevoll mit ihrem Partner um. Trotz ihrer Angst ist sie eine ganz tolle Partnerin. Er musste und muss eben nur immer wieder mal etwas Geduld mit ihr haben, wenn es um größere Schritte in einer Beziehung geht.


    Wichtig ist, dass Du Deine Muster erkennst, an Deinem Selbstwert arbeitest und Dir beim Kennenlernen eines neuen Menschen Zeit gibst. Nichts überstürzen.


    Es gibt Paartherapeuten wie Christian Hemschemeier, der ganz klar sagt, dass es spätestens nach drei Dates körperlich werden muss. Das halte ich für absoluten Quatsch. Gerade als BAler ist es von Bedeutung, achtsam einen neuen Menschen kennenzulernen, um das eigene System nicht zu überfordern.


    Ein tolles Buch für den Einstieg ist "Warum wir uns immer in den falschen verlieben". Da bekommst Du auch viele Ideen und Tools mit an die Hand gegeben.


    Viele Grüße


    Mylo

  • Hi und Willkommen!

    Ich muss sagen, ich finde dieses „halte dich auf jeden Fall fern“ auch sehr befremdlich. Vor allem liegt es auch daran, ob der BÄ sind dem bewusst ist und bereit, etwas zu verändern und an sich zu arbeiten.

    Es ist aber oft so, dass die Partner oder halt noch-nicht-Partner, selbst darin verfallen, sich dem BÄ komplett anpassen wollen usw und sich selbst in ihm verlieren. Auch mir ist das passiert. Oft, aber nicht immer, kommen dann auch eigene Probleme zum Vorschein. Hier ist es wichtig bei sich zu bleiben und u.U. Auftretende Probleme bei sich selbst zu verarbeiten. Es ist leider tatsächlich so, dass ausschließlich der BÄ an sich und seinen Problemen arbeiten kann. Hängt sich der Partner zu sehr rein, gibt sich selbst auf, wird das alles noch ungesünder, als es ohnehin schon ist.

    Der BÄ um den es bei mir geht ist ein wunderbarer Mann- ich habe mich noch nie bei jemanden so wohl gefühlt, er hat mir ganz ganz viel gegeben, in einigen Situationen auch sehr geholfen. In der Zeit, wo alles gut lief. Das waren immer so ca. 4 Wochen, dann wurde ich geghostet und ignoriert. Mindestens ein halbes Jahr lang. Ich bin ihm so lange verzweifelt hinterhergelaufen, bis er sich mir auch wieder annähern konnte. Er war dann auch wirklich immer heilfroh. Dann war für 4-6 Wochen alles gut, bis ich wieder geghostet wurde usw.

    Das alles hat für mich selbst auch ungesunde Verhalten angenommen. Davon musste ich weg. So weh es tut. Ich bin gespannt, ob er sich noch einmal bei mir meldet, wenn ich ihm nicht hinterherlaufe. Wer weiß. Ich weiß, dass er eine Therapie macht und meiner Meinung war bei uns das größte Prüblem, dass wir es nie geschafft haben, über alles offen zu kommunizieren. Und zwar immer.

    Kommunikation ist einfach so enorm wichtig dabei, finde ich. Wenn das klappt (was es leider meistens nicht tut) hat man schon ganz viel gewonnen.

  • Ich bin eine von denen, die hier oft dazu rät Bindungsängstler zu meiden.

    Aber nicht weil die BÄ schlechte Menschen sind, oder schlechte Partner, sondern einfach weil die meisten hier selbst noch im sehr frühen Anfangsstadium beim Aufarbeiten ihrer eigenen Themen sind.


    Die eigenen Themen und Trigger aufzuarbeiten, wenn Sie immer und immer wieder bedient werden, ist einfach brutal schwer bis unmöglich.


    Ganz davon abgesehen (aber es wurde hier ja auch schon erwähnt) ist es auch wichtig, dass der BÄ Partner reflektiert ist und an sich arbeitet.

    Ohne das ganze ohnehin zum scheitern verurteilt

  • hallo :)

    Erst Mal vielen Dank für Eure Antworten, fand diese schon etwas beruhigend und ermutigend. Habe tatsächlich 'Warum wir uns immer in den falschen verlieben" in den letzten Tagen gelesen und raus gefunden, dass ich wohl ein ängstlich-vermeidender Bindungstyp bin. Das ist zwar zum einen hilfreich weil ich mein Verhalten und meine Muster dadurch etwas besser verstehe aber in dem Buch wird ja leider kaum auf diesen Typen eingegangen, sondern gemeint, man könne sich eben den vermeidenden Typen und den ängstlichen typen ansehen und das beides auf sich beziehen. Auch hat es mich ziemlich verunsichert ob ich mich wohl je ändern werde können. Aber bin ja gerade erst am Anfang mich damit bewuster auseinander zu setzen..