Klärungsbedarf bei Bindungsängstlern? Irgendwann?

  • Hallo ihr Lieben, ich stelle mir so oft die Frage, ob es irgendwann Klärungsbedarf gibt bei einem BA.

    Ich meine, ich verstehe einfach nicht, wie jemand jemanden mit seinem Verhalten so sehr verletzen kann (und ja er weiß das) und danach einfach fröhlich und glücklich weiterleben kann, während der Andere daran zerbricht, an all der Ignoranz, dem Ghosting usw...


    Wird einem das irgendwann bewusst? Hat man da nicht irgendwann selbst das Bedürfnis, darüber zu reden, weil man weiß, dass die andere Person die ganze unausgesprochene Last mit sich rumschleppt?

    Ich kann es nicht nachvollziehen wie man jemanden, mit dem Wissen ihn so sehr verletzt zu haben, einfach so Links liegen lassen kann.

    In meinem Fall sehe ich ihn halt tagtäglich. Sehe, wie er mit anderen scherzt, quatscht, ganz normal umgeht, während ich ihm ein halbes Jahr nach der „Trennung“ immer noch nicht mal ein müdes Wort wert bin. Nichts.

    Die „Trennung“ war wieder ein plötzliches Ghosten von seiner Seite aus... als ich ihm klar gemacht habe, dass ich mich nicht mal wieder einfach ignorieren und ghosten lassen möchte, und ich das so nicht mehr mitmache, kam nur- tja was wohl, Ignoranz.

    Auch die Frage, ob wir uns wenigstens noch einmal aussprechen blieb unbeantwortet, sowie alles Andere, zb die Frage, was ich mit seinen Klamotten machen soll. (Und nein, ich habe nicht geklammert oder so. Ich denke eine einfache Frage nach einer Aussprache oder danach, was mit seinen Tshirts passieren soll, ist kein klammern). Pure Ignoranz. Vor kurzem habe ich ihm den Link dieses Forums geschickt- einfach nur den Link, nichts weiter. Damit er selbst sehen kann ob er drauf gehen will oder nicht, ohne das Gefühl zu haben, ich verlange das von ihm. Hat er bis heute nicht gelesen, wird er wohl auch nie. Vielleicht in zehn Jahren mal. Dafür zeigt er mir jeden Tag, wie toll es ihm doch geht und dass ich ihm dafür nicht mal mehr ein müdes Wort wert bin.


    Wie soll ich darüber hinwegkommen, das jeden Tag so zu sehen? Umgehen kann ich es nicht. Wie kann es jemandem so gut gehen wenn er doch weiß, die andere Person leidet bitterlich darunter.


    Zudem plagt mich der Gedanke, ob es nicht richtig wäre, seine (noch) Ehefrau anzuschreiben. Er hat mir (glaubhaft!!!) versichert, dass die beiden getrennt sind, aber wie in einer WG Leben, wegen den gemeinsamen Kindern. Das alles wirkte und wirkt auch wirklich so. Und glaubt mir, ich fange nichts mit vergebenen Typen an. Ich bin schon auf Nummer sicher gegangen, dass es wirklich so ist. Aber nachdem, was ich hier schon so gelesen habe.... war ich schon häufiger kurz davor auf „Senden“ zu klicken... vor allem, da er mich ja komplett geheim gehalten hat (wie er sagt, wegen seinen Kindern, die wissen nämlich nicht, dass die beiden eigentlich getrennt sind).

    Aber dann denke ich, ich würde noch viel mehr kaputt machen. Nicht unbedingt bei der Frau, denn wenn sie ja nicht mehr zusammen sind, ist ja alles gut, falls da doch irgendwie noch was nicht ganz abgeschlossen ist, hat sie die Wahrheit verdient, so finde ich.

    Aber dann würde dieser kleine letzte Hoffnungsschimmer, dass er sich doch zumindest noch einmal aussprechen möchte, auch verschwinden. Zudem sind ja noch die Kids ( 7 und 3) im Spiel...


    Wirres geschreibsel, aber nachdem ich grad wieder sehen musste wie er zu Anderen ist und wie er zu mir ist und ich dann doch wieder die gesamte Autofahrt lang heulen musste wie ein Schlosshund, tut es gerade doch ganz gut, sich nochmal abzureagieren

  • Mir geht es genau wie dir ;(


    Er freut sich des Lebens und ich leide bitterlich. Tagtäglich.


    Ich habe das getan und vor zwei Monaten seine wie ich dachte Bettgeschichte, die er nach der letzten Trennung direkt hatte angeschrieben und dann flog die ganze Geschichte auf, nämlich, dass er sehr wohl mit ihr was hatte die ganze Zeit über. Sie wusste von mir nichts. Die sind zusammen in Urlaub geflogen und alles. Er hat ihr damals auch gesagt er wolle keine Beziehung mit ihr, würde für ihn nicht 100 % passen, hat sich aber auch ihr gegenüber immer so verhalten, als hätten sie eine solche....


    Sie war stinksauer, hat ihn zur Rede gestellt, er hat sie direkt blockiert. Mich nicht. Mich hat er aber mal wieder eiskalt abserviert nach ein paar kurzen Nachrichten wo er noch meinte, dass das mit uns immer etwas anderes gewesen wäre, es aber nun nichts mehr zu retten gebe. Und das er mich auch geliebt hätte, wir aber keine Zukunft gehabt hätten. Zwei Monate her, für mich wie gestern...Von jeden Tag rund um die Uhr Kontakt auf NULL. Ich komme darauf auch nur sehr, sehr schlecht klar...


    Ich weiß das er schon wieder eine hat, die er dauernd kontaktiert und trifft, während er mich wieder über Nacht entsorgt hatte. Wohlgemerkt an einem Punkt, an dem es seit Monaten gut lief! Tja....Und auch er ist sich seiner Probleme bewusst, befasst sich aber nicht damit. Reißt lieber noch ein paar Frauen mit in den Schmerz und in das Drama. Aber er kann sich dann ja immer aus dem Staub machen und weiterziehen, braucht ihn ja nicht zu interessieren, wenn andere wegen seinem Verhalten durch die Hölle gehen...


    Ich denke auf Klärung kannst du lange warten, da wird nichts kommen. Meiner ist gar nicht konfliktfähig, seine Antwort ist immer Schweigen und Ignoranz, wenn es was zu klären gibt...


    Ich fürchte da gibt es nur den Weg "einfach" weiterzugehen, von ihm wirst du keine Antworten bekommen. Eher noch mehr offene Fragen...

  • Wir "Leidenden" wollen es halt auch so.

    Würden wir uns nur noch um uns kümmern und nicht mehr über ihr Verhalten nachdenken, ginge es uns besser.

    So lange wir das nicht tun, kommen wir auch nicht vorwärts.

    Ich warne eindringlich davor Massnahmen zu ergreifen, mit denen man um sich schlägt.

    Das geht in den allermeisten Fällen nach hinten los und ist nichts anderes als Selbstzerstörung.

    Auch wenn es allen zum Halse raus hängt - es gibt aber nur diesen Weg, um aus dem Schmerz raus zu kommen: Kümmert euch um euch.

  • ...und bevor jetzt die riesen Empörung ausbricht: Ich nehme mich da auch nicht raus. Aber ich versuche nicht die Erklärung von oder bei ihm zu suchen.

    Das nicht loslassen wollen hat ausschließlich Gründe, die mit mir zusammen hängen.

    Ich verstehe, dass es einem beschissen geht. Geht es mir auch. Finde ich ätzend. Zerreißt mich. Aber Leute - es liegt nicht an ihnen. Seid ehrlich zu euch.

  • Leute, ich weiß, ihr leidet elendig und macht gerade die Hölle durch (bin ich ja selbst auch durch und kenne die Gedanken und Gefühle)


    Aber ihr habt ein sehr stark eingetrübten Blick auf die Dinge.


    Gerade ihr, die ihr hier im Forum mitlest, habt doch auch Einblick in die andere Seite.

    Die andere Seite leidet auch.

    Ja, sie leidet anders. Ja, auf den ersten Blick leiden die Partner sehr viel weniger.

    Aber so stimmt das auch nicht.


    Die Partner sind unreflektiert, laufen davon, reflektieren nicht, drücken ihre Gefühle weg, haben Rebounds. Kurzfristig geht es ihnen sehr viel besser damit. Langfristig macht das aber richtig richtig krank.

    Das manifestiert sich im Körper in starken Depressionen, psychosomatischen Beschwerden etc

    Und die alten Muster werden immer und immer wieder bedient.

    Es wird nichts geändert, nichts hinterfragt, nichts reflektiert. Dadurch werden keine neuen Erfahrungen gemacht. Die alte Konditionierung geht weiter und verstärkt sich vielleicht noch.


    Ja, wenn man sich dem ganzen stellt, dann muss man sich auch den Schmerzen stellen.


    Niemand, wirklich niemand wird seine alten Muster über Nacht los.

    Das ist harte Arbeit, das ist schmerzhaft, das ist erschreckend manchmal.


    Also glaubt mir, wenn ich euch hiermit garantiere, dass es dem andren nicht gut geht.

    Oberflächlich ja, aber im inneren nicht.


    Arbeitet jetzt an euch selbst. Geht durch den schmerz und auf lange Sicht, werdet ihr die "Sieger" sein.

    (Fun fact, wenn ihr dann an dem Punkt seid, dann denkt ihr auch nicht mehr in "sieger" und "verlierer". Sondern könnt dem andren von Herzen alles Gute wünschen)

  • Hallo ihr Lieben, ich stelle mir so oft die Frage, ob es irgendwann Klärungsbedarf gibt bei einem BA.

    Ich meine, ich verstehe einfach nicht, wie jemand jemanden mit seinem Verhalten so sehr verletzen kann (und ja er weiß das) und danach einfach fröhlich und glücklich weiterleben kann, während der Andere daran zerbricht, an all der Ignoranz, dem Ghosting usw...


    Wird einem das irgendwann bewusst? Hat man da nicht irgendwann selbst das Bedürfnis, darüber zu reden, weil man weiß, dass die andere Person die ganze unausgesprochene Last mit sich rumschleppt?

    Das geht, indem alle Gefühle erfolgreich abgetötet werden. Auch die Gefühle/ der Kontakt zu sich selbst sind ja schon lange abgespalten. Bindungsvermeider spalten ja auch in den frühen Lebensjahren alle Gefühle ab, es wird erlebt, dass Bindung nicht verlässlich ist und beschlossen, dass Bindungen nicht mehr benötigt werden und zu gefährlich sind.


    Als am besten von Niemandem abhängig werden und damit auch auf keinen Fall zulassen, dass jemand anderes von mir abhängig wird.


    Wie synne schon sagt, ist das, wenn unreflektiert, erstmal alles entlastende und befreiend, wenn eine Beziehung (endlich) zu Ende geht. Bei mir war es so, dass ich in meiner jetzigen Beziehung nicht mehr einfach alles abspalten kann und weg bin. Das bisschen Therapie davor hat schon ein wenig gebracht, um mich reflektierter zu machen. Aber damit beginnen der ganze Schmerz, und auch wie synne sagt, Depressionen und andere Beschwerden.

  • Das geht, indem alle Gefühle erfolgreich abgetötet werden. Auch die Gefühle/ der Kontakt zu sich selbst sind ja schon lange abgespalten.

    Das sehe ich ähnlich. Ich glaube, dass bei Bindungsängstlern eine so krasse Entfremdung zu sich selbst schon vor Jahren stattgefunden hat, dass kaum noch etwas zu retten ist, von außen sowieso nicht, das muss schon aus eigenem Antrieb kommen, aber das ist schwer, wenn die Person (z. B. durch Drogen, Verdrängung, Arbeitssucht oder einfach ihre Bewältigungsmechnismen) so total entfremdet von sich ist.


    Wahrscheinlich würde es nur funktionieren, wenn die Person selbst wirklich unglaublich leidet und von daher eine Motivation zu einer Veränderung hat, aber ich denke, das wird ja durch das ganze Verdrängen verhindert, ich hab den Eindruck, Leid wird immer sofort weggedrückt, bei 'meinem BA' mittels Lügen, Abspalten (ausrasten, anderen die Schuld geben), Alkohol und anderen Drogen. Wo soll dann die Motivation herkommen, etwas zu ändern? Es wäre unbequem und das wird vermieden. Der Mensch tut ja nur etwas, wenn er was davon hat und wenn man mit diesen Bewältigungsmechanismen sich alles vom Leib hält, dann ist ein Partner, der gerne Klartext spricht, gerne auf die persönliche und emotionale Ebene geht, vermutlich einfach nur nervig und Ballast. Er/sie ist eine Bedrohung für die eingeschliffenen Bewältigungsmechanismen. :| Und wenn man dazu noch immer nur auf kurzfristige Sicht und den kurzen 'Erfolg' schaut und nicht darauf, dass man auf Dauer gar keine 'vernünftigen' Beziehungen pflegen kann, dann ist dieser Weg vermutlich von der Logik her attraktiv für die/den BA und es wird weiter damit gemacht. :| Ich würde wirklich sagen, nicht aus Bösartigkeit oder ähnlichem, sondern aus einer tiefen Erkrankung, Selbstentfremdung, Ich-Schwäche heraus oder wie immer man das auch nennen mag. :|

  • Ich kapiere halt nicht, warum man sich, wenn man doch in der Beziehung so leidet, direkt die nächste anschafft über Nacht...

    Weil es unreflektierte Menschen sind.


    Wir alle wünschen uns Bindung. Auch ist oft der Selbstwert nicht so gut und man wünscht sich den gespiegelten Selbstwert durch einen potentiellen Partner.

    Die eigenen Themen werden verdrängt.

    Es wird sich auf Erklärunge ausgeruht wie...

    " ich hatte halt immer Pech, ich hab halt noch nicht die/ den richtigen gefunden. Mit dem richtigen Partner wird alles gut"

  • Danke euch. Nachdem ich drüber geschlafen habe, gehts mir wieder etwas besser.

    Es frustriert mich einfach auch selbst. Die letzten zwei Wochen war er nicht auf der Arbeit, d.h. Die Chance ihn zu sehen lag bei 0, und mir ging es so gut dadurch, dass ich dachte „jetzt hab ich das schlimmste geschafft, bin drüber hinweg“, tja und kaum ist er wieder da, arbeitet wieder, ich sehe ihn, zieht es mir wieder den Boden unter den Füßen weg.


    Das mit der Abspaltung- ich weiß gar nicht, ob das bei ihm -so wie er sagt- nicht komplett in die Andere Richtung geht. Er sagt immer, er wäre so sehr mitfühlend mit anderen Personen, wenn irgendetwas ist, selbst bei Personen die er gar nicht leiden kann- dann macht ihn das so fertig, er leidet richtig mit- er leidet teils noch mehr als diese Person selbst. So wie er das Beschreibt, muss das schon sehr krass sein.

    Aber gerade dann ergibt es für mich keinen Sinn, dass er so fröhlich weiterleben kann, während es mir wegen ihm so schlecht geht.

    Ich glaube aber er ist eigentlich schon ziemlich reflektiert. Die kurzen ON Zeiten waren immer sehr tiefsinnig, er hat sich in Therapie begeben, nach jeder Off Phase hatte ich das Gefühl, ich komme etwas besser an ihn ran, er öffnet sich etwas mehr, reflektiert sich selbst besser. Bis er mich dann wieder ghostet.


    Und gerade nach SugarLeas Kommentar hab ich wieder noch mehr Angst, dass zwischen ihm und seiner Frau doch nicht alles so klar geklärt und getrennt ist. Ist er mit ihr evtl so umgegangen wie mit mir? War ich nur das neue Trostpflaster? Schon wieder bin ich den ganzen Tag am grübeln, ihr zu schreiben. Aber es sind auch die Kinder im Spiel und ich weiß nicht, wie sie tickt. Vielleicht ist es auch eine rachsüchtige, eifersüchtige Frau, die sowas auf dem Rücken der Kinder austragen würde und er hat seine Gründe mich geheim zu halten, obwohl das mit der Trennung wirklich stimmt? Ich weiß, dass er eine extreme Angst hat, irgendwie seine Kinder zu verlieren. Da hatte ich schon öfter das Gefühl von „puh die Angst ist ganz schön krass, und das grad ohne Grund“.

    Wenn BA und VA so zusammenhängen, kann es auch sein, dass die VA sich zeigt bei den Kindern? Kann sich da Angst so „aufteilen“? Geht sowas?


    Ihr glaubt gar nicht, wie froh ich bin, dieses Forum hier gefunden zu haben...

  • ... und wenn ich mir gerade mal wieder so alten Schriftverkehr mit ihm durchlese, wird mir schon bewusst, dass er während den Off Zeiten sehr viel an sich arbeitet. Mit Therapien, Kuren usw. viele Dinge, die er versucht hat mir zu erklären, habe ich da irgendwie nicht ganz verstanden oder nicht ganz nachvollziehen können. Dank vielem lesen hier im Forum kann ich das jetzt schon irgendwie erkennen. Dieses Forum ist Gold wert.

    Ich habe nie genau verstanden, was er zb. Mit dem Wort „Abspaltung“ genau meint (hier aber in dem Kontext, wie ich oben beschrieben habe, dass er lernen muss sich mehr abzuspalten von Dingen, die ihn nicht betreffen und nur Dinge an sich heranlassen, die ihn betreffen, weil er immer viel zu viel mit Anderen mitfühlt, mit denen er nicht mal was zu tun hat. Es gibt da tatsächlich auch ein Thema bei mir, welches er als meinen „unbekannten Rucksack, mit Geheimnissen die ich nicht sagen möchte“ bezeichnet. Und laut ihm ist das für ihn so „als würde man ihm den Arm abschneiden, während es für mich nur ein kleiner Schnitt in den Finger ist“. So seine Worte. Und über dieses für ihn unbekannte „Geheimnis“, so sagt er, zerbricht er sich immer und immer den Kopf und das würde ihn jedes Mal wieder in das Loch treiben. Ich weiß was er meint, das ist eine Sache, die ich hier nicht öffentlich schreibe. Ich habe schon häufiger überlegt, wie ich mit ihm darüber spreche, aber selbst wenn ich wollte- er hat ja nie Zeit und geht sämtlichen Gesprächen aus dem Weg, ich hätte dazu keine Möglichkeit gehabt. Zudem fehlt mir auch das Vertrauen irgendwo, bei einer Person, die mich ständig ghostet. Vielleicht müsste ich ihm da einen Vertrauensvorschuss geben. Aber das wiederum triggert mich irgendwie. Ich hab mich oft Leuten anvertraut, die solche Sachen später gegen mich verwendet haben. Zuletzt einem wirklich bösartigen Narzissten. Das hatte aber nichts mit einer Beziehung zu tun. Und tatsächlich bin ich auch gerade froh, so wie ich mich von ihm behandelt fühle, dass ich ihm das nicht erzählt habe...)


    Es fielen Sätze wie „Ich kümmere mich erstmal nur um mich, sonst falle ich immer wieder in dieses Loch“ oder „mein Leben ist und war nicht einfach, ich habe immer alles verdrängt aber irgendwann kommt alles ans Licht, du bist das Ende der Schlange und bekommst alles ab und das tut mir weh“


    Vielleicht habe ich ihm unrecht getan, weil ich der Meinung war, er würde nicht an sich arbeiten, also es auch nicht wirklich wollen. Vielleicht tut er es mehr als ich dachte.

    Vielleicht habe ich mich auch falsch verhalten. Aber was kann ich tun, wenn ich dieses ständige ghosten nicht verkrafte? Meine Grenze setzen und gehen, wie ich es getan habe, obwohl er doch schon viel an sich tut?

    Aber auch das bringt mir irgendwie noch nicht die passende Antwort warum es ihm so gut gehen kann, wenn ich quasi neben ihm auf dem Zahnfleisch über den Parkplatz krieche...

  • Vielleicht habe ich mich auch falsch verhalten. Aber was kann ich tun, wenn ich dieses ständige ghosten nicht verkrafte? Meine Grenze setzen und gehen, wie ich es getan habe, obwohl er doch schon viel an sich tut?

    Ich bin von der anderen Seite, also ein Bindungsängstlicher. Das hier ist nur meine Meinung.


    Vergiss die Selbstzweifel. Du kannst für einen Bindungsängstlichen gar nichts tun. Du kannst nichts richtig machen oder falsch machen. Du kannst doch nicht wie auf Eierschalen laufen! Wir Bindungsängstliche sind toxisch. Wir mögen auch darunter leiden, daran besteht kein Zweifel und das was du schreibst bestätigt das auch. Es ist ein Leiden. Es ist kein Narzissmus oder Psychopathie, bei mir z.B. eher überempathisch. Aber trotzdem ist und bleibt es toxisch. Dieses Hin und Her, den anderen verletzt das. Punkt.


    Und wenn Du das nicht verkraftest, wie Du schreibst, dann ist das in Ordnung. Dann darfst auch Du die Tür zumachen. Das ist Dein gutes Recht! Versuche nicht, ihn zu retten. Das wirst Du 1. nicht schaffen und 2. wird es dich selbst überfordern. Und wenn er etwas für sich tut, dann spricht das für ihn, aber achte unbedingt auch auf Dich selbst.


    Du lebst nur einmal!


    My 2 Cents.

  • Danke dir. Du hast was von Überempathie geschrieben- magst du mal schreiben, was genau du damit meinst? Ist das sowas wie bei ihm, dass er sich alles, auch von Fremden, so sehr mit zu Herzen nimmt, dass er bei allem mitleidet?


    Ich bin halt oft auch wütend geworden vor lauter Verzweiflung und vor-den-Kopf-gestoßen fühlen.

    Oft tut es mir leid. Dann spüre ich aber wieder seine Ignoranz mit gegenüber, während er gerade mit anderen Leuten dort steht und laut am lachen und am Scherzen ist. Dann ist wieder alles da.

    Ich wollte es immer mit ihm durchstehen. Er ist nämlich der Typ Mann, der schon so viel geschafft hat- und ich weiß, dass er es schaffen kann wenn er will, dort rauszukommen.


    Betonung liegt halt auf „wenn er will“...

  • Ghosting steht für mich auf meiner "Dealbreaker"-Liste, deswegen wäre für mich eine Beziehung da nicht möglich. Egal wie viel jemand tut und was die Person kann oder nicht kann. Ich kann nunmal nicht. Für mich ist Ghosting maximal schädlich, augrund meiner eigenen frühen Beziehungserfahrungen.


    Wo steht es bei dir? Ist Ghosting für dich verhandelbar?

  • Nein ist es nicht (mehr). Ich hab es oft und lang genug mitgemacht. Als er jetzt wieder anfing mich komplett zu ignorieren(ist jetzt ein halbes Jahr her) war das dann auch der Grund von mir aus zu sagen- SO nicht mehr.


    Ich würde den Weg mit ihm gehen, wenn er weiterhin an sich arbeitet und es auch WILL. Dass es dabei immer wieder zu Rückzügen kommt und es immer wieder schwierig werden würde ist mir vollkommen klar. Das geht nicht von heute auf morgen.

    ABER das müsste zumindest kommuniziert werden.

    Wir hatten abgemacht, dass er mir sagt, wenn er seine Auszeit braucht. Dann kommen von mir keine weiteren Fragen etc. und wir würden es eine Woche später oder so einfach wieder versuchen.

    Hat die letzten zwei Male nicht geklappt. Zitat von ihm: „Ging irgendwie nicht...“

    Dann hatte ich die Idee ein Codeemoji festzulegen. So braucht er mir nur dieses Emoji schicken und nichts weiter. Zitat von ihm: „Bräuchten wir nicht, wird auch so klappen“.

    Nein, klappt es nicht.


    Aber zumindest muss sowas drin sein. Und keine Rückzugsphasen, die über ein halbes Jahr dauern- sorry. Bisher war auch immer ich diejenige, die auf ihn zugegangen ist. Er sagt zwar immer, irgendwann hätte er es getan, aber ob es so wäre, keine Ahnung. Es ist das erste Mal, dass ich nicht hinterherlaufe.


    Wie auch immer man das zwischen uns nenne soll. Beziehung wollte er es nie nennen, auch wenn es irgendwie immer so war, wenn wir zusammen waren. Und zwar auch viel von ihm aus. Er wollte es immer Freundschaft plus nennen, wobei er mir immer versichert hat, dass ich für ihn mehr bin als eine Frau fürs Bett...

  • Hey Haasi,


    sowas wie mit dem codeemoji betrachte ich als sehr kontraproduktiv. Das hat was von, er gibt dir ein Zeichen und du stehst sofort parat, wartest quasi drauf. Bei mir würde das die BA extrem stark triggern. Meine Partnerin hat auch lange versucht, den Weg mit mir zu gehen und mich zu unterstützen. In meinen Augen geht das nicht.


    Ich/dein BA muss diesen Weg alleine gehen, jede Veränderung aus eigenen Stücken erzielen. Du unterstützt ihn dabei, indem du den Fokus voll auf dich legst, auf dein Leben. Leb deine Hobbies aus, fahr mit Freunden in den Urlaub, behandel dich gut. Nimm den Fokus von ihm weg.

    Mich beeindruckt das am meisten. Vor allem wenn ich sehe, dass es ihr gut geht und sie mich wirklich nicht braucht. Dann will ich wieder etwas mehr.

  • Das Problem ist, dass ein kommunizierter Rückzug - egal in welcher Form, selbst nur ein Emoji - ein verbindliches Verhalten darlegt. Was wiederum mehr Bindung schaffen würde. Und Du weißt ja: Bindung = Gefahr!

    Selbst dieser Kompromiss ist für jemanden mit seinem Profil too much.

    Und für Deine Bedürfnisse aber dringend notwendig. Was verständlich und absolut richtig ist, beachtet zu werden.

    Sachlich betrachtet bedeutet das aber - ich weiß es ist ernüchternd und schwer anzunehmen aber die Realität ist das einzig dauerhaft sinnvolle - ihr seid nicht kompatibel. Zumindest in diesem Punkt nicht.

    Er kann Deinem Bedürfnis nicht gerecht werden.

    Und Du darfst Dein Bedürfnis nicht hinten ran stellen.

    Ganz gleich wie ihr euch unter diesen Umständen dreht und wendet: Es wird nicht funktionieren.


    Theoretisch würde ich an dieser Stelle schreiben: Mach den Weg frei für einen Menschen, der mit der Version von Dir zusammen sein möchte und kann, die Du vollumfänglich bist. Denn nur so jemanden solltest Du auch Raum geben. Nur mit so jemandem lohnt es sich in eine gemeinsame Zukunft zu investieren.


    Aber!


    Es ist Dir gerade (noch) nicht so einfach möglich. Dem stehen noch Gründe entgegen. Gründe, die irgendwo in Dir wiederzufinden sind und Dir eine Erklärung liefern können, weshalb Dich diese Umstände so schmerzen und beschweren. Gründe die dazu führen, dass Du Deine Bedürfnisse Zumindest Zeitweise immer wieder vernachlässigst.

    Daher wäre es vermutlich sinnvoll diese zunächst aufzudecken. Um Dich besser zu verstehen. Auch dann wirst Du den hebel nicht gleich umlegen können und Dich emotional lösen. Aber es hilft sehr sich selbst aus der Vogelperspektive beobachten und destruktive Verhaltensweisen enttarnen zu können.

    Dieser Weg ist kein kurzer. Und kein einfacher. Und er ist ziemlich einsam. Denn trotz aller Unterstützung und allem Zuspruch den man erhält- auch hier im Forum - muss man ihn alleine hinsichtlich der Umsetzung gehen.

    Anstrengend. Aber wenn man irgendwann dort landen will, wo man sich glaubt wohl zu fühlen, lohnt es sich (vermutlich).

  • Zudem plagt mich der Gedanke, ob es nicht richtig wäre, seine (noch) Ehefrau anzuschreiben. Er hat mir (glaubhaft!!!) versichert, dass die beiden getrennt sind, aber wie in einer WG Leben, wegen den gemeinsamen Kindern. Das alles wirkte und wirkt auch wirklich so. Und glaubt mir, ich fange nichts mit vergebenen Typen an. Ich bin schon auf Nummer sicher gegangen, dass es wirklich so ist. Aber nachdem, was ich hier schon so gelesen habe.... war ich schon häufiger kurz davor auf „Senden“ zu klicken... vor allem, da er mich ja komplett geheim gehalten hat (wie er sagt, wegen seinen Kindern, die wissen nämlich nicht, dass die beiden eigentlich getrennt sind).

    Ich hatte deine Geschichte nicht mehr so auf dem Schirm und habe mir deswegen noch mal ältere Posts von dir durchgelesen. Und als ich darüber gestolpert bin, würde ich selbst ihm in dieser Frage kein Vertrauen schenken. Wieso bist du sicher dass die wirklich getrennt sind? Denn viele Punkt die du berichtest sprechen eher dafür dass die nicht getrennt sind. Und geheim gehalten werden, ghosten würde ich vor diesem Hintergrund auch anders bewerten.