BA nicht gleich BA?

  • Hallo,


    ich lese hier schon eine Weile mit und mir ist aufgefallen, dass eigenlich nie genauer differenziert wird, was man für ein BA ist oder was man für eine BA vor sich hat.


    Ich finde das etwas irritierend, weil BAs meiner Meinung sehr unterschiedlich sind. Ich kenne die Einteitung aus Jein (die ängstlich-vermeidende Bindung vs. die gleichgültig-vermeidende Bindung) und ich würde intuitiv sagen, es ist wichtig wovor man in einer Beziehung Angst hat (seine Bedürfnisse nicht durchsetzen könnten, verletzt werden, verlassen werden, ...). Dann ist noch die Frage, wie tief das Verhalten in der Persönlichkeit verankert ist (Persönlichkeitsstörung oder nicht) und ob es mit anderen Problemen zusammenhängt (Borderline, Narzissmus etc.).


    Ich selbst halte mich für einen Switcher, ich bin mal BA, mal BA-Betroffener. ich halte es für sehr wichtig, genauer zu wissen, was mit dem anderen los ist. Dann kann man besser mit ihm umgehen und kann besser einschätzen, wann es Sinn macht zu kämpfen, wann man ausgenutzt wird und wann es richtig gefährlich wird.


    hat sich jemand darüber schon informiert/Gedanken gemacht?


    delah

  • Hallöchen,


    ja, natürlich ist es wichtig bzw. wäre es von Vorteil zu wissen, mit was man es genau zu tun hat. Allerdings gibt es dabei ja ganz, ganz viele Probleme. Erstmal muss ein BA überhaupt sein "Problem"dem Grunde nach erkennen und dann auch noch in der Lage sein, die eigenen Gefühle und Verhaltensweisen zu differenzieren. Viele BÄ merken zwar, dass irgendwas nicht rund läuft, können oder wollen aber eben nicht bei sich selber graben. Als Partner bist Du aber genau darauf angewiesen bzw. wärst es,um halbwegs richtig agieren und reagieren zu können. Aber... selbst wenn der BA weiß, was mit ihm los ist,ist ja noch due Hürde da, das auch offen mit dem Partner zu kommunizieren... Ich glaube als Partner hat man ohne Offenheit seitens des BA keinw Chance, wirklich differenziert feststellen zu können, was denn das ganz konkrete Problem ist.

  • Hallo Leuchtfeuer,


    ja, es ist schwer festzustellen, beim Gegenüber und bei sich selbst. Aber allein schon das Wissen, dass es unterschiedliche Arten von BA gibt bewahrt einen davor, in irgendwelche Fallen zu tappen und falsche voreilige Schlüsse zu ziehen. Oft schließt man von anderen Fällen auf seinen eigenen. Ein BA ist so und so. Ein BA reagiert so und so. Ich habe z.B. oft die BA-Rolle gehabt, aber selbst ich habe ganz unterschiedlich empfunden. Mal habe ich die Angst gar nicht wahrgenommen, mal war mir der andere tatsächlich irgendwann gleichgültig, mal habe ich Ekel empfunden, mal hatte ich regelrecht Panikattacken und habe ständig an den anderen gedacht. Das Spektrum ist einfach so groß und ich lese hier oft, dass jemand schreibt "jetzt weiß ich, dass er/sie BA hat, jetzt weiß ich endlich, was mit ihm/ihr los ist".


    Für mich in der Partnerrolle ist es extrem wichtig zu wissen, was in dem anderen vorgeht. Wovor er Angst hat, ob er sich Nähe wünscht oder nicht, welche Rolle Machtkämpfe spielen, ob Augenhöhe möglich ist etc. Einfach um zu wissen, ob es eine Möglichkeit der Annäherung gibt und wenn ja, wie die aussehen könnte.


    Und man kann schon einges am Partner erkennen. Hat er weitere Ängste? Ist er narzisstisch? Ist die Beziehung asymmetrisch etc. Alles Punkte, die ich wichtig finde, die aber neben der BA irgendwie "verschwinden".


    delah

  • Alles gut, schön und richtig. Aber das Problem ist ja, dass kaum ein BÄ zu seinem Partner kommt und sagt "Du, ich habe Bindungsprobleme...". Die meisten hier haben es sich mühsam selber zusammengepuzzelt und due meisten BÄ waren eben nicht bereit oder in der Lage, wirklich offen über das Thema zu sprechen. Und damut weißt Du als Partner eben nicht was in Deinem Gegenüber vorgeht und musst Dir mit Deiner Intuition und dem angelesenen Halbwissen behelfen... Und das geht schief...


    Ich habe hier schon immer geschrieben, daß ich den Eindruck habe, dass das größte Problem die Kommunikation ist. Ängste werden eben leider oftmals nicht angesprochen, sondern maximal umschrieben. Vielleicht sogar aus Angst, der Partner könnte es nicht verstehen und sich trennen. Oder aber eben auch, weil der Betroffene eben seine eigenen Gefühle und Ängste überhaupt nucht definieren kann.


    Soll alles nur heißen: Du kannst als Partner wirklich nur auf den BÄ eingehen, wenn Du weißt, was los ist. Genau das scheint aber in den wenigsten Fällen so zu sein. Und desham kollabiert aus Unwissenheit etwas, das vielleicht gar nicht kollabieren müsste.

  • Zitat von Leuchtfeuer

    Alles gut, schön und richtig. Aber das Problem ist ja, dass kaum ein BÄ zu seinem Partner kommt und sagt "Du, ich habe Bindungsprobleme...". Die meisten hier haben es sich mühsam selber zusammengepuzzelt und due meisten BÄ waren eben nicht bereit oder in der Lage, wirklich offen über das Thema zu sprechen. Und damut weißt Du als Partner eben nicht was in Deinem Gegenüber vorgeht und musst Dir mit Deiner Intuition und dem angelesenen Halbwissen behelfen... Und das geht schief...


    Ich denke, man kann schon bestimmte Muster erkennen. Nicht umsonst schreiben BA Partner hier: Deine Geschicthte könnte auch meine sein. Ich hab ganz am Anfang mal einen Thread von einer anderen Frau gelesen, da hab ich allen ernstes ganz kurz einen Schreck bekommen und gedacht, meine Güte, hat die denselben? Hat mein BÄ noch ne andere mit der er genau dasselbe veranstaltet? So sehr ähnlich sind sich manchmal die Geschichten...und mit so Büchern wie Jein und anderen Ratgebern kommt man schon ziemlich weit.


    Zitat

    Soll alles nur heißen: Du kannst als Partner wirklich nur auf den BÄ eingehen, wenn Du weißt, was los ist. Genau das scheint aber in den wenigsten Fällen so zu sein. Und desham kollabiert aus Unwissenheit etwas, das vielleicht gar nicht kollabieren müsste.


    Selbst wenn du weist, was los ist, kannst du oft nicht auf den anderen eingehen. Es kollabiert nicht aus Unwissenheit, sondern weil es kollabieren muss. Es ist vom BÄ unbewusst so angelegt. Er vermeidet Nähe und egal was du tust, das Ergebnis ist, dass die Nähe nicht zustande kommt oder wieder zerstört wird. Man kann dieses Spiel nicht gewinnen, Leuchtfeuer. Vielleicht kann man sich einem BÄ gegenüber so verhalten, dass man selber keinen Schaden nimmt, aber das geht nur, wenn man selber auch die Nähe vermeidet. Und dann gibt es auch keine Beziehung. Das Verständnis ist wichtig, um selber mit allem klar zu kommen, aber nicht um mit dem BÄ klarzukommen.

  • Zitat von delah

    hat sich jemand darüber schon informiert/Gedanken gemacht?


    Die Diskussion kommt immer wieder auf. Vor Jahren gab es hier mal weitestgehend Konsens darüber, dass es sich bei BA um eine bzw. Anteile einer Persönlichkeitsstörung handelt. Und auch dementsprechend unterschiedlich aussehen kann.


    Im Moment wird hier eher unterschieden zwischen lieben BÄ und bösen PSlern, was ich schade und stigmatisierend finde. Aber auch das wird sich wieder ändern.

  • Man muss sich ja nur einmal die Klassifikationen verschiedener PS (und wenn es nur bei Wikipedia ist)ansehen und sie mit dem, was man als Partner mit seinem BÄ erlebt bzw. welche Verhaltensweisen man wahrgenommen hat, vergleichen, um festzustellen, dass es außerordentlich viele Ähnlichkeiten gibt.


    Es ist einfach sehr komplex und besteht teilweise aus wirklich vielen unterschiedlichen Komponenten.

  • Ich denke, was Griselda da geschrieben hat bringt es auf den Punkt. Ich habe zb bei meiner auch nie erlebt, dass sie auch nur ansatzweise eine Art Angst gezeigt hat. Sie konnte ja selbst ihr Herzrasen nicht erklären, was sie manchmal hatte, wenn wir im Bett lagen. Hab sie am Ende gefragt, ob sie das auch schon vor mir gehabt hatte...ihre Antwort war..ja....aber sie hat dennoch nie die Flucht angetreten...ist nie schlagartig abgehauen...ausser wenn es Streit gab, den sie dann natürlich geschickt inszeniert hat....aber das passierte oft schon, bevor wir überhaupt schlafen gegangen sind. Aber sie hat nie gesagt...etwas bedrückt mich...du engst mich ein...oder sowas in der Richtung...das kam nie...das hat sie vermutlich still und heimlich zuhause verarbeitet, was vielleicht ein Fehler war

  • Zitat von Leuchtfeuer

    dass es außerordentlich viele Ähnlichkeiten gibt.


    Guck an.


    Ich hatte da mal einen kleinen Mailwechsel mit einem User, dessen Name mit M anfing und der seine Ex nienicht in die Nähe einer PS gerückt sehen wollte... :mrgreen:

  • Das muss aber zu einer Zeit gewesen sein, als der User mit dem Namen, den wir inzwischen vergessen haben,von dem ganzen Thema noch getroffen war, wie von einem ICE. Damals... als ich - wie viele andere Neulinge - noch dachte, dass es in meinem Fall ja gar nicht so schlimm ist, wie in den vielen traurigen Geschichten hier... Dass bestimmt alles in wenigen Wochen wieder gut ist und wir wieder in trauter Zweisamkeit vereint sind... :roll:


    Na ja, lange ist es her... und inzwischen ist ja auch tatsächlich alles gut... Nur eben mit anderen Akteuren :)

  • naja, wenn man will findet man im internet auch fragebögen, die fast jeden von uns zu einem borderliner machen....


    offiziell, also nach DSM und ICD und solchen diagnosewerkzeugen, zählt bindungsangst nicht zu den persönlichkeitsstörungen.
    soviel ich weiss gibt es bindungsangst als offizielle diagnose gar nicht....


    ich persönlich halte die unterscheidung, die momentan gemacht wird, für sinnvoll.


    borderline persöhnlichkeitsstörung ist etwas wirklich schwerwiegendes und geht meines wissens meist mit einer gewissen bindungsproblematik einher.
    das heisst aber nicht, dass alle menschen mit bindungsangst auch gleich borderliner sind....

    Spock: You mistake my choice not to feel as a reflection of my not caring, while I assure you the truth is precisely the opposite.
    (Star Trek Into Darkness)

  • Soweit ich mich erinnere spricht man offiziell nicht von Bindungsangst als Diagnose , sondern von Bindungstörung und wird nach ICD in die Gruppe gestörte soziale Funktionen klassifiziert. hat mit bL und PS auf den ersten Blick nichts zu tun, umgekehrt leiden BLer und PSler aber unter Bindungsstörung.
    Ich denke das ist für den Laien schwer auseinander zuhalten und deswegen gerät hier manchmal alles ein bisschen durcheinander.

    Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es einen unstillbaren Sommer in mir gibt.
    Albert Camus

  • Man muss ja auch nicht alles über einen Kamm scheren. Fakt ist aber, dass man viele der Verhaltensmuster, die man in den Beschreibungen zu PS findet, eben auch bei BÄ erkennen kann. Gewisse Schnittmengen gibt es definitiv, was ja nicht gleich bedeuten muss, dass wir bei einer PS sind... Vielleicht sind wir es,vielleicht nicht... Das zu diagnostizieren obliegt aber nicht uns.

  • Der Übergang von ausgeprägten Persönlichkeitszügen zu einer Persönlichkeitsstörung ist fließend. Dass man sagen kann, ab jetzt ist es eine "Störung" ist nur ein Definition, die irgendwie mal getroffen werden musste, damit man eine Diagnose stellen kann (was wiederum wichtig ist für die Finanzierung durch die Kassen). Das ist wie bei hohem Blutdruck. Da gibt es einen Wert, der im Durchschnitt als schädlich angesehen wird. Trotzdem kann das für den einzelnen noch unproblematisch sein, weil die Person ansonsten ganz fit ist.
    Das Interessante ist, dass dieselben Mechanismen wie bei einer PS eben auch Verhalten zugrunde liegen, das noch keine PS ist. Selbst das Verhalten "normaler" Menschen beruht auf diesen Mechanismen, nur dass es eben meist nicht in übersteigerter Form auftritt. Hat man sich mit PS beschäftigt, findet man bei Bindungsänstlichen viele Formen von PS-Verhalten, ohne deshalb gleich sagen zu können, dass diese eine PS haben. Die Kenntnis darüber ermöglicht jedoch, destruktive Muster zu erkennen und zu verstehen und die findet man nun mal bei BÄ mehr als bei Menschen ohne BÄ (wobei diese destruktive Verhaltensmuster in ganz anderen Bereichen haben können, jeder kann die haben). Und manchmal findet man diese Muster sogar bei sich selbts :-)

  • Ich freue mich über die vielen Inputs, bin aber noch viel verwirrter als vorher.


    Mir ging es schon immer so, dass mir Bezeichnungen wie PS oder Dysfunktion oder irgendwelche Diagnosen nichts bringen, weil ich nicht das Gefühl habe, dadurch mehr zu verstehen. Oft ist das alles rein deskriptiv, eher eine Symptomsammlung oder Cluster irgendwelcher statistischer Verfahren, die Prozesse und Zusammenhänge kann ich aber nicht greifen.


    Für mich wäre wichtig, inwieweit eine BA nur ein Teil einer größeren Symptomatik ist und daher in ein stabiles Geflecht eingebunden ist, das man nicht an einer Stelle lösen kann. Was außer der Angst müsste man noch ändern, um in einen anderen stabilen Zustand zu kommen? PS würde ich als solche umfassenden, stabilen Gefüge bezeichnen, aus denen man kaum rauskommen kann. Isolierte BA aufgrund einer schlechten Vorerfahrung sollte hingegen doch zu überwinden sein. Vielleicht landen da die Partner nur nich so häufig in Foren? vielleicht kommt daher der Eindruck ein allgemein schlechten Prognose.


    Eine andere Frage ist für mich, inwieweit BAs nicht für sich schon die ideale Lösung gefunden haben, auch wenn sie global gesehen nicht optimal ist. Ist es wirklich gut, sie da herauszureißen oder kann es dadurch eigentlich nur schlimmer werden? Hier finde ich allerdings auch wichtig, inwieweit der BA mit diesem Lebensstil andere verletzt oder ausnutzt.


    Und ich finde es nach wie vor wichtig zu wissen, wovor der BA vorwiegend Angst hat. Wenn jemand Angst davor hat, sich anpassen zu müssen, seine eigenen Ansichten, Bedürfnisse, Wahrnehmungen aufgeben zu müssen, dann ist das m.E. etwas anderes als wenn man Angst vor Gewalt hat oder Angst davor "entlarvt" zu werden (wenn der andere mich näher kennenlernt, wird er merken, dass ich gar nicht so toll bin, wie ich tue). Sicherlich gibt es da noch einige andere wunde Punkte. Ich selbst habe z.B. Angst davor, jemanden anders zu "gehören", ihm verpflichtet zu sein, nicht weggehen zu dürfen, weil das "Verrat" ist. Wenn man seine Ängste überwinden will, muss man sich ihrer bewusst sein. Das heißt nicht einfach nur diffus wahrzunehmen, dass man Angst hat (ich weiß, das ist für viele schon ein Fortschritt), sondern sich wirklich darüber im Klaren zu sein, wie das "Katastrophenszenario" für einen persönlich aussieht. Dann - und erst dann! - kann man es mit der Realität abgleichen und dann kann man auch besser aufpassen, dass solch eine Situation nicht eintritt.

  • Das klingt so ein bisschen, als würdest Du nach einer ganz einfachen Erklärung bzw. Lösung oder gar einem Patentrezept suchen. Leider wird es das aufgrund der Komplexität der Sache nie geben. Ängste sind nicht rational... Und deshalb wird man nur halbwegs mit dem Großen Ganzen zurecht kommen, wenn man mit ganz viel Ruhe, Geduld und Leidensfähigkeit an die Sache herangeht... und doch immer Gefahr läuft, enttäuscht zu werden, weil man nie ausreichend Einfluss auf sein Gegenüber hat, um dessen Handeln wirklich zu beeinflussen. Und... wenn man selber betroffen ist, ist es eben wohl auch fast ein Ding der Unmöglichkeit, sein eigenes Verhalten zu steuern, weil man es eben selber nicht greifen kann.


    Melde mich ggf. morgen mal ausführlicher. Sitze hier nur mit dem.Handy und mag keine Romane schreiben.

  • Zitat

    Für mich wäre wichtig, inwieweit eine BA nur ein Teil einer größeren Symptomatik ist und daher in ein stabiles Geflecht eingebunden ist, das man nicht an einer Stelle lösen kann. Was außer der Angst müsste man noch ändern, um in einen anderen stabilen Zustand zu kommen? PS würde ich als solche umfassenden, stabilen Gefüge bezeichnen, aus denen man kaum rauskommen kann. Isolierte BA aufgrund einer schlechten Vorerfahrung sollte hingegen doch zu überwinden sein. Vielleicht landen da die Partner nur nich so häufig in Foren? vielleicht kommt daher der Eindruck ein allgemein schlechten Prognose.


    Hi Delah, also zu der Frage, was außer der Angst (ich nehme an, Du meinst, man könnte durch Desensibilisierung das Angstgefühl kleiner werden lassen) man noch ändern müsste:
    -alle Überzeugungen, aus denen die Angst gespeist wird (nicht gut genug zu sein, sich nicht wehren zu können, seine Wünsche nicht äußern zu dürfen, sich aufgeben zu müssen, immer alle Erwartungen erfüllen zu müssen) und dazugehörig muss eben das Selbstwertgefühl gestärkt werden, die Konfliktfähigkeit etc
    -Bindungsangst ist eben nicht einfach Angst wie Angst vor Spinnen oder dem Fliegen, sondern sie hat im Laufe der ZEit auch zu Verhaltensweisen geführt, die eben nicht normal sind und die Persönlichkeit bestimmen. So scheint es zum Beispiel meinem BÄ normal, ständig alleine zu verreisen, unzuverlässig zu sein und Verabredungen nicht einzuhalten, fremdzugehen, zu flüchten, wenn eine Situation nicht ganz angenehm ist, Konflikten auszuweichen, sich zurückzuziehen/abzutauchen statt sich Situationen zu stellen, mehrgleisig zu fahren usw. Das sind alles Verhaltensweisen, die er sich angewöhnt hat, da er sie ständig anwenden musste, um seiner Angst zu entfliehen. Hier ist langsames und mühsames Umlernen notwendig, da es Verhaltensweisen sind, die sozial nicht akzeptiert sind.


    Zitat

    Eine andere Frage ist für mich, inwieweit BAs nicht für sich schon die ideale Lösung gefunden haben, auch wenn sie global gesehen nicht optimal ist. Ist es wirklich gut, sie da herauszureißen oder kann es dadurch eigentlich nur schlimmer werden? Hier finde ich allerdings auch wichtig, inwieweit der BA mit diesem Lebensstil andere verletzt oder ausnutzt.


    Diese Frage hab ich Stefanie Stahl mal bei einer ihrer Lesungen gestellt, also ob man den BÄ nicht einfach in Ruhe so lassen sollte, wie er ist, wenn er nicht total unglücklich ist. Frau Stahl hat daraufhin ganz klar nein gesagt.
    Das finde ich eigentlich auch, Ein BÄ selbst verliert so viel Energie, die ihm die Angst abzieht und ist immer irgendwie unverbunden und isoliert. Und der Schaden, der bei den Partnern entsteht, darüber brauch ich nicht noch einen Beitrag zu schreiben.

  • Zitat von Leuchtfeuer

    Und... wenn man selber betroffen ist, ist es eben wohl auch fast ein Ding der Unmöglichkeit, sein eigenes Verhalten zu steuern, weil man es eben selber nicht greifen kann.


    Nein, das stimmt nicht. Ich komme mit meiner BA inzwischen gut klar, glaube, dass sie nur noch schwach ausgeprägt ist. Sobald mir etwas bewusst wird, kann ich vorankommen. Ich hatte/habe auch andere Ängste, auch die habe ich im Laufe meines Lebens recht gut in den Griff bekommen. Ob die Erklärungen einfach sind oder nicht, ist doch egal. Patenzrezepte suche ich gerade nicht, jeder Mensch ist anders, darum geht es mir hier ja, jeder muss seine Situation verstehen und herausfinden, was er will und kann.


    Für den Partner sind die Einflussmöglichkeiten natürlich geringer. Für den ist es erst einmal notwendig einschätzen zu könne, ob sich Geduld lohnt oder nicht. Ich bin gerade auch der Partner bzw. war es und rechne mir keine Chancen aus. Aber für die Einschätzung habe ich auch lange auf ihn geschaut und versucht zu verstehen, in was für einer Situation er sich befindet.

  • Wenn ein BÄ sich seiner Angst nicht stellen will....Why not???.soll er doch weitermachen wie er will...aber ohne mich!!!!
    Soll er sein Leben leben, ich will keinen meine Lebensvorstellungen überstülpen


    ..und......ich will keinen BÄ mehr retten! ....ich will nicht mehr herhalten und mich belügen und betrügen lassen, damit es ihm besser geht....damit er keine Angst hat.....
    Fühlt er sich durch mich bedrängt, weil ich ihm ne nette Mail schreib....dann schreib ich keine mehr
    Fühlt er sich durch mich verpflichtet, weil ich mit ihm Zeit verbringen/Nähe haben möchte....Bitte schön, dann werde ich um keine Zeit mehr bitten(betteln) ..... :devil:


    Ich hatte über 5 Jahre "Geduld".......die reicht aber auch nicht alleine zur Lösung seines Problems.....da steckt man ganz schön ein, nämlich die eigenen Bedürfnisse...man gibt und gibt und bekommt .....nichts als weitere Strategien zur Vermeidung von Nähe......und nach einiger Zeit wieder von seiner Seite die Annäherung..


    In Zukunft gilt für mich, wenn einer Bindungsangst hat und möchte mit mir zusammen sein, dann nur mit professioneller Hilfe

    Mitten im Winter habe ich erfahren, dass es einen unstillbaren Sommer in mir gibt.
    Albert Camus

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