Alles anzeigenPoah, ich schreibe jetzt mal aus dem Bauch heraus und laufe bewusst Gefahr, da in eine mordsmässige Wunde zu stechen.
Aber beim Lesen hatte ich leider das Gefühl, dass sich deine Kindheit da grade wiederholt.
Aber irgendwie auf 2 Ebenen.
Zum einen schreibst du ja selber, dass deine Komplexe bei ihm die ganze Zeit extrem waren und deine Anpassung groß.
Du hast dich aber in dieser Beziehung und den damit verbundenen Problemen gelassen. Natürlich hast du versucht deine Komplexe zu kompensieren und ihn (in deinen Augen) zum bleiben zu bringen. Anpassung.
Diese Anpassung ist sehr anstrengend.
Und am Ende hat es nicht funktioniert. Er ging doch, was dir jetzt natürlich gigantischen Schmerz bereiten muss.
Ich könnte mir aber eher vorstellen, dass das ein alter Schmerz ist. Immer wenn man Muster durch spielt, sind die alten Anteile darin wirklich nicht zu unterschätzen. Im Gegenteil.
Zum anderen bekommt dein Kind automatisch grade einen Vater, wie du ihn hattest.
Der Vater möchte es nicht.
Das Kind in dir hat einen Vater, der es ablehnt.
Das ist auf so vielen Ebenen deine Geschichte.
Was du deiner Geschichte und Traumata aber deutlich voraus bist ist wissen. Du WEISST das alles! Du kannst deinen Kind später helfen eben nicht so darunter zu leiden wie du.
Es gibt natürlich auch Therapien, die auf Kinder maßgeschneidert sind, sollte es in die Richtung zu Problemen kommen.
Auch wenn du deine Geschichte wiederholst, dein Kind muss das nicht!
So ist es denke ich, ja.
Ich stecke gerade neben seinem Verlust auch wieder in meiner alten Geschichte. Das so ein Schmerz und so eine Leere nicht nur normaler Liebeskummer sind, ist mir auch bewusst. So ein hartes Leiden hat noch tiefere Gründe.
Und ja, mein Vater wollte mich nicht. Meine Mutter wollte mich auch nicht. Ich habe bis heute nie das Gefühl, dass mich wirklich jemand wollen könnte oder gar lieben könnte, obwohl meine Oma für mich ihr ganzes Leben aufgegeben hat um eine Alleinerziehende Oma zu werden. Auch sie hatte da sehr zu kämpfen. Vollzeitjob und die Bedürfnisse eines Kleinkindes. Morgens um 5 aufstehen, das Kind fertig machen, in den Hort bringen, 9 Stunden arbeiten gehen, das Kind wieder holen, sich drum kümmern. Null Zeit für sich selbst. Keinerlei Unterstützung von Außen, keine wirklichen Kontakte, keine Freundschaften, keine Hilfe. Jahrelang....
Auch ich habe eine riesige Angst, das ich es alleine mit dem Kind nicht schaffe (aus gerade genannten Gründen, denn auch das wiederholt sich, denn bei mir gibt es auch keine Familie die mir helfen könnte) - meine Mutter hat es auch nicht geschafft mich zu lieben und sie hat ich das immer spüren lassen. Bei jeder sich zu bietenden Gelegenheit war ich ihr ein Klotz am Bein, überflüssig, ungewollt, sinnlos. War immer überfordert, wollte ihre Freizeit genießen, hatte permanent wechselnde Partner (gut, war auch noch sehr jung damals) ...
Nur das ich niemanden hätte, um das Kind hinzubringen wenn ich am Ende meiner Kräfte wäre. Ich sehe mich gerade die ganzen nächsten Jahre einsam und alleine in einer 40 qm Bude sitzen, unglücklich, ungeliebt, sich aufgeopfert für das Kind, Null Unterstützung. Und dann, wenn mich schon keiner wollte um eine Familie zu gründen, warum sollte man(n) mich dann mit einem fremden Kind wollen?
Ich drehe fast durch vor Schmerz, Angst und Panik und davor vielleicht jetzt eine falsche Entscheidung zu treffen...
Vor einer Woche im ersten Moment habe ich mir noch gesagt "Egal was kommt, ist zu schaffen. Ich liebe seinen Vater, dann liebe ich auch sein/unser Kind"
Aber so einfach ist es dann doch nicht und ich bin wirklich am Ende meiner Kraft gerade.....
Das schlimmste das ich mir in so einer Geschichte vorstellen konnte. Ich kriege ein Kind und er verpisst sich. Selbst wenn er sich jetzt dazu bereit erklären würde, dass er sich so gut es geht um das Kind mitkümmern würde ( seine letzte Nachricht klang ja schon versöhnlicher als das "Lass es abtreiben, ich will es nicht" vor ein paar Tagen) habe ich eine Todesangst, weil ich weiß dass die ganze Verantwortung dennoch an mir hängen bleiben würde. Und dann hätte er womöglich bald eine neue Freundin und ich müsste mir ständig noch dieses Glück reinziehen, das mir schon wieder verwehrt bleibt und ich mir so sehr gewünscht hätte.....