Grundsätzlich gebe ich Dir Recht, dass er hätte längst reagieren sollen, wo der Ball bei ihm liegt. Er tut es aber nicht.
Ich mache mir Gedanken über eine ähnliche Sache. Ich würde auch erwarten, dass ein Mensch, der Rückzug für sich braucht, das offen kommuniziert. Das hatte ich dem Mann, um den es bei mir ging auch gesagt. Dass er z. B. gerne sagen könne, dass er mal einen ganzen Monat für sich braucht, worauf er gleich abwehrte und meinte, nein, so lange bräuchte er ja nicht für sich. Ich hatte bei ihm den Eindruck, dass er gerade dieses nicht-Melden braucht, um sich frei zu fühlen. Mir zu sagen, dass er ein halbes Jahr Ruhe von mir braucht würde ihm vermutlich dieses Freiheitsgefühl gerade nicht geben, selbst wenn er da tun und lassen könnte, was er wollte. Ich glaube, das Problem liegt in der Verbindlichkeit. Es scheint sich für BÄ wie ein Gefängnis anzufühlen, wenn sie über ihr Distanzbedürfnis kommunizieren sollen. Kommunikation würde vermutlich schon zu viel Nähe und Verbindlichkeit bedeuten.
Ich sehe das momentan mal wieder als unlösbares Problem, das größtenteils auf Seiten des BÄ liegt. Er kann es nicht und man selbst geht daran kaputt. Aber wenn man ihm die eigenen Bedürfnisse (über Kontaktwünsche kommunizieren) mitteilt, führt das bei ihm wiederum zu Druck und Rückzug und man erreicht genau das Gegenteil dessen, was man sich eigentlich ersehnt hat: Einfach nur eine ganz normale Kommunikation und eine für die Beziehung angemessene Verbindlichkeit und Respekt. Dabei habe ich schon den Eindruck, dass es den BÄ selbst auch nicht leicht fällt und sie darunter leiden. Aber eigentlich wären sie es, die daran arbeiten müssten oder die Verantwortung auf irgendeine Art und Weise übernehmen müssten.
Dass man der Familie des Partners nicht vorgestellt wird, hatte ich auch in meiner letzten Beziehung. Da meinte der Partner auch gleich zu Beginn, er hätte noch niemals (!) irgendeine Partnerin seiner Familie vorgestellt. Diese Aussage weiß ich heute auch besser zu deuten. Als ich zu seinem 30. Geburtstag weder eingeladen wurde (wir waren da bereits 2 Jahre fest zusammen), noch mit mir 'nachgefeiert' wurde, bekam das Bild sehr große Risse. Ich konnte das gar nicht einordnen, fragte damals einen Bekannten, was er davon hält. Ich war unendlich gekränkt wegen der Nicht-Einladung, seine Eltern habe ich nie kennengelernt in den 3 Jahren. Ein Gespräch darüber führt nur dazu, dass er meinte, er könne nicht mit beiden zusammen sein, weil er sich vor mir schämen würde und mit seiner Familie ganz anders wäre.
Ich stimme Insomnia zu, dass man wohl wirklich ganz schnell ein gesundes Bauchgefühl verliert, denn eigentlich müssten bei so einem Verhalten alle Alarmglocken schrillen.