Hallo, in die Runde,
gerade eben stieß ich bei Facebook auf eine wiederholt geäußerte Aussage, wenn sich jemand nicht meldet usw., dann will er nicht. Alles andere wären Ausreden.
Vor dem Hintergrund meiner leidvollen Bindungserfahrung, die ich immer noch in einer Therapie bearbeiten muss, kam mir natürlich sofort in den Sinn:
Wenn jemand den Kontakt abbricht, weil er die Nähe und Liebe nicht aushalten kann, sich aber im weiteren Verlauf nicht gleichgültig, sondern eher ambivalent verhält usw. (ihr wisst, wovon ich rede), dann ist es Bindungsangst und damit eine Störung und keine Ausrede.
(In meinem persönlichen Fall hat der Mann gar nicht erst von BA gesprochen, diese also schon mal selbst nicht als Ausrede gebraucht. Er wird sich dessen gar nicht bewusst sein. Eher sucht er die Schuld bei mir und sieht sich vermutlich als Opfer.)
Ich reagierte lapidar. Es sind nicht nur Ausreden. Es gibt beispielsweise Bindungsangst!
Darauf folgte, dass aber ein Hinterherrennen trotzdem nicht zielführend wäre, dass es nicht glücklich mache und dass die betroffene Person die Dinge selbst erst einmal erkennen und sich professionelle Hilfe suchen müsse.
Das konnte ich komplett unterstreichen. Ich erwähnte zudem, dass die ganze Geschichte daher besonders schmerzvoll für mich wäre usw. (Liebe und Anziehung waren mit Sicherheit ja da, aber die Angst zu groß.)
Jemand anderes warf ein, dass dann aber trotzdem nicht genug Interesse da wäre an mir, sonst hätte er alles daran gesetzt, seine Angst zu überwinden. Ich solle keine Ausreden suchen, sondern lernen zu sagen, er will einfach nicht. Und ich würde in einer Scheinwelt leben... . Hat mich ganz schön getriggert und gekränkt.
Meine Frage: Es setzt doch erst einmal voraus, dass man überhaupt erst mal das Problem in sich erkennt und für die harte Wahrheit bereit ist. Solange das nicht geschieht (und die meisten BÄ verschließen die Augen davor), denkt man doch, dass es an dem Gegenüber liegt, man ist enttäuscht usw und distanziert sich. Wenn man denkt, der (potentielle) Partner hat etwas falsch gemacht, kämpft man als BÄ doch gar nicht, sondern wendet sich verletzt ab. Das hat doch mit der Intensität der Liebe nichts zu tun?!
Im Gegenteil. Meine Therapeutin sagt mir in etwa: Je größer die Liebe, desto größer die Angst.
Das bindungsängstliche Prinzip bedeutet: Ich begehre etwas (bzw. jemanden), wünsche mir die Bindung ganz intensiv, aber wenn ich es dann haben kann, macht es mir gleichzeitig so große Angst, dass ich fliehen muss.
Wenn ich aber noch nicht erkannt habe, dass ich gar nicht vor meinem Gegenüber ausreiße, sondern vor mir selbst und meinen eigenen Gefühlen, dann kann ich logischerweise nicht um die Liebe meines "Partners" kämpfen.
Wie ist eure Meinung bzw. wie sind eure Erfahrungen?
Einen Bindungsängstler kann ich hierzu ja nicht befragen in diesem Forum, denn wer hier ist, hat ja mindestens die erste Hürde genommen (Selbsterkenntnis) und ist wahrscheinlich auch kein so "schwerer Fall", oder?
Liebe Grüße