Weg vom Drama

  • Das haben sie im Krankenhaus auch immer gesagt: Was soll denn passieren. Und ich dann so: Das und das und alles schlimm. Und die so: Ja und weiter? Und selbst wenn - dann passiert das halt. Und dann?


    Fast jeden Tag gab es diesen Dialog.

  • Mir reicht schon immer der Gedanke meine Beziehung wieder aufgeben zu müssen um bei mir Vernichtungsängste auszulösen....


    Und dann weiß ich immer nicht, was wirklich beschissen ist oder wo ich einfach nur ein absolutes Drama in meinem Kopf veranstalte...


    Das ist wie meine damals sehr, sehr hartnäckige Angst vor dem Erbrechen. Ich hätte mich fast umgebracht wegen dieser Angst, weil ich über Jahre nichts mehr essen konnte und diese Angst mein ganzes Leben im Griff hatte. Da gab es genau diese Frage auch immer. Was ist so schlimm daran? Ich hatte darauf NIE eine Antwort, es war für mich einfach nur die Höllenerfahrung schlechthin bei dem Gedanken kotzen zu müssen...Jahrelang. Diese Qualen kann sich kein Mensch vorstellen....


    Am Freitag auf dem Kirmes hab ich nach einer Fahrt in so einem wilden Ding gekotzt. Meine Freundin und ich haben uns totgelacht ...

    Und ich hab davor das letzte Mal 2008 gekotzt...


    So weit wäre ich gerne mal mit meiner Verlustangst....

  • So, nun haben wir erst Mal eine Pause. Wenn man es so nennen will....


    Ich habe ihn heute konfrontiert wie ich mich die letzten zwei Wochen gefühlt habe und dass ich diese Distanz zwischen uns nicht mehr aushalte und auch nicht mehr aushalten will. Ich hab ihn auch nochmal mit der Tatsache konfrontiert, dass er ein BA ist und warum ich darauf komme.


    Er hat mir gesagt, dass er gerade so gar nicht wisse was er wolle. Mal wäre er total glücklich, will mich unbedingt sehen, dann wieder total traurig und will wieder alleine sein. Das wäre enorm anstrengend. Ich habe ihm dann gesagt wie hart das für mich und MEINE Ängste ist zu spüren, dass er sich von mir entfernt. Er hat gesagt, dass er am liebsten bei mir wäre und zwar komplett, das aber irgendwie nicht schaffen würde. Dass er in mir eine Seelenverwandte sieht, der er am meisten von sich erzählen würde. Ich eine tolle Frau wäre und er mich bei sich haben will...


    Er hat auch gesagt, dass er weiß dass er an sich arbeiten muss, dass er sich seine Themen anschauen muss. Dass er sich mit sich selbst befassen wird und seine größte Angst wäre, dass es zu spät für uns wäre, bis er bereit wäre....

    Das er mich im Herzen nicht verlassen hätte, nur körperlich gerade nicht klar kommen würde...


    Ich habe ihm auch gesagt, dass das für mich nicht mehr geht, dass mein Hund als Distanzhalter missbraucht wird, weil er seine Muster abarbeitet ohne das zu merken. Und wo ich schon dabei war, gleich auch noch wie mies und beschissen es sich anfühlt wenn man spürt, dass einem der Mensch, den man liebt körperlich nicht näher kommen will....Da war mein Gefühl nämlich goldrichtig, dass er vor körperlicher Nähe flüchtet...


    Er hat gefragt, ob unsere gemeinsame Reise nun zu Ende wäre. Ich habe gesagt "Wenn das so bleibt wie es gerade ist definitiv, ich habe es verdient wirklich gewollt und geliebt zu werden und bin kein Spielzeug, dass man sich nach Lust und Laune aus dem Schrank holen könne und dass es absolut keinen Sinn machen würde, weiterzumachen, wenn er nicht ernsthaft an sich arbeitet weil ich nicht mehr bereit bin, dass man seine Muster an mir abarbeitet"..


    Er will an sich arbeiten. Gerade ist Funkstille....


    Ich werde ihn in Ruhe lassen, wenn er weiß was er will und ernsthaft an sich arbeitet, weiß er wo er mich findet. Dann bin ich eventuell nochmal bereit mit ihm über einen Versuch zu sprechen. Aber halt nur dann.


    Bis dahin geht mein Leben weiter wie bisher auch.....

  • Danke, lieb von dir! :-)


    Das ist mir auch absolut nicht leicht gefallen und ich habe schon ordentlich Liebeskummer. Ich würde lügen wenn ich jetzt behaupte, dass mir das alles nicht enorm weh tut. Er ist mir wichtig und ich hatte wirklich eine schöne Zeit mit ihm und auch immer gespürt, dass er sich wirklich Mühe gibt.


    Ich glaube der Druck auf uns beide wurde gerade einfach zu hoch. Er hat meine Unzufriedenheit in Sachen Hund und Sex total gespürt, was ihn noch mehr unter Druck gesetzt hat, weil er es ja eigentlich selbst alles will. Ich für meinen Teil war an der Oberkante mit meinen Verlustängsten angekommen.

    Wenn es so weitergelaufen wäre, dann wäre das in einem Endlosdrama geendet wo keiner mehr über das spricht, was ihn drückt. Beide aus Angst.


    Ich dachte ich muss jetzt mal einen anderen Weg gehen, der nicht völlige Selbstaufgabe und Anpassung heißen kann, wenn das hier weitergehen soll.

    Ich habe ihm gesagt, was ich zu sagen hatte, habe klar gesagt was ich von ihm erwarte. Jetzt liegt es in seiner Hand, was er draus macht. Wenn er lieber abhaut, anstatt wirklich nach sich zu schauen, dann muss ich leider damit leben....

  • Am Donnerstag war ich aber so geladen, so wütend, so verletzt und enttäuscht, dass ich alles ignoriert habe.


    Anstatt dass er mir dann offen und ehrlich sagt "Du, ich wollte das wirklich, aber ich schaffe es einfach noch nicht, kann mich einfach nicht überwinden" ist er direkt ausgeflippt, panisch im übrigen...

    Ach, liebe SugarLea , da hat sich ja ganz schön was angestaut.


    Leider finde ich, dass Du in beiden Situationen auch nicht besonders souverän reagiert hast. Ein bindungssicherer Mensch wäre trotz Verletzung nicht so auf seine Wutreaktion eingestiegen, sondern hätte sie anders aufgefangen. Auch einfach blocken und nicht mehr reagieren ist keine Art. Damit steigert Ihr Euch beide gegenseitig in Eure Trigger hinein und löst ungewollt die Spirale aus Rückzug und Angst aus.


    Souveräner wäre es gewesen, direkt in der Situation zu erklären, was das gerade mit Dir macht, dass Du Dich getriggert und enorm gestresst fühlst und dass Du Dir wünschst, dass er solche negativen Gefühle künftig bitte anders kommuniziert. Besonders wichtig: Man haut nicht einfach ab und lässt den anderen auflaufen, sondern kommuniziert, dass man etwas Zeit benötigt, um sich herunterzuregulieren, aber gern <Zeitfenster, z. B. am nächsten Tag> über die Situation sprechen möchte. Ob der andere dafür offen wäre? (Dann kannst Du immer noch entscheiden.) (Ich hätte Dir jedenfalls nicht hinterhertelefoniert.)


    Deine - wenn auch aus Deiner Sicht gerechtfertigte Reaktion - ist eine Form von Silent Treatment (Schweigebehandlung), mindestens aber eine Form von Bestrafung (Rückzug), die in dem anderen einen enormen Stress auslöst und die Beziehung extrem gefährdet. Dein Partner dürfte sehr feine Antennen haben (Hypervigilanz als Traumafolge) und unterbewusst auf Deine Ängste reagieren. Da er aber anscheinend doch noch nicht selbstreflektiert genug ist, kann er vieles nicht richtig zuordnen, was ihn belastet. (Ich persönlich werde in Anwesenheit von BAlern depressiv, reizbar und unsicher.)


    Die Situation mit der "vollen Ladung" dürfte in ihm eine starke Scham ausgelöst haben. Scham ist leider ein großer Treiber für Antriebslosigkeit und Versagensängste aller Art. (Scham ist die Mutter der Prokrastination.)


    Du sagtest, Dein Partner könnte ADHS haben. Ich hab ein sehr, sehr gutes Buch von Gabor Maté zu diesem Thema gelesen, was ich gern weiterempfehle: Unruhe im Kopf: Über die Entstehung und Heilung der Aufmerksamkeitsdefizitstörungen ADHS : Maté Gabor: Amazon.de: Bücher

    Als ehemals selbst Betroffene kann ich vieles erkennen, womit ich früher zu kämpfen hatte. Auch das mit dem Fußball lässt sich erklären ... das ist mehr so ein Kompensationsmechanismus bzw. eine Übersprungshandlung und Ausdruck der Unfähigkeit zu priorisieren, weil die Reizüberflutung und der ganze Druck aus gefühltem Kontrollverlust, Überforderung und Dysregulation irgendein Ventil braucht. (Was Dir das Shoppen und Rauchen, ist ihm der Fußball. Letztlich sind wir alle ein bisschen Charlie Brown und brauchen unsere Sicherheitsdecke, die nur uns gehört. ;) )

    Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.

    (2. Tim. 1:7)

    7 Mal editiert, zuletzt von Wurmleiche ()

  • Ich habe ihm auch gesagt, dass das für mich nicht mehr geht, dass mein Hund als Distanzhalter missbraucht wird, weil er seine Muster abarbeitet ohne das zu merken. Und wo ich schon dabei war, gleich auch noch wie mies und beschissen es sich anfühlt wenn man spürt, dass einem der Mensch, den man liebt körperlich nicht näher kommen will....Da war mein Gefühl nämlich goldrichtig, dass er vor körperlicher Nähe flüchtet...


    Er hat gefragt, ob unsere gemeinsame Reise nun zu Ende wäre. Ich habe gesagt "Wenn das so bleibt wie es gerade ist definitiv, ich habe es verdient wirklich gewollt und geliebt zu werden und bin kein Spielzeug, dass man sich nach Lust und Laune aus dem Schrank holen könne und dass es absolut keinen Sinn machen würde, weiterzumachen, wenn er nicht ernsthaft an sich arbeitet weil ich nicht mehr bereit bin, dass man seine Muster an mir abarbeitet"..

    Sehr gut (auch wenn's insgesamt natürlich traurig ist :|)! <3

    Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.

    (2. Tim. 1:7)

  • Dazu möchte ich mal noch sagen, dass es bei mir zu Hause zwei Situationen in der Vergangenheit gab, wo er panikartig die Flucht ergriffen hat von seiner Sekunde auf die andere! Beide Male direkt nachdem ICH ihm nahe gekommen bin! Das erste Mal sogar noch direkt aus dem Bett raus, nachdem er gemerkt hat dass ich mit ihm schlafen will (wie ich mir jetzt den Zusammenhang erklären kann). Da hat er mich geschockt und heulend wie ein kleines Mädchen mitten in der Nacht stehen lassen und ist nach Hause gefahren....Ich bin beide Male direkt auf ihn zugegangen, hatte Verständnis für ihn und seine Reaktion....


    In dem Fall hatte ich die nicht mehr! Und zwar deswegen, weil ich es leid gewesen bin immer der Blitzableiter für seine Stimmungen zu sein und das nachdem er mir noch kurz davor Honig ums Maul geschmiert hat, wie toll doch unser Abend werden wird und es sogar noch seine Erlaubnis gab, dass ich meinen Hund mitbringen darf! Mir sind da einfach die Sicherungen durchgebrannt und ich war übelst am heulen und tief verletzt nach diesem Empfang. Ich glaube nicht dass man das als Bestrafung sehen kann, weil ich mich aus Selbstschutz einfach mal ein paar Stunden zurückziehen MUSSTE und in diesem Zustand nicht mehr mit ihm reden wollte. Ich wollte ihn damit nicht bestrafen, ich wollte mich damit selbst schützen und mich erst Mal wieder beruhigen! Ich bin direkt nach Hause zu meinem besten Kumpel geflüchtet, der mich dann erst Mal aufgefangen hat. Das Handy lag oben in meiner Wohnung, ich konnte einfach nicht mit ihm reden...


    In diesen Situationen kann man mit ihm NULL reden, weil der völlig dicht macht und nur noch grantig ist mit einem Ton, den er sonst nicht mal kennt!

    Er hatte was ähnliches mal, als er mir was sehr wichtiges erzählen musste, dass ihn total geplagt hat und wofür er sechs Wochen gebraucht hat um mir überhaupt was davon zu erzählen. Ich bin extra zu ihm hingefahren, weil er mir alles erzählen wollte. Da gab es dann den selben Empfang. Da hab ich versucht auf ihn einzugehen, ihm zu sagen, dass er sich öffnen soll, dass es nichts gibt worüber er mit mir nicht sprechen kann, nichts zu befürchten hat. Da war kein Durchkommen. Ich habe ihm dann gesagt, dass es gerade so keinen Sinn macht weiter hier zu bleiben ( er ist durch die Wohnung getiegert war unglaublich angespannt, grantig und sichtlich emotional aufgelöst und blockiert) und das ich jetzt erst Mal gehen werde...

    Danach kam was er mir sagen wollte in einer 15 minütigen Sprachnachricht auf WhatsApp....Über das haben wir dann von Auge zu Auge sogar noch am selben Tag geredet und die Situation wieder in den Griff gekriegt...Und das worum es da ging, warum er so abgedreht ist, war seither nie mehr ein Problem für ihn. Da hat er mich dann immer mit einbezogen....

  • Ich glaube nicht dass man das als Bestrafung sehen kann, weil ich mich aus Selbstschutz einfach mal ein paar Stunden zurückziehen MUSSTE und in diesem Zustand nicht mehr mit ihm reden wollte. Ich wollte ihn damit nicht bestrafen, ich wollte mich damit selbst schützen und mich erst Mal wieder beruhigen!

    Was Du wolltest und wie es gewirkt haben mag sind unterschiedliche Paar Schuhe. Du brauchst Dich auch absolut nicht zu rechtfertigen vor mir/dem Forum!


    Es wirkt trotzdem nicht souverän und sicher, denn Du hast keinen Zeitrahmen kommuniziert, ihn stattdessen abblitzen lassen und damit ganz sicher schlimme Ängste getriggert, sonst hätte er nicht so oft versucht anzurufen. Aus einer Triggerreaktion heraus kann man einfach keine Konflikte klären. Daher ist es wichtig, auch im Rückzug im Dialog zu bleiben.

    Das Handy lag oben in meiner Wohnung, ich konnte einfach nicht mit ihm reden...

    Auch das hättest Du ihm aber im Weggehen kommunizieren können, so wie Du es schlussendlich ja vor der Funkstille ganz souverän gemacht zu haben scheinst. Was Du ihm vorwirfst (aus einem Trigger heraus zu reagieren), machst Du letztlich selbst auch immer mal wieder - zumindest liest es sich für mich so. Damit befeuert Ihr gegenseitig die Dynamik, die typisch für Trauma-Bindungen sind (der andere spiegelt, was man an sich selbst nicht sehen kann). Wenn seine Launen (jetzt schon!) tatsächlich so unerträglich sind, wie Du sagst/empfindest, dann wäre es sich selbst gegenüber letztlich ehrlich, die Reißleine zu ziehen, denn dann wäre er auf lange Sicht vllt. doch einfach nicht der Richtige. Beziehungsarbeit kann man jedenfalls nur im Tandem leisten. :(


    Hoffentlich könnt Ihr die Situation wieder einrenken und zueinanderfinden, so denn das Gute überwiegt! <3 (Die Sache mit dem Hund finde ich persönlich schlimm! Das wäre für mich ein Killerkriterium - da kann der Mann noch so schön sein. Vllt. liegst Du aber mit Deiner Vermutung ganz richtig, dass nicht Dein Hund an sich das Thema ist, sondern seine Erfahrungsassoziation mit seinem eigenen Hund.)

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    (2. Tim. 1:7)

    9 Mal editiert, zuletzt von Wurmleiche ()

  • Ich bin und bleibe ja absolut kein Fan davon, anderen Menschen über DEREN Baustellen und Psyche erzählen zu wollen.

    Ich finde das, ehrlich gesagt, super übergriffig und auch einfach respektlos.

    Du weißt nicht, was in ihm vorgeht.

    Kein Stück.

    Nur das Mini bisschen, was er dir erzählt hat.

    Und ich finde es steht dir gar nicht zu ihm da erklären zu wollen, woher das bei ihm kommt.


    Was du machen kannst und auch (meiner Ansicht nach solltest) ist zu reflektieren, was die Beziehung in dir auslöst. Was sie für Gefühle weckt, für Muster bei dir zum Vorschein bringt und triggert.

    Das ist das entscheidende.

    Und nur daraus kannst du wirklich definitiv eine Entscheidung für dich fällen.

    Einfach weil nur du allein der Teil bist, den du kennen kannst.

    Das ist total ok so.

    Der Partner lässt sich eben nicht kontrollieren. Auch nicht mit Diagnosen.


    So oder so hast du dich entschieden den Schritt zu gehen und das finde ich gut.

    Also Entscheidungen zu treffen, damit du dein eigenes Wohlbefinden steigerst!

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  • Ich finde krass, dass es wieder nur um ihn geht. Du lädst alle Verantwortung bei ihm ab - nicht ein Wort über deine Anteile.


    Du forderst Selbstreflexion - was verständlich ist, schaffst es aber selbst nicht einen Schritt zur Seite zu machen.


    Es wäre sicher gut wenn du noch mehr bei dir nachsiehst. Vielleicht ist die Frage wieso du nicht selbst für deine Handlungen Verantwortung übernehmen kannst / magst ein guter Einstieg. Und damit meine ich nicht so alltägliches / das Überleben betreffende.

    Eher so:
    "Okay, da bin ich jetzt wieder Vollgas in etwas reingeschlittert was nicht gut gegangen ist. Wieso habe ich es nicht geschafft besser auf mich acht zu geben?
    Was genau erhoffe ich mir von einer Beziehung eigentlich, was ich mir selbst nicht geben kann? Wie komme ich an einen Punkt an dem eine Beziehung mein Leben bereichert und nicht erst lebenswert macht?"


    Es ging die letzten Seiten viel zu viel darum was/warum/wieso auch immer er jetzt getan hat, oder auch nicht. Warum das die Beziehung so schwierig und wenig erstrebenswert macht. Nie um die Frage warum du jetzt tatsächlich wieder an so einem Punkt angekommen bist.
    Versteht mich nicht falsch! Es ist mega, dass du Lea es geschaffst hast nach so kurzer Zeit hier klare Kante zu zeigen!
    Das sollte, ja das muss man sich auch immer wieder mal selbst sagen. "Es ist gut und richtig, dass ich hier für mich eingestanden bin!"
    Das alleine sollte man schon für sich als kleinen Etappensieg verbuchen. Aber eben den Blick bei den eigenen Baustellen lassen.


    Solange du die Mechanismen nicht verstehst die in dir arbeiten, kannst du sie nicht verändern.

    Und genauso lange wird die Spirale immer wieder von vorne anfangen! Die Protagonisten sind mehr oder weniger frei wählbar.


    Da kannst du Seiten lang hier darüber diskutieren ob deine Beziehungsprobleme jetzt an fehlendem Commitment, fehlendem Sex, oder fehlendem Interesse an deinen Hobbys von Partner A, B, C oder X kommen...


    Denn all das ist schlichtweg eins: Vermeidung!

    Du vermeidet den Konflikt mit dir selbst (und trägst ihn stattdessen unbewusst nach außen).

  • Ich kann mir vorstellen, dass meine Worte ziemlich harsch daher kommen und ich möchte dazu sagen, dass ich dich, Lea damit in keiner Weise angreifen möchte.
    Ich verfolge deine Geschichte wie einige andere auch schon seit langer Zeit. Ich habe selbst Therapieerfahrung und beschäftige mich schon eine ganze Weile mit dem Thema BA. Daher erlaube ich mir hier meine Meinung kund zu tun.
    Du kannst sie annehmen oder auch nicht. Das steht dir natürlich frei.

    Ich habe auch lange mit mir gerungen mich wirklich zu diesem Thema zu äußern, weil mir wie anderen Usern ja auch schon aufgefallen ist, dass du viele Tips und Denkanstöße einfach übergehst - oder direkt zurück schießt und in den Verteidigungsmodus gehst.

    * Das ist übrigens etwas was mich ziemlich triggert - wahrscheinlich musste ich darum auch jetzt mal meinen Senf dazu geben ;)


    Und genau DA könntest du wirklich mal ansetzen. Für Dich! Unabhägig von allen Beziehungsdramen.
    "Wieso fällt es mir so schwer mir (und erst recht gegenüber Anderen) Fehler einzugestehen / "Defizite" zu benennen?"
    Und das Thema dann ganz bewusst angehen. Das hilft auch im späteren (Beziehungs-)Leben.

  • Ich sehe meine Anteile durchaus.


    Ich bin brutal schlecht darin Grenzen zu setzen, dafür einzustehen was ich will und was ich brauche. Ich bin immer viel zu "nett", selbst wenn es mich verletzt. Alleine die Tatsache, als das anfing dass er nicht mehr bei mir schlafen wollte (und wenn man es genau nimmt die letzten Wochen genau ein einziges Mal überhaupt zu mir gekommen ist) hab ich halt mal eben so hingenommen. Ich habe ihm wohl kommuniziert, dass mir das fehlt aber weiter halt auch nichts.

    Selbiges mit dem Hund. Ich habe es halt angesprochen aber nicht klar gesagt, dass die Beziehung für mich vor dem Aus steht, wenn das so weitergeht. Mein Problem ist immer die Angst vor den Konsequenzen. Also dass mein Partner sich dann trennt, weil ich Ansprüche stelle von denen ich weiß, dass er Probleme damit hat. Also rühre ich mich da nicht weiter....Aber wir wissen ja alle, je mehr man durchgehen lässt, desto weniger werden die eigenen Bedürfnisse und Grenzen geachtet....So zumindest meine Erfahrung....


    Je mehr Angst ich kriege, desto kleiner und stiller werde ich....Nahezu passiv, die volle Anpassung....

  • Aber daran kann man wunderbar arbeiten.

    Ich konnte auch nicht Grenzen setzen und was people pleaser.


    Aber ich konnte viel daran arbeiten. Ich setze Grenzen jetzt vielleicht etwas zu "harsch". Weil ich es ja nie gelernt hatte.

    Da muss ich eher wieder weicher werden aber man kann es gut lernen.


    Wichtig ist auch Vertrauen in die eigene Selbstwirksamkeit aufzubauen.

  • Ich sehe das wie Synne.


    Ich hab es auch immer allen recht gemacht um ja niemanden zu verlieren.

    Das hat mich aber sehr krank gemacht.

    Ich habe ebenfalls daran gearbeitet Grenzen zu setzen und wie Synne übe ich mich nun daran wieder weicher zu werden.


    Mir hat es sehr geholfen, wenn jmd im Außen mir sagen konnte, ob ich mit meinen Bedürfnissen und Wünschen im „Recht“ bin. Eine Zeit lang war es sogar der Grinch, der mich sehr dabei unterstütze mich beispielsweise gegen meine Familie zu „erwehren“.

    Später hatte ich dann ein sehr hilfreiches Radieschen im Ohr ^^


    Ich möchte allerdings darauf hinweisen, dass man durchaus Menschen “verliert“, wenn man anfängt sich durchzusetzen.

    Allerdings habe ich dadurch auch gelernt, wer meine Zeit wert ist.

  • Das stimmt, man verliert Menschen.

    Aber die, die man verliert, die respektieren die Grenzen nicht und denen geht's nur um sich.

    Die, die bleiben, denen bist du wichtig und dass es dir gut geht.


    Und man übt sich nebenbei darin, die Verlustangst abzubauen

  • Ich sehe den Fisch hier weiter am Kopf stinken.


    Wünsche und Bedürfnisse äußern, VERHANDELN, Kompromisse finden (außerhalb der Dealbreaker).


    Ganz sicher gebundene Menschen hätten sicherlich über den „Sex Verlust“ ganz normal reden können. Dann hätte Mann irgendwelche Gründe genannt und Frau dafür Verständnis aufbringen können.

    Dieses ganze „uuuh, das sollte aber in einer so frischen Beziehung alles nicht sein…“ ist meiner Ansicht nach der Anfang vom Ende.

    Weil es tausend Gründe geben kann, warum jemand grade weniger Sex möchte.

    Das muss absolut kein Rückzug sein, oder gar Ablehnung oder ein Zeichen, dass jemand aus der Beziehung will.


    Ich könnte mir vorstellen, dass aber genau das deine Alarmglocken hat klingeln lassen.

    Und dann nahm der Strudel seinen Lauf.

    Kleine vorwürfe, statt „gewaltfrei“ kommunizieren, er hat’s auf dem falschen Ohr empfangen und los ging’s.

    Wie ich gesagt habe: der eine nörgelt, der andere zieht sich zurück, der eine nörgelt weiter, der andere zieht sich weiter zurück.

    Der absolute Klassiker.


    Selbstverständlich muss man für die eigenen Bedürfnisse einstehen und auf diese achten.

    Aber in Beziehungen kanns einfach vorkommen, und wird es vorkommen, dass man dabei Kompromisse machen muss. Einfach weil das Gegenüber auch welche hat. Und nicht dafür zuständig ist, dass wir 24/7 rund um die Uhr die ein Baby umsorgt werden.

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  • Ich hab das mit dem Grenzen setzen immer nur bei einem Menschen, für den ich viel empfinde und bei dem ich Angst habe, dass er sich trennt wenn ich nicht so funktioniere wie er es braucht. Also bei meinem Partner. Bei Freunden und Kollegen oder Menschen, die sich mir gegenüber unangemessen verhalten habe ich damit gar kein Problem...


    Ich habe versucht mit ihm zu reden, nur kam da nichts sinnvolles dabei raus. Er hat nur gesagt er wisse nicht, warum das bei ihm gerade so wäre, er würde das auch anders kennen. Ich habe ihm gesagt, dass mir die Leidenschaft, das Begehren fehlt. Das ich es mir fehlt, dass wir eben auch auf der körperlichen Ebene das tolle Team sind, das wir sonst im Alltag sind. Er hat das verstanden, hatte dafür aber immer nur die "Lösung", dass ich halt auch mal anfangen müsse und er vielleicht mal einen Schubs brauchen würde. Der, der mir am Anfang ins Gesicht gesagt hat, dass er Sex will oder mitten am Tag mal eine Nachricht kam, dass er gerade total Lust auf mich hätte...Verhalten hat er sich dann von einem Tag auf den anderen völlig anders. Er hat alles vermieden, dass es überhaupt dazu kommen kann und ich habe das total gespürt, dass wir hier nicht von "Ich habe gerade einfach keine Lust weil anstrengender Tag usw" reden, sondern dass er echte Beklemmungen hat. Drum hat er wenn wir bei ihm waren auch immer eine Aufgabe gefunden, die er ganz dringend machen muss oder hatte seltsame Einwände, als ich letztens einfach mit zu ihm gehen wollte. Da kam dann zB "Du hast aber doch gar nichts dabei, was willst denn anziehen nach dem Duschen?" Also ist jeder nach einem gemeinsamen Tag in seine Wohnung und wir haben den ganzen restlichen Abend gechattet.


    Ich habe ihm gesagt, dass mir die gemeinsamen Nächte fehlen und er sagte, dass wir das dringend ändern müssen, dass er auch will dass ich zufrieden in der Beziehung bin, ihm das wichtig ist. Passiert ist nichts außer dass er ein riesiges Drama gestartet hat, als ich letztens bei ihm mit Hund schlafen wollte. Sein Vorschlag gewesen und ich schätze er hat einfach total Panik gekriegt und da kam dann der Einwand mit meinem Hund gerade Recht, um mich auf Distanz zu halten. Ich hab das sofort gemerkt was da gerade abläuft...


    Und ja, das alles hat meine Alarmglocken klingeln lassen, kein Sex mehr, keine richtigen Küsse (da war es dann das Rauchen, während ich mir zu 100 % sicher bin, dass es genau das selbe Problem ist, warum wir keinen Sex mehr hatten) er kam nicht mehr zu mir, schon gar nicht über Nacht. War ich bei ihm, war er ständig auf Strom, musste irgendwas tun, Wäsche, Blumen gießen oder umtopfen. Er hat unzählige Dinge gefunden, die er jetzt noch ganz dringend machen muss, nur um mir nicht wirklich nahe zu kommen. Alles was außerhalb der Wohnung stattgefunden hat, war überhaupt kein Problem. Da konnte er den ganzen Tag mit mir verbringen, Händchen halten, Nähe suchen, Pläne machen etc.


    Mich wundert es bis heute, dass er es geschafft hat mich so derart in seine Familie einzubinden, die ihm total wichtig ist...


    Ich hab nach den ersten BA Anzeichen das Unheil einfach kommen sehen und jetzt ist es da...

    Jetzt haben wir beide Liebeskummer und wissen nicht wie es weitergehen soll.


    Mir ist klar, dass er auch gelitten hat, weil er mir nicht geben konnte von dem er wusste, was mir fehlt. Erst letzten Samstag, als ich stundenlang damit verbracht habe, halbnackt bei ihm auf dem Sofa zu liegen und er wieder nur am rumrennen gewesen ist, bin ich dann irgendwann nach Hause gefahren, weil ich es einfach nicht mehr ertragen habe. Das habe ich ihm auch kommuniziert und gesagt, das ich jetzt gehen werde, weil ich nicht mehr weiß wie ich mich bei ihm noch beschäftigen soll, wenn er immer irgendwas tun muss, während ich hier rumliege. Da war er richtig geknickt und hat gesagt "Dann war das halt wieder Scheiße...."...um mir danach zu schreiben, dass er uns einfach nicht aufgeben will und möchte das wir wieder zueinander finden und es endlich alles gut wird.


    Darauf kam dann aber noch mehr Distanz, ich habe das gespürt. Weniger Kontakt, weniger "Zuneigungsbekundungen" beim schreiben oder in den Sprachnachrichten, auf einmal nur noch Fußball, kein Fragen mehr, ob und wann man sich sieht. Und je schlimmer das wurde, je heftiger wurde meine Angst...

  • Er hat sich die Links die ich ihm geschickt habe über Bindungsängste alle angeschaut. Hat er mir gestern morgen geschrieben. Und auch, dass er sich sicher noch vieles darüber anschauen wird. Ich denke er hat sich nun wirklich erkannt darin was ich schon einige Male angesprochen hatte, weil es einfach zu offensichtlich ist, wo hier das Problem liegt.


    Ich hab gestern auch wieder drüber gelesen, für meine Baustellen. Passive BA. Auch ich reflektiere wieder...

    Und hoffe, dass wir das irgendwann doch noch mal hinkriegen zusammen. Vielleicht nicht heute, oder Morgen aber ja, ich würde mir das schon wünschen, dass es eine Chance für uns beide geben kann....

  • Natürlich Triggert der Partner die VA am meisten und da ist es klar, dass du da dich anpasst und keine Grenzen setzt aus Angst vor dem Verlust.

    Aber du machst dich auch immer sehr abhängig von deiner Beziehung.


    Das war noch, als du Single warst, da meinte ich, gestalte dein Leben, so dass du glücklich bist auch ohne Partner.

    Da meintest du, das hättest du aber du "brauchst" trotzdem einen Partner sonst kannst du nicht glücklich sein.

    Dann bist du natürlich abhängig von einer Beziehung.

    Ob er bleibt oder geht entscheidet über dein Glück oder Unglück.


    Ich denke, dass dahinter noch immer dein schlechter Selbstwert steckt. Ein Partner soll dir deinen Wert spiegeln.