Wie soll ich mich verhalten bzgl. Freundschaft mit Ex

  • Hallo,

    nach nunmehr drei Jahren brauche ich euren Rat. Ich weiß gerade nicht, wie ich mich richtig verhalten soll. Ich würde mich über Ratschläge von Bindungsängstlern ebenso freuen, wie von Partnern von BÄ. Ich möchte so gerne verstehen, was in meiner Ex Sandra vorgeht und wie ich es ihr und mir gleichermaßen leichter machen kann.

    Hier unsere Geschichte (beide knapp 40), ich versuche nicht mehr als nötig auszuholen:

    Wir haben uns vor drei Jahren kennengelernt, nach ca. 6 Wochen schreiben und telefonieren haben wir uns ein zweites Mal getroffen, es gab einen ersten Kuss. Sie hat mir von ihrem Kaninchen erzählt, dass sie 1 Jahr zuvor einschläfern ließ und es kamen Tränen bei ihr. Später hat sie mir erzählt, dass sie nie vor anderen weint. Sie wusste nicht, was da bei ihr los war.
    1 Woche drauf war sie bei mir, wir waren wandern und auf der Couch ist sie ist in meinen Armen eingeschlafen. Auch etwas was ihr nie passiert, wenn sie jemanden frisch kennenlernt. Nach dem ersten Sex war sie nach Hause gefahren. Ich hatte ihr geschrieben, ob wir zusammen seien. Ihre Reaktion fiel anders als erwartet aus. Sie meinte, sie kommt nochmal gefahren. Sie kam am gleichen Abend und wir haben uns nach etwas Diskussion, wo ich ihr versichert habe, es auch Ernst zu meinen, darauf "geeinigt" zusammen zu sein.
    Sandra arbeitet im Schichtdienst, ich im Homeoffice. Die folgenden Monate war ich viel bei ihr, abends wenn sie von der Arbeit kam, hatte ich das Essen gekocht. Wir waren ein gutes Team, haben zusammen das Waschbecken repariert, wobei ich ihr Temperament als etwas bremsen musste. Sie stürmt in den Baumarkt ohne zu wissen, was sie braucht, ich hab dann mal im Bad nachgemessen.

    Nach ein paar Wochen Beziehungen erzählte sie mir, dass ich eigentlich ihr Mai-Korb sein sollte. Sie hatte sich für das Jahr vorgenommen, jeden Monat einen Korb zu bekommen. Als Strafe dafür, dass sie im Dezember ihre Ex verlassen hatte.

    Wegen Corona war da viel Druck auf der Arbeit. Ich hatte das Gefühl, sie distanziert sich von mir. Als ich es angesprochen hatte, meinte sie zuerst, dass ihr das nicht bewusst war. 1 Woche später hat sie dann Schluss gemacht. Sie sei ein einsamer Wolf, sie habe mir von Anfang an gesagt, dass ihre Beziehungen nie lange halten. Wir blieben in Kontakt, vier Wochen später kamen wir nochmals zusammen, aber nur für 4 Wochen. Da beendete sie es erneut, da ich Originalton Sandra "zu gut für sie bin". Alle Freunde meinen, das war eine Ausrede, sowas kann niemand wirklich meinen. Ich weiß aber auch, dass Sandra seit vielen Jahren wegen Depressionen in therapeutischer Behandlung ist, und sie hat auch eingeräumt, Bindungsängste zu haben.

    Wieder blieben wir in Kontakt, sie hatte eine neue Beziehung, die nur 3 Monate hielt, und sehr schmerzhaft endete. Sandra wurde verlassen und beschimpft. Im April 2022 trafen wir uns erstmals nach unsere Trennung wieder. Wir waren im Wald, haben rumgealbert und gelacht. Zeitgleich hat sie eine 12 Jahre jüngere Frau kennen gelernt. Sie haben eine Beziehung angefangen und ich war außen vor. 4 Monate habe ich versucht, ihr eine Freundin zu sein, sie aber auch mal wieder zu sehen. Dann habe ich die Reißleine gezogen, ich war eifersüchtig, ich konnte nicht mehr. Ich hab den Kontakt im August abgebrochen.

    Nach sieben Monaten ohne ein Wort reagierte sie im März 2023 auf einen WhatsApp Status von mir. Ich nahm an, sie hätte meine Nummer längst gelöscht, aber offenbar hatte sie das genauso wenig getan, wie ich ihre Nummer zu löschen. Ein Tag darauf starb meine Mutter sehr plötzlich, ich hatte Sandra geschrieben, sie rief mich am Abend an, um ihr Beileid auszudrücken. Und da erkannte ich erstmals, wie Ernst sie das meinte, als sie sagte: Sie sei immer für mich da. Ich dachte nur, wow, sie hat Eier in der Hose, nach sieben Monaten ohne ein Wort, ist sie für mich da.

    Wir haben uns geschrieben, es ging nicht um Beziehungen, ich wusste auch nicht, ob sie noch mit der 12 Jahre Jüngeren zusammen war. Ich hab nicht gefragt und ich hatte nach dem Tod meiner Mutter auch andere Dinge im Kopf. Im August 2023 hat besagte 12 Jahre Jüngere dann mit Sandra Schluss gemacht, wieder eine hässliche Trennung mit viel bösen Worten. Sandras Welt brach zusammen, aufgrund eines Burnouts war sie seit Monaten krank geschrieben, Freunde/Kollegen kehrten ihr den Rücken. Nur ich blieb. Sandra meinte: ich sei ihre einzige Freundin. Und der einzige Mensch, bei dem sie immer sie selbst sein konnte. Die Nachricht hat mich so gerührt, dass ich mir einen Screenshot aufgehoben habe. Ich fuhr zu ihr, ich war für sie da.

    In den folgenden Monaten haben wir uns öfter gesehen, uns viel geschrieben, auch telefoniert. Im November haben wir Abends noch Bier getrunken, und sie meinte, ich kann bei ihr übernachten. Ich brauch auch nicht auf die Couch, wir können in einem Bett schlafen. Im Schlaf hat sie sich (unbewusst) an mich gekuschelt und ich lag die ganze Nacht wach, um ihren Atem zu lauschen. Ich war so glücklich, doch ich hab nichts gesagt. Am nächsten Morgen meinte sie, sie habe zum ersten Mal seit Monaten die Nacht durchgeschlafen. Eine Woche später wiederholte sich das. Ich hab mich dazu hinreißen lassen, ihren Hals für einen kurzen Moment zu streicheln. Ich weiß bis heute nicht, ob sie das mitbekommen hatte.

    Und dann kam im vergangen Dezember der nächste Rückzug. Sie hat das Gefühl, ich habe noch Gefühle für sie. Und sie will mich nicht verletzen. Und was, wenn sie jemand kennen lernt, bin ich dann eifersüchtig und beende wieder den Kontakt? Davor hatte sie Angst, da sie mich auf keinen Fall verlieren wollte. Im Januar diesen Jahres war es dann soweit, sie hat jemand neues kennengelernt. Was ich erst vier Wochen später erfahren habe, nachdem sie mir immer wieder einen Korb gegeben hatte, als ich etwas mit ihr unternehmen wollte. Jetzt war sie sieben Wochen wegen Burnout in Reha, die neue Freundin hat in der Zwischenzeit wieder mit ihr Schluss gemacht. Ich hab Sandra ein Trostpaket geschickt, mit Kalendersprüchen und Schokolade. Sie fand das total lieb von mir, schickte einen Kusssmiley.

    Wir hatten uns für letzte Woche Freitag verabredet, doch sie hat es vergessen, und das Wochenenden bei einer Freundin verbracht. Freundin oder Date? Ich weiß es nicht. Ich war natürlich enttäuscht und traurig. Nach dem vielen Hin und Her und da ich sie dieses Jahr noch gar nicht gesehen habe, hab ich gefragt, ob sie mich denn überhaupt wieder sehen wolle. Offenbar ein Fehler. Ich hab die ganze Woche nichts von ihr gehört. Heute morgen schreib ich "es ist okay", ich wollte Druck rausnehmen. Da antwortete sie, es sei nicht okay. Sie fühlt sich unter Druck gesetzt, ich verhalte mich wie eine eifersüchtige Freundin, und sie kommt damit nicht klar. Meine Antwort war kein Betteln oder Entschuldigen, sondern ganz klar, dass ich keine Spiele mehr spielen möchte. Ich hab die letzten Monate viel an mir und meiner Verlustangst gearbeitet. Es geht mir gut, ich hab einen tollen Job, ich hab Freunde, die gerne Zeit mit mir verbringen. Ich hab den Tod meiner Mutter verarbeitet. Und jetzt möchte ich nicht, dass mir Sandra das kaputt macht.

    Als ich ihr gerade schreiben wollte, dass es vielleicht besser wäre, Abstand zu nehmen oder getrennte Wege zu gehen, da kam noch eine Nachricht von ihr. Ob ich sie denn ein bisschen verstehen kann? Das klang für mich fast so, als käme die Verlustangst hinter der Bindungsangst zum Vorschein. Ich bin ihr doch wohl nicht egal, wenn sie sich wünscht, dass ich sie verstehe.

    Das war jetzt sehr viel Text. Und wenn du den bis zum Ende gelesen hast: Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit. Ich weiß nicht weiter. Beenden? Mir das weiter "antun"? Ich will ihr nicht weh tun, aber ich will auch mir nicht weh tun. Ich hab mir sogar einen Ratgeber von Stefanie Stahl gekauft und danach in die Tonne geworfen. Ich hatte mir Ratschläge erhofft, wie ich mit Sandra umgehen sollte, Frau Stahls Ratschlag: nehmen sie die Beine in die Hand und laufen. Einem Bindungsängstler ist nicht zu helfen, er wird sich nie ändern. Das will ich nicht glauben. BÄ sind doch keine Menschen zweiter Klasse, es ist doch nicht ihre Schuld. Sandra wäre vermutlich auch glücklicher, wenn sie diese Ängste nicht hätte, und wenn die Dinge in ihrer Vergangenheit, die diese Ängste ausgelöst haben, nicht passiert wären. Ich hab in einem Forum sogar gelesen: Glückwunsch, wenn sie ihre Bindungsängste triggern, dann hat sie wohl Gefühle für sie. Naja, davon kann ich mir wenig kaufen, wenn sie mich immer wegstößt und dann Beziehungen mit anderen Frauen eingeht.

    Was ich mir wünsche:
    Dass es mir gut geht. Dass es Sandra gut geht. Dass wir Freunde sein und eine gute Zeit haben könnten. Und jetzt mal ehrlich, Butter bei die Fische: dass aus dieser Freundschaft auch wieder mehr wird. Ich möchte mit dieser Frau mein Leben verbringen. Ich weiß nicht wieso, sie treibt mich in den Wahnsinn, aber ich liebe sie und wenn wir Zeit gemeinsam verbringen, da tut sie mir gut. Nur die Pausen dazwischen, die tun mir nicht gut.

    Ich hab auch schon überlegt, eine Coaching beim Datedoktor Emmanuel zu machen. Doch sie soll sich ja in mich verlieben und nicht in die Texte, die der Coach vorgibt. Was sich schon gelernt habe, offenbar ist die Frage "wie geht es dir?" schon zuviel, denn die beantwortet sie mit Regelmäßigkeit nicht. Umgekehrt stellt sie mir die Frage dann und wann.

    Einen Rat? Eine gute Taktik? Es sind keine Spielchen, wenn ich ihr nichts böses will ;-)

  • Hallo Claudia,


    meine ehrliche und absolut wohlwollende Meinung: Lass die Finger von ihr. Und bitte kein Geld für ein total überteuertes Coaching von diesem Datedoktor ausgeben.


    Ihr scheint mir beide sehr bindungsunsicher zu sein. Du eher verlustängstlich, sie stark bindungsängstlich. Das ist auch der Grund, warum sie Dich in den Wahnsinn treibt, wie Du schreibst. Dahinter steckt eine ungesunde Dynamik, die Dir nicht gut tun wird.


    Eine Freundschaft wäre sicher okay, wenn Du das emotional sauber für Dich trennen kannst. Ein Mehr wird immer wieder zur selben ungleichen Dynamik führen.


    Lies Dich gerne auch durch andere Threads hier im Forum. Die Bilanz ist ernüchternd: Es gibt unter diesen Umständen praktisch keine Erfolgsgeschichte.


    Steffi Stahl ist sicher teils krass in ihren Ansichten bzw. Formulierungen. Ich halte sowieso nicht viel von ihr. Ihr ganzes Konzept ist bei Young und der Transaktionsanalyse geklaut, ohne dass sie das irgendwo deutlich macht.


    Hast Du Dir bei Stahl denn auch mal durchgelesen, warum bestimmte Menschen Bindungsängstler anziehen?


    Ich weiß, dass das alles jetzt erstmal sehr hart klingt, aber ich meine es wirklich gut mit Dir, wenn ich das so eindeutig formuliere.


    Schau lieber einmal genauer bei Dir hin: Warum möchtest Du mit einem Menschen, der Dir keine verlässliche Bindung bieten kann, zusammen sein? Woher kommt Deine Verlustangst? Wie waren Deine Beziehungen zuvor?

  • Hallo Mylo,


    danke für deine ehrlich, wenn auch harte und ernüchternde Antwort. Ja, ich hab schon viel gelesen. Weniger, fast gar keine Erfolgsgeschichten. Das ist traurig.


    Mit deiner Einschätzung bzgl. meiner Verlustangst liegst du richtig. Hab da schon einiges aufgearbeitet, weiß auch, wo sie herkommt, doch verschwindet sie nicht so leicht. Das ist permanente Arbeit. Hab zuletzt ein paar neue Entspannungstechniken kennen gelernt, oder wenn die Angst hochkommt, einfach mal eine Serie gucken, oder spazieren gehen. Raus aus dem Denken. Ansonsten nicht emotional Nachrichten schreiben. Dann schalte ich das Smartphone aus und lege es in ein anderes Zimmer. Doch das gelingt mir leider nicht immer.


    Hab auf meinem Beziehungskonto trotz meines Alters erst zwei Beziehungen, da spät geoutet. Die erste Beziehung hielt länger, umso hässlicher und endgültiger war die Trennung. Sie hatte auch Bindungsängste und Depressionen, mit dem Unterschied, dass sie sich weigerte, eine Therapie zu machen. Sandra ist in Therapie, ich war es (diese Woche "abgeschlossen"), doch auch eine Therapie löst offenbar nicht mir nichts dir nichts alle Probleme.

  • Gut, dass Du schon viel an Dir gearbeitet hast. Das Problem ist, dass viele "normale" Therapeuten keine Ahnung von Bindungsthemen im Erwachsenenalter haben. Ich hab selbst ein paar durch und habe erst nach vielen eine gefunden, die das Symptom Bindungsangst richtig begriffen und auf seine Wurzeln zurückgeführt hat.

    Verhaltenstherapeuten neigen zum Beispiel dazu zu raten: Versuchen Sie es doch noch einmal mit ihr! Oder: Sie müssen die Angst nur aushalten! Oder: Sie müssen nur an ihrem Selbstwertgefühl arbeiten!


    Das sind alles gut gemeinte Ratschläge. Eine Bindungsangst ist aber keine "normale" Angst wie eine Agoraphobie, die man mit einer Konfrontationstherapie auf die Kette kriegt. Dabei wird nur das Symptom behandelt. Der einzige sinnvolle verhaltenstherapeutische Tipp ist sicher die Arbeit am Selbstwertgefühl. Doch auch das geringe Selbstbewusstsein vieler Menschen mit Bindungsangst ist nur ein Symptom.


    Ich denke, dass es hilfreich für Dich sein könnte, noch gezielter an Deiner Verlustangst zu arbeiten. Das geht meines Erachtens aber nur bedingt in einer Partnerschaft. Gewisse "Vorarbeit" muss man vorher schon gemacht hat. Der "Rest" kann dann sicherlich in einer Beziehung weiter aufgearbeitet werden. Unter einer Voraussetzung: Das Gegenüber ist einigermaßen bindungssicher! Sonst macht man meines Erachtens wieder alles zunichte.


    Zudem: Dass Sandra in Therapie ist und dennoch nicht in Bindung bleiben kann, würde ich auch eher als ungünstiges Zeichen werten.


    Um Deiner selbst Willen: Bleib auf Abstand zu ihr und sorge stattdessen richtig gut für Dich. Definiere klar Deine Bedürfnisse und Wünsche, die für Dich in einer gesunden Beziehung erfüllt sein müssen. Und definiere auch klare Red Flags, die für Dich nicht gehen. Schreib das ruhig auf. Schnapp Dir dann die Liste und notiere, wie Du Sandra zu den einzelnen Punkten einschätzt. Das kann vielleicht helfen, das alles etwas nüchterner zu sehen. Ich bin mir fast sicher, dass es da auch für Dich viele Red Flags sind und gleichzeitig wenige Deiner Bedürfnisse in Bindung mit ihr erfüllt werden.


    Leider hat unser Hirn einen Wiederholungszwang. Den muss man überlisten, auch wenn es anstrengend ist, denn unser Hirn liebt Dinge, die es kennt, auch wenn sie uns schaden. Sie bedeuten einfach weniger kognitiven Stress. Aber dafür umso mehr nachhaltigen emotionalen Stress.


    Liebe Grüße


    Mylo

  • Hallo Claudia,


    erstmal herzlich willkommen bei uns. Da hast wohl das erste Buch von ihr gekauft, inzwischen geht sie nicht mehr so "endgültig" vor. Gibt auch viele Podcast mit ihr "Stahl aber herzlich" & "so bin ich eben", habe selber sehr viel angehört. Das wird viel erklärt warum und wieso jemand auf seine Art und weise reagiert.
    Das schürt, für mich inzwischen, aber schon fast zu viel Hoffnung und Verständnis, dem BÄ gegenüber und verhindert die gesunde Trennungsagression.
    Da ist der Hemschemeier "Liebeschip" etwas mehr auf anderen Seite, hier geht es nur darum was der andere tut und nicht warum!

    Ich war die letzten Monate selber hin und her gerissen, Kontakt oder nicht. Momentan, ja ich formuliere das jetzt mit Absicht mal so (machen BA auch gerne), habe ich losgelassen und merke es ist besser es sein zu lassen.
    Habe aber auch gerade 2 sehr wichtige und große Baustellen in meine Leben angegangen, arbeitstechnisch wie privat, raus aus meiner Komfortzone.
    Meine Therapie fängt jetzt auch an, mal schauen wie es wird.

    Aber zurück zu Dir / Euch, ihr habt nicht viel Kontakt gehabt wenn ich das richtig rausgelesen habe. Du musst Dir im klaren sein, daß es, auch wenn ihr zusammen seid, so bleiben könnte. Nennt sich dann Krümmelbeziehung.

    Keine Regelmäßigkeiten, keine dauerhaften Zärtlichkeiten / Kuscheln, immer wieder Rückzüge, Empathielosgkeit Dir gegenüber, Ambivalenz. Und im Grunde immer damit rechnen zu müssen, daß Schluss gemacht wird, selbst / oder gerade dann wenn es ganz wunderbar läuft. Nichts wo man sich fallen lassen kann...

    Ich musste mal für eine Therapeutin eine Liste machen, was ich mir von einer Beziehung wünsche, und ich musste feststellen, daß ich in meiner "Beziehung" mit ihr so gut wie keinen Punkt hatte der gepasst hätte.

    Ich will damit sagen, und ich verstehe Dich nur zu gut, es hat nicht wirklich Sinn dieser Beziehung hinterher zu rennen. Am Ende wird es vermutlich nur Verlieren geben und Du als VA wirst diejenige sein, die am meisten leidet.
    Aber ja, an der BA kann gearbeitet werden das stimmt, dauert allerdings eher Jahre wie Monate...


    Letztlich können wir Dir nur Ratschläge geben und Erfahrungswerte vermitteln, entscheiden tust Du es letztlich allein für Dich.
    Und ich glaube schon zu wissen wie diese Entscheidung ausfällt ;)

    Loslassen braucht einfach Zeit und die eine oder andere extra Runde auf dem Karussell.

  • Hallo, ich finde auch, dass es problematisch klingt und weitere Verletzungen vorprogrammiert sind und würde vorsichtig voraussagen, dass sich das nicht zum Guten für dich wendet. Sehe es wie meine Vorschreiber. Dieser Datedoktor macht in meiner Sicht Geld mit den Hoffnungen von Menschen und stellt Dinge in Aussicht, die eigentlich auf Sand gebaut sind. Wende dich lieber dir selbst zu, so hast du nach einiger Zeit und Arbeit die Möglichkeit, dass du andere Menschen anziehst und selbst solche nicht mehr so anziehend findest. Dieses lohnt sich wirklich sehr, auch wenn der Weg beschwerlich ist und lange dauert.

  • Hallo, danke für eure Nachrichten. Ich hatte wohl gehofft, ihr könnt mir Tipps geben, wie ich mich verhalten soll. Welche Sätze ich ihr gegenüber unbedingt vermeiden sollte. Doch ihr seid euch ja überraschend einig, dass das mit Sandra und mir zu nichts führt. Und vielleicht weiß ein Teil von mir das auch. Nur dieses bescheuerte Herz will es nicht wahrhaben. Und dieser innere Konflikt bremst mich gerade und hat mich dazu bewogen, hier zu schreiben.

    Ich hab nächsten Monat vielleicht ein Date. Ich schreibe "vielleicht". Denn auch diese Frau wirkt derzeit nicht besonders bemüht.

    Ich wünsche mir eine Frau an meiner Seite, die weiß, dass Beziehungen Arbeit sind, und die bereit ist, um mich zu kämpfen. So wie ich für sie. Scheint nicht leicht zu sein in unserer Zeit.

    Kann es sein, dass wir alle hier schon Erfahrungen mit Therapie gemacht haben? Kann das Zufall sein?

    Ich war mal in eine Kollegin verliebt, sie ist hetero und war zumindest damals vergeben. Freundschaften mit Kollegen wollte sie auch keine. In ihrer Nähe hatte ich wortwörtlich weiche Knie, ich dachte ans kündigen. Ich hab mich drei Jahre lang um sie bemüht, ihr kleine Geschenke gemacht, immer bei ihr vorbei geguckt. Und was soll ich sagen. Heute sind wir gute Freunde, und sie bemüht sich mittlerweile mehr um mich, als ich mich um sie. So kann es gehen, wobei sie wahrscheinlich keine BA hat und wir auch nie ein Paar waren. Also ganz was anderes als bei Sandra.

  • Eine gute Taktik? Es sind keine Spielchen

    Leider finde ich schon, dass das manipulativ, mindestens aber unehrlich - v. a. Dir selbst gegenüber - ist. Du willst befreundet sein mit dem Hintergedanken und dem Wunsch, dass sie sich doch noch in Dich verliebt. BA haben aus Selbstschutz sehr feine Antennen, und es ist gut möglich, dass sie Dich genau deswegen erst recht auf Abstand hält. Du selbst müsstest dazu Deinen Bindungswunsch unterdrücken und verleugnen, um überhaupt etwas von ihr zu bekommen. Die Crappy Childhood Fairy nennt das "crapfitting" - sich an Umstände anpassen und akzeptieren, die einem nicht guttun.


    Es gibt auch kein Handbuch "BÄ in mich verliebt machen" oder "Wie führe ich mit einem BÄ eine gelungene Beziehung", obwohl vieles nach Strickmuster in diesen Liaisons zu laufen scheint. Es obliegt Deiner eigenen Wahrnehmung und Einschätzung, die Situation zu handhaben und das zugrundeliegende Problem zu erkennen, zu verstehen und daraus zu lernen, um daran emotional zu wachsen. Wir kennen weder Dich noch Sandra persönlich, um die Lage wirklich einschätzen zu können.

    Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.

    (2. Tim. 1:7)

    2 Mal editiert, zuletzt von Wurmleiche ()

  • Es gibt auch einen Weg, zu dem ich allerdings nicht unbedingt raten würde.


    Es kann gut sein, dass ich hier jetzt Gegenwind bekomme. Andererseits empfehle ich dieses Vorgehen ja auch nicht.


    Wenn man einmal akzeptiert hat, dass man nur die Krümel bekommt, weil es nach jedem On wieder ein Off gab, kann man sagen:


    " Alles klar, mit Dir wird es niemals ein Commitment geben. Deshalb mach ich jetzt genau so mein Ding und erwarte nichts mehr von dir. Die Beziehung ist nicht mehr exklusiv und ich habe auch Sex mit anderen. Wenn du wieder deine Anfälle kriegst, und mit das zu blöd wird, haue ich ab und wenn du dich wieder gefangen hast, kannst du dich gerne melden.

    Du hast diese Form der Komfortzone definiert und dann bleibe ich noch solange, bis ich jemand anderes finde, oder wir beide keine Lust mehr haben."


    Das setzt natürlich voraus, dass man schön ganzes Stück an Selbstwert aufgebaut hat. Und es birgt erhebliche Gefahren. Das ganze geht wirklich nur mit wirklicher Coolness und der Akzeptanz, dass es sowieso nichts für die Ewigkeit wird, weil das Grundmuster sich nicht ändern wird.


    Im Prinzip verhält man sich ebenso distanziert wie der BA, allerdings mit dem Unterschied, dass man das ganze kommuniziert und reflektiert und ohne Drama hinbekommt.


    Aber wie gesagt. Empfehlen würde ich das nicht uneingeschränkt. Vielleicht eher etwas für Fortgeschrittene, die sowieso schon mit anderthalb Beinen aus der Sache ausgestiegen sind.

  • Wenn du wieder deine Anfälle kriegst, und mit das zu blöd wird, haue ich ab und wenn du dich wieder gefangen hast, kannst du dich gerne melden.

    Hey Tom, also ich finde das gar nicht so schlecht. ^^ Im Grunde sagt man da ja wirklich genau das, was man empfindet. Und ich glaube, manche/r BÄ braucht das eventuell auch so. Eine klare Ansage. Wenn das passiert, hat es das zur Folge. Kommuniziert werden muss es so oder so. Alles andere gibt BÄ wieder Spielraum der möglichen Fehlinterpretation oder ggf. dann auch der eigenen „Wahrnehmungsverzerrung”. Es gibt nicht immer die Reflektion des eigenen Verhaltens, dass weiß man ja. Spielraum gibts natürlich, wie diese Inhalte übermittelt werden. Deine Variante ist sehr klar und deutlich... ^^ aber auch weit entfernt von irgendeinem Verständnis und das halte ich für sinnvoll... Diese sogenannten „Anfälle” (egal welcher Art) sind ja grundsätzlich nicht hinnehmbar und umso wichtiger ist es, hier klare Stellung zu beziehen. Ich selbst hatte es wahrscheinlich zu soft ausgedrückt, weil mir so eine knallhart-Kommunikation auch eher fern liegt, denke aber im Nachhinein, so wäre es „besser” gewesen... Das kann man sicherlich auch nur so machen, wenn man, wie Du sagst, auch bereit ist, die Beziehung oder das Miteinander zu beenden. Zumindest wird es schwieriger, wenn VA schon in einem selbst getriggert wurde. Die gilt es dann wahrscheinlich einfach zu überwinden und es trotzdem so zu machen. Man muss es dann aber auch wirklich so umsetzen und nicht wieder in die Knie gehen, wenn die erhoffte Verhaltensänderung nicht einsetzt.

  • Hi Tom,

    deine Idee hat gewissen Charme. Ich denke, das ist eine Form des Loslassens. Für den Menschen da sein und ihn lieben, aber sich auch klar sagen: mich liebe ich im Endeffekt mehr.


    Ich hab gestern angefangen, mich mit dem Kommanukitationstraining von Vera Birkenbihl auseinander zu setzen. Kommunizieren fällt mir nämlich mitunter schwer. Nicht nur Sandra gegenüber. Auch mit meinem Vater hakt es da als, oder auf der Arbeit komm ich unhöflich rüber, obwohl es nicht beabsichtigt war. Die Tücken der Kommunikation über Teams, wo man früher noch ins Nachbarbüro gelaufen ist.

    Mein Fehler: Ich hab das Sandra geschrieben. Sie hat natürlich nicht drauf geantwortet. Was soll sie mit der Information auch anfangen. Ich handle zu oft aus dem Impuls heraus, ich wünsche mir ihre Nähe, möchte gemocht werden und schreibe. Jetzt hab ich als Smartphonehintergrund eingestellt: "Lass los. Schreib ihr nicht." Wenn ich das nächste Mal einen VA-Anfall bekomme, um mich selbst zu disziplinieren. Hoffentlich funktioniert es.

    Etwas Sorge macht mir: Nächste Woche steht unser Geburtstag an. Wir haben witzigerweise am gleichen Tag Geburtstag. Soll ich sie ignorieren? Ihr nicht zu gratulieren wäre nicht meine Art, ich würde ihr schon gerne schreiben. Doch wenn sie mir umgekehrt nicht gratuliert, ich glaub, das könnte ich nicht verzeihen. Und vor dieser Verletzung habe ich Angst.

  • Finde die Methode von tom1aufdersuche auch interessant, sage ich aus BA Perspektive, die allerdings auch ein Mal auf der anderen Seite war. Bloß schätze ich, dass ein Großteil derer, die hier schreiben und um Rat bitten zu ihrem BA- Menschen, soweit eben NICHT sind.

    Habe hier nun schon einiges gelesen und man überschätzt sich dann ja eher und diese Hoffnungen, doch etwas zu ändern agieren ja häufig ziemlich unbewusst, während man sich vormacht, das alles im Griff zu haben.


    Und WENN man soweit wäre, es tatsächlich so hinzubekommen, halte ich es für ziemlich wahrscheinlich, dass man dann auch soweit ist und sich auf so etwas nicht mehr einlassen mag, sondern eher auf einen Menschen, von dem da mehr zurück kommt. Wisst ihr, wie ich meine? Ich vermute, nur in Ausnahmefällen könnte das gehen.


  • Und WENN man soweit wäre, es tatsächlich so hinzubekommen, halte ich es für ziemlich wahrscheinlich, dass man dann auch soweit ist und sich auf so etwas nicht mehr einlassen mag, sondern eher auf einen Menschen, von dem da mehr zurück kommt.

    Das glaube ich auch. Es kommt hinzu, dass es ja auch die BA-Betroffenen gibt, die neben der Distanz auch ein hohes Maß an Sicherheit benötigen. Diejenigen würden mit so einer Regelung dann wahrscheinlich auch wieder nicht gut klarkommen...

  • Genau LilaLyla , das kann ich mir auch vorstellen.

    Es ist ein interessanter Gedanke, finde ich nach wie vor. In der Praxis würde es wahrscheinlich aber meistens doch scheitern. Auf der einen oder anderen Seite. Das ist nur eine Vermutung meinerseits.

  • Vermute ich auch. Die bindungsunsicheren Menschen, die ich kenne, ob BA oder VA oder - wie so oft - die Mischform, haben ein Thema mit dem (kindheitsbedingten) Glaubenssatz nicht gut genug zu sein. Da ist so eine lockere Regelung wohl eher Zündstoff...

  • Ich sehe das ähnlich wie ihr.

    Das ganze geht nur, wenn einen das mögliche Ende nicht mehr schocken kann.


    Es ist ja letzlich auch nicht das, was man sich als Beziehungsform wünscht.

    Allerdings verbirgt sich in meinem Fall hinter der VA auch eine leichte, latente BA und ich stelle langsam fest, dass es durchaus auch gewisse Vorzüge hat, in einer solch offenen Konstellation zu leben.


    Ich muss natürlich gut abwägen, ob mir das schadet und im Moment bin ich mir garnicht so sicher, ob eine enge Beziehung wirklich das richtige für mich ist.


    Auf jeden Fall kann ich sagen, dass eine Distanzierung ohne Drama (so nach dem Motto: "Gut, ich merke, du bist wieder in deinem Ablehunungs-Modus - dann mach das mit dir selbst aus - wir sehen uns in ein paar Tagen") erheblich stabilisierend auf meinen Selbstwert wirkt.


    Andererseits bietet das natürlich auch Raum für Probleme, was eine mittelfristige Planung von Unternehmungen angeht. Da bin ich praktisch ständig darauf gefasst, dass ich alleine oder mit jemand anderes fahre.


    Desweiteren gibts durchaus auch Situationen, in denen er einen Treffer landet. Da denke ich dann, ob Trigger hin oder her, dass lasse ich mir nicht gefallen und dann reagiere ich auch entprechend mit einer scharfen Ansage.


    Alles in allem ist das keine soooo einfache Sache... Aber ich will den Thread hier auch nicht mit meinem Thema kapern.


    Claudia

    Ich finde, wenn du das Bedürfnis hast, kannst du eine eine sehr kurze Gratulation schicken. Sie kann ja unverfänglich sein: "Alles gute" und n Smiley.


    Wenn du aber andererseits überlegst, eine wirkliche Kontaktsperre einzulegen, kannst du das auch freundlich kommunizieren.


    "ich muss heilen, das kann ich nur im 0-Kontakt. Bitte lass uns den Kontakt abbrechen, damit meine Seele gesunden kann."

    Oder so in der Art. Da wäre dann nach meiner Ansicht auch kein Raum mehr für Geburtstagsgrüße. Ein weiterer Vorteil einer (evtl vorläufigen) Sperre wäre auch, dass die mögliche Verletzung, dass sie nicht gratuliert nicht eintreten kann, da ja dann Sperre ist.


    Ich weiß aber auch, wie schwer das ist, sowas hart durchzuziehen.

  • Etwas Sorge macht mir: Nächste Woche steht unser Geburtstag an. Wir haben witzigerweise am gleichen Tag Geburtstag. Soll ich sie ignorieren? Ihr nicht zu gratulieren wäre nicht meine Art, ich würde ihr schon gerne schreiben. Doch wenn sie mir umgekehrt nicht gratuliert, ich glaub, das könnte ich nicht verzeihen. Und vor dieser Verletzung habe ich Angst

    Wenn du whatsapp hast, kannst du es vielleicht im Status machen. Unpersönlicher, aber doch klar. Mir fällt das manchmal leichter, ich weiß, das klingt merkwürdig. Es kann auch sein, dass ihr das zu nah wäre, wenn du ihr direkt gratulierst. Der Vorteil ist, dass es so vielleicht weniger verletzend sein kann für dich, sollte von ihr nichts kommen, gerade weil du es ihr nicht persönlich gesendet hast.

  • Toms Vorschlag bringt der Hemschemeier auch öfter.

    Ich finde das auch gar nicht Mal einen abwägigen Vorschlag. Allerdings glaube ich, dass nur die wenigstens hier an dem Punkt sind, wo man die nötigen Tools und Stabilität hat, dieses umsetzen zu können.


    Man darf eben nicht mehr Liebessüchtig sein. Man muss sich abgrenzen können, keine übermäßige Verlustangst (mehr) haben. Bei sich bleiben, reflektiert und emotional möglichst stabil sein.


    Aber(!) ich denke die Vorgehensweise übt auch alle oben genannten Punkte.


    Da kann ich aus Erfahrung sprechen.

  • " Alles klar, mit Dir wird es niemals ein Commitment geben. Deshalb mach ich jetzt genau so mein Ding und erwarte nichts mehr von dir. Die Beziehung ist nicht mehr exklusiv und ich habe auch Sex mit anderen. Wenn du wieder deine Anfälle kriegst, und mit das zu blöd wird, haue ich ab und wenn du dich wieder gefangen hast, kannst du dich gerne melden.

    Du hast diese Form der Komfortzone definiert und dann bleibe ich noch solange, bis ich jemand anderes finde, oder wir beide keine Lust mehr haben."

    Bei meinem Stachelschwein hat das nur eine (wie ich erst später verstand) Bindungsvermeider-typische Trotz- und "Dann-mach-doch-/viel-Spaß-mit-Deinem-Neuen"-Reaktion hervorgerufen und letztes Jahr den Anfang vom Ende eingeläutet. (Ich habe selbst auch schon so auf sowas reagiert - bei solchen manipulativen Spielchen ist bei mir der Ofen aus.)


    Versuchen kann man sowas natürlich, weswegen ich eben sage, dass es a) kein Handbuch gibt und b) jeder selbst schauen muss, was für ein Exemplar er da hat und wo man mit demjenigen steht. Die Bindungstheorie ist da hilfreich, aber nur ein Puzzleteilchen.


    Die hier geschilderte Situation klingt sehr danach, dass sich der BÄler (Sandra) schon recht weit entfernt hat und da nicht mehr viel zu holen ist.

    Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.

    (2. Tim. 1:7)

    11 Mal editiert, zuletzt von Wurmleiche ()

  • Soll ich sie ignorieren?

    Ja. Bleib so cool, wie es nur geht, feier selbst schön, sofern möglich, und widme ihr einfach keine Aufmerksamkeit. Sie hatte Dich sicher, und jetzt hat sie halt Pech.

    Denn Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.

    (2. Tim. 1:7)